Wertbegriff und ökonomische Theorie
Die Verkürzungen und Mißverständnisse der nationalökonomischen Marxlektüre

von Hans-Peter Büttner

10/07

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1. Böhm-Bawerk und die frühe Debatte

1. Die frühe Debatte um das Marxsche System fand ihren Höhepunkt in der Polemik Eugen von Böhm-Bawerks, eines der führenden Vertreter der grenznutzentheoretisch fundierten Österreichischen Schule der Nationalökonomie, gegen die Marxsche Arbeitswerttheorie im Jahre 1896 und der 8 Jahre später erscheinenden, radikalen Gegenkritik des Marxisten Rudolf Hilferding[1]. Von jenem Böhm-Bawerk stammt auch die bis heute vielfach vertretene These vom Widerspruch zwischen dem ersten und dem dritten Band des „Kapital“. Ohne Böhm-Bawerks Kritik im Ganzen zu würdigen, wollen wir uns auf sein spezifisches Erkenntnisinteresse und seine daraus abgeleitete Interpretation der Wertkonzeption Marxens konzentrieren.

Zunächst fällt die prinzipielle Aversion Böhms gegen das Hegelsche Erbe auf, das in Marxens Theorie gegenwärtig ist und auf das Marx ja ausdrücklich in seiner Methode zurückgreift[2]. Böhm-Bawerk befindet sich mit diesem Urteil in bester nationalökonomischer Gesellschaft. So erwähnt Joseph Schumpeter gleich am Beginn seiner wohl bekanntesten Monographie[3], dass es Marxens hegelianisch geprägte Philosophie sei, „der wir uns am besten sogleich ein für allemal entledigen“ sollten[4]. Es scheint allerdings, dass die herrschende Nationalökonomie sich mit diesem Urteil der Möglichkeit beraubt hat, die spezifische Problematik, der sich Marx stellt, auch nur annähernd zu erfassen. Fortan sollte die Marxsche „Kritik der politischen Ökonomie“ zu einem Zweig der klassischen Nationalökonomie herabsinken. Dass die Begrifflichkeiten der Marxschen Theorie das theoretische Feld der herrschenden Wirtschaftswissenschaften epistemologisch transzendieren und überschreiten wurde hier nicht in Betracht gezogen. Vielmehr wurde das „Kapital“ unter dem Erkenntnisinteresse bürgerlicher Nationalökonomie gelesen, daran gemessen, entsprechend interpretiert und schließlich verworfen. Das spezifisch Marxsche Erkenntnisinteresse wurde so gar nicht erst zur Kenntnis genommen. Die spätere Veröffentlichung der Marxschen „Grundrisse“, eines umfangreichen Manuskripten, das Marx 1857/58 schrieb, also etwa 9 Jahre vor der Erstveröffentlichung des „Kapital“, hat an dieser Sichtweise wenig geändert, obwohl hier die Verbindung zwischen dem Marxschen Spätwerk und der Hegelschen Methode noch wesentlich schärfer hervortritt.

Diesen Verkürzungen von Seiten der akademischen Nationalökonomie her steht das faszinierende Interesse einiger weniger Ökonomen entgegen, die zumindest ahnen, dass Marx sehr viel mehr betrieben hat, als gemeinhin in diesem Fach üblich ist: Nämlich eine Art erkenntnistheoretisch fundierter Grundlagenforschung, die ihresgleichen sucht in diesem Fachgebiet. Ihre eigene Sterilität sowie ihre latente Unfähigkeit, sinnvolle Beiträge zum Verständnis globaler Krisenphänomene bereitzustellen, „dieser bemitleidenswerte Zustand der akademischen Lehre ist weitgehend das Resultat ihrer Weigerung, auf die von Marx gestellten Fragen einzugehen“[5], so die englische Cambridge-Ökonomin Joan Robinson in eine ihrer letzten Wortmeldungen zur Marxschen Ökonomiekritik.

2. Die Fragestellung, mit der Böhm-Bawerk an das Marxsche „Kapital“ herantritt ist die nach der Ermittlung relativer Tauschverhältnisse zwischen den Waren, also die Frage nach dem relativen Tauschwert. Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, die Arbeitswerttheorie des ersten Bandes als Widerspruch zum dritten Band und seiner Produktionspreistheorie zu sehen[6]. Wie später für Joan Robinson[7] ist auch für Böhm der dritte Band der einzig diskutable, steckt in ihm doch wenigstens „eine ‚ganz gewöhnliche‘ Produktionskostentheorie“[8]. Doch das Unverständnis des Nationalökonomen der Marxschen Werttheorie gegenüber ist zutiefst methodisch begründet. Was Marx im Gegensatz zu Ricardo und Smith, aber auch seinen subjektivistischen Nachfolgern, thematisiert, sind Form und Inhalt der ökonomischen Kategorien selbst. Deshalb wird auch im ersten Band des „Kapital“ keineswegs eine Ricardianische Arbeitsmengentheorie vertreten, sondern – wie bereits der Titel dieses Bandes „Der Produktionsprozeß des Kapitals“, den Böhm-Bawerk überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt, ankündigt – eine Theorie der Wertschöpfung mittels Arbeit.  

„Sobald die Menschen in irgendeiner Weise füreinander Arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form“[9], lautet die Marxsche Formulierung der prinzipiellen Problemstellung zu Beginn des "Kapital". Erkenntnistheoretisch ist hier also die "gesellschaftliche Form" angesprochen, in welcher die Arbeit als sozialer Vermittlungsprozeß auftritt unter bestimmten, historischen Produktionsverhältnissen. Auch unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen muß somit eine identifizierbare gesellschaftliche Form existieren, mittels welcher die gesellschaftliche Reproduktion über den Arbeitsprozeß sich vollzieht und in institutionalisierter Gestalt sichtbar und handlungsleitend wird. Für das Privateigentum und das Kapitalverhältnis bedeutet dies, dass das Verhältnis der privaten Produzenten, die im mikroökonomischen Funktionsraum gewinnmaximierend produzieren, Teil eines übergreifenden Reproduktionszusammenhanges ist, der die Voraussetzungen dieser mikroökonomischen Produktionsweise schafft und die wechselseitige Verflechtung der (voneinander abhängigen) Produzenten ermöglicht. In der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft ist es ja so, dass private Produktion stattfindet, die sich erst im Akt des Tausches als Teil der gesellschaftlichen Gesamtproduktion erweist, also als ihr formspezifisches Gegenteil. Findet die Verausgabung der verschiedenen Arbeitsleistungen der unterschiedlichen Produzenten auch im mikroökonomischen Funktionsraum statt (nämlich an der betriebswirtschaftlichen Basis), so werden durch die zahllosen Tauschakte diese voneinander unabhängigen Arbeitsleistungen aufeinander bezogen und dergestalt abhängig voneinander[10]. In dieser Abhängigkeitsbeziehungen konstituieren sie einen gesellschaftlichen Reproduktions-Zusammenhang. Die Marxsche Werttheorie steht nun inmitten dieser Problematik und untersucht originär die Genesis der Geldform, „dieser verrückten Form“[11], in der sich alle Waren darstellen müssen um als Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit anerkannt zu werden. „Geld“ wird somit bei Marx nicht rein technisch begriffen – als „pfiffig ausgedachtes Auskunftsmittel“[12] oder „zur technischen Bequemlichkeit in den Austausch äußerlich hereingebrachtes Instrument“[13] -, sondern aus den gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen abgeleitet als conditio sine qua non der Warenproduktion.

In dieser Gestalt ist es allerdings das Medium einer „Realabstraktion“ – denn es werden stofflich heterogene Produkte und damit die in ihnen vergegenständlichten, unterschiedlichen Arbeitsleistungen durch entsprechendes Handeln auf einen gemeinsamen abstrakten Nenner gebracht – und somit ein „sinnlich übersinnliches Ding“[14].  

„Es ist aber eben diese fertige Form – die Geldform – der Warenwelt, welche den gesellschaftlichen Charakter der Privatarbeiten und daher die gesellschaftlichen Verhältnisse der Privatarbeiter sachlich verschleiert, statt sie zu offenbaren.“[15] 

Das Geld als gesellschaftlich synthetisierte Form in sachlicher Gestalt verschleiert seine eigene Genesis und verleitet so auch den Nationalökonomen dazu, es einfach als äußere Tatsache in die Theorie einzuführen, statt es kategorial aus der Organisationsstruktur der gesellschaftlichen Arbeit abzuleiten. Entsprechend wurde die Marxsche Wertform-Analyse, deren erklärtes Ziel es ja ist zu zeigen, „dass die Wertform oder der Wertausdruck der Ware aus der Natur des Warenwertes entspringt, nicht umgekehrt Wert und Wertgröße aus ihrer Ausdrucksweise als Tauschwert“[16], komplett ignoriert und somit auch eine der wesentlichen Differenzen der Marxschen Ökonomiekritik gegenüber allen anderen Ansätzen. Dies ist um so erstaunlicher, als Marx selber diese Differenz in seiner Auseinandersetzung mit der Wertlehre Ricardos klar benannte: 

„Die politische Ökonomie hat (...) Wert und Wertgröße analysiert und den in diesen Formen verstecken Inhalt entdeckt. Sie hat niemals (!) auch nur die Frage gestellt, warum dieser Inhalt jene Form annimmt, warum sich also die Arbeit im Wert und das Maß der Arbeit durch ihre Zeitdauer in ihrer Wertgröße des Arbeitsproduktes darstellt(...)Es ist einer der Grundmängel der klassischen politischen Ökonomie, daß es ihr nie gelang, aus der Analyse der Ware und spezieller des Warenwertes die Form des Wertes (!), die ihn eben zum Tauschwert macht, herauszufinden. Grade in ihren besten Repräsentanten, wie A. Smith und Ricardo, behandelt sie die Wertform als etwas Gleichgültiges oder der Natur der Ware selbst äußerliches“[17]

Diese Gleichgültigkeit hat sich bis heute erhalten, nicht umsonst hat sich die Nationalökonomie um diese Aussagen Marxens bis heute in demonstrativer Ignoranz „herumgemogelt“. Den qualitativen Fragestellungen Marxens gegenüber ist Böhm als Repräsentant einer solchen Wissenschaft der „Gleichgültigkeit“ vollkommen desinteressiert - und deshalb gelingt ihm auch an keiner Stelle seiner Auseinandersetzung ein positiver Dialog mit dem Marxschen Werk[18].

