Betrieb & Gewerkschaft
"Keine faulen Kompromisse"


von Hagen Reimer (IGM)

10/06

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Die streikenden BSH-Beschäftigten in Berlin sind entschlossen, hart für ihre Forderungen zu kämpfen und sich nicht von Schreibtischtätern aus der der Münchner Zentrale unterkriegen zu lassen. Unterdessen fließt die Solidarität aus anderen Betrieben.

Bei einer Kundgebung vor dem Werkstor bekräftigten die Belegschaft und Vertreter der IG Metall am Montag ihren Widerstand. Olivier Höbel, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen begrüßte die Streikteilnehmer in einer Ansprache auf türkisch, polnisch und vietnamesisch und erklärte: "Wir lassen uns nicht wegschieben von Managern, die weit weg an Schreibtischen in München einsame Entscheidungen über das Schicksal von 570 Menschen treffen, die entlassen werden sollen. [...] Von hier aus hat der Konzern BSH expandiert, die hier erzielten Profite wurden in neue Werke in aller Welt investiert. Das ist okay, aber es ist keine Einbahnstraße. Wir erheben heute den Anspruch, dass auch dieser Standort Berlin, in dem der Weltkonzern seinen Anfang nahm, nicht untergeht."

Gerade mit einer Arbeitslosenquote von 17 Prozent sei man in Berlin dringend auf Arbeitsplätze in der Industrie angewiesen; hier könne man von Löhnen wie Polen, der Türkei oder Vietnam nicht leben, erklärte der Bezirksleiter weiter. "Wir gehen keine faulen Kompromisse ein", betonte seiner-seits der Betriebsrats-vorsitzende Güngör Demirci. Er kündigte an, die Belegschaft werde hart kämpfen und dabei von der Solidarität in der gesamten Republik und darüber hinaus unterstützt werden.

Solidarität aus dem Siemens-Konzern...

Diese Solidarität wird bereits nach zwei Streiktagen deutlich. In Solidaritätsadressen wandten sich gestern unter anderem der Gesamt- und der Konzernbetriebsrat der Siemens AG an die Streikenden. Die beiden Gremien zeigten sich betroffen, dass man auch bei BSH in Berlin um die Arbeitsplätze kämpfen muss: "Verlagerungen und Standortschließungen sind eine Bedrohung, die immer weiter um sich greift und vor der Arbeitnehmer nirgends mehr sicher sind. [...] Die Globalisierung hat der Kapitalseite völlig neuartige Druckmittel zur Verfügung gestellt. Immer mehr Unternehmen nutzen diese Druckmittel aus. Wie bei Euch geht es dem Management in der Regel dabei einfach nur darum, ohne Rücksicht auf Verluste den Profit zu steigern. Dieses skandalöse Verhalten ist eine ernste Bedrohung für die Zukunft des Standortes Deutschland. [...]"

Die Mitglieder des Gesamtbetriebsrates und Konzernbetriebsrates von Siemens bewerten die Forderung nach einem Sozialtarifvertrag für das Berliner Werk als völlig berechtigt und betonen, dass sie hinter den Streikzielen der BSH-Kolleginnen und Kollegen stehen.

IG Metall-Vertrauensleute von Siemens VDO Automotive in Dormund erklärten in einer Solidaritätsadresse, für die BSH-Manager zähle offensichtlich "allein der maximale Profit und wie sie sich persönlich daran bereichern." Der Streik zeige, dass ohne die Arbeiterinnen und Arbeiter im Werk nichts läuft; dazu gehöre auch die Besetzung des Werks, mit der man den Abtransport von Maschinen und Produkten verhindert.

... und von Infineon

Auch IG Metall-Vertrauensleute von Infineon und Qimonda in Dresden erklärten sich solidarisch und bezeichnen es als "klasse, notwendig und richtig", dass man in Berlin um den Erhalt der Arbeitsplätze kämpft. Mit Hinweis auf die für einen solchen Streik erforderliche Unterstützung baten sie gleichzeitig um Angaben zu einer Bankverbindung, um diese Unterstützung auch mit gesammelten Spenden ausdrücken zu können.

Ein entsprechendes Unterstützungskonto existiert bereits:

Unter dem Namen IG Metall Vorstand-Spenden, Kontonummer 1040, Bankleitzahl: 500 500 500 sind Beiträge jederzeit willkommen. Als Verwendungszweck bitte unbedingt Streik Bosch-Siemens-Hausgeräte angeben!

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten von
http://dialog.igmetall.de/Ansicht.73+M5960ced9d7c.0.html
Dort gibt weitere Infos und Soli-Material.