Welche Wahl hat man?

von
Peter Djordjevic

09/09

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Belange die eigenen Kinder betreffend sind nachhaltiger. Jedenfalls bei mir. Meine Tochter, vierzig Jahre, Groß- und Einzelhandelskauffrau, ein paar Jahre in Betrieben gearbeitet, darunter zwei Jahre bei UPS in Irland, um dann Betriebswirtschaft zu studieren. Nach erfolgreichem Abschluss mit Diplom musste kurzfristig beim Arbeitsamt zwischen geparkt werden. Um ihr die Zeit kurzweilig zu gestalten, wurde sie zu einem Englischkurs geschickt.

Bei unserem letzten Treffen haben wir über Altersversorgung geredet. Ich, heute 61 Jahre Bauarbeiter, HartzIV „Betroffener“ erzählte ihr vom Generationenvertrag. Mir wurde als Vierzehnjährigem gesagt, Junge hau rein und zahl´ brav die Rentenversicherungsbeiträge, davon werden die Rentner bezahlt, die jetzt Rente bekommen, auch denen, die im Krieg waren, denen der böse Feind die Arbeitsfähigkeit weggeschossen hat. Gesagt getan, es wurde immer alles gegeben für die Rentenversicherung, in den Krisen der 70er Jahre und 80er Jahre, wenn auf dem Bau die Leute reihenweise arbeitslos wurden, nur den Beitrag, den das Arbeitsamt zahlte.

Nun wurde ich 2003 arbeitslos und bin es immer noch. Durch HartzIV sind meine Ersparnisse für schlechte Zeiten drauf gegangen. Herr Hartz hat es einziehen lassen beziehungsweise erst dann gezahlt, wenn nicht mehr zu holen war. Jetzt steht da dieselbe Kaste von Politikern und erzählt was vom Rentnerberg und Demographie, ab und an auch noch mit einem jungen Abgeordneten, oft heißen die Misssfelder, die verkünden, wir zahlen doch nicht für die Alten, die plündern uns aus. Nur, da ist kaum was eingezahlt und meine Beiträge haben sie schon.

Jedenfalls war die Überlegung bei meiner Tochter, ob sie denn nicht privat einzahlen sollte oder einfach sparen. Bargeld lacht. Die Inflation wird durch Zinsen ausgeglichen und das „Stammkapital“ bleibt erhalten. Also so wie es der Staat gerade nicht macht. Nur was ist, wenn die ganzen Ausbildungszeiten aus der Rente herausfallen, wenn sie die letzten zehn Jahre keine Arbeit hat? Dann kommt Herr Hartz und will die Ersparnisse. Ungünstige Möglichkeit. Was wenn Herr Riester das Geld bekommt und die gesetzliche Rentenhöhe kommt nicht an die Armutsgrenze, dann wird die Private mit angerechnet und man ist an der Armutsgrenze auch mit privaten Beiträgen. Da wäre man auch gewesen ohne private Vorsorge. Hinzu kommt, dass Gesetze zur Enteignung der gesetzlichen Versicherungen ruck zuck verabschiedet werden, (siehe Mauerfall) von allen Parteien, sie müssen nur an der Regierung sein.

Fazit: In allen Krisen steckt eine Chance, die Möglichkeit für einen neuen Anfang. Nicht einzahlen und auch nicht sparen. Öfter eine Party machen und viele Freunde einladen. So versaut man sich das Heute nicht. Und bei der Wahl? Gibt es eine Entscheidung, die mehr wäre als die zwischen Pest oder Cholera?

Editorische Anmerkungen

Den Text erhielten wir vom Autor.