3. Dennoch ist ein Teil der Kritik Böhm-Bawerks an der Marxschen Ableitung des Wertes als des „gemeinsamen Dritten“ berechtigt, denn Marx operiert in diesem äußerst kompakten Text mit Begriffen, die den nationalökonomischen Leser – aber nicht nur diesen – vor große Verständnisprobleme stellen. Die eher technisch-deduktive Ableitung der „abstrakten Arbeit“[19] durch das bekannte Ausschlußverfahren (der heterogene Gebrauchswert kommt als „gemeinsames Drittes“ nicht in Frage, also bleibt als Gemeinsames nur noch die Eigenschaft als „Gallerten“ von „Arbeit schlechthin“) mußte geradezu zwangsläufig in die Kritik geraten[20]. Die entscheidende Einsicht, dass „der ökonomische Grundbegriff (...) derselbe ist wie der Grundbegriff der materialistischen Geschichtsauffassung“, wurde von Rudolf Hilferding in seiner Replik auf Böhm-Bawerk ausdrücklich herausgestellt: 

„Die Gesellschaft hat gleichsam das ihr nötige Arbeitsquantum auf ihre Mitglieder aufgeteilt und jedem einzelnen gesagt, wieviel Arbeit er auf seinen Teil verwenden müsse. Und diese einzelnen haben es vergessen und erfahren nun nachträglich im gesellschaftlichen Prozeßweg, welches ihr Anteil war“[21]

Dabei betont Hilferding ausdrücklich, dass die Werttheorie den Begriff der „Arbeit“ zentral setzt, weil „die Arbeit das gesellschaftliche Band ist, das die in ihre Atome zerlegte Gesellschaft verbindet, und nicht weil sie die technisch relevanteste Tatsache ist“[22]. Marxens technisch-deduktives Ausschlußverfahren wurde entsprechend ohne Bezug auf den grundlegenderen historisch-materialistischen Arbeitsbegriff rezipiert und so genau die Frage nach der „technisch relevantesten Tatsache“ von Böhm-Bawerk und allen weiteren Vertretern der bürgerlichen Nationalökonomie beständig aufgeworfen. Es zeugt von einer gewissen Unterschätzung der Notwendigkeit, die Werttheorie der Öffentlichkeit gegenüber methodisch überzeugend zu begründen, dass Marx noch zu Lebzeiten der Kritik mit Häme begegnet ist, weil er diese Frage im Prinzip für „kindisch“ hielt. So schrieb Marx in einem Brief an Kugelmann vom 11.07.1868: 

„Das Geschwätz über die Notwendigkeit, den Wertbegriff zu beweisen, beruht nur auf vollständiger Unwissenheit, sowohl über die Sache, um die es sich handelt, als die Methode der Wissenschaft. Daß jede Nation verrecken würde, die, ich will nicht sagen für ein Jahr, sondern für ein paar Wochen die Arbeit einstellte, weiß jedes Kind. Ebenso weiß es, daß die den verschiednen Bedürfnismassen entsprechenden Massen von Produkten verschiedne und quantitativ bestimmte Massen der gesellschaftlichen Gesamtarbeit erhei­schen. Daß diese Notwendigkeit der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit in be­stimmten Proportionen durchaus nicht durch bestimmte Form der gesellschaftli­chen Produktion aufgehoben, sondern nur ihre Erscheinungsweise ändern kann, ist self-evident. Naturgesetze können überhaupt nicht aufgehoben werden. Was sich in historisch verschiednen Zuständen ändern kann, ist nur die Form, worin jene Gesetze sich durchsetzen. Und die Form, worin sich diese proportionale Verteilung der Arbeit durchsetzt in einem Gesellschaftszustand, worin der Zusammenhang der gesellschaftlichen Arbeit sich als Privataustausch der individuellen Produkte geltend macht, ist eben der Tauschwert dieser Produkte“[23]

Was für Marx ganz offensichtlich eine Tatsache ist, die „jedes Kind“ versteht, hat die erwachsene Nationalökonomen offensichtlich bis heute nicht verstanden. Und auch Böhm-Bawerk mit seinem positivistischen Verständnis von Nationalökonomie als subjektivistischer Preislehre konnte hier Marx nicht folgen, ist für ihn doch „absoluter Wert“ genauso undenkbar wie „Gesellschaft“ oder „gesellschaftliche Gesamtarbeit“. Da er den Marxschen „absoluten Wert“ nicht in seiner erkenntnistheoretischen Besonderheit zu denken vermag, interpretiert er die Marxsche Werttheorie als form-unspezifische, Ricardianische Arbeitsmengentheorie. Dieses Interpretationsschema zeigt sich auch deutlich an seiner Diskussion des „Wertgesetzes“ und des Verhältnisses von Werten zu Preisen. Den Prozeß der Wertschöpfung durch produktive Arbeit verkennt er, indem er Arbeit allein arbeitsmengentheoretisch als Maßstab für relative Tauschverhältnisse auf der Preisebene versteht. Warum Marx Arbeit in einer bestimmten, gesellschaftlich synthetisierten Form als „Wertsubstanz“ begreift und wie dadurch alle weiteren Kategorien wie Geld, Kapital, Zins etc. erschlossen werden, kann der herrschenden Nationalökonomie dergestalt nur verborgen bleiben. So konstatiert Böhm-Bawerk, daß „es freilich ganz richtig“ ist, „daß die Preissumme, die für das gesamte Nationalprodukt zusammen gezahlt wird, mit der in letzterem kristallisierten Wert- oder Arbeitssumme völlig zusammentrifft“[24]. Doch „dieser tautologische Ausspruch“ sei ohne Erkenntniswert. Es könne ebenso gut die These aufgestellt werden, „daß sich die Güter nach dem Maßstabe ihres spezifischen Gewichts vertauschen“[25]. Bemerkenswert ist hier zunächst, daß Böhm-Bawerk gar nicht erkennt, wie heikel und erklärungsbedürftig Phänomene wie „das gesamte Nationalprodukt“ als offensichtlich gleichzeitig heterogene (gebrauchswertförmige) und homogene (preis- bzw. wertförmige) Summen aus Sicht der subjektiven Wertlehre sind. Die Addierung relativer Werte – welche Böhm ja untersucht - zu absoluten „Gesamtmassen“ gälte es werttheoretisch begründen und überhaupt erst einmal zu erkennen, daß der „objektive Wert“ als realabstraktes Aggregat (scheinbar nur) relativer Preise eine offensichtliche Realität ist, die nicht einfach in Abrede gestellt werden kann. Es wird aber nicht einmal die Frage danach gestellt, wie diese Vorgänge der Zusammenfassung rein „subjektiver“ Werte in dimensionsgleichen Quanten überhaupt erklärt werden können. An der Unmöglichkeit, hier konsistente Erklärungsmuster zu entwickeln ist die subjektive Wertlehre als Werttheorie dann auch zerbrochen[26]. Sie lebt heute nur noch fort in dogmenhistorischen Exkursen und in Mustern zur Erklärung des Konsumentenverhaltens – freilich ohne die sozialen Formen und Institutionen, durch die hindurch oder mittels deren die Marktsubjekte handeln, noch rekonstruieren zu wollen. Das Verhältnis von Arbeit und Wert in der Marxschen Theorie versteht Böhm-Bawerk entsprechend nicht und so kann er auch die über den Konkurrenzmechanismus hergestellte gesellschaftliche Gesamtarbeit nur als willkürliche Wertbasis interpretieren, der analog eine physische Gesamtgewichtssumme (bezogen auf das Gesamtgewicht aller Waren) als „Wertmaßstab“ entgegengestellt werden könnte. Das grundlegende Erkenntnisinteresse Marxens – durch welches Medium werden die privaten Arbeiten unabhängiger Produzenten wie miteinander vermittelt und so in gesellschaftliche Arbeit überführt? – wird dergestalt vollkommen verfehlt und ignoriert.

An anderer Stelle konstatiert Böhm-Bawerk, daß Marxens These von der Abstraktion im Tauschprozeß nicht stimmen könne, da „ja kein Tauschwert existieren kann, wo nicht ein Gebrauchswert vorhanden ist“ und man daher „nicht von letzterem abstrahiert“[27]. Daß die Verschiedenheit der Gebrauchswerte Voraussetzung jeden Tausches ist, ist Marx jedoch zweifellos klar. Es findet allerdings in der Zirkulationssphäre etwas statt mit den verschiedenen Gebrauchswerten: Sie werden nämlich vergesellschaftet, das heißt die privaten Arbeiten als wertschöpfende Tätigkeiten beziehen sich wechselseitig aufeinander im Tausch – genauer: auf das Geld als allgemeine Ware und Tauschmedium. Konkrete (= private) Arbeit verwandelt sich so in abstrakte (= gesellschaftliche). In der Konsumtion der Ware tritt dann wieder ihr Gebrauchswert hervor, gesellschaftlich ist die Ware dagegen nur im Akt des Tausches, in dem der Wert – als monetäres Phänomen verstanden in seiner Geldform – permanent konstituiert wird und dann wieder verfällt. Die Waren sind hierbei der „Brennstoff“, der den Wert als gesellschaftlich synthetisierte Kategorie reproduziert. Anhand dieses Zusammenhanges wurde versucht, die Marxsche Werttheorie – vor allem seit den kritischen Arbeiten von Hans-Georg Backhaus aus den siebziger Jahren – als monetäre Werttheorie zu rekonstruieren[28]. So ließe sich denn das Geld als zentraler Vergesellschaftungsmodus verstehen, dem keine prämonetäre Wertgegenständlichkeit vorausgehen kann.

4. Die Behandlung der Problematik von „Angebot und Nachfrage“ und deren Bezug zu Werten und Preisen wird ebenfalls von Böhm-Bawerk vorgenommen. Zunächst ist für ihn „die Berufung auf die Wirksamkeit von „Angebot und Nachfrage“ nichts anderes als „die Berufung auf die Konkurrenz“[29]. Kann die Konkurrenz bei Marx, so Böhm-Bawerk, „keine Wirkung auf die Höhe des Dauerpreises ausüben (...), wie kann sie dann die Kraft sein, welche die Höhe der Dauerpreise verschiebt vom Niveau der ‚Werte‘ auf das davon so abweichende Niveau der Produktionspreise?“[30].

Hier zeigt sich, dass Marx und Böhm-Bawerk „Konkurrenz“ ganz unterschiedlich theoretisch verarbeiten. Zunächst einmal ist die Konkurrenz bei Marx konstitutive Voraussetzung für die Herausbildung des Wertes, denn „gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit“ ist ja das (arbeitsteilig organisierte) Ergebnis der Konkurrenz innerhalb der Produktionszweige und der Konkurrenz zwischen den verschiedenen Produktionszweigen um die Anerkennung ihrer Arbeit als gesellschaftlich notwendig, denn nur jene Zweige produzieren Wert, die ein gesellschaftliches Bedürfnis bedienen.

