Wie weiter nach den Verbotsbeschlüssen
gegen Arbeiterversammlungen und dem Terror gegen die Jugend-
Gedanken zum neoliberalen Kolonialismus in Kosova?
Der neoliberale Kolonialismus vertreten durch das UNMIK
Regime, läßt in Kosova endgültig die pseudodemokratische Hose
herunter. Ein Herr Jasper Dick hat mit seinen Handlangern in
der AKM ( Kosova Treuhandagentur) einen Beschluß gefasst
wonach alle Versammlungen von Arbeitern und Gewerkschaftern,
in und außerhalb der Betriebe verboten werden sollten. Dieser
frontale faschistoide Angriff gegen die Arbeiterbewegung
stammt vom 31. August dieses Jahres. Erst jetzt wurde der
Beschluß bekannt, nachdem die Arbeiter in Trepca gegen den
Privatisierungsprozess und ihre Ausbeutung Ende September
demonstrieren wollten. Die UNMIK Vertreter bedrohten sie
umgehend mit Repression. Dagegen rebellierten die Arbeiter
sofort, sie organisierten eine Protestversammlung in Mitrovica.
Diese spontanen Reaktion der Bergarbeiter beeindruckte die
UNMIK und das Management von Trepca sichtlich. Die albanische
Presse zitierte den gegenwärtigen Leiter der AKM ( die AKM
untersteht dem 4 Büro der UNMIK) Dick mit folgenden Worten:
„Versammlungen dienen dazu die Unzufriedenheit mit dem
Privatisierungsprozess zu diskutieren“. An solchen Debatten
oder gar an Widerstand gegen den Raub am Reichtum Kosovas,
zugunsten kapitalistischer Konzerne und örtlicher Mafia-
Strukturen ist die UNMIK, unter ihrem deutschen
Protektoratsleiter Joachim Rücker nicht interessiert.
Unmittelbar nachdem der Direktionsbeschluß der
kapitalistischen Privatisierer gegen die Arbeiter bekannt
wurde erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft BSPK Haxhi
Arifi : „Für die BSPK ist die Entscheidung skandalös,
politisch motiviert und hat das Ziel, Arbeiter zum Schweigen
zu bringen, die gegen das schlechte Management protestieren.
Dies erinnert uns an das letzte Regime, in dem
gesellschaftliche Unternehmen in Kosova von einer gewaltsamen
Administration geleitet wurden. Besonders überrascht sind wir
von Miftar Hyseni, der ein langjähriger Gewerkschaftler der
Minen war, dass dieser ebenso diese Anordnung unterschrieben
hat... Dieser Beschluss steht im vollständigen Gegensatz zu
den Grundsätzen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO),
bezüglich der Rechte und Freiheiten für Versammlung von
Arbeitern und Gewerkschaftlern. Die Versammlungsfreiheit von
Arbeitern und Gewerkschaftlern ist auch in den Gesetzen
Kosovas verankert. So z.B. im Arbeitsgesetz 2001/27 und im
Kollektivvertrag. Diese Entscheidung ist eine eklatante und
schandvolle Verletzung der Menschenrechte und im Besonderen
der Versammlungsfreiheit. Wir werden diese Entscheidung nicht
hinnehmen und entschlossen dagegen kämpfen“ Nach
Augenzeugenberichten hat die entschiedene Reaktion der
Gewerkschaft innerhalb der AKM für Panik gesorgt. Die
Treuhandgesellschaft Kosovas (AKM) wurde 2002 von der UNMIK
gegründet. Ihre Aufgabe besteht darin die Privatisierung der
Ökonomie nach den gängigen neoliberalen Konzepten ohne
Rücksicht auf die sozialen Interessen der Arbeiter und der
Bevölkerung zu gestalten. Diese Raubveranstaltung wird gegen
jeglichen Widerstand der Arbeiter und der Jugend brutal
durchgezogen. Den Arbeitern sollte jetzt das Streik-
Versammlungs und Koalitionsrecht genommen werden. Dagegen
