Mindestens acht
Nationalitäten gehören die insgesamt zwanzig Toten
– achtzehn Zivilpersonen und zwei Angreifer – an,
die in der Nacht vom Sonntag zum Montag (13. und
14. August 17) bei einer terroristischen Attacke in
Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou ihr Leben
verloren. Bis auf zwei waren die Getöteten am
Dienstag früh identifiziert worden. Ein Franzose
und ein Türke seien unter ihnen, wie verschiedene
Medien des Landes bekannt gaben. Um die zwanzig
Verletzte wurden zum selben Zeitpunkt in der
Universitätsklinik Yaldago Ouédrago behandelt,
unter ihnen befinden sich fünf Soldaten der
„Verteidigungs- und Sicherheitskräfte“ (FDS) des
Landes.
Ziel des Attentats
war das Restaurant Aziz Istanbul, das
auf der meistbefahrenen Straße von Ouagadougou
liegt, der nach dem Unabhängigkeitshelden und
ersten Präsidenten Ghanas sowie Panafrikanisten
benannten Avenue Kwame Nkrumah. Es
wird unter so genannten westlichen Ausländern, die
in Burkina Faso leben, ebenso wie unter
Einheimischen geschätzt.
Zum genaueren
Tathergang gibt es zur Stunde zwei Varianten: Auf
ihrer Pressekonferenz am Montag sprach die
zuständige Staatsanwältin Maiza Sérémé von zwei
Attentätern, die auf einem Motorrad angekommen,
dann abgestiegen und unmittelbar darauf das Feuer
eröffnet hätten. Hingegen ist in verschiedenen
anderen Quellen von einem Jeep (4x4) mit drei
Männern an Bord die Rede, die alle ausgestiegen
seien und Schusswaffen ausgepackt hätten. Die viel
gelesene Webseite Lefaso.net zitiert etwa einen
Augenzeugen, Abdeloulaye Cissé, der von einem
solchen Jeep „mit grauer Farbe“ berichtet.
In anderen Quellen wird ein Kellner des Restaurants
erwähnt, welcher ebenfalls von einem Fahrzeug
dieses Typs spricht. Dieser Unterschied könnte sich
entweder daraus erklären, dass das Motorrad mit den
Attentätern zunächst auf ein Auto auffuhr, bevor
die Männer von ihrem Zweirad abstiegen, wie es bei
der Pressekonferenz am Montag ebenfalls hieß. Dies
könnte einen falschenm Eindruck erweckt haben,
demnach sie vom Wagen statt vom Motorrad abstiegen.
Oder aber die beiden getöteten Attentäter waren
doch nicht die einzigen Angreifer.
Diese beiden, die als
zwei sehr junge Erwachsene mit heller respektive
dunkler Hautfarbe beschrieben werden, waren am
Dienstag noch nicht identifiziert. Die politische
Handschrift ihrerseits ist unverkennbar. Die
Methode ist jener bei dem Attentat vom 15. Januar
2016 in Ouagadougou sehr ähnlich. Damals waren drei
Einrichtungen in nur 200 Metern Entfernung vom Aziz
Istanbul attackiert worden – das Restaurant
Capuccino, das Hotel Splendid
und die Gaststätte Taxi Brousse
-, ingesamt wurden dreißig Tote verzeichnet. Damals
bekannte sich die Organisation Al-Qaida im
Land des islamischen Maghreb, französisch
abgkürzt AQMI, kurz darauf zu der Tat.
In beiden Fällen
eröffneten die Attentäter unmittelbar nach ihrer
Ankunft das Feuer auf die Gäste, zunächst auf der
Terrasse und später im Inneren der Etablissements.
Am Sonntag wurden dabei Gewehre vom Typ
Kalaschnikow AK47 benutzt. Die Angreifer
verschanzten sich alsbald auf einem Stockwerk im
Inneren des Gebäudes. Die schnell eintreffenden
Sicherheitskräfte, denen dieses Mal keine Pannen
angelastet werden wie noch bei dem Attentat vor
anderthalb Jahren, glaubten zunächst an eine
Geiselnahme und die Präsenz von gefangenen Gästen.
Dies erwies sich im Laufe der Nacht als
unzutreffend; vierzig Restaurantbesucher hatten
durch den Hinterausgang fliehen können. Daraufhin
wurde die Etage, auf der sich die mutmaßlichen
Jihadisten befanden, gestümt. Nach dreistündigem
Schusswechsel endeten die Feuergefechte gegen fünf
Uhr früh mit dem Tod der Terroristen.
AQMI verfügt vor
allem im wüstenhaften Norden des Nachbarlands Mali
über Rückzugsräume, jedenfalls außerhalb der
städtischen Zentren wie Gao, wo neben der UN-Truppe
für Mali MINUSMA die französische Armee und seit
vergangenem Jahr inzwischen auch die deutsche
Bundeswehr stationiert sind. Vom Nordosten Malis,
also dem Hinterland Gaos und der als La Gourma
bezeichneten Region, aus liegt Burkina Faso näher
als die malische Hauptstadt Bamako. Besonders die
nördlichen burkinabesischen Regionen Soum, Ouadalan
und Séno sowie der äußerste Nordwesten gelten
deswegen als unsicher.
Auch in Mali fanden
zu Anfang der Woche vom 14. August 17 bewaffnete
Aktionen statt, die sich gegen zwei Einrichtungen
der MINUSMA richteten. In Douentza im Zentrum des
Landes kamen dabei am Montag ein Blauhelmsoldat aus
Togo sowie ein malischer Militärangehöriger ums
Leben. Bei einem anderen Angriff auf das dortige
Hauptquartier UN-Truppe in Timbuktu – im Nordwesten
Malis – starben fünf malische Wachen, ein
Zivilangestellter der MINUSMA sowie ein Gendarm aus
Mali.
Am Dienstag, den 15.
August 17 begann im UN-Sicherheitsrat eine Debatte
über die Sicherheit in der Sahelzone, bei der die
Aufstellung einer internationalen Truppe gegen die
jihadistischen Kräfte erwogen wurde. Erst vor zwei
Monaten hatte der Sicherheitsrat auf Antrag
Frankreichs hin der Bildung einer regionalen
Streitmacht der im „G5“ zusammengeschlossenen
Sahel-Staaten zugestimmt. (NACHTRÄGLICHE
INFORMATION: Vorläufig beschloss der
UN-Sicherheitsrat an jenem 15. August, die ohnehin
bereits geplant „G5”-Truppe
finanziell zu unterstützen.)
Editorische
Hinweise
Den Artikel erhielten wir vom Autor für diese
Ausgabe. Es handelt sich dabei um eine
ausführliche Fassung eines Beitrags, welcher
gekürzt in der Berliner Wochenzeitung ,Jungle
World’ vom 17. August 17 erschienen ist.
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