Trans*-Diskussion spaltet Bln. Feministinnen

von "AutorIn des Beitrags"

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Vor einer Woche fand in Berlin eine Diskussion zum Thema „Perspektiven der feministischen Organisierung nach dem Slutwalk“ statt [1]. Am vergangenen Freitag sollte im Berliner Lesbenarchiv „Spinnboden“ ein Nachbereitungstreffen stattfinden. Dieses Treffen musste kurzfristig in ein nahegelegenes Restaurant verlegt werden, da der „Spinnboden“ kurzfristig seine Raumzusage – wegen nach der Veranstaltung vom Montag erneut aufgebrochener Diskussion über die Beteiligung von transsexuellen und (anderen) transgender Personen an feministischen Strukturen – zurückgezogen hatte.

Auslöser der neuerlichen Diskussion waren vor allem zwei Punkte: Erstens, dass eine Referentin bei der Veranstaltung am Montag gesagt hatte, „Abtreibung“ sei ein wichtiges Thema für den Feminismus, da nur Frauen schwanger werden könnten. Nach der Veranstaltung präzisierte die Referentin und sagte, sie hätte besser von biologischen Frauen sprechen sollen. Zweitens war streitauslösend, dass in der Einladung zum Nachbereitungstreffen die Frage aufgeworfen worden war, ob dieses mit oder ohne Trans*-Beteiligung stattfinden sollte.

Gemeinsamer Ausgangspunkt der Kontroverse um die Beteiligung von Trans* an feministischen Strukturen ist mittlerweile die Einsicht, dass die Zweigeschlechtlichkeit keine naturgegebene Tatsache ist; vielmehr wird diese durch rechtliche Regulierungen und Zwangsoperationen an Intersexuellen erst gesellschaftlich hergestellt:
-- So taugt das Kriterium Schwangerschaft nicht zu einer eindeutigen Unterscheidung von Frauen und Männern, da weder alle (durch ihre Geburtsurkunde definierten) Frauen schwanger werden, noch auch nur alle von ihnen schwanger werden können. Und schon gar nicht können sie jederzeit schwanger werden.
-- Und auch anatomische und Chromosomen-Merkmale gehen nicht in eine klare Zweigeschlechtlichkeit auf: In der biologischen Wirklichkeit entsprechen sich äußere, innere sowie chromosomale Geschlechtsmerkmale nicht in der Eindeutigkeit, die der Alltagsverstand erwartet. Nicht immer treten z.B. zusammen mit einer Vulva auch eine Gebärmutter und xx-Chromosomen auf; und nicht immer gehen mit einem Penis die Abwesenheit einer Gebärmutter und das Vorhandensein von xy-Chromosomen einher [2]. Derartige – bereits bei Geburt gegebenen – Abweichungen von der alltagsverständig erwarteten strikten Zweigeschlechtlichkeit sind keine Krankheiten; was den betroffenen Menschen Schwierigkeiten bereitet, ist nicht deren Biologie, sondern sind die gesellschaftlichen Reaktionen. Hinzukommen noch jene, die nachgeburtlich ihre Biologie durch Hormoneinnahme und/oder Operationen ihrem gefühlten oder gewünschten Geschlecht anpassen.

Aus diesem einvernehmlichen Ausgangspunkt werden nun aber analytisch und politisch völlig unterschiedliche Schlussfolgerungen gezogen –

analytisch:
-- Die einen scheinen aus der Tatsache, dass es uneindeutige Fälle gibt, folgern zu wollen, dass es gar keine eindeutigen Fälle gebe; und aus der Tatsache, dass es möglich ist, das biologische Geschlecht teilweise dem Selbstbild anzupassen, dass Geschlecht überhaupt nur eine (Selbst)bezeichnungspraxis sei. (= analytische Position 1).
-- Die anderen sind der Auffassung, dass – so wenig, wie aus der Existenz flüssigen Wassers gefolgert werden kann, dass es kein Eis gebe – aus der Existenz von uneindeutigen Fällen folgt, dass es keine eindeutigen Fälle gibt. Und sie sind der Ansicht, dass, auch wenn die Biologie teilweise dem Selbstbild angepasst werden kann, Selbstbild und Biologie nicht ein und dasselbe sind, sondern zwei Formen oder Elemente von Realität, die einander entsprechen