protestierte die Gewerkschaft BSPK -wie gesagt scharf- und
drohte mit massiven Protesten. Letzteres brachte den
Versuchsballon der UNMIK zum Platzen. Das UNMIK- Terrorregime
in Kosova ist besonders bei der Jugend extrem verhasst. Immer
noch wird der bekannte LPV Aktivist Albin Kurti, in strengem
Hausarrest gehalten. Vor Gericht wurde ihm am 19. September
das Wort verboten mit der Begründung seine Ausführungen währen
„ irrelevant“. Ein UNMIK Richter schrie Kurti mit den Worten,
„ Halts Maul“, an. Die UNMIK wollte verhindern, dass die
Wahrheit über ihre Todesschüsse gegen friedliche Demonstranten
in Prishtina am 10. Februar zur Sprache kommen. Die Methoden
der UNMIK werden zunehmend terroristisch. Dennoch scheinen
einige Strategen in der UNMIK Zentrale zu wittern welche
Gefahr für sie entstehen könnte wenn sie die Gewerkschaft
offen mit faschistischen Maßnahmen konfrontiert. Die UNMIK
nahm ihr Verbot gegen Arbeiterversammlungen zurück. Die stark
jugendlich geprägte LPV solidarisierte sich sofort mit den
Gewerkschaften. Für die UNMIK bestand die Gefahr, dass ihr das
Pulverfass Kosova um die Ohren fliegt, wenn sie Arbeiter mit
faschistischen Maßnahmen reizt und sich am Ende mit massiven
Widerstand von Arbeitern, Jugendlichen und sozial
Marginalisierten konfrontiert sieht. Die UNMIK machte einen
Schritt zurück um ihr repressiv unsoziales Kolonialgebiet zu
stabilisieren. Die scharfen Äußerungen, sowie die konkrete
Kampfbereitschaft der Gewerkschaft, sowie die mögliche
Kombination dieses Protestes mit der vorhandenen
Jugendrebellion, irritierte die UNMIK- Kolonialgestalten.
Die Menschen sind gegen den kapitalistischen Neoliberalismus
und Kolonialismus.
Auf der Homepage der LPV findet sich folgende Bemerkung:
„Warum unternahm die AKM gerade jetzt diesen Angriff auf
elementare Arbeiterrechte ? „Dieses Verbot hätte die AKM auch
bei ihrer Gründung festlegen können.“ Völlig zurecht geht die
LPV davon aus, dass, „ die Geduld der Arbeiter bald ihr Ende
haben wird“. Und in der Tat, die soziale Lage in Kosova, die
Behandlung der Arbeiter durch die „Privatisierer“ hat die
Arbeiter bis aufs Blut gereizt. Es ist absolut damit zu
rechnen, dass die Bergleute und Arbeiter anderer Unternehmen
Massendemos veranstalten werden. Der relativ moderne
Industriegigant „Ferronikel“ in Drenas wurde 2006 gegen den
Willen der Arbeiter zu einem Minimalpreis verkauft. Die Masse
der Arbeiter lehnte den Verkauf grundsätzlich ab. Der
Kaufvorgang selbst war aber noch ein zusätzlicher Skandal. Dem
Käufer wurden nur minimale vertragliche Konditionen auferlegt.
Die LPV schreibt dazu: „ Ein Großteil der Belegschaft wurde
von der neuen Unternehmensführung nicht übernommen. Auch der
den Arbeitern zustehende 20 % Pflichtanteil aus dem
Verkaufserlös des Unternehmens für die Belegschaft, wurden
überhaupt nicht an die berechtigten Arbeiter gezahlt. Das
gleiche Schicksal trifft fast auf alle öffentlichen
Unternehmen Kosovas zu, die durch die AKM verkauft worden
sind. Die Rechte der Arbeiter wurden stets ignoriert. Jetzt
plant man auch den Verkauf von „Trepca“. Was die AKM betrifft,
stellt sie die Kulmination der Ungerechtigkeit dar. Dies ist
auch den Offiziellen der AKM bewusst, deshalb drohen sie mit
dem Verbot von öffentlichen Versammlungen, Kundgebungen und
Protesten. […]“.