Doch neben diesen zwei Funktionen bei der Konstitution des Wertes bewirkt die Konkurrenz ein Drittes: den Ausgleich der Profitraten, denn Kapital strömt stets (entsprechend Angebot und Nachfrage nach Kapital selbst) weg von den Sektoren mit niedriger Profitrate und hin zu jenen mit höherer. Diese Tendenz liegt in der Tatsache begründet, dass Kapital selber Wert ist, „Mehrwert heckender Wert“, wie Marx sagt. Der viel gerühmte Widerspruch zwischen dem ersten und dem dritten Band des „Kapital“ ist unhaltbar, wenn man Marx entsprechend seiner eigenen Fragestellung und Methode interpretiert und den Erkenntnisgegenstand des ersten Bandes (Entwicklung der werttheoretischen Grundlagen, des Arbeits- und Produktionsbegriffs, Ableitung der Geldform, der kapitalistischen Warenzirkulation, Entstehung des Mehrwertes etc.) und des dritten Bandes (erweiterte Betrachtung der Konkurrenz, dementsprechend Verwandlung von Mehrwert in Durchschnittsprofit, Verwandlung von Werten in Preise etc.) als Beschreibungsversuche auf verschiedenen Abstraktionsniveaus versteht. Die dritte Wirkung der Konkurrenz, die zur Konstitution einer Durchschnittsprofitrate führt, wurde entsprechend des logischen Aufbaus des Marxschen „Kapital“ in den dritten Band verlegt.

Da die herrschende Nationalökonomie im Prinzip frühestens dort beginnt wo Marx aufhört - nämlich bei den Produktionspreisen (bzw. „natürlicher Preis“ oder „Gleichgewichtspreis“) – und werttheoretische Fundierungen für „redundant“ erklärt, ist ihr das ganze Marxsche Werk methodisch verschlossen geblieben. Die genetische Ableitung der ökonomischen Kategorien und entsprechende erkenntnistheoretische Fragen sind  ihr ebenso fremd geblieben wie das Denken „absoluter Werte“, der Wertform und der Wertsubstanz. Diese Unfähigkeit liegt ihrerseits begründet im Unverständnis gegenüber der sozialökonomischen Gegenständlichkeit als solcher, die mit den Mitteln des methodologischen Individualismus nicht entschlüsselt werden kann und dann erst in peinlichen und desaströsen Aporien wie dem Geldrätsel, den Wirtschaftskrisen oder der aggregierten Produktionsfunktion und dem Kapital-Paradoxon augenscheinlich wird.

2. Joseph Schumpeter und die Fortführung der Debatte

1. Entgegen dem Verdikt Böhm-Bawerks, dass „das Marxsche System eine Vergangenheit und eine Gegenwart, aber keine dauernde Zukunft hat“[31], ging die Debatte weiter und ist bis zum heutigen Tag nicht abgeschlossen. Joseph Schumpeter ist in seinem Ringen um ein angemessenes Verständnis des Marxschen Werkes der wohl interessanteste Autor bürgerlicher Provenienz. Dies weniger, weil er bahnbrechende Interpretationen der Marxschen Theorie geliefert hätte – im Gegenteil finden sich bei ihm oft groteske Verkürzungen und Mißverständnisse -, sondern weil er sich der ernsten Grundlagenprobleme der von ihm selbst vertretenen Nationalökonomie bewußt war und damit nicht zufrieden sein wollte[32]. Die Widersprüche und Ungereimtheiten seiner Marx-Lektüre sind offensichtlich Produkt der Widersprüche und Ungereimtheiten seiner Wissenschaft selbst.

2. Zunächst einmal verortet Schumpeter die Marxsche Wertlehre im theoretischen Feld Ricardos: „Seine Werttheorie ist die Ricardianische“[33]. In seiner posthum erschienenen „Geschichte der ökonomischen Analyse“ verortet er Marx „als ein Mitglied der Gruppe um Ricardo“[34]. Auch versichert er, dass Marx „die Kunst des Theoretisierens von Ricardo gelernt hatte“[35] – eine offenkundige Falschaussage, da Marx lange vor seiner Ricardo-Lektüre Junghegelianer war und das theoretische Denken in seiner intensiven Auseinandersetzung mit Hegel und Feuerbach (mit dem Marx auch eine private Korrespondenz pflegte) lernte. Auch in seinem widersprüchlichsten – und gerade dadurch ehrlichsten - Werk wendet sich Schumpeter gegen die Hegelschen Elemente in der Marxschen Kritik der Politischen Ökonomie – die er stets als „positive Wissenschaft“[36] verstehen wollte und Marx als „englischen Wirtschaftswissenschaftler“[37] – und versucht zu zeigen, „dass Marx sich in seiner Analyse nicht von der Hegelschen Philosophie beeinflussen ließ“[38]. Der Versuch, Marx als Ricardianer mit ein bisschen unnötiger Hegelscher Metaphysik im Gepäck zu interpretieren, sollte sich aber als undurchführbar erweisen, denn das Verdrängte kehrt auch hier – in Gestalt nationalökonomischer Antinomien - zurück.

3. Dieser scheinbar klaren Zuordnung der Marxschen Wertlehre stehen nun Aussagen Schumpeters entgegen, die gerade die Differenz Marxens zu Ricardo erahnen lassen – und eine erkennbare Nähe zu Argumentationsfiguren Hegels. So stößt Schumpeter merklich irritiert auf den Tatbestand, dass für Marx der Wert „etwas von den relativen Preisen und Austauschrelationen Verschiedenes ist und unabhängig von ihnen existiert. Die Behauptung, daß der Wert einer Ware die Summe der in ihr verkörperten Arbeit ist (Hervorh. im Original (!!!), d.A.), kann kaum etwas anderes bedeuten“. Dem steht das Ricardosche Modell gegenüber, in welchem „Werte einfach Austauschwerte oder relative Preise sind(!!)“[39]

 Es besteht also „ein Unterschied zwischen Ricardo und Marx“[40], den Schumpeter nicht weiter verfolgt und über den er sich nicht weiter Rechenschaft ablegt. Diese Differenz ist allerdings offensichtlich gravierend – dreht sie sich doch um die Kernelemente beider Werttheorien, die Schumpeter hier fast beiläufig in einer Fußnote als entgegengesetzt und somit unvereinbar ausweist, obwohl er an anderer Stelle ihre weitgehende Identität unterstellt. Doch da er dem „absoluten Wert“ Marxens eigentümlich hilflos gegenübersteht - allein Ricardos Werttheorie, die eine Theorie relativer Preise vom „Standpunkt der Nationalökomie“ aus vertritt, scheint ihm nachvollziehbar -, bricht seine Analyse dieses Verhältnisses hier ab. Bemerkenswert ist Schumpeters Feststellung, daß „die Tauschwerttheorie von Marx“, die „ebenfalls eine Arbeitsmengentheorie“ ist (!), „vielleicht die einzige ist, die jemals gründlich durchkonstruiert wurde(!)“[41]. Erstaunlich, dass hier einerseits die ricardianische Interpretation Marxens als „Arbeitsmengentheorie“ wiederholt, aber gleichzeitig ihre Überlegenheit gegenüber allen anderen derartigen Konzepten konstatiert wird. Es scheint zwingend, daß ihre modelltheoretischen Stärken in jener von Schumpeter nicht näher analysierten, aber immer wieder an die Oberfläche geholten Konzeption eines dialektisch konzipierten „absoluten Wertes“ liegen, wie wir auch noch im weiteren zeigen werden.

4. Ohne an dieser Stelle die Schumpetersche Interpretation der Marxschen Werttheorie eingehend kritisieren oder widerlegen zu wollen, sei Folgendes noch einmal ausdrücklich hervorgehoben: Schumpeters Auffassung, daß für Marx „der Wert einer Ware die Summe der in ihr verkörperten Arbeit ist (!!!)“ deutet auf ein vollkommenes Verständnisdefizit in Bezug auf die Marxschen Wertformanalyse hin, da hier nicht einfach eine naive "Ist"-Identität von „Wert“ und „Arbeit“ unterstellt wird, sondern die gesellschaftliche Konstitution des Wertsystems aus den Bedingungen der warenproduzierenden, kapitalistischen Gesellschaft heraus erklärt wird. Es ist also gerade die Wertform-Analyse, welche die entscheidende Frage aufwirft, warum die Produkte privater Arbeiten im Tausch die Geldform annehmen. Daß Schumpeter diesen Punkt in allen seinen Analysen ignoriert, läßt ihn letztendlich scheitern, doch gab es zu seiner Zeit auch nur wenige Marxisten, die – wie Issak Rubin und Franz Petry - hier besser abschneiden. Da ihn als positiven Nationalökonomen nur die „Wertsubstanz“ – Ricardianisch verstanden als relative Arbeitsmenge in den Waren – interessiert, kann er auch der Marxschen Geldtheorie nichts abgewinnen, die ja in engem Zusammenhang mit der Wertformanalyse steht[42].

5. Auch in seinem letzten Werk bleibt Schumpeter seiner Widersprüchlichkeit und inneren Zerrissenheit treu, wenn er behauptet, dass Marx „englischer Wirtschaftswissenschaftler“ aus der „Gruppe um Ricardo“ war, aber andererseits erkennt, dass „das Ricardosche Gleichgewichtstheorem des Wertes (...) nicht zur Marxschen Lehre gehört“[43] und „die Werttheorie des ersten Bandes (des „Kapital“, d.A.) zu sehr im Ricardoschen Sinne interpretiert wurde“[44] – was impliziert, dass sie offenkundig anders zu verstehen sei, ohne daß Ricardo dieses „ander“ irgandwie genauer zu spezifizieren vermag. Schließlich war für Marx „die in den Produkten verkörperte Arbeitsmenge“ nicht bloß „’Regulator’ ihres Wertes“, sondern „sie war (!!!, Hervorh. im Orig.) ihr Wert“[45], also ihre qualitative Erscheinungsform. Folgerichtig sind Abweichungen der Preise von den Werten keine „Änderungen der Werte“, sondern Änderungen in der Verteilung. Dies bedeutet aber, dass „Marx seine Idee vom absoluten Wert der Dinge tatsächlich konsequent beibehielt“[46], denn eine Unterscheidung von „Wert“ und „Preis“ macht bei einer Theorie relativer Werte in der Tat keinen Sinn.

6. Ein weiterer Punkt, bei dem Schumpeter widersprüchliche Aussagen trifft, verweist auf den „metaphysischen Gehalt“ der Marxschen Werttheorie. So ist Marx für Schumpeter der „am stärksten von der Metaphysik beeinflusste aller Theoretiker“[47] und gleichzeitig sein heikelster Punkt, „die Marxsche Werttheorie, durchaus nicht mystisch oder metaphysisch“[48]. Die Auflösung dieser Widersprüche, die Schumpeters Marx-Rezeption wie ein roter Faden durchziehen und die zu verstehen und fruchtbar zu machen Schumpeter letztlich nicht möglich war, liegt offenbar begründet in jenem gesellschaftsanalytischen Feld, das die positivistische Standardökonomie nicht thematisieren darf, ohne sich selber aufzuheben.

