Schleich Di Saupreiss Boarischer

Von Ralf Landmesser
       

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Nun isse geschlagen die Wal-Schlacht und die CDU/CSU/FDP. Vorlaeufig also die Sozis im ausgebleichten roten Talar und die NATO-Gruenen mit immerhin einem erklaerten Kriegsgegner in ihren Reihen, den die Basis geschlossen aufs Schild gehoben hat: Stoebele, der Stoerenfried der   Befriedungsaktionen (angeschlagen von einem [gedungenen?] Nazi). Und die PDS, die partei DES sozialISMUS guckt in die rote Roehre und kein Licht am Ende von der - nur kraftloses Geroehre. 

Immerhin hat sich eine halbwegs deutliche Mehrheit der Wahlentschlossenen, vielleicht nicht fuer bleichrot mit gruenen Punkten, aber immerhin gegen die neubraune Kacke entschieden. WahlboykotteurInnen brauchen sich nicht in den Arsch zu beissen und sich heimlich zu wuenschen doch besser gegen Stoiber gekreuzt zu haben. Mit  leichtem Krampf in Daermen, Ruecken und Waden lehnt sich das Wahlvolk zurueck. Aufatmen. 

Stoiber bleibt in Bayern bei seinen Amigos. Ein Saupreiss weniger in   Berlin. Puenktlich kommt auch die Meldung ueber den Ticker, dass der Sohn seines Ziehvaters Strauss gerade von der Staatsanwaltschaft wegen  Steuerhinterziehung angeklagt wird - wegen nichtbezahlter Steuern von "Provisionen" in mehrfacher Millionenhoehe die er von Waffenhaendler  Schreiber erhalten hat. Sauba! Saubaer! Ein guter Sohn seines Vaters. So reimt sich doch prima Ziehsohn Stoiber auf Schreiber und ersterer darf nun auch wieder ungeniert ins Kriegshorn stossen und die Kreide wieder ausspucken die er zu seinem Leidwesen monatelang fressen musste. 

Derweil kriecht der Sozi-Kanzler zu Kreuze (In God we trust!): Canossa auf Knien war dagegen wahrscheinlich gemuetlich: "Lasst mich doch bitte-bitte wieder ein bisschen Krieg zusammen mit euch machen, ihr lieben Amifreunde - das hab ich auch nur wegen des Wahlkampfs gesagt. Ich tu s auch nie wieder!" Aber der Oberkommandierende der WAR-Macht Bush tut beleidigt.   Nein er ists auch. Solln sie doch in ihrem dekadenten Pazifismus versauern diese Krauts. Eis um Eis, Bein um Bein. 

In den letzten Sonnenenergiestrahlen des 2002er Spaethsommers denken die gealterten Gruenen Jungs und Maedels bei gruener Weisse mit Schuss (Waldmeistergeschmack) genuesslich ueber neue Oekosteuern nach (mit denen vielleicht oekologisch unbedenkliche biologische Waffen entwickelt werden koennten um Saddam und Sodom sauber zu vernichten. - Sorry, das geht  vielleicht ein bisschen zu weit, oder.) Aber ach ja - im Herbst wird der gruenste Baum bald gelb und braun und die Blaetter fallen unter den Tisch, egal was draufstand.

Alles wie gehabt? Klar, alles wie gehabt. Nur, dass sich die GRUeNdliche SOZIALwalze nun gleich ohne Quietschen und Knirschen weiterbewegt um ihren Aufsitzern den Weg zur Pension zu glaetten. Wer nun den kapital verursachten Notstand (im Ueberfluss!) weiterverwaltet und eventuelle Loecher in den Geldsaecken der reichen Saecke FLICKen darf ist nun klar.

Ermuedet vom Fressen kitzelt sich Henkel den Gaumen mit einer Feder vom  Bundesadler und wenn alle zum Kotzen finden, was er von sich gibt, findet er das ganz in Ordnung und kotzt und frisst seelenruhig weiter. Von DIESER Regierung in Armani-Anzuegen droht ihm und Spiessgesellen - nichts. 

Steuern zahlen sie sowieso schon lange nicht mehr. So what!?

WAS TUN also ?!