Wie die Privatisierung abläuft
Gegenwärtig liegt die Arbeitslosigkeit in Kosova nach halbwegs
realistischen Schätzungen bei über 60%. Nach Angaben der
Gewerkschaft BSPK stieg die Zahl in den letzten Jahren
kontinuierlich an. Der Privatisierungsprozess unter der
Leitung des vierten Büros der UNMIK, eliminierte in Kosova
faktisch weite Teile der Arbeiterklasse ,als Klasse im
Produktionsprozess. Nach Statistiken der Weltbank leben in
Kosova rund 15% der Menschen von weniger als einem Dollar pro
Tag. Sie gelten als extrem arm. Weitere 35% der Einwohner
leben von etwas mehr als einem Dollar pro Tag. Sie gelten als
arm. Einst hatte das Baukombinat Ramiz Sadiku in Prishtina
5000 Menschen beschäftigt. Heute nach der Privatisierung sind
gerade noch 200 Arbeiter im Betrieb. Die Arbeiterschaft wurde
marginalisiert. Nur die allerwenigsten arbeiten noch im
produktiven Bereich. Die besten Löhne werden im Dienst der
UNMIK als Dolmetscher, Sekretär und Bodyguard realisiert.
Maximal 10% der Erwachsenen arbeiten noch in öffentlichen
Betrieben. Dort wird in aller Regel, wenn keine Privatisierung
bevorsteht, noch zwischen 120 und 200 Euro pro Monat bezahlt.
Vor der Privatisierung wird meist von korrupten Eliten die
Lohnzahlung eingestellt. Die Arbeiter werden damit erpresst
sonst nicht übernommen zu werden. Die Übernahme ist allerdings
keineswegs gesichert. Nach der Privatisierung sinken nach
Gewerkschaftsangaben die Löhne und Gehälter dramatisch. Die
Arbeiter genießen keinerlei Kündigungsschutz und erhalten nur
Arbeitsverträge zwischen 1 und 3 Monaten. Der Ahtisaari Plan (
ehemaliger UN Sondervermittler zum Status Kosovas) sieht für
die Wirtschaft, die Verpflichtung zu weiterer Privatisierung
und Marktwirtschaft vor. Damit wird die weitere soziale
Bastardisierung des sozialen Lebens in Kosova festgeschrieben.
Dennoch hofft die weitestgehend liquidierte Arbeiterschaft
darauf wieder eine normalen Klasse werden zu können. Auf der
anderen Seite der Medaille gibt es in Kosova auch keine
stabile und rechtlich abgesicherte Bourgeoisie. Es gibt eine
neureiche Mafia, die in dunklen Geschäften steckt. Diese Mafia
ist oft mit der politischen Elefanten- Clique Kosovas
identisch. Ihr einziger Ehrgeiz besteht darin ihre angehäuften
Reichtümer, in normales bürgerliches Eigentum umzuwandeln. Die
UNMIK weiß von den schmierigen Geschäften ihrer Kollaborateure
und deckt sie. Die meisten privatisierten Betriebe sind in der
Hand dubioser Firmen hinter denen sich nicht genannte
Eigentümer verstecken.