3. Paul A. Samuelson und die moderne neoklassische Marxlektüre

1. Dem produktiven Scheitern Schumpeters, das seinem lebenslangen Ringen um ein angemessenes Verständnis der kategorialen Grundlagen der ökonomischen Theorie geschuldet ist, folgte in den siebziger Jahren von bürgerlich-akademischer Seite eine letzte Welle der Auseinandersetzung mit der Marxschen Kritik der Politischen Ökonomie. Aus Sicht der bürgerlich-akademischen Wirtschaftstheorie widmete sich der Schumpeter-Schüler Paul A. Samuelson dem Problem der Wert- und Preisrechnung im Marxschen Werk. Bei ihm findet sich nun kaum noch jenes Bewußtsein von den Antinomien der ökonomischen Theorie und ihrer Thematisierung durch Marx[49]. Zwar spricht auch Samuelson gleich eingangs von der „neuartigen Analyse im ersten Band (des „Kapital“, d.A.)“[50], doch interessiert es ihn nicht mal ansatzweise, worin eigentlich das „Neuartige“ liegt und in welcher Beziehung es zum Älteren, nämlich dem ricardianischen Erbe, steht.

2. Samuelsons Versuch einer Rekonstruktion der Arbeitswertlehre beginnt nun bezeichnenderweise bei Adam Smiths „frühem und rohen Zustand“, in dem Hirsche und Biber im Verhältnis der zu ihrer Jagd aufzuwendenden Arbeitszeit getauscht werden. Für dieses einfache Tauschverhältnis XBiber gegen YHirsche unterstellt Samuelson bereits „relative Preise“ als mit der Arbeitswerttheorie kompatible Gleichgewichtspreise. Schließlich, resümiert er, „stimmt dieses Ergebnis auch mit der Marxschen Wertanalyse im ersten Band und der Analyse von Produktionspreisen im dritten Band des Kapital überein“[51]. Dabei weicht Samuelson allerdings bereits sehr früh von der Marxschen Form der Darstellung ab. Während letzterer bereits zu Beginn der Analyse des „Kapital“  den „Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht“[52] zu seinem Gegenstand erklärt, geht Samuelson zurück zu den Jägern und Sammlern und verortet dort den Ursprung des Tausches zu Arbeitswerten. Die Unterstellung „relativer Preise“ in einer Gesellschaft, in welcher sich noch nicht einmal ein allgemeines Äquivalent herausgebildet hat, ist eine äußerst fragwürdige Rück-Projektion bürgerlichen Kategorien in eine vorbürgerliche Gesellschaftsform. Sie entspricht der historisch verkürzten Fehlinterpretation der Marxschen Werttheorie als einer Theorie der „einfachen Warenproduktion“, die erst im Laufe der historischen Entwicklung in die „kapitalistische Warenproduktion“ einmündet. Für die herrschende,  neoklassische Nationalökonomie bildet diese „einfache Warenproduktion“ das Grundmodell des Warentausches, verschwindet in ihr doch das Formspezifische der „Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht“. Das besondere Erkenntnisinteresse der Marxschen Wertformanalyse[53] kann sich Samuelson und seinem ahistorischen Historismus nicht erschließen, denn die bürgerlichen Verkehrsformen sind ihm universell gültig wie „Natur“-Tatsachen. Der Marxsche Versuch, die Notwendigkeit der Geldform aus der Struktur der entwickelten Tauschgesellschaft selbst abzuleiten – ein logisches Unterfangen, das in vier Schritten, von denen jeder den jeweils vorherigen aufhebt, in der Wertformanalyse präsentiert wird -, verbietet solche logischen Unmöglichkeiten. Samuelson ist aber mit der Marxschen Werttheorie nur soweit vertraut, wie sie durch das enge Raster der neoklassischen Standard-Interpretation rekonstruiert wird. Eine Diskussion der Wertformlehre sowie ihrer erkenntnistheoretischen Implikationen ist ihm daher genauso wenig möglich wie vor ihm bereits Böhm-Bawerk und Schumpeter.

3. Samuelson demonstriert zunächst, daß in dem Fall, dass keine "vorgetane Arbeit" (nach Marx also "konstantes Kapital") in den Arbeitsprodukten vergegenständlicht ist, sondern nur direkt verausgabte Arbeitskraft, "Werte" und "Preise" unmittelbar übereinstimmen[54]. Wird der Fall komplizierter, müssen vorgetane und unmittelbar verausgabte Arbeit getrennt untersucht und in ein ökonomisch sinnvolles Verhältnis zueinander gesetzt werden. Hierzu dient Samuelson die Input-Output-Analyse in der Tradition Leontiefs. Dabei führt Samuelson auch eine Umsatzsteuer ein um zu beweisen, daß sich ein Steuersystem bei wechselseitiger Verflechtungsstruktur selbstverständlich auf die relativen Preise auswirkt (je nach Arbeitsintensität der jeweiligen Branche): 

"Da die Branchen sich in dem Verhältnis vorgetaner zu direkter Arbeit (organische Zusammensetzung des Kapitals) unterscheiden, kulminiert eine Umsatzsteuer in den verschiedenen Branchen in unterschiedlicher Weise. Dies führt zu Austauschverhältnissen, die von denen abweichen, die durch die in den Produkten verkörperten Arbeitsmengen gegeben sind. Je mehr 'vorgetane Arbeit' in dem Produkt enthalten ist, desto höher werden die relativen Preise"[55].  

Letztlich stößt Samuelson hier auf nichts anderes als die Tatsache, daß mit dem Auftreten kapitalistischer Produktion relative Preise nicht mit den Arbeitswerten der Einzelwaren identisch sind, sondern systematisch abweichen, mit oder ohne Umsatzsteuer. Diese Differenz zwischen Werten und Preisen ist für Samuelson offensichtlich ein Buch mit sieben Sigeln, das er sich nicht erklären kann. So stellt Samuelson fest, dass Smith sich in seinem Hauptwerk "Wealth of Nations" gerade eine Seite lang mit der ("unverfälschten") Arbeitswertlehre beschäftigt[56] und sich Ricardo leider "länger mit der Arbeitswertlehre aufhält", obwohl er doch "von Anfang an zugab, daß Garnelen, die am Ufer aufgelesen werden, sich gegenüber alten Eichen und abgelagertem Wein nicht den darin verkörperten Arbeitsgehalten entsprechend tauschen würden"[57]. Für Samuelson steht deshalb fest: 

"In der wirklichen Welt der Jahre 1776, 1817 oder 1970 ist Zeit Geld und sind Zinssätze (...) nicht Null. Zinsen kumulieren sich als Kosten genauso wie die Umsatzsteuer (...)"[58]

Die ganz andere methodische Vorgehensweise Marxens, die mit Smith und Ricardo überaus wenig zu tun hat, ist Samuelson so rätselhaft, daß er Marx beständig mit ersteren konfundieren und gleichsetzen muß. Entsprechend hilflos ist auch die Interpretation des Aufbaus des Marxschen Werkes durch Samuelson. Zwar hat Marx die Unvereinbarkeit relativer Tauschwerte mit der unmittelbaren Arbeitswertlehre gesehen, "aber sein Weg war ziemlich hegelianisch - zunächst die Antithese in Gestalt der 'Wert'analyse im ersten Band, (...) und schließlich die Synthese im dritten Band mit Hilfe des sogenannten 'Transformationsverfahrens'"[59]

Mal abgesehen davon, daß hier die "These" als Gegenstück zur "Antithese" fehlt, verrät Samuelson in seiner Formulierung erneut, daß ihm zur tieferen Fragestellung und zum Aufbau des Marxschen Werkes nur nichtssagende Floskeln einfallen. Der Unterschied zwischen "Wesen" und "Erscheinung" oder die erkenntniskritische Frage nach Substanz und Form des ökonomischen Gegenstandes sind Samuelson vollkommen unmöglich zu denken. Entsprechend wird Marx streng neoklassisch durchdekliniert, bis von Marx nichts mehr übrig bleibt und dann dieses kuriose Desiderat gönnerisch betrachtet wird.

4. So landet Samuelson letztlich beim "Transformationsproblem" in seiner neoklassisch-neoricardianisch formulierten Gestalt. Dabei wird Marx zugestanden, dass sein Transformationsverfahren neben dem uninteressanten Fall, daß Mehrwert und Profit gleich Null sind, auch im Fall "gleicher innerer Zusammensetzung des (konstanten) Kapitals" gilt, denn "in diesem Fall braucht jede Abteilung die verschiedenen Rohstoffe und Maschinenleistungen in genau den Proportionen, wie sie die Gesellschaft in toto herstellt". Ferner muß als weiteres Postulat nun angenommen werden, dass "das minimale Subsistenzbudget einen Warenkorb umfasst, der genau dieselben Proportionen wie die Produktionsinputs umfasst"[60].

Samuelson konstruiert diesen Transformationsalgorithmus um zu zeigen, dass Marxens Wert-Preis-Rechnung nur unter sehr speziellen Sonder-Bedingungen uneingeschränkt gilt, z.B. wenn eben der Warenkorb der Subsistenzgüter (= Lohngüter) im Wertschema wie im Preisschema exakt identisch zusammen gesetzt ist bzw. der Reallohn in beiden Schemata gleich ist[61]. Des Weiteren zeigt Samuelson auf, dass das genuin von Marx entwickelte quantitative Verfahren in seiner konsequent neoklassischen Reformulierung zu allerlei Abstrusitäten führt und dass auch Werte aus Preisen berechne werden können bzw. dass "Werte" und "Preise" im dualen Verfahren wie Figuren auf einem Schachbrett hin und her geschoben werden können. So wie Samuelson also die gesamte qualitative Logik der Marxschen Werttheorie ignoriert und mit keinem Wort ernsthaft reflektiert, bleibt ihm auch die Bedeutung des dritten Bandes des "Kapital" und insbesondere die Logik der Verwandlung der Werte in Produktionspreise verborgen. Sein Unverständnis in Bezug auf die Marxsche Wert- und Preislehre tut Samuelson gleich zu Beginn seines Aufsatzes in viel zitierten Worten kund: „Betrachte zwei alternative, widersprüchliche Systeme. Schreibe das eine hin. Zur Transformation nimm einen Radiergummi und radiere es aus. Schreib dann statt dessen das andere hin. Voilà! Damit ist der Transformationsalgorithmus beendet“[62]

Da Samuelson beständig der unmittelbaren Erscheinungsebene der ökonomischen Kategorien anhängt und sich weder für ihre innere Verbindung noch ihre Genesis über die gesellschaftliche Praxis der Menschen auch nur rudimentär interessiert, kann er seine tiefe Ratlosigkeit angesichts des Marxschen Werkes nur mittels solch ironisierender Formulierungen äußern. Ein produktiver Dialog ist hier praktisch nicht mehr möglich, da Samuelson Marxens ganz eigene Fragestellungen nicht mal erahnt, geschweige denn Marxens Antworten sinnvoll beurteilen kann. Bei Samuelson wird die streng ricardianisch interpretierte Werttheorie (rein neoklassisch formalisiert) ausschließlich auf ihre Tauglichkeit zur Ermittlung relativer, prämonetärer Knappheitspreise hin untersucht[63]. Eine erkenntniskritische Fundierung dieser relativen Preise (was ja die zentrale Fragestellung der Marxschen Werttheorie ausmacht!) ist gar nicht von Interesse und bleibt der ganzen Untersuchung somit rein äußerlich. Paul Mattick merkt in seiner Replik auf Samuelson aus marxistischer Sicht deshalb zurecht an, daß "die bürgerliche Preistheorie bloß einen Preis durch den anderen erklärt, aber nicht den Preis selbst"[64]. Samuelsons Ausführungen zum Transformationsproblem enthalten daneben einige rein fachliche Schnitzer, wenn z.B. von Samuelson vollkommen übersehen wird, daß der Marxsche Wert-Preis-Algorithmus nicht nur im Fall eines Mehrwertes von Null bzw. gleicher organischer Zusammensetzung aller Kapitale (worauf auch Samuelsons Konstrukt hinausläuft), sondern ebenfalls in dem von ihm gar nicht bedachten Fall eines gleichgewichtigen Wachstums mit einer gleichen Akkumulationsquote aller Kapitale gilt, weil hier das Mehrprodukt in Standardproportionen vorliegt[65]. Samuelsons oben erörterter Ansatz stellt allerdings, wie Johannes Schneider gezeigt hat[66], nur einen kuriosen Sonderfall dieses Wachstumsgleichgewichts dar.

