Bei den Zustelldiensten kann von Krise keine Rede sein.
Das Ende des Postmonopols wird von vielen gefeiert,
private Logistiker boomen. Doch sehen sich Mitarbeiter
zuweilen in die Sklaverei zurück- versetzt. »Willkommen auf
der Galeere«, heißt es etwa auf einer Internetseite, auf der sich
Beschäftigte des Paketzusteller United Parcel Service (UPS) in sechs
Sprachen über die Arbeitsbedingungen beim führenden Zusteller
austauschen.
Ob bei UPS ...
Gleich an mehreren Standorten in Deutschland befindet sich
UPS im Clinch mit Gewerkschaftern. In Ditzingen bei
Stuttgart werden aktive Gewerkschaftler schon seit Jahren
mit Klagen überzogen. Der Betriebsrat Mahmut Gemili wurde
sogar von einem Detektiv bespitzelt, um Gründe für seine Entlassung zu
finden. Zuvor war UPS mit dem Versuch gescheitert, Gemili und seinen
Betriebsratskollegen Süleyman Ugur zu entlassen.
Diese Dauerfehde geht am 19. Oktober in eine neue
juristische Runde. Dann wird vor dem Landesarbeitsgericht
Stuttgart abermals über die Amtsenthebung des
Betriebsrats verhandelt. Auch Beschäftigte anderer UPS-Standorte klagen
über Mobbing der Betriebsleitung gegen Gewerkschafter.
»Mit der Ankunft des Herrn Herrgesell war es mit der hart
erkämpften relativen Ruhe bei uns vorbei«, schreiben etwa
Beschäftige von UPS-Gustavsburg im Internet.
Betriebsratsarbeit gelte als Freizeit und werde nicht
mehr bezahlt. Das widerspreche zwar dem Betriebsverfassungsgesetz.
Doch UPS-Manager Martin Herrgestell antwortet auf Kritik: »Wir sind nicht
mehr in der Sesamstraße.« Nach Angaben von Mitarbeitern sei Martin
Herrgestell federführend für ein Flugblatt verantwortlich, mit dem
Teamleader, Manager, Supervisoren und einige Beschäftigte in der
UPS-Filiale gegen den Betriebsrat mobilisierten.
UPS-Mann Herrgestell scheint auf den Kampf gegen die Gewerkschaften
spezialisiert. Bevor er in die UPS-Filiale Gustavsburg kam, hatte er sich
in Ditzingen gegen Belegschaftsvertreter profiliert.
... oder bei TNT
UPS ist nicht das einzige Unternehmen in der Branche, das
Front gegen Gewerkschafter macht. Auch bei dem Riesen TNT
werden diese befehdet: In der Wiesbadener TNT-Filiale
wurde Betriebsratsmitglied Gaetano Oreste gleich von
mehreren Detekteien während einer Krankmeldung bespitzelt. Obwohl eine
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorlag, habe der Arbeitgeber - trotz
angeblicher Zweifel hieran - keine medizinische Nachuntersuchung
eingefordert, kritisiert Detlev Borowsky von ver.di Hessen. »Es geht
nicht darum, ein eventuelles Fehlverhalten zu
sanktionieren, sondern darum, aktive
Betriebsratsmitglieder aus dem Betriebsrat zu drängen. Ansonsten hätte TNT
bestimmt keine Detektei für 12 000 Euro eingeschaltet, sondern über den
Medizinischen Dienst der Krankenkasse eine kostenlose Nachuntersuchung
veranlasst«, schreibt Borowsky im verdi-Pressedienst.
Am 7.Dezember soll in dieser Angelegenheit weiter vor dem
Arbeitsgericht verhandelt werden. Dann wird ein Zeuge
befragt, der angeblich schon im Vorfeld von der Krankheit
des Betriebsrates gewusst haben will. Ver.di befürchtet,
dass hier gezielt zur Falschaussage angestiftet werden soll und
kündigt schon mal vorsorglich eine Strafanzeige an.