Ausländisches Kapital
Die ausländischen Investitionen in Kosova sind bis dato
relativ bescheiden obwohl sie langsam zunehmen. Von 2001 bis
2006 haben ausländische Unternehmen lediglich 775 Millionen ¤
im Kosovo investiert. Seit Beginn des laufenden Jahres 2007
waren es immerhin 200 Millionen ¤. Nach der ambitionierten
Prognose der kosovarischen Förderagentur Investment Promotion
Agency of Kosovo (IPAK) soll das Volumen der Foreign Direct
Investments (FDI) in den beiden kommenden Jahren auf 3,5
Milliarden ¤ ansteigen. Harald Jedlicka von der Weltbank
erklärte bei einer Kosovo-Konferenz des IDM im März 2007 in
Kooperation mit dem Wirtschafts Blatt ( Österreich): „ Das
Heranziehen von ausländischen Investitionen wird die grösste
Herausforderung, die auf den Kosovo in den nächsten Jahren
zukommen wird“ Chancen für österreichische Investoren in
Kosova sehen die Experten vor allem in den Bereichen Energie,
Bergbau, Textil, Bau und Automobilzulieferindustrie. Für
Kujtim Dobruna von der IPAK sind niedrige Steuern, keine
Einfuhrzölle auf Rohstoffe und das niedrige Mindestlohnniveau
entscheidend. Der Freund des Ahtisaari Planes Dobruna,
offeriert Kosova zum Schleuderpreis an internationale
Konzerne, auf Kosten der noch vorhandenen Arbeiter und der
ganzen Gesellschaft. Das niedrige Lohnniveau will er
beibehalten und Steuern für die Investoren vermeiden. Er steht
für die Permanenz der Armut und setzt darauf wieder in
Teilbereichen eine extrem ausgebeutete Arbeiterschaft zu
entwickeln. Gegenwärtig ist Bajram Rexhepi ( ehemaliger
Premierminister) offizieller Mitarbeiter eines tschechisch-
amerikanischen Konsortiums, welches mit dem Projekt Kosova C
die Energieversorgung Kosovas vollständig privatisieren will.
In den letzten Jahren gab es keine wirklichen Versuche um die
Thermozentralen Kosova A und B zu reaktivieren. Das Ziel war
den Weg frei zu bekommen für die Privatisierung, der
Energieversorgung. Die Privatisierung wird das Elend in Kosova
zementieren. Dem Volk und den Arbeitern wird jegliche
Selbstbestimmung in seinen sozialen, kulturellen und
nationalen Fragen verwehrt. Der Ahtisaari- Plan zielt auf die
ethnische Teilung Kosovas, um ein sozial grausames
neoliberales Experiment in der Region zu exekutieren. Ähnlich
sieht Hubert Neuwirth von der Austrian Development Agency
(ADA) die Entwicklung in der Region. Neuwirth erklärte
gegenüber dem österreichischen Wirtschaftsblatt: „Es besteht
die Gefahr, dass es in der Region zu einem Sozial-, Steuer-
und Arbeitsrechts-Dumping kommt. Es fleht ja nicht nur der
Kosovo um Investitionen, sondern die ganze Region. Die Länder
versuchen daher, sich gegenseitig zu unterbieten".
Fazit
Die Arbeiter, die Bauern und die Jugend Kosovas haben ihre
negativen Erfahrungen nicht nur mit dem alten serbischen
Chauvinismus gemacht. Die Herrschaft der UNMIK, das geplante
EU-Kolonialgebilde unter neoliberaller Prämisse, muß ebenso
entschieden abgelehnt werden wie der serbische bürgerliche
Nationalismus.. Die Menschen brauchen eine soziale und
demokratische Perspektive. Diese kann nur verwirklicht werden,
wenn der Widerstand der Arbeiter mit der Rebellion der Jugend
kombiniert wird. In Kosova sind fast 50% der Bevölkerung unter
25 Jahre alt. Der Widerstand gegen jeden Kolonialherren ist
gerecht. Der Kampf gegen die Enteignung der Arbeiter ist
notwendig. Die Rücknahme aller von der UNMIK betriebenen
Privatisierungen ist angesagt.. Der Gegner ist der
Neoliberalismus unter dem auch die serbische Bevölkerung
leidet. Auch der Nationalismus des serbischen Staates ist
letztendlich nur ein Produkt der Krise des Spätkapitalismus.
Für ein soziales und souveränes Kosova, indem alle seine
Bürger gleichberechtigt leben können. Dazu gehört auch, dass
auf demokratischer Grundlage die Betriebe und wichtigen
Anlagen Kosovas in gesellschaftlichem Besitz genommen werden.
Letzteres eröffnet erst die Möglichkeit, wirklich alle Fragen
klären und selbstbestimmt diskutieren zu können.
Editorische
Anmerkungen
Den Text erhielten wir am
4.10.2007 vom Autor.