Die Regierung da liegen lassen wo sie sich gibt: links. Sich nicht ueber  die Zustaende beschweren, sondern sie aendern. Das politische System  bedarf einer dringenden revolutionaeren Reform ... oder einer reformierten Revolution. Die alten Rezepte mit denen nun schon wieder Unverbesserliche herumkaspern und die Proletkult-Pritsche schwingen reizen noch nicht   einmal mehr zum Lachen, geschweige denn zum Widerspruch. Sie sind einfach  obsolet. Prekaere Politexistenzen. Konsumolzen. Taeglicher Widerstand ist angesagt. Gegen den Raubbau in den schon  gepluenderten Sozialsystemen, gegen den totalen Ueberwachungsstaat, gegen die immer sklavenaehnlicher werdenden Verhaeltnisse in den unteren Lohnbereichen, den neuen Sweatshops, dem schwarzen Arbeitsmarkt auf dem immer gefaehrdeter und immer schlechter verdient wird. Gegen den  taeglichen Rassismus.

Die noch relativ komfortablen Verhaeltnisse in einer fuehrenden  Industrienation, in einem angeschlagenen, aber noch weitgehend satten EUropa sollten genutzt werden endlich mehr paralellgesellschaftliche Selbstverwaltungs- und Gegenmacht-Strukturen aufzubauen um eines  hoffentlich nicht zu fernen Tages die marode turbokapitalistische  Dekadenzgesellschaft mit entschlossenem Druck abloesen zu koennen und gerechte solidarische und oekologische Weltverhaeltnisse zu schaffen. Nachund nach. So schnell wie moeglich.

Und da wo es geht sofort.

Nun, wir scheinen davon weiter entfernt denn je zu sein. Aber wie weit  sind wir von einem endgueltigen Scheitern des Kapitalmodells oder einemneuen Abdriften in finsterste Zeiten aller gegen alle - wie weit sind wir vom, vielleicht finalen, Dritten Weltkrieg? Stecken wir vielleicht schon mitten drin in seinen Anfaengen? Oder hat Der Weltkrieg andauernd seit dem Aufschwung des Grosskapitals nur regionale Pausen der Schauplaetze der  Vernichtung eingelegt, ebenso wie "die" Revolution (!) gegen ihn? Hundert Jahre Krieg und nur Steigerung in Sicht? 

"Wir haben keine Chance - nutzen wir sie!" (Alter Spruch mit neuem Wert) Wer in den unzweifelhaft kommenden Dilemmen nur eine Aufforderung erblickt (auf Kosten der weltweit Ausgebeuteten und Unterdrueckten) so viel wie moeglich weiterzukonsumieren, sich zu vergnuegen, ueber die Straenge zu schlagen, sich auch noch den allerletzten Kick zu geben - der/die mag ruhig untergehen, sich um den Verstand saufen, koksen, speeden. Wem nicht  zu helfen ist, dem ist nicht zu helfen.Aber die, die sich selbst helfen wollen und eine Zukunft fuer (ihre) Kinder und Kindeskinder wollen, begangenes Unrecht beenden wollen, muessen aufhoeren zu lamentieren und immer wieder entschlossen anfangen und zupacken. Wo? Es gibt genuegend Ansatzpunkte und gerade das finden die   meisten sicherlich DAS Problem. Es ist ihnen alles zu viel. Fangt irgendwo an, das ist besser als nirgendwo anzufangen und sich im  Nirgendwo wiederzufinden! Tun und Nichttun hat Auswirkungen. Manchmal unmittelbare. Und Manches dauert eben etwas laenger. Wunder zum Beispiel.

Aber wundert euch nicht, wenn ihr NICHTS tut! 

Der Wahlzirkus ist vorbei. Die Clowns haben ihre roten Knubbelnasen   abgelegt und sich das aufgemalte Laecheln vom Gesicht gewischt. Die Tiger sitzen wieder hinter Gittern und die Elefanten liegen an der Kette. Die Akrobaten haben wieder festen Boden unter den Fuessen und das Publikum  steht wieder draussen im Jahrhundertregen, zusehend wie ihm die Sitzfelle davonschwimmen. Es wird ungemuetlich. 

Editorische Anmerkung

Der Autor schickte uns seinen Artikel am 27.9.2002 zur Veröffentlichung. Mehr über Ralf Landmesser gibt es bei www.schwarzrotbuch.de