Gegen eine "Anti-Globalisierung", die nur das Elend verwalten will - fuer globale Bewegungen gegen kapitalistischen Alltag und Krise

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Die genuesischen Traenengasschwaden haben sich kaum verzogen, schon liegen WTC und mehrere afghanische Staedte in Schutt und Asche. Selbst in den Berichten der buergerlichen Medien schimmert der Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen durch: die Krise des Kapitalismus. In den letzten Monaten globalisierte sich die Krise der Profite: die Stuetzen der Weltwirtschaft (USA, Japan, Europa) wanken in die Rezession, in anderen Regionen droht bereits der Kollaps (Argentinien, Tuerkei). Die politischen Vertreter dieser Gesellschaft versuchen mit allen Mitteln, der Krise beizukommen: erst mit Zinssenkungen, Haushaltskuerzungen etc. und wenn das nichts hilft, mit Kriegsmobilisierung.

Es wird sich zeigen, ob die "Anti-Globalisierungsbewegung" bei der Verwaltung der Krise mitmachen wird. Bei ihren offiziellen VertreterInnen ist dies bereits der Fall: z.B. Gruppen wie ATTAC wollen der Krise durch eine andere Steuerpolitik (Tobin-Tax) beikommen, Teile der Tute Bianche beteiligen sich an ihrer lokalen Verwaltung durch Teilnahme an Stadtparlamenten. Ob sie wollen oder nicht, sie beteiligen sich damit an der Aufrechterhaltung eines kriselnden Systems. Denn den VertreterInnen der Ausbeutung fehlt momentan nichts noetiger als eine "innovative Kraft", die, vielleicht in einer (noch) etwas zu verbal-radikalen Form, die Illusion aufrechterhaelt, es gaebe in diesem System noch Moeglichkeiten der Umverteilung und einen Reformweg aus der drohenden Barbarei.

Die FunktionaerInnen dieser Gruppen kaempfen nicht um ihre eigene Befreiung, sondern als VertreterInnen von MigrantInnen, Arbeitslosen, "Prekarisierten", "unterdrueckten Volksgruppen" um einen Platz am Verhandlungstisch. Aus dieser Vertreterposition koennen sie den Kapitalismus nur als ein System begreifen, in dem ihre Klientel zu kurz kommt und dem sie daher regulierend nachhelfen wollen. Auf kurz oder lang fuehrt dies dazu, die "eigene" Interessensgruppe auch im Opferstatus halten zu wollen, um in der Verhandlungsposition zu bleiben, was sich z.B. an unseren Gewerkschaften gut sehen laesst. Wir muessen uns fragen, ob wir bei diesem Verwaltungs- und Vertretungstheater weiter durch etwas Randale oder bunten Protest die noetige Kulisse liefern, oder wir nicht eigentlich was anderes wollen.

Wir wollen alles!

Fuer uns jedenfalls ist der eigene Arsch im kapitalistischen Alltag Grund genug, diesen in Bewegung zu setzen. Dabei sehen wir andere nicht als "arme MigrantInnen oder Arbeitslose", sondern als Menschen, die wie wir der Ausbeutung und ihrem Verwaltungsapparat ausgesetzt sind und deren Kaempfe wir unterstuetzen. Dabei koennen wir keine Abkuerzungen nehmen und nur die herrschenden Institutionen oder einzelne ihrer Projekte attackieren. Der Kampf um Befreiung ist keine monatliche Demo gegen irgendwelche Bonzentreffen, sondern er findet spontan dort statt, wo wir dem Kapital ausgesetzt sind und/oder seine Macht produzieren: auf oeden Aemterfluren, hinter schmierigen Imbisstheken, in Call Centern oder Stahlwerken. Nur in diesen Auseinandersetzungen koennen wir eine Macht sowohl gegen die Ausbeutung, als auch gegen die entwickeln, die uns vertreten und verwalten wollen. Nur in den Auseinandersetzungen, die wir selbst fuehren, veraendern wir uns auch selbst und die Beziehungen zu anderen.

Die Krise kreiselt schneller und wer noch auf die Verwandlung des Staats in eine Vollbeschaeftigungs- und spekulationssteuer-finanzierte Zuckerbrotmaschine hofft, ist selbst Schuld.

  • Fuer eine verschaerfte Diskussion innerhalb der Anti-Glob-Bewegung: es geht um die Selbstbefreiung und Abschaffung des Proletariats!

  • Stellt eure eigene prollige Existenz in den Mittelpunkt: organisiert euch mit anderen gegen Arbeit und Elend!

  • Fuer eine Bewegung, die sich in die alltaeglichen Klassenkonflikte und Kaempfe in der Region einmischt und die Erfahrungen zirkulieren laesst!

las kalinkas gegen die vertretungskasper
ruhrgebiet.deutschland - 10/2001
www.motkraft.net/prol-position/

Editoriale Anmerkung:
Der Text wurde uns am 18 Oct 2001 von kolinko@koma.free.de  (Kolinko) zur Veröffentlichung zugesandt.