Die Strömung des gewaltfreien Anarchismus in der BRD wird 40 Jahre alt!
Die Zeitschrift Graswurzelrevolution feiert ihr Jubiläum mit einem Kongress vom 7.-9. September in Münster


Presseinformation von
Bernd Drücke - Redakteur der Graswurzelrevolution

09-2012

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Ihre Vorläufer sind ein bunter, auf den ersten Blick widersprüchlicher Haufen von Namen und Bewegungen: Gustav Landauer, Clara Wichmann, der explizit gewaltfreie Flügel der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft  FAUD in den Zwanzigerjahren, die schwarzen StudentInnen des Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC) der US-Bürgerrechtsbewegung in den Sechzigerjahren. Kurz: Es ist eine Mischung aus Bakunin und Gandhi, d.h. der Versuch, die Ideen und Praxen des Anarchismus und der Gewaltfreiheit zusammenzubringen und daraus eine emanzipatorische Strömung zu entwickeln: das "politische Spektrum" -- wie man/frau dazu  lange gesagt hat -- des gewaltfreien Anarchismus, der sich seit 1972 in verschiedensten Organisationsformen in und um die Zeitschrift  Graswurzelrevolution ausdrückte.

Dabei konnten die Graswurzel- und gewaltfreien Aktionsgruppen aus ihrer  Sicht in vier Jahrzehnten durchaus viel bewirken. Gleich nach ihrer Gründung, die durch wichtige internationale Einflüsse unterstützt wurde  (Larzac-Widerstand, Kampagnen der War Resisters' International usw.), erarbeiteten die ersten Gruppen zusammen mit den badisch-elsässischen Bürgerinitiativen das Konzept für die Platzbesetzungen in Wyhl: Die  Ökologie- und die Anti-AKW-Bewegung (heute: Anti-Atom-Bewegung) waren geboren. Immer wieder griffen die oft von den Autonomen oder anderen Linken in nicht immer unkomplizierten internen Auseinandersetzungen als  "die Gewaltfreien" abgekürzten Gruppen (das hatte den für sie netten Nebeneffekt, dass sie den Anarchismus gleich mit wegkürzen konnten!) mit  konstruktiven Aktionskonzepten in laufende soziale Massenbewegungen ein  und führten diese Bewegungen dabei auch aus Sackgassen: so etwa beim Besetzungs- und Räumungskonzept der Republik Freies Wendland 1980, die  nach den verlorenen Bauzaunschlachten 1977/78 eine neue Aktionsperspektive jenseits von Grünen und RAF eröffnete; oder etwa bei der Propagierung des Angriffs auf die Infrastruktur der Atomindustrie  durch die Blockaden der Transportwege. Gewaltfrei-revolutionäre Strategie heißt noch heute, dass auch eine kleine Minderheit wirksam  eingreifen kann, wenn sie strategisch richtig analysiert, wo das schwächste und angreifbarste Glied einer scheinbar übermächtigen  Herrschaftsstruktur ist -- anstatt rrrrrrums!!! da sinnlos reinzurammen,  wo der hochgerüstete Polizeistaat einen sowieso erwartet. Insofern haben 40 Jahre Anti-Atom-Aktionen von gewaltfrei-anarchistischen Gruppen in  Wirklichkeit weit mehr Anteil an Teilerfolgen wie z.B. dem -- unvollkommenen und schon wieder infrage gestellten --  Atom-Ausstiegsbeschluss als alle (Täter-)Parteien zusammen.

Auch in anderen sozialen Bewegungen waren die Gruppen aus dem Spektrum  des gewaltfreien Anarchismus prägend aktiv, etwa in der Friedensbewegung der Achtzigerjahre, deren Massenaktionen sie -- vergeblich -- zu  radikalisieren versuchten; in der antirassistischen Bewegung der  Neunzigerjahre, als sie die Bonner Blockade der Asylrechtsabschaffung im  Bundestag mitorganisierten usw. usf. -- all das führte zu einer  Verbreitung von direkten Aktionen des zivilen Ungehorsams, die heute die Antiglobalisierungs- oder die Occupy-Bewegung wie selbstverständlich  anwendet und weiterentwickelt.

Dass der gewaltfreie Anarchismus auch heute noch beansprucht, ein  gesamtes Gesellschaftskonzept der Befreiung zu vertreten und dies auch nach wie vor mittels einer gewaltfreien Revolution, ohne Parteien und  Parlamentarismus also, erreichen will, zeigt das prallvolle Programm des Kongresses zur Feier des 40-jährigen Zeitungsbestehens, der vom 7.-9. Oktober in Münster stattfindet und zu dem diese kleine Bewegung die  gesamte, große und wie so oft auch heute wieder ratlose Linke in der BRD einlädt.

Ein detailliertes Kongressprogramm finden Sie hier:
http://www.graswurzel.net/news/40jahre.shtml

Medienberichte zur Graswurzelrevolution hier:
http://www.graswurzel.net/ueberuns/index.html#medien

Editorische Hinweise
Wir
erhielten die PM von der Red. Graswurzelrevolution