Am
vergangenen Freitag versammelten sich 12 Aktivist_innen, um
gegen schlechte Arbeitsbedingungen beim Kreuzberger Café „Reds
Deli“ zu protestieren.
Zur
Vorgeschichte:
Maria L.
(Name geändert) arbeitete drei Monate lang bei Reds Deli und
erhielt 4,50 Euro pro Stunde. Das Trinkgeld wurde von ihrem
Chef Daniel Park einbehalten. Um ihre Bezahlung musste sie
regelrecht betteln. Für ihren Chef gab es in solchen
Situationen immer etwas wichtigeres zu tun. Mehrmaliges
Nachfragen und 30- 60 minütiges Warten waren normal.
Im August
fragte Maria nach einem regulären Arbeitsvertrag. Zunächst
wiegelte D. Park ab, da er nicht genügend Geld für einen
Anwalt habe, der den Vertrag formulieren müsse. Schließlich
brauche er das Geld für neue Tische. Nach mehrmaligem
Nachfragen war D. Park dann doch bereit, zumindest für zwei
Wochen eine Lohnabrechnung auszustellen. Arbeiten könne sie
aber nicht mehr im Reds Deli; sie sei gekündigt.
Als Maria die
Papiere abholen wollte, ließ er sie wie gewöhnlich warten.
Nach mehr als einer halben Stunde, insistierte Maria darauf
endlich, ihre Papiere zu bekommen. Daraufhin teilte D. Park
ihr mit, dass er gerade keine Zeit habe; sie könne ja drei
Stunden warten oder später wieder kommen. Als sich Maria nicht
damit zufrieden gab, wurde Daniel Park handgreiflich. Er
schmiss sie aus dem Café und drohte ihr an, sie zu verprügeln,
wenn sie ihm weiter auf die Nerven gehen würde.
Die Aktion:
Maria ließ
sich aber nicht einschüchtern und organisierte zusammen mit
Freund_innen eine Aktion, um die geneigte Öffentlichkeit über
die Arbeitsbedingungen im Reds Deli zu informieren. Mit einem
Transparent und vielen Flugblättern wurden Pasant_innen und
Anwohner_innen dazu aufgefordert ihren Kaffee zukünftig
woanders zu trinken. Die Reaktionen fielen überwiegend positiv
aus.
Daniel Park
begrüßte die Aktivist_innen mit einem freundlichen „Ihr seid
alle Pussies!“ und zeigte sich erstaunt, dass Maria ihn
„ficken“ wolle, nachdem er so großmütig gewesen sei, ihr
Arbeit zu geben. Schließlich zog er sich hinter den Tresen
zurück und führte unablässig Telefonate.
Während
dessen wies eine Latte-Macchiato-Trinkerin die Aktivist_innen
darauf hin, dass sie doch gar wüssten, was „richtige Arbeit“
sei. Auf die Frage, ob sie denn für 4,50 Euro arbeiten würde,
entgegnete sie, dass sie sich einen besser bezahlten Job
suchen würde. Sprach's und gönnte sich einen weiteren Schluck.
Nach knapp einer Stunde tauchte dann noch ein Freund D. Parks
auf, der die Aktivist_innen als „Arschlöcher“ beschimpfte und
versuchte, ihnen das Transparent zu entreißen.
Abgesehen
davon, zeigten sich die Kreuzberger_innen sehr offen für die
Infos über das „Reds Deli“ und ermunterten die Aktivist_innen,
D. Park nicht in Ruhe zu lassen.
Wie weiter?
Da Maria
nicht schriftlich gekündigt wurde, geht sie davon aus,
weiterhin beim „Reds Deli“ beschäftigt zu sein. Sie wird auf
juristischem Wege versuchen, an ihren ihr zustehenden Lohn zu
kommen. D. Park sollte sich in der Zwischenzeit mal mit dem
Arbeitsrecht auseinander setzen und sich eine gute Begründung
für die Kündigung einfallen lassen; ansonsten wird’s teuer.
Abgesehen davon kann er sich auf weitere Besuche von Maria und
den anderen Pussies/ Arschlöchern einstellen.
Editorische
Anmerkungen
Der Artikel erschien am 28.09.2009
bei Indymedia. Wir spiegeln zu Dokumentationszwecken.
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