Betrieb & Gewerkschaft
Daimler Düsseldorf
Stürmische Betriebsversammlung - heutige Frühschicht legt Arbeit nieder

von RF-Korrespondenz

09-2014

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20.09.14: Im Sprinter-Werk von Mercedes in Düsseldorf fand gestern eine stürmische Betriebsversammlung statt. Es geht um die geplante Vernichtung von 1.800 Arbeitsplätzen.

Als der Manager Herr Klein, Leiter der weltweiten Sprinter-Produktion von Mercedes, ans Mikrofon ging, gab es minutenlange stehende Buh-Ovationen. Ständig wurde seine Rede durch Rufe und Pfiffe unterbrochen. In der anschließenden Diskussion mit über 40 Redebeiträgen von vielen Betriebsräten, aber auch Produktionsarbeitern, legte die Belegschaft seine Argumentation, warum es praktisch gar keine Alternative zur Vernichtung von 1.800 Arbeitsplätzen gäbe, weitgehend auseinander. Der anwesende Werkleiter wurde von der Belegschaft regelrecht demontiert und nahm kein einziges Mal Stellung.

Nachdem der Betriebsrat gegen die angedrohte Verlagerung der gesamten Produktion die Taktik gefahren hatte: "Wir bauen jedes Auto, das der Kunde will" wurde jetzt deutlich, dass der Vorstand sich für diese Geste des guten Willens nicht interessiert. Die Belegschaft hat monatelang Zusatzschichten und Überstunden gefahren. Der Leiter der Sprinter-Produktion ließ aber keinen Zweifel daran, dass die Pläne längst feststehen und der Vorstand sie nur noch offiziell beschließen muss. Damit war klar, dass jetzt gekämpft werden muss.

In vielen Beiträgen wurde deutlich, dass ein großer Teil der Belegschaft um jeden Arbeitsplatz kämpfen will, auch für die Zukunft der Jugend. Ein Kollege brachte es auf den Punkt: "Hier geht ein Gedanke durch den Saal – ich will es mal auf den Punkt bringen, wir brauchen einen Streik gegen diese Angriffe, einen entschlossenen Kampf um jeden Arbeitsplatz." Eine Kollegin ergänzte: "Sie, Herr Klein, haben Verantwortung für den Sprinter-Absatz – ich habe vor allem Verantwortung für meine Kinder."

Ein Arbeiter stellte dann an die Kollegen die Frage: "Wer ist dafür, dass wir jetzt umgehend Kampfmaßnahmen ergreifen, der soll aufstehen." 90% der Anwesenden standen auf. Auf Wink der Geschäftsleitung schritt dann der Betriebsratsvorsitzende ein. Es sei nicht zulässig, auf der Versammlung Anträge abzustimmen, die nicht vorher beantragt worden sind. Daraufhin stellte der Kollege dann die Frage zur Abstimmung: "Wer dafür ist, jetzt vor TOR 1 zu ziehen, soll aufstehen." Hier standen 30% der Kollegen auf.

Es wurde dann nicht vor das Tor gegangen, weil eine Einschüchterung durch den Betriebsratsvorsitzenden noch wirkte und den Kollegen ein Rest Entschlossenheit fehlte. Am Schluss der Versammlung wurde die Solidaritätserklärung der "Offensiv"-Betriebsratsgruppe von Opel in Bochum an den Vertrauenskörper verlesen. Mit Applaus wurde wiederum den Kollegen in Bochum die Solidarität versichert und von einem Kollegen zu einer Solidelegation am Montag aufgerufen.

In der heutigen Frühschicht gingen dann 120 Kollegen aus dem Lack zum Büro des Betriebsrates und legten dafür die Arbeit nieder.

Der Angriff in Düsseldorf ist Teil einer ganzen Konzernstrategie aber auch der Verschärfung der Ausbeutung in der Industrie insgesamt. Von besonderer Bedeutung ist, dass dies zeitgleich mit der Entscheidung bei Opel Bochum verläuft, wo am Montag Betriebsversammlung ist.

Editorische Hinweise

Wir spiegelten die Nachricht von ROTE FAHNE NEWS.