Es existiert also (neben der bereits erwähnten "New Solution" des Transformationsproblems) im Rahmen der neoklassischen Methodologie mindestens eine weitere, das Marxsche Verfahren stützende Lösung, welche durch eine Koppelung der Profitrate mit der Wachstumsrate zu einer Bestätigung des Marxschen Verfahrens führt[67].

5. Es liegen mittlerweile (neben dem erwähnten wachstumstheoretischen Fall, den zuerst Michio Morishima 1973 erkannte[68]) eine Reihe neuer Ansätze vor, die entweder im Rahmen der neoklassischen Marx-Interpretation konsistente Lösungsansätze im Sinne Marxens anbieten[69] oder die neoklassisch-neoricardianische Marx-Rekonstruktion ablehnen und eine konsistente, alternative Lesart anbieten[70]. Samuelsons Versuch, prämonetäre Preise aus (ideal konstruierten) prämonetären physischen "Warenkörben" bzw. technologischen Verflechtungsstrukturen zu ermitteln, führt in der Tat zur Aufgabe der Werttheorie, da hier ja bereits kein werttheoretischer Ausgangspunkt mehr vorliegt.

Samuelsons "Rekonstruktion" deckt sich m Prinzip vollkommen mit der Marx-Interpretation im Gefolge der "neoricardianischen Revolution" der ökonomischen Theorie.

4. Die neoricardianische Kritik der Werttheorie im Anschluß an Piero Sraffa

1. Die neoricardianische Theorie sowie ihr Umgang mit und ihre formale "Rekonstruktion" der Marxschen Werttheorie geht im Wesentlichen bereits auf Ladislaus von Bortkiewicz und seine zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ausgearbeitete Marx-Interpretation zurück[71]. Bortkiewicz hat zwar nicht als erster den Vorwurf des "Kostpreis-Irrtums" erhoben und versucht, Marx mittels linearer Algebra zu reformulieren[72]. Mit Bortkiewicz' Wert-Preis-Rechnung war noch keineswegs eine umfassende Widerlegung des Marxschen Verfahrens intendiert, sondern nur eine harmlose "Korrektur", denn nicht zuletzt ging es ja Bortkiewicz um eine formal verbesserte Formulierung der Marxschen Theorie in einem vereinfachten Drei-Sektoren-Modell[73], die deren Aussagegehalt praktisch nicht tangiert[74]. Im folgenden Verlauf der Debatte wurde Bortkiewicz' Verfahren allerdings weiter modifiziert, denn Bortkiewicz arbeitet erstens mit Warenaggregaten (innerhalb deren die Waren immer noch als Wertgrößen existieren) und zweitens transformiert er den Luxusgüter-Sektor gar nicht, sondern setzt hier zur Schließung seines Gleichungssystems die Identität von Wert- und Preisausdruck voraus[75]. Das bedeutet aber letztlich, dass der Luxusgüter-Sektor seine Produktionsmittel und den Warenkorb der Lohnarbeiter wertförmig statt preisförmig bezieht und nicht am Ausgleich der Profitrate teilnimmt. Als Voraussetzung eines formal korrekten und alle Größen einschließenden Transformations-Verfahrens mußten aber erstens die Aggregate aufgelöst und somit eine einheitliche Profitrate auf jede Einzelware berechnet werden und zweitens das Mehrprodukt selbst konsequent transformiert werden, da ja in die Produktion des Mehrproduktes selber transformierte Kapital-Bestandteile eingehen. Während im Bortkiewicz-Algorithmus also die Summe der Preise von der Summe der Werte abwich, aber immerhin die Summe der Mehrwerte noch der Profitsumme entsprach, mußte dieses Ergebnis später korrigiert werden. Im Ergebnis entkoppelte sich die Preisebene von den Werten, denn man konnte einfach auf sämtliche Wertausdrücke in den Gleichungssystemen verzichten, die den Endpunkt der Wert-Preis-Transformation im Gefolge Bortkiewicz' bildeten. Claudio Napoleoni sprach als Marxist offen aus, was hier mit der Werttheorie geschehen war: 

"Wenn das Problem der Transformation auf diese Weise aufgefaßt und streng der Richtung folgend, die Marx selbst angezeigt hatte, weiterentwickelt wird, so zerstört es sich sozusagen von selbst, da man nicht bei einer Transformation der Werte in Preise angelangt, sondern bei einer Bestimmung der Preise, die unabhängig ist von den Werten"[76]

Arbeitswerte ließen sich zwar auch aus dem modifizierten Gleichungssystem ableiten, aber eben nur noch als überflüssiges "Nebenprodukt", dem bei der Preisbestimmung selbst keine mathematisch-formal sinnvolle Bedeutung mehr zukam. Bortkiewicz' Ansatz hat somit einen Weg gewiesen, dessen Ende erst im Gefolge der "neoricardianischen Revolution" der sechziger und siebziger Jahre und ihrer Rekonstruktion der Marxschen Werttheorie mittels linearer Algebra vollständig sichtbar wurde. Grundlegender Auslöser dieser Diskussion war das Buch "Warenproduktion mittels Waren"  von Piero Sraffa, das 1960 veröffentlicht wurde und zunächst eine radikale Kritik der neoklassischen Kapitaltheorie auslöste. Sraffa nahm im Gegensatz zu Marx allerdings aus Ausgangspunkt seiner Preistheorie nicht Warenwerte, sondern die technologisch determinierte Verflechtungstruktur von Gebrauchswerten. Er entwickelte so ein Input-Output-Verfahren, das mittels exogen vorgegebener technologischer Daten ein Produktionspreissystem beschreibt, das sich physisch reproduziert und ein dauerhaftes Mehrprodukt erzeugt[77].

2. Die Verteidigung der Marxschen Wertlehre konnte angesichts dieser Resultate nur darin bestehen, entweder

(1) aus dem verbliebenen Rest noch das Beste zu machen und Marx konsequent „in the light of modern economics“ (Morishima) zu reformulieren (in der Hoffnung, innerhalb dieses Rahmens eine konsistente Theorie rekonstruieren zu können)[78],

(2) unter prinzipieller Akzeptanz der Kritik einen verbesserten, alternativen Algorithmus zur Wert-Preis-Rechnung zu finden[79] oder

(3) die neoricardianische "Rekonstruktion" bzw. Interpretation der Marxschen Werttheorie selbst kritisch zu rekonstruieren bzw. zu widerlegen und Marx somit der neoklassischen Modellierung zu „entreißen“[80]

Punkt (1) hat sich praktisch erledigt, da kaum noch jemand den von Morishima konsequent neoklassisch reformulierten Marx vertritt[81], wobei Michael Heinrich und Georg Stamatis zwar die quantitativen Ergebnisse der Diskussion der siebziger Jahre akzeptieren, aber dennoch am zentralen, qualitativen Gehalt der Wertform-Analyse festhalten[82]. Punkt (2) würde unseren Rahmen sprengen, weshalb an dieser Stelle nur auf die einschlägige Literatur verwiesen werden kann. Ich möchte deshalb auf die zur Beurteilung der neoricardianischen Kritik der Marxschen Werttheorie zentrale Frage eingehen, ob diese Kritik überhaupt wissenschaftslogisch konsistent und hinreichend begründet ist.

3. Es ist auffällig, daß die neoricardianische Rekonstruktion der Marxschen Wertlehre zentrale methodische Grundannahmen ihrer Modellkonstruktion nicht ausreichend reflektiert. Dies trifft besonders zu in der Frage des "Arbeits"-Begriffs, der in die an Bortkiewicz und Sraffa orientierte Formalisierung der Werttheorie eingeht. Ist für das Verständnis der Preisform bei Marx die Kategorie der "abstrakten Arbeit" erkenntnistheoretisch zentral, so existiert im neoricardianischen Modell gar keine "abstrakte Arbeit".

Für Marx ist "abstrakte Arbeit" insofern ein für die kapitalistische Produktionsweise  spezifischer und zentraler Begriff, als dass die Produzenten nicht unmittelbar füreinander arbeiten, sondern erst mittels des Marktes ihre Arbeitsleistungen aufeinander beziehen. "Die abstrakte Arbeit ist die gesellschaftliche Arbeit der isoliert und unabhängig voneinander arbeitenden Individuen"[83], stellt Johannes Berger deshalb fest. Neben der konkreten Arbeit, die den unmittelbaren Stoffwechsel des arbeitenden Menschen mit seinen Arbeitsgegenständen bildet, gibt es also eine spezifisch gesellschaftliche Form der Arbeit. Diese Form trägt unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen der Tatsache Rechnung, dass die stofflich heterogenen Arbeitsprodukte marktförmig vermittelt werden und deshalb eine Vermittlungsform benötigen. Wenn die privaten Produzenten also nicht durch eine bewußte Planung oder Lenkung füreinander arbeiten, sondern erst isoliert voneinander arbeiten und dann ihre Arbeitsprodukte tauschen, stellen sie systematisch einen gesellschaftlichen Zusammenhang über Arbeit (Produktion) und Tausch (Zirkulation) her. Die wechselseitigen Abhängigkeiten der Produzenten bestehen folglich darin, dass sie zur Produktion ihrer jeweiligen Waren selber Waren von ihren Zulieferern beziehen müssen (sonst können sie nicht produzieren) und wiederum andere Produzenten (bzw. Konsumenten) beliefern. Die "abstrakte Arbeit" ist somit erkenntnistheoretisch vollkommen anders zu bewerten als "konkrete Arbeit", da erstere Ergebnis und notwendige Voraussetzung einer bestimmten Vermittlung konkreter Arbeiten ist. Der "realabstrakte" Gehalt "abstrakter Arbeit" begründet sich also darüber, daß es die bürgerliche Gesellschaft selbst mit ihrer über den Markt vermittelten Struktur isolierter Privatproduktion ist, die das Arbeitsprodukt in (konkreten) Gebrauchswert und (abstrakten) Wert aufspaltet. Es ist das Handeln sich wertförmig vergesellschaftender Marktsubjekte, welches den Waren ihre „gespenstische“ Eigenschaft zuweist, physische und zugleich realabstrakte Gegenstände zu sein.

