Betrieb & Gewerkschaft
Ohne Menschen keine Marge
Zukunft mit den Beschäftigten gestalten

Siemens Vertrauensleutekonferenz am 21.08.2013

09-2013

trend
onlinezeitung

Vorbemerkung: Wir veröffentlichen dieses schwarze Dokument der Klassenkollaboration für alle diejenigen, die immer noch glauben, dass der Kampf der proletarischen Klasse sich auch heute auf diese vermeindlichen Kernschichten der Klasse stützen müsste, wobei sie ganz offensichtlich die Arbeiteraristokratie repräsentieren, die sich im Kapitalismus zuhause fühlt. Lenin folgerte aus solchen Erscheinungen: "Ohne die ökonomischen Wurzeln dieser Erscheinung begriffen zu haben, ohne ihre politische und soziale Bedeutung abgewogen zu haben, ist es unmöglich, auch nur einen Schritt zur Lösung der praktischen Aufgaben der kommunistischen Bewegung und der kommenden sozialen Revolution zu machen.« (LW, Bd. 22, S. 198) - kamue/red. trend

Erklärung der Betriebsräte/innen und Vertrauensleute

Am 21.08.2013 haben 60 Betriebsräte/innen und Vertrauensleute der acht Berliner Siemens Betriebe auf einer Konferenz ihre Vorschläge und Ideen aus den jeweiligen Betrieben zu Siemens 2020 – für eine nachhaltige Entwicklung und zur Sicherung der Arbeitsplätze – vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Mit dieser Zwischenbilanz werden die Gespräche mit den Beschäftigten fortgesetzt, an ausgewählten Vorschlägen weitergearbeitet und zukünftige Aktionen in Berlin geplant.

Vor genau sechs Monaten - am 21. Februar 2013 - fand der bundesweite Siemens-Aktionstag der IG Metall, gemeinsam mit Tausenden Beschäftigten, ihren Betriebs-räten und Vertrauensleuten gegen das vom Vorstand aufgelegte „Siemens Effizienz-programm 2014" statt, welches die Sektoren auf eine Marge von 12% verpflichtet und Einsparungen in Höhe von 6,3 Mrd. € vorsieht. Dieses Programm bedeutet praktisch Verlagerungen und Verkauf von Betrieben und somit Abbau von Arbeitsplätzen.

Nach dem hektischen Treiben der letzten Wochen im Zusammenhang mit dem Vorstandswechsel bei Siemens erwarten wir Betriebsräte und Vertrauensleute vom Vorstand eine Kurskorrektur. Das margenorientierte Programm muss zugunsten einer nachhaltigen Unternehmenspolitik überarbeitet werden: nicht das Morgen entscheidet das Wohl des Unternehmens, sondern das Übermorgen!

Berlin ist der größte Produktionsstandort von Siemens und zugleich ein Schaufen-ster für industrielle Spitzentechnologie von Siemens, beispielsweise beim Gastubinenbau (Turbinenwerk Moabit), in der Entwicklung und Fertigung von elektrischen Spezialantrieben (Dynamowerk), bei Schaltanlagen für die Hoch- und Mittelspannung (Schaltwerk), bei Überwachungssystemen für Hoch- und Mittelspannungsnetze (Meßgerätewerk) und bei Bahnsicherungssystemen (Standort Treptow). Für ein bezahlbares Gesundheitssystem liefern wir aus Berlin (Softwareentwicklung und Vertrieb für Healthcare) genauso einen Beitrag wie für neue Technologien (Corporate Technology und Entwicklung in Adlershof). Unsere Vertriebsorganisation (Niederlassung Berlin) ist unsere Verbindung zu den Kunden vor Ort, aus dem hervorragenden Service gewinnen wir gute Ergebnisse und stärken die Kundenbindung in der Region und weit darüber hinaus.

Obwohl die Betriebe der Siemens AG in Berlin bei Produkten und Technologien gut aufgestellt sind, werden im Zuge der „Planerfüllung" mehrere hundert Arbeitsplätze in unserer Stadt durch das Effizienzprogramm 2014 bedroht! In einer Zeit, in der es auch für Siemens absehbar ist, dass man auf dem Arbeitsmarkt um gute und junge Arbeitskräfte konkurrieren muss, ist Beschäftigungsabbau aus kurzfristigem Gewinn-interesse der falsche Weg. Von Siemens als größtem privaten Arbeitgeber in Berlin erwarten wir bei kurzzyklischen Schwankungen in einzelnen Betrieben flexible Lösungen und die Nutzung lokaler Synergien über Sektorengrenzen hinweg.

Unsere Antwort als Betriebsräte, Vertrauensleute und Beschäftigte auf das Effizienzprogramm 2014 lautet: wir engagieren uns für nachhaltige und qualifizierte Arbeitsplätze an unseren Standorten! Wir fordern die jeweiligen Betriebsleitungen und den Vorstand auf, Forschung und Entwicklung auszubauen, Wertschöpfung in den Betrieben zu stärken, am Standort Berlin in Zukunftsfelder zu investieren, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter zu qualifizieren. Wir fordern eine langfristige Perspektive und nennen unsere Antwort „Siemens 2020". Damit zeigen wir, dass wir langfristig denken – denn wir wollen, dass die Menschen auch in den kommenden Jahren bei Siemens ihr Einkommen finden.

Auf der Siemens Vertrauensleute-Konferenz am 21.08.2013 ziehen wir ein Zwischenresümee. Unser Resümee lautet:

  • Die Beschäftigten aus den Berliner Standorten und
  • aus den verschiedensten Arbeitsbereichen - z.B. Fertigung, Montage, Forschung und Entwicklung, Engineering, Vertrieb, Logistik, Administration haben vielfältige und konkrete Vorschläge für die einzelnen Betriebe sowie für Siemens Berlin als Ganzes entwickelt.

Wir bieten den Berliner Betriebsleitungen den Dialog und die Zusammenarbeit für unsere Zukunft an!

Wir schlagen den Berliner Betriebsleitungen vor:

  • Berlin als größten Produktionsstandort von Siemens zu erhalten und weiterzuentwickeln,
  • Ein E-Mobility-Projekt in Berlin zu initiieren,
  • Smart Grid Lösungen für Windkraft / erneuerbare Energien und Energiespeicherlösungen in der Vorzeigeregion Berlin / Brandenburg anzubieten,
  • Berlin als F&E Standort, u.a. für integrierte Lösungen beim Management erneuerbarer Energien auszubauen.

Für jeden Berliner Betrieb haben die Beschäftigten weitere Ideen und Vorschläge, um die Arbeitsabläufe zu verbessern.

Mensch vor Marge – Zukunft nur mit uns!

Einstimmig verabschiedet von 60 Betriebsräte/innen und Vertrauensleuten aus acht Berliner Siemens-Betrieben auf der Siemens-Vertrauensleutekonferenz
am 21. August 2013.

v.i.S.d.P. IG Metall Verwaltungsstelle Berlin, Regina Katerndahl

Quelle: http://www.igmetall-berlin.de/uploads/media/Erklaerung_VL-Konferenz_Siemens_21_8_13.pdf