Leseauszug aus:
Über die ungleichmäßigen Entwicklungstendenzen der nationalen Gesamtkapitale in Europa und die Niedergangsphase der Nationalstaaten


von Kosma Poli & Lee Tan
10/07

trend
onlinezeitung

Zur Tendenz der gleichmäßigen Entwicklung innerhalb des Nationalstaates des nationalen Gesamtkapitals am Beispiel der BR-Deutschland

  • ALLERDINGS: wir dürfen uns nicht täuschen lassen und in den Chor jener einstimmen, welche nur noch regionale politisch-ökonomische Einheiten sehen wollen und den Nationalstaat als ökonomisch-politischen Rahmen des nationalen Gesamtkapitals abhaken möchten. 4 Oder gar vom Weltkapital faseln. Von der Auflösung der Nationalökonomie stammeln. Von Vereinigten Staaten von Europa oder einem europäischen Reich raunen. Tatsächlich ist in den Beiträgen i, ii, iii der Vorbemerkung hinreichend belegt, dass das nationale Gesamtkapital die übergreifende Kategorie des Kapitals im Allgemeinen ist und ´seinen´ Nationalstaat erst begründet. UND dass es in seiner Reproduktionsbewegung die Tendenz des Ausgleichs der Profitrate bewirkt und dabei die Gleichmäßigkeit der Entwicklung innerhalb des nationalen Rahmens überhaupt erst in Gang gesetzt wird. Also KEIN KAPITAL OHNE STAAT
     

  • In der Aufstiegsphase des Kapitals und seiner Expansion innerhalb West-Europas (mit Ausnahme Irlands) und der USA war bei aller regionalen Ungleichmäßigkeit die Kategorie der gleichmäßigen Entwicklungstendenz innerhalb des nationalen Rahmens übergreifend. Nach und nach spannte sich das Kapitalverhältnis lokal immer intensiver an vielen Orten der jeweiligen nationalen Territorien auf und unterwarf sich die Arbeit aller Produktionszweige. Dabei benötigte der Akkumulationsprozess des Kapitals – betrachtet nach seinem absoluten Größenumfang und somit seiner Wucht/Bewegungsdynamik als gesellschaftliche (und nicht private!) Macht – eine lange Zeit langsamen Anstiegs trotz hoher Akkumulationsrate, um dann absolut riesenhaft anzuwachsen bei fallender Akkumulationsrate. Für die BR-Deutschland spiegelt sich dies in nachstehender Graphik wieder. Danach benötigte das nationale Gesamtkapital auf deutschem Territorium den Zeitraum von (sagen wir) 1871 bis 1960, um einen Kapitalstock (Maschinerie, Fabriken, Mietimmobilien) in Höhe von 2.000 Milliarden € anzuhäufen. Im Zeitraum 1960 bis 2003 akkumulierte dieser auf die Höhe von 11.000 Mrd. €; die Akkumulationsrate fiel von 7,8% in 1960 bis 1981 unter 3% und dümpelt bis heute der Tendenz nach Richtung 2,5%. Ausnahme war 1991: die coupe-mäßige Einverleibung des DDR-Volksvermögens schlägt sich in der offiziellen BRD-Statistik mit einer 11% Akkumulationsrate des Kapitalstocks nieder! In diesem Diagramm ist parallel (grüne Bälkchen) die Zeitreihe von V = variable Kapital erstellt – also das Bruttoeinkommen der arbeitenden Klasse (allerdings sind produktive und unproduktive Lohneinkommen zusammengewürfelt). In dem Anstieg von absoluten ca 250 Mrd. € 1960 auf (im Verhältnis zum Kapitalstock lächerlichen) ca 1.100 Mrd. € 2003 wird das erbärmliche Lohnsklavendasein offensichtlich. (Denn die akkumulierten 11.000 Mrd € sind ja nichts anderes als der Großteil der in jenen 43 Jahren unbezahlten Arbeitszeit) Und die zunehmende organische Zusammensetzung c/v des gesellschaftlich-durchschnittlichen Kapitals erklärt das mit den zyklischen Krisen gesetzmäßig einhergehende sprunghafte Anschwellen der Arbeitslosenheere.
     

  • Wenn nun die oberschlauen Keynesianer a lá doitschen Kathedersozialisten der Memorandum-Gruppe oder Ver.di oder DIE.LINKE oder Böcklers Stifte oder der Weise Bofinger oder der abgewickelte Flassbeck 5 fordern, dass das doitsche Kapital durch höhere Löhne die Nachfrage nach Produkten obiger Abteilung II stimulieren soll und somit auch die Produkte der Abteilung I der ´Volkswirtschaft vermehrt nachgefragt würden, so beweisen sie damit ihr verteilungsgerechtes Gutmenschen-Gewissen. Keineswegs beweisen sie und/oder die Keynes-Anhänger aller anderen Länder, dass sie als Nationalökonomen irgendetwas begriffen haben, außer dass die Organisationen des ´Faktors Arbeit´ sich heutzutage auch eine gut bezahlte lobbyistische Akademikerschaft leisten können. TATSÄCHLICH sind die hoch entwickelten kapitalistischen Industrienationen so genannte ´gesättigte´ Märkte. Da kann kein noch so großer Weltkonzern voluntaristisch daher kommen und Fabriken neu bauen oder bestehende erweitern im Vertrauen darauf, dass er sein Produkt irgendwie schon losschlägt, exportieren kann oder der gesamten arbeitenden Klasse einfach aus rationalen gesamtwirtschaftlichen Gründen höhere Löhne gewährt werden von den sich bis aufs Messer nieder konkurrierenden Einzelunternehmern. UMGEKEHRT lassen sich diese Nationalökonomien auf längere Sicht relativ gut prognos-tizieren – was übrigens belegt, dass das Weltproletariat heutzutage die Sache SEHR leicht als frei assoziierte Produ-zenten nach eigenem gemeinsamen Plan in die Hand nehmen könnte. So erarbeitet PROGNOS in Basel regelmäßig Prognosen für die hoch entwickelten Länder. Z.B. für die BR-Deutschland: wie sehr auch die wirkliche Entwicklung des nationalen Gesamtkapitals bis 2030 von dieser Prognose abweichen wird, so wird die Proportionalität der verschiedenen Produktionszweige zum Ganzen angenähert getroffen auf Basis des langjährig durchschnittlichen Anstiegs der Produktivität. Somit ist auch die Entwicklung der aktiven industriellen Arbeitsarmee wie der industriellen Reservearmee abschätzbar. Ebenso das stetig steigende BIP – als zwischen Bourgeoisie, Proletariat und Staat aufzuteilende Jahres´frucht´ des nationalen Gesamtkapitals (also ~ 15.000 Mrd $ werfen 2.800 Mrd. $ ab in 2003) Es wird Jahr für Jahr von der arbeitenden Klasse erzeugt. Sie malochte 2003 dafür ca. 46 Mrd. Arbeitsstunden – bei Produktivitätsanstieg bedingter jährlicher Abnahme um 500 Mill. Arbeitsstunden. Dies entspricht ca. 250.000 weniger Arbeitskräfte!

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Editorische Anmerkungen

Der Gesamttext ist eine Spiegelung von MXKS
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