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24.8.99
Der Tag der Besetzung von Alcatel
"Hat echt Spaß gemacht ..."

von Christian Karl

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"...aber bringen tut´s eh nichts! Die da oben machen sowieso, was sie wollen.",so ein Mitarbeiter des Betriebes am Werkstor im Berliner Bezirk Neukölln - einen Tag nach der "massiven Warnung an die Konzernleitung" (W. Klose, Betriebsratsvorsitzender).

Laut Betriebsrat war die Besetzung ein Druckmittel für die derzeit laufenden Verhandlungen mit der Konzernleitung. Doch bei den Verhandlungen geht es nicht mehr um den Erhalt der Arbeitsplätze, sondern nur noch um "Sozialplan und Interessenausgleich" (jW, 25.8.99), obwohl uns in einem vor einigen Wochen geführten Interview versichert wurde, daß erst einmal alle erdenklichen Kampfmaßnahmen gegen den Arbeitplatzabbau durchgeführt werden und erst ganz zum Schluß über Sozialpläne und Abfindungen geredet wird. BR-Vorsitzender Klose am 25.8. zu uns: "Wir haben alles mögliche versucht, aber an der Schließung des Standortes ist wohl nicht mehr zu rütteln." ...und das, obwohl die gestrige Besetzung die erste ernsthafte Kampfmaßnahme war!

Ein weiteres ist in diesem Arbeits"kampf" auch klar geworden: Es besteht keinerlei Bereitschaft, mit anderen von Schließung/Arbeitsplatzabbau betroffenen Belegschaften (über 650 Stellen in der BRD und in Frankreich) von alcatel koordiniert gegen die Pläne der Konzernbonzen vorzugehen. Schon vor Wochen auf dieses Thema angesprochen wurde uns gesagt, man sei "im Gespräch". Heute wird klar, es hat wohl keinerlei ernsthaft Versuche gegeben. Immer neue Ausreden werden präsentiert: "... es gibt immer auch regionale Unterschiede. Die einen sitzen in Niedersachsen, die anderen in Hamburg." (jW, 25.8.99). Treffend festgestellt, aber ist das eine echtes Hindernis? W. Klose zu diesem Thema: "Jeder hat seine eigenen Probleme. Und außerdem sind wir die Einzigen in Deutschland, die solche Kabel herstellen." Eigentlich eine recht schwachsinnige Argumentation. Aber es kommt noch besser. Auf die Schließung eines Alcatel-Werkes in Frankreich und die jetzt noch günstigeren Voraussetzungen für einen gemeinsamen Kampf angesprochen, meint er: "Das ist doch nur ein kleines Werk, da sind nur 50 Leute betroffen." Alles klar?

Eines sollte auf jeden Fall klar sein: Wenn Betriebsräte und Gewerkschaften so handeln, wird es unter keinen Umständen zu irgendwelchen Erfolgen im Klassenkampf kommen.

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