Wacht auf, Verdammte dieser Erde!
Arbeitslosigkeit und Armut in der BRD

Eine Zahlenzusammenstellung von Reinhold Schramm

09/2016

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Laut Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands liegt die Armut in Deutschland fast unverändert bei 15,4 Prozent. Sie stieg in bevölkerungsreichen Regionen wie Bayern von 11,3 auf 11,5 Prozent und Nordrhein-Westfalen von 17,1 auf 17,5 Prozent. Hauptrisikogruppen seien Alleinerziehende und Erwerbslose sowie Rentnerinnen und Rentner, deren Armutsquote rasant gestiegen ist. Am stärksten sind Erwerbslose von Armut betroffen – ihr Anteil liegt bei 58 Prozent – und Alleinerziehende, deren Anteil bei 42 Prozent liegt. [1]

Die »Wirtschaftswoche« berichtete im Juli 2013: »Deutschland hat mehr Niedriglöhner als Zypern und Bulgarien.« Und: »Ein Fakt, der im Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung leider keine Erwähnung findet.« [2]

Laut »Wirtschaftswoche« ist der Graben zwischen Reich und Arm tiefer geworden. Demnach entfielen auf die zehn Prozent der vermögensstärksten Haushalte 53 Prozent des gesamten Nettovermögens. Aber die untere Hälfte der Haushalte besass zuletzt lediglich nur gut ein Prozent des Nettovermögens. Im Jahr 2003 waren es noch drei Prozent. Dabei hatte sich von 2007 bis 2012 das Gesamtvermögen der Haushalte - trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise - um weitere 1.400 Milliarden Euro erhöht (plus 1,4 Billionen Euro). [2]

Der »Focus« berichtet im Juni 2016: »Angeblich nur 2,6 Millionen ohne Job« - und:

»So viele Arbeitslose gibt es wirklich in Deutschland«. [3] -

Nach den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit waren im Mai (nur) noch 2.664.014 Menschen arbeitslos. Doch in Wahrheit: In Deutschland gibt es deutlich mehr Menschen, die nicht am Erwerbsleben teilnehmen. Sie werden jedoch von der Statistik nicht erfasst. Wenn Arbeitslose krank sind, einen Ein-Euro-Job haben oder an Weiterbildung teilnehmen, werden sie nicht als arbeitslos gezählt.

Viele Arbeitslose, die älter als 58 Jahre sind, tauchen in der offiziellen BA-Statistik nicht auf. Auch wer sich über Zeitarbeitsfirmen oder privat eine Erwerbsarbeit sucht, wird nicht erfasst, - obwohl er keine Arbeit hatte.

Es gibt zusätzlich 3,6 Millionen “Unterbeschäftigte“ in Deutschland

Dazu kommen 163.976 Erwerbslose, die über 58 Jahre alt sind, Arbeitslosengeld oder Hartz-IV erhalten. Weiterhin haben 205.886 Menschen eine Arbeit über private Vermittler gesucht. Ebenso, 116.518 Menschen, die an einer Fortbildung der BA teilnehmen, die in der offiziellen Arbeitslosenstatistik nicht auftauchen. Gleiches gilt für Ein-Zwei-Euro-Jobber. Sie sind für die Bundesarbeitsagentur nicht arbeitslos und tauchen deshalb nicht in der offiziellen Statistik auf. Und wer nicht vermittelbar, der gilt auch nicht als arbeitslos. Das sind etwa 89.000 Menschen in Deutschland.

Insgesamt kommen noch 864.000 hinzu, die von der offiziellen Arbeitslosenstatistik nicht mitgezählt werden. Die Zahl der Arbeitslosen liegt also bei 3,6 Millionen Menschen. –

Und wer sich um die Familie kümmert, der bleibt noch zusätzlich außen vor. So auch junge Mütter, wenn sie keine Arbeit finden und kein Arbeitslosengeld bekommen. Stattdessen müssen sie die Hartz-IV-Armutsleistung beantragen. [3] -

Auch Arbeiter, die aus dem Berufsleben aussteigen müssen, um etwa ihre kranken Eltern zu pflegen, werden nicht vom System der Arbeitslosenstatistik erfasst. Sie beziehen in der Regel staatliche Pflegehilfe. Gleiches gilt für Schwer Kranke, die nicht mehr arbeiten können. Nach Schätzungen liegt die Dunkelziffer hier bei rund 750.000 Menschen.

6,91 Millionen Menschen in Deutschland sind auf staatliche Hilfe angewiesen

Menschen, die vor dem Start ihrer Selbständigkeit stehen, gelten ebenfalls als nicht arbeitslos - obwohl sie noch nicht erwerbstätig sind.

Senioren, die ihre Rente aufstocken müssen oder Menschen, die trotz Arbeit in Armut leben, bekommen staatliche Hilfe. Auch 1,7 Millionen Kinder in Armut sind auf Hartz-IV angewiesen.

Laut BA waren im Mai 6,91 Millionen Menschen Arbeitslosengeld oder Hartz-IV-Leistungen [- vormals ALG II. oder Sozialhilfe]. Das sind zweieinhalb Mal so viele wie vor 25 Jahren.

Quellen: [1] Zeit-Online am 23. Februar 2016.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband macht eine alarmierende Entwicklung bei Rentnern aus.

www.zeit.de/wirtschaft/2016-02/armut-deutschland-2016-paritaetische-verband


Anmerkungen

[1] Paritätischer Wohlfahrtsverband: Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2016
www.der-paritaetische.de/index.php?elD=tx_nawsecuredl&u=0&g=0&t=1473152773&ha

[2] Wirtschaftswoche am 25. Juli 2013: Ärmere Alte, ärmerer Staat. Wie die Armut in Deutschland aussieht. Deutschland hat mehr Niedriglöhner als Zypern und Bulgarien. www.wiwo.de/politik/deutschland/aermere-alte-aermerer-staat-wie-die-armut-in-deutschland-aussieht/7888982.html

[3] Focus-Online am 2. Juni 2016: So viele Arbeitslose gibt es wirklich in Deutschland
www.focus.de

  • Erstveröffentlicht als Shortnews bei Infopartisan.