Betrieb & Gewerkschaft

Zwei Berichte von den Klassenkämpfen im Iran

von  Iran-Arbeiterbewegung-Info

09/11

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Arbeiteraktivisten und Studenten vor Gericht   

18.08. Die drei Arbeiter Shahrokh Zamani, Seyed Buick Seyedlaar, Mohammad Jarahi und die Studenten Nima Jaghub Pur und Sassan Wahabi wurden vor das Revolutionsgericht der Stadt Tabrīz in der Provinz Azarbayjan gestellt. Sie wurden zwischen dem 7.6. und dem 10.06 verhaftet und wurden etwa einen Monat in Tabrīz in Einze-haft festgehalten. Der Prozess für alle fünf Angeklagten dauerte nur 1,5 Stunden und nur zwei von Ihnen wurden anwaltlich vertreten. Berichten zu Folge hat das Gericht für die Freilassung von Seyedlaar eine Kaution in Höhe von 30 Millionen Toman angesetzt. Nun bemüht sich seine Familie um die Bereitstellung der Kaution.  

Die absurden Anklagepunkte gegen Shahrokh Zamani lauten:  

·         Beteiligung am Organisieren einer illegalen Gruppe und gegen das System unter dem Namen Demokratische Arbeiterbewegung.

·         Teilnahme an und Organisieren von Versammlungen und Verschwörungen gegen die nationale Sicherheit mit illegalen Aktivitäten und Programmen.

·         Teilnahme an Aktivitäten, wie die Verbreitung von Veröffentlichungen gegen die Islamische Republik und zu Gunsten der Demokratischen Arbeiterbewegung und illegaler Gruppen, wie die VolksModschahedin und die Volksfedayin Guerilla.  

Der Staatsanwalt verdeutlichte in der Tat seine Ahnungslosigkeit von Studenten- und Arbeiterbewegungen durch Auflisten von Begriffen und Namen, wie bewaffneter Aufstand und Guerilla. In diesem Prozess wurden die Angeklagten wie immer nach ihren Überzeugungen und Ideen wie in einem Inquisitionsgericht befragt.  

Der gewalttätige Umgang der Wächter mit den Kindern von Seyedlaar, die ihren Vater begrüßen wollten, war ein hässliches Bild. Drei der Angeklagten hatten keine Möglichkeit, sich einen Anwalt zu nehmen. Die Aktenansicht wurde den Anwälten einige Tage vor dem Gerichtstermin der zwei Angeklagten erlaubt.  

Trotz all dem Druck und Einzelhaft zeigten die Angeklagten starken Kampfgeist. Vor dem Gerichtsgebäude standen die Familien, Freunde und Kommilitonen der Angeklagten. Die Familien der Verhafteten haben viel gelitten, täglich beim Gericht und dem Gefängnis nachzufragen und keine Antwort zu bekommen, keine Einkommensquelle zu haben, Drohungen und Einschüchterungen ausgesetzt zu sein. 

Ankündigung der Gründung einer Arbeiterinnen Gewerkschaft 

10.08. Das Gründungskomitee der Arbeiterinnen-Gewerkschaft von der Mehrane Taschen -und Schuhfabrik in der Stadt Shūshtar schreibt:

Solidarische Grüße an die Arbeiter und Arbeiteraktivisten! 

Wir Arbeiterinnen dieses Unternehmens werden geschlechtsspezifisch diskriminiert, weil wir Frauen sind. Wir haben stets dagegen gekämpft, aber unser Kampf hat noch keine Früchte getragen, weil wir nicht organisiert sind und auch wegen des fehlenden nötigen Kontaktes zu den Arbeiteraktivisten und den internationalen Arbeiterorganisationen. 

Wir erhalten für die gleiche Arbeit viel weniger Geld. Darüber hinaus werden wir durch die Instrumentalisierung des Tschador-Zwangs noch zusätzlich unterdrückt. 

Deswegen haben wir uns fest vorgenommen, uns für die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, die Eliminierung von jeder Art von Diskriminierung und die Erlangung von Zielen und Forderungen unserer Klasse einzusetzen. 

Auf diesem Weg benötigen wir die Unterstützung und Solidarität aller Arbeiter, Arbeiteraktivisten und internationaler Arbeiterorganisationen. 

Wir hoffen, dass die Verantwortlichen dieses Landes eines Tages die international anerkannten Arbeiterrechte umsetzen. 

Besten Dank,
Gründungskomitee der Arbeiterinnen-Gewerkschaft
der Taschen -und Schuhfabrik Mehrane der Stadt Shūshtar

Editorische Hinweise

Wir haben die Informationen von der Seite Iran-Arbeiterbewegung-Info.
Weiteres findet sich dort in der neuesten Ausgabe des Info:
http://www.supero.in/a/Iran-Arbeiterbewegung-Info-Ausgabe-14_August2011.pdf