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trend onlinezeitung für die alltägliche wut
Nr. 9/1998


Dokumentation zu Rostock
Quelle: http://www.nadir.org/nadir/aktuell/msg00021.html

Polizei und Medien verharmlosen Ueberfall von Neonazis
Neonazis überfielen Gegendemonstranten bei NPD-Aufmarsch in Rostock

Auf der am 19.9.08 stattgefundenen Demo gegen den NPD-Aufmarsch wurde ein   wendländischer Antifaschist von einem Auto, vollbesetzt mit NAZIS, angefahren und dabei schwer verletzt. Über diesen Vorfall berichtete der Deutschlandfunk noch vor 18 Uhr wie folgt: "linker Demonstrant mutwillig angefahren - lebensgefährlich verletzt." Jedoch änderte sich bis 20 Uhr  die Berichterstattung der Medien, mittlerweile wird die Tat zum Verkehrsunfall verharmlost.

Doch AugenzeugInnen berichten anders.

Mit Genehmigung der Stadt und geschützt durch ein massives Polizeiaufgebot, marschierten an diesem Tag etwa 3000 Neonazis im  Stadtteil Dierkow auf und riefen fremdenfeindliche und nationalistische Parolen. Rostock hat seit 1992, wo im Stadtteil Lichtenhagen pogromartige Angriffe auf ein Flüchtlingswohnheim stattfanden, einen besonders symbolischen Stellenwert für die Rechtsradikalen der NPD, folgten doch   darauf zahlreiche Brandanschläge von Neonazis in Ost- und Westdeutschland.
Die NPD wollte an diese anknüpfen und organisierte am vergangenen Samstag den Aufmarsch, der zugleich als Abschlußveranstaltung ihres Wahlkampfes  für die Bundestagswahlen sein sollte. Hier gegen demonstrierten 10.000  Menschen auf vielfältige Art und Weise: zum einen wurde in Lichtenhagen  ein Friedensfest gefeiert, zum anderen versucht, den Aufmarsch aktiv durch  eine Gegendemonstration zu verhindern. Gegen letztere schritt die Polizei  mit unangemessener Härte und zugunsten der Neonazis ein, mit der Folge,  daß die NPD ungestört aufmarschieren konnte. Ein Großteil der   Gegendemonstration war die ganze Zeit eingekesselt und es wurden  willkürlich Leute herausgezogen und verhaftet.

Am Rande des Neonaziaufmarsches überfielen unter den Augen der Polizei, die nicht einschritt, circa 60 Neonazis ein Zirkuszelt, das als
Koordinierungsstelle der Gegendemonstration genutzt wurde. Dabei wurden  zahlreiche BesucherInnen verletzt, unter ihnen 4 Kinder.

Erst als ein mit Neonazis besetztes Auto mit hohem Tempo, ohne zu bremsen  und auszuweichen den oben genannten Antifaschisten anfuhr, griff die  Polizei ein. Der Fahrer konnte flüchten. Das Opfer erlitt einen  Schädelbasisbruch und Gehirnverletzungen und mußte notoperiert werden. Bis  zum jetzigen Zeitpunkt liegt er im Koma. Wir sind entsetzt und schockiert  über die Geschehnisse und empört über das Verhalten der Polizei. Es ist  ein politischer Skandal, daß die verantwortlichen Behörden der Stadt  Rostock und des Landes Mecklenburg Vorpommern die Veranstaltung der NPD  genehmigte und den Aufmarsch der Rechtsradikalen nicht von vornherein  verhinderte.

Wir appellieren an die Presse genauer und detaillierter zu recherchieren
und fordern eine genauere Aufklärung der Vorfälle.

Kontakt: Tel: 05862-7460
Fax: 05862-985991
E-Mail: wiwawend@mail.nadir.org 

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Nr.9/1998