In der neoricardianisch rekonstruierten Marxschen Werttheorie ist dieser erkenntnistheoretisch zentrale Punkt unberücksichtigt. Eine Unterscheidung von abstrakter und konkreter Arbeit existiert hier nicht, denn "Werte werden (...) nur bestimmt von technologischen Koeffizienten", und diese Werte sind "unabhängig vom Markt"[84]. Diese Koeffizienten markieren entsprechend "unabhängig vom Markt" gar keine "Werte" im Marxschen Sinne, sondern rein technologisch bestimmte Quanten "homogene Arbeit". Es ist allerdings klar: 

"Mit der homogenen Arbeit, die in diesen Modellen als wertbildende Kraft betrachtet wird, ist konkret verausgabte Arbeit gemeint. Bestimmte Mengen konkreter Arbeit, gemessen in Zeiteinheiten, und physische Produktionsmittelmengen, gemessen in Tonnen Stahl, Meter Tuch etc., determinieren Warenwerte. Die Warenwerte sind durch die verwandte Produktionstechnik eindeutig festgelegt"[85]

Der neoricardianisch konzipierte "Wert"-Begriff ist also mit der Kategorie der "abstrakten Arbeit" gar nicht vermittelbar, denn hier wird gar nicht getauscht, sondern praktisch ein ohne Tausch vermitteltes Produktionssystem betrachtet. Eine technologisch homogen konstruierte Arbeit ohne Wertform, unabhängig vom Warentausch und somit kapitalistischen Produktionsverhältnissen und Vermittlungsformen stellt aber gar keine für die bürgerliche Warenproduktion spezifische Arbeitsform dar.

Die Verwandlung von unter technologischen Produktionsbedingungen produzierten Gebrauchswerten in unter gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen vermittelte Tauschwerte bleibt hier total unberücksichtigt.

Es handelt sich bei diesem formlosen, prämonetären Technologie-Modell somit um eine rein planwirtschaftliche Kategorie, denn nur in einer Planwirtschaft kann auf den Markt und seine Marktformen verzichtet werden zugunsten rein technologischer Beziehungen zwischen unmittelbar verflochtenen Produktionsbereichen[86]. Johannes Berger erklärt deshalb zurecht: "Die Wertkategorie ist nur dort verwendbar, wo in Waren inkorporierte Arbeitsmengen sich einem Bewertungsprozeß auf Märkten unterziehen müssen"[87]

Morishimas Arbeitswertlehre unterstellt also „die in den Waren enthaltene Arbeitszeit als unmittelbar gesellschaftliche, (...) als gemeinschaftliche Arbeitszeit oder als Arbeitszeit direkt assoziierter Individuen“[88]. Wie Marx in seiner Kritik des Ökonomen John Gray aber erklärt hat, wäre auf Grundlage einer solchen Konstruktion des Tauschwertes „die Grundlage der bürgerlichen Produktion selbst aufgehoben“. Das Ergebnis dieses prämonetären Tauschbegriffes läuft auf eine gesellschaftliche Paradoxie hinaus: „Die Produkte sollen als Waren produziert, aber nicht als Waren ausgetauscht werden“[89]

Bei genauer Betrachtung kommt auch der Berliner Soziologe Heiner Ganßmann zu dem Ergebnis, daß die neoricardianisch reformulierte Werttheorie[90] mit weiten Teilen der Marxschen Wissenschaftslehre vollkommen unvereinbar ist. Sie verzichtet nicht nur auf die zentrale Differenz zwischen konkreter und abstrakter Arbeit, sondern kann auch folglich die Wertform-Analyse, die Marxsche Geldtheorie und die Marxsche Bestimmung gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit nicht verarbeiten. Die gesamte Auffassung der Funktionsweise der kapitalistischen Produktionsordnung weicht bei der neoricardianisch modifizierten Arbeitswertlehre radikal von der Marxschen Werttheorie ab: 

"Zu den unstrittigen Eigenschaften kapitalistischer Ökonomien gehören die private Verfügung über Konsumtions- und Produktionsmittel, die dezentrale Entscheidungsstruktur und die Steuerung mittels eines Preissystems auf Märkten, zu denen vor allem der 'Arbeitsmarkt' gehört. Diese Eigenschaften kehren in den verschiedenen Theorieansätzen wieder, werden aber in der Neoklassik, bei den Sraffianern und in der Standard-AWL für kompatibel gehalten mit dem Konstrukt einer geldlosen Ökonomie im Gleichgewicht, das die Grundlage der Preisbestimmung bietet"[91]

Mit der Eliminierung des Geldes (sowie der Wertform-Problematik einschließlich der abstrakten Arbeit) ist allerdings die gesamte tiefere Fragestellung der Marxschen Werttheorie nach Substanz und Form des Wertes und folglich nach dem historisch spezifischen Charakter der kapitalistischen Warenproduktion getilgt. Die moderne, neoricardianisch inspirierte Marx-Lektüre fällt somit weit hinter das Marxsche Niveau der Wirklichkeitsanalyse zurück: 

"Obwohl doch für einen Markt produziert werden soll, der, soll er noch irgendeinen Bezug zur Wirklichkeit haben, letztlich als anonymer begriffen werden muß - obwohl es letztlich also um den Austausch von 'Waren' und nicht von 'Produkten' gehen soll, stehen sich in den neoklassischen wie in den neoricardianischen Modellen der Naturaltauschwirtschaft die Waren überhaupt nicht gegenüber als Waren, sondern als Produkte oder 'Gebrauchswerte'; das ökonomische Verhältnis 'verschwindet': Es ist das des 'wirtschaftlichen Zirkels' und es besteht nur zwischen 'Waren' und nicht zwischen 'Produkten' oder 'Gebrauchswerten'. Ein ökonomisches und nicht bloß technisches Verhältnis von gesamtwirtschaftlich erzeugten Produkten läßt sich auf der prämonetären Ebene gar nicht sinnvoll zu Ende denken; 'wirklich' und nicht auf dem Wege neoricardianischer Modellschreinerei bloß 'gedacht', existiert es nur als Ware-Geld-Relation, deren Analyse für die quantitative Ökonomie jedweder Machart in der Tat die 'Quadratur des ökonomischen Zirkels' bedeuten muß"[92].  

Hans-Georg Backhaus verweist somit darauf, dass die gesamte mit der Marxschen Werttheorie beabsichtigte Rekonstruktion der bürgerlichen Verkehrsformen von der neoricardianischen Theoriebildung ignoriert wird. In der sozialökonomischen Realität werden "im Unterschied zu bloß technischen und physiologischen Prozessen eben nicht bloß Produkte und Produktionsmittel, also physische Dinge hervorgebracht, sondern diese als 'soziale Dinge', als 'Formen', nämlich 'Waren' und 'Kapital', als 'Wertmengen'"[93]. Was mit der methodisch höchst fragwürdigen, technologischen Konstruktion konkret-homogener Arbeitsquanten zur Ermittlung prämonetärer Wertstrukturen begann, erweist sich somit als Ausdruck sehr weitgehender epistemologischer Reflexionsverweigerung. Die gesamte sozialökonomische Wirklichkeit als objektiver Erkenntnis-Gegenstand sowie die spezifisch Marxsche Fragestellung seiner angemessenen Rekonstruktion über die Wertformanalyse bleiben der Standard-Arbeitswertlehre unverständlich.

4. Diese durchgehende Fehlinterpretation der Marxschen Werttheorie sowohl durch die neoklassische als auch durch die neoricardianische Wirtschaftslehre hat Hans-Georg Backhaus deshalb auf zwei Grundfehler der Marx-Interpretation zurück geführt: „Die technische bzw. physiologische Bestimmung des Marxschen Arbeitsbegriffs und die nominalistische Bestimmung des Wertbegriffs“[94]

Ersteres äußert sich, wie gezeigt, in den nationalökonomischen "Arbeits"-Begriffen, die so unterschiedlichen Autoren wie Samuelson, Steedman oder Morishima gemeinsam sind. Die nominalistische Deutung des Wertbegriffs zeigt sich auch beim Marxisten Morishima unmißverständlich wenn er erklärt, daß die Marxsche Wertlehre "als Idealtypus im Sinne Max Webers zu verstehen sei"[95]. Ganz im Gegensatz zu Morishimas Annahme ist freilich der Marxsche Wert-Begriff ein "realabstrakter", denn die im Warentausch vorgenommene Formveränderung des Arbeitsproduktes ist ein realer Prozeß: Durch die marktförmige Verflechtung über den Tausch werden konkrete Arbeitsprodukte (und mit ihnen ihre konkreten Arbeitsleistungen) einem gesellschaftlichen Bewertungsvorgang unterworfen, der aus der Vielzahl der vereinzelten Privatarbeiten über die Wertform eine kommensurable Einheit macht. Konkrete Arbeit verwandelt sich so in abstrakte Arbeit, weil sich mittels Tausch unter den Bedingungen der Konkurrenz jede Produktionsleistung als Teil der Gesamtleistung zu erweisen sucht. Die gesellschaftliche Gesamtarbeit muß hier erst über die Wertform hergestellt und möglich gemacht werden, damit die getrennten Produzenten ihren Produktionszusammenhang herstellen und reproduzieren können. Aufgrund dieser Struktur bleibt der Zusammenhang der privaten Produzenten immer abstrakt, denn er stellt sich erst ex post über den Tausch her, besteht nie unmittelbar. Vollzugsmedium dieser Abstraktionsleitung ist das Geld, denn der Wert muß erscheinen, sonst wäre er in der Tat nur ein Gedankenkonstrukt. Weil von dieser "Erscheinung" aber die ganz reale und alltägliche Reproduktion der Menschen abhängt, weil dem Geld somit in seiner realen Abstraktionsleistung eine zentrale Funktion in der kapitalistischen Warenproduktion zukommt, müssen Werttheorie und Geldtheorie miteinander verbunden sein. Bei Marx ist diese Verbindung (über die Wertformanalyse) geleistet und sozialökonomisch begründet. Bei neoklassischen bzw. neoricardianischen Marx-Interpreten werden noch nicht einmal das Problem an sich und seine erkenntnistheoretische Bedeutung reflektiert.

5. Abschließend bleibt also festzustellen, dass die herrschende ökonomische Wissenschaft bis heute kaum Notiz genommen hat von Sinn und Methode der Marxschen Werttheorie. Statt dessen wurde von Böhm-Bawerk bis Samuelson und Steedman Marx stets an den Maßstäben der positivistischen Wissenschaftsmodelle gemessen, die Marx selbst abgelehnt und kritisiert hat. Moderne Versuche, Marx neoklassisch bzw. neoricardianisch zu rekonstruieren und zu interpretieren sehen fast durchweg von den gesamten erkenntnistheoretischen Fragestellungen des Marxschen Werkes ab. Die zuletzt von mir untersuchte Standard-Arbeitswertlehre erweist sich deshalb bei genauer Betrachtung als mit der Marxschen Werttheorie essentiell unvereinbares Alternativprogramm, welches einer gänzlich anderen Forschungslogik folgt. Eine angemessene und verständige Auseinandersetzung mit der Marxschen Werttheorie steht folglich bis heute sehr weitgehend aus. Sie könnte allerdings gerade im 21. Jahrhundert angesichts der globalen Widersprüche des Kapitalismus, seiner Degenerierung und Barbarisierung, neue Wege weisen in den Sozialwissenschaften - sofern diese nicht bereits in ihrem Reflexionsniveau dem Verfall und der Enthumanisierung der bürgerlichen Produktionsweise nacheifern. Die Verdinglichung des Denkens kann nur durchbrochen werden durch kritische Reflexion auf die gesellschaftlichen Voraussetzungen des Denkens selbst. 

Literaturliste:

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Anmerkungen

[1] Auf die marxistische Kritik der subjektiven Wertlehre gehe ich im Kontext dieser Untersuchung nicht weiter ein. Ich habe diese Kritik in meinem Text Büttner (2007) formuliert.

[2] Sh. MEW 23, S.27. Böhm spricht in Bezug auf Marxens Methode vom „Ballast von schwieriger Dialektik“ (S.25), von „dialektische(m) Hokuspokus“ (S.90) und „einer steifleinenen Dialektik“ (S.112).

[3] „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“, 1993, S.24.

[4] Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Hegel verweigert Schumpeter allerdings, seiner Ablehnung folgt also keine Begründung. Dieses Verfahren scheint unter Nationalökonomen üblich zu sein und findet sich auch bei Böhm-Bawerk und Joan Robinson.

[5] Joan Robinson (1977), S.346.

[6] „Ich kann mir nicht helfen, ich sehe hier (...) den nackten Widerspruch selbst“ (Böhm-Bawerk (1973), S. 46).

[7] Sh. z.B. Joan Robinson (1987), S.37: „Wie ich es sehe, besteht der Konflikt zwischen dem ersten und dem dritten Band in dem Konflikt zwischen Mystizismus und gesundem Menschenverstand“.

[8] Böhm-Bawerk (1973), S. 46.

[9] MEW 23, S.86.

[10] „Unabhängig“ voneinander sind sie also insofern sie unter der Kontrolle des jeweiligen Einzelkapitals betriebswirtschaftlich organisiert werden und „abhängig“, insoweit im Rahmen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung jedes Kapital nur mittels Tauschbeziehungen mit anderen Kapitalien existieren kann.

[11] Ebd., S.90.

[12] MEW 13, S. 36.

[13] Ebd., S. 42.

[14] MEW 23, S.85.

[15] Ebd., S.90.

[16] Ebd., S.75. Nach Jürgen Ritsert (1988, Der Kampf um das Surplusprodukt, S. 175) geht es „in Marx‘ Wertformanalyse (...) im großen Stil um die Frage, welche besonderen geschichtlichen Umstände und spezifischen Bearbeitungsweisen der ökonomischen Systemprobleme dazu führen, daß die Ergebnisse ökonomischer Funktionen eine Wertform annehmen, daß sie als Tauschwerte zirkulieren und wie die vorfindlichen Funktionen des Geldes überhaupt gesellschaftlich möglich sind“.

[17] Ebd., S. 94 ff.

[18] Interessanterweise gibt es schon bei Immanuel Kant Formulierungen, die erst durch Marxens spätere Analyse in ihrer frühen Genialität erkannt werden können. So war bereits für Kant klar, daß das Geld „alle Ware repräsentiert(!)“ und „das allgemeine Mittel ist, den Fleiß der Menschen gegeneinander zu verkehren“ (Kant 1993, S. 403) . Zusammen gefasst ist das Geld aus Kantscher Sicht „derjenige Körper, dessen Veräußerung das Mittel und zugleich der Maßstab des Fleißes ist, mit welchem Menschen und Völker untereinander Verkehr treiben“ (ebd., S. 405). Die Kantschen Überlegungen können erst vor dem Hintergrund der Marxschen Wertformanalyse hinreichend gewürdigt werden.

[19] Dies zeigt sich u.a. dadurch dass Marx suggeriert, ein Austausch stofflich verschiedener Arbeitsprodukte sei rein technisch nur möglich durch die Reduktion auf „abstrakte Arbeit“. Diese Lesart ist aber überaus ahistorisch und auch deshalb problematisch, weil sie den Wert als „Transmissionsriemen“ einer Gesellschaft privater Produzenten mit einem technischen „Hilfsmittel“ für den Austausch reiner Überschußproduktion gleichsetzt. Dergestalt erinnert sie dann an prämonetäre Werttheorien. Als monetäre Werttheorie ist Werttheorie aber essentiell Theorie der Vergesellschaftung privater Arbeiten in einer entwickelten, kapitalistischen Tauschgesellschaft.

[20] Marx hat so natürlich der Gegenkritik Tür und Tor geöffnet, daß statt "Arbeit schlechthin" auch "Knappheit schlechthin" oder "Nutzen schlechthin" anhand eines analogen Verfahrens als "gemeinsames Drittes" bestimmt werden könnten. Sein Ausschluß-Verfahren ist hier also methodisch nicht hinreichend mit dem Historischen Materialismus vermittelt.

[21] Rudolf Hilferding (1973), S. 140.

[22] Ebd.

[23] MEW 32, S. 552 ff.

[24] Böhm-Bawerk 1973, S.51.

[25] Ebd.

[26] Zu den logischen Problemen der subjektiven Wertlehre sh. meinen Aufsatz Büttner (2007).

[27] Böhm-Bawerk (1973), S.87.

[28] Analytisch fruchtbar gemacht für eine qualitative Weltmarktanalyse wurde die Marxsche Werttheorie von Christian Girschner (1999).

[29] Ebd., S.109.

[30] Ebd., S.110.

[31] Ebd., S.127.

[32] Das ambivalente Verhältnis Schumpeters zu Marx wurde vor allem von Hans-Georg Backhaus herausgearbeitet und von der akademischen Nationalökonomie bis heute komplett ignoriert. Sh. dazu die jüngste Veröffentlichung von Backhaus (2002): Der widersprüchliche und monströse Kern der nationalökonomischen Begriffsbildung. In: Iring Fetscher/Alfred Schmidt (Hg.): Emanzipation als Versöhnung, S. 111-141.

[33] Schumpeter (1993), S. 46. In der „Geschichte der ökonomischen Analyse“ heißt es gleich lautend (S. 488): „Marx übernahm im wesentlichen die Ricardianische Werttheorie“.

[34] Joseph A. Schumpeter (1965): Geschichte der ökonomischen Analyse, S. 488.

[35] Schumpeter (1993), S. 45.

[36] Ebd., S. 25.

[37] Schumpeter (1965), S. 488.

[38] Ebd., S. 491.

[39] Schumpeter (1993), S. 46.

[40] Ebd.

[41] Schumpeter (1965), S. 727.

[42] Ebd., S. 45. Hier spricht Schumpeter, dem die Marxsche Verbindung von Wert- und Geldtheorie überhaupt nicht verständlich ist, von „Marxens ausgesprochen schwache(r) Leistung auf dem Gebiet des Geldes, wo es ihm nicht gelungen ist, an den Ricardianischen Standard heranzukommen“. Wie Hans-Georg Backhaus (1997) herausgearbeitet hat, bezahlte Schumpeter diese zu oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Marxschen Werk mit dem Scheitern seines eigenen Versuchs, „das Wesen des Geldes“ (so der Titel der entsprechenden, zu Lebzeiten nicht vollendeten Monographie) zu erklären.

[43] Schumpeter (1965), S. 488 bzw. 729.

[44] Ebd., S. 729. Bezeichnenderweise trifft Schumpeter letztere, eminent wichtige Feststellung wieder in einer Fußnote und verfolgt sie nicht weiter.

[45] Ebd., S. 728.

[46] Ebd., S. 729. Im Anschluß an diese Feststellung schreibt Schumpeter in einer Fußnote: „Er war der einzige Autor, der dies jemals getan hat“.

[47] Ebd., S. 728. Für Joan Robinson (1987) bestand „der Konflikt zwischen dem ersten und dem dritten Band (des „Kapital“, d.A.) in dem Konflikt zwischen Mystizismus und gesundem Menschenverstand“ (Grundprobleme der Marxschen Ökonomie, S. 37). Aber auch Robinson ahnte, dass dieser „Mystizismus“ doch bei verständiger Deutung sehr viel rationaler ist als das subjektivistische Grundgerüst der positivistischen Standard-Ökonomie.

[48] Ebd., S.730.

[49] Dies ist umso erstaunlicher, da Samuelson selbst das Scheitern der akademischen Nationalökonomie im Gefolge der „Cambridge-Cambridge-Debatte“ 1966 eingestehen mußte und es hier ja immerhin um die Konsistenz makroökonomischer Aussagen am Beispiel der aggregierten Produktionsfunktion ging. Doch eine weitere Auseinandersetzung mit den Antinomien der neoklassischen Wirtschaftstheorie, die ja eine genauere Lektüre Marxens hätte bereichern können, blieb gänzlich aus. Zur Cambridge-Cambridge-Debatte sh. Michael Heine / Hansjörg Herr (1999), Kap. III.

[50] Paul A. Samuelson (1974), S. 237.

[51] Ebd., S. 241.

[52] MEW 23, S. 49. Hervorh. von mir.

[53] Hans-Georg Backhaus hat dieses Konzept so zusammengefasst, „dass die Wertformanalyse nur dann einen fassbaren Sinn und einen nichttrivialen Aussagegehalt gewinnt, wenn sie als Kritik prämonetärer Werttheorien und in eins damit als qualitative Theorie des Geldes interpretiert wird“  (1997, S. 154).

[54] Samuelson (1974), S. 240/41. Samuelson rekurriert hierbei auf das alte Beispiel von Adam Smith mit dem Hirsch, der in einer, und dem Biber, der in zwei Stunden erlegt wird. Folglich tauschen sich zwei Hirsche gegen einen Biber ganz nach Arbeitszeit-Maßgabe. Dabei ist auch dieses Beispiel genau genommen unsinnig, denn vermutlich wird der Hirsch mit technischen Mitteln und nicht durch bloßen Körpereinsatz der Jäger getötet.

[55] Ebd., S. 244.

[56] Nach Samuelson "tut Smith gut daran", die Arbeitswertlehre über diesen "frühen und rohen Zustand hinaus" aufzugeben.

[57] Ebd, Hervorh. von Paul A. Samuelson.

[58] Ebd.

[59] Ebd.

[60] Ebd., S. 265. Hervorh. von Paul A. Samuelson. Was Samuelson interessanterweise gar nicht auffällt ist die Tatsache, daß dieses etwas befremdliche Konstrukt jenem Konstrukt ähnelt, das er selbst wenige Jahre vorher in der "Cambridge-Cambridge-Kontroverse" zur Rettung der aggregierten Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung vorgeschlagen hat mit der "Surrogat-Produktionsfunktion" (sh. dazu Sraffa (1976), S. 169 ff. bzw.  Urs Weber (1999), S. 219 ff.). Samuelson kritisiert hier also eine Modellkonstruktion, die er selber an anderer Stelle in verwandter Form in Anspruch genommen hat zur Rettung der neoklassischen Produktionsfunktion!

[61] Interessanterweise hat in den achtziger Jahren eine Gruppe angloamerikanischer marxistischer Ökonomen unter dem Stichwort einer "neuen Lösung des Transformationsproblems" aufgezeigt, daß unter der Voraussetzung, daß die Arbeiter statt eines fiktiven Warenkorbes einen Geldlohn erhalten, der als Anteil am neu geschöpften Wert verstanden wird, das Marxsche Verfahren "rehabilitiert" werden kann (sh. dazu Michael Heinrich (1999), S. 276). Dieses Verfahren ist natürlich deutlich eleganter und konsistenter als Samuelsons Ansatz, der letztlich doch nur die Unmöglichkeit einer konsistenten Wert-Preis-Rechnung zu untermauern sucht.

[62] Paul A. Samuelson (1974), S. 239.

[63] Der Soziologe Werner Hofmann (1971, S. 106) hat diese verkürzte Interpretation der Wertlehre mit Verweis auf die makroökonomischen Kreislaufzusammenhänge kritisiert: "Es ist nicht nur zu erklären, wie es zu bestimmten Preisen kommt, sondern auch, woher die volkswirtschaftliche Kaufkraft stammt, aus der die Preise bezahlt werden. Hierzu bedarf es einer Theorie, die als Lehre von der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung auch die Bildung der kaufkräftigen (monetären, H.-P. B.) Einkommen erklärt; und unter diesem Gesichtspunkt wird auch jede Alternativlehre zur Wertschöpfungstheorie von Marx auf ihren Erkenntniswert zu prüfen sein.

[64] Paul Mattick (1974), S. 290.

[65] Sh. dazu die hervorragende Studie von Hans-Georg Sprotte (1978).

[66] Johannes Schneider (1980), S. 122.

[67] Aus Mario Cogoys Sicht stellt dies ein außerordentlich positives Ergebnis für die Marxsche Werttheorie dar: "Es ist für die Werttheorie daher kein schlechtes Ergebnis, daß ihre Aussagen gerade in dynamischen Fragen, auf die sie sich primär beziehen, an Relevanz zunehmen" (Mario Cogoy (1977), S. 39.

[68] Michio Morishima (1973), S. 70.

[69] So z.B. die bereits erwähne „New Solution“ sowie das iterative Verfahren, das Raúl Rojas (1989, S. 229 ff.) bespricht.

[70] Gemeint ist hier die Arbeit der "International Working Group on Value Theory" IWGVT mit ihrem TSS-Ansatz, der sich gänzlich gegen eine Interpretation Marxens mittels simultaner Gleichungen wendet. Sh. dazu meinen Aufsatz Büttner (2004). Auch Farjoun/Machover (1983), welche die Vorgabe einer einheitlichen Profitrate aufgeben und stattdessen mit einem wahrscheinlichkeitstheoretischen Ansatz arbeiten, gehen methodisch einen gänzlich anderen Weg als die traditionelle Neoklassik bzw. der Neoricardianismus.

[71] Ich möchte deshalb im Folgenden mit der neoricardianischen Marx-Interpretation all jene Autoren bezeichnen, die sich positiv auf den von Bortkiewicz gewiesenen Weg beziehen, Marx in Termini der Allgemeinen Gleichgewichtstheorie Leon Walras' in Form linearer Gleichungssysteme zu reformulieren. Das trifft dann Neoricardianer wie Ian Steedman ebenso wie den Marxisten Michio Morishima, der Marx lediglich anders interpretiert innerhalb der Grenzen neoricardianischer bzw. an die Allgemeine Gleichgewichtstheorie angelehnter Methodologie.

[72] Der erste erfolgreiche Versuch stammte von dem praktisch unbekannt gebliebenen sozialdemokratischen Studenten Wolfgang Mühlpfordt. 1893 in seiner Dissertation und 1895 in verbesserter Form in einem Aufsatz, der in derselben Zeitschrift veröffentlicht wurde, in welcher Bortkiewicz etwa 10 Jahre später seinen im Prinzip gleichartigen Ansatz publizierte, ging Mühlpfordt an die Öffentlichkeit. Zu Mühlpfordts Werk und seiner theoretischen Leistung sh. F. Quaas (1992), S. 67 ff.

[73] Sektor 1 produziert hier die Produktionsmittel (konstantes Kapital), Sektor 2 die Lohngüter der Arbeiter (variables Kapital) und Sektor 3 die Luxusgüter der Kapitalisten (bezahlt über den Mehrwert).

[74] Dabei wird von Bortkiewicz (1976), S. 146, bereits explizit festgestellt, dass es möglich ist, Preise auf ihren „korrekten mathematischen Ausdruck zu bringen, ohne dass man von den entsprechenden Wert- und Mehrwertgrößen auszugehen brauchte, sondern letztere Größen kommen in der Rechnung gar nicht zum Vorschein, wenn man sich der exakten Formeln bedient“.

[75] Sektor 3 nimmt daher gar nicht Teil am Ausgleich der Profitrate. Zur Geschichte der Weiterentwicklung des Bortkiewicz-Verfahrens und ihren Konsequenzen sh. z.B. Claudio Napoleoni (1974), S. 196 ff.

[76] Claudio Napoleono (1974), S. 201.

[77] Während Sraffa also von Marx besonders sein Verzicht auf eine werttheoretische Fundierung des Preissystems unterscheidet, trennt ihn von der Neoklassik seine Annahme eines dauerhaften physischen Mehrprodukts, das zwischen sozialen Klassen umkämpft sein kann und seine Ablehnung der Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung.

[78] Diese Position vertrat z.B. Michio Morishima (1973, S. 6), der die Marxsche Ausbeutungstheorie nicht aufgab, sondern im "Marxian fundamental theorem" reformulierte. Dieses Theorem besagt, daß unabhängig von quantitativen Abweichungen auf Wert- und Preisebene immer Mehrarbeit (und damit Ausbeutung) vorliegen muß, damit sich eine positive Profitrate bilden kann. Die Wertebene bildet somit bei Morishima eine prinzipielle Schranke für Schwankungen der Profitrate. Inwiefern dieses Konstrukt universell gültig sein kann oder z.B. bei Kuppelproduktion Anomalien auftreten war Gegenstand einer Kontroverse zwischen Morishima und Steedman, die Morishima zu einer veränderten Reformulierung der Werttheorie (mittels linearer Optimierung) zwang, deren Ergebnis unterschiedlich bewertet wurde von den Kontrahenten.

[79] Sh. zu diesen Versuchen die Auflistung bei Raúl Rojas (1989, S. 224 ff.), der selbst ein rekursives Lösungsverfahren vorschlägt, das in mehreren Schritten den Marxschen Fehler beseitigt durch eine iterative Annäherung an die Preisstruktur (ebd., S. 229 ff). Einige angelsächsische Autoren schlugen wie bereits erwähnt eine "New Solution of the transformation problem" vor, indem der Lohn hier statt als Warenkorb als monetärer Anteil am neu geschöpften Wert interpretiert wurde (sh. dazu Michael Heinrich (1999), S. 276).

[80] Diese Gegenkritik ist von Heiner Ganßmann (1983), Johannes Berger (1978) und (1979) sowie Hans-Georg Backhaus (1997, S. 306, 321 ff., 341ff., 355) formuliert worden. Eine neue Marxinterpretation wurde vorgelegt von Alan Freeman/Andrew Kliman (Hg., 1996) Alan Freeman u.a. (Hg., 2004) und Andrew Kliman (2007). Fritz Helmedag (1994) wiederum verweist auf die Leistungsfähigkeit der „reinen“ Arbeitswertlehre sowie einige immanente Probleme der Produktionspreistheorie und bringt diese in Stellung gegen die Sraffianisch rekonstruierte Werttheorie.

[81]Für Morishima sollten Walras und Marx sogar "gemeinsam(!!!) geehrt werden als Eltern der modernen, dynamischen Theorie des allgemeinen ökonomischen Gleichgewichts" Morishima (1973), S. 2. Hervorh. von mir. (Alle verwendeten Zitate englischer Originaltexte wurden von mir übersetzt ins Deutsche). Morishima selbst hat nach seiner umfassenden Replik auf Steedmans Angriffe auf die Arbeitswertlehre allerdings sein altes Programm einer neoklassischen Reformulierung Marxens nicht weiter verfolgt.

[82] "Die 'Transformation von Werten in Produktionspreise' stellt vielmehr eine begriffliche Weiterentwicklung der Fombestimmung der Ware dar" (Michael Heinrich (2004, S. 147), die für Heinrich unabhängig von quantitativen Umrechnungsverfahren gilt. Stamatis (200, S. 94) erklärt gleichfalls: "Wir marxistischen Ökonomen haben lange Zeit gemeint, dass das Verhältnis zwischen Werten und Preisen hauptsächlich in einem quantitativen Verhältnis der Bestimmung der Preise durch die Werte bestünde. Indes besteht die theoretische Bedeutung des Konstrukts und Kunstgriffs des Wertes nicht in irgendeiner quantitativen Bestimmung der Preise durch die Werte sondern ausschließlich darin, dass sie eine Antwort auf die Frage geben, was Preise sind und was Geld ist".

[83] Johannes Berger (1974), S. 95.

[84] Michio Morishima (1973), S. 14 f.

[85] Johannes Berger (1978), S. 22. Hervorh. von mir.

[86] Marx war sich der Fußstricke eines technologisch verkürzten Verständnisses der politischen Ökonomie durchaus bewußt, wenn er in den "Grundrissen" ausdrücklich bemerkte: "Allein die politische Ökonomie ist nicht Technologie" (MEW 42, S. 7). Die ist auch unmittelbar einsichtig wenn man bedenkt, daß für Marx die Verbindung von Technologie und politischer Ökonomie ungeklärt ist, solange die Technologie außerhalb der sozialen Vermittlungsformen verortet wird, welche sie in Bewegung setzen und sie in die gesellschaftliche Praxis einbinden.

[87] Johannes Berger (1978), S. 23.

[88] MEW 13, S. 67.

[89] Ebd., S. 68. Hervorh. im Original.

[90] Heiner Ganßmann (1983, S. 397 ff.) erläutert die oftmals nicht explizit aufgeführten methodischen Grundprämissen der neoricardianisch modifizierten Standard-Arbeitswertlehre sehr detailliert in fünf Punkten.

[91] Ebd., S. 402.

[92] Hans-Georg Backhaus (1997), S. 323.

[93] Ebd., S. 341.

[94] Hans-Georg Backhaus (1996), S. 33.

[95] Sh. Friedrich Eberle (1979), S. 152.

Editorische Anmerkungen

Den Text erhielten wir am 2.10.2007 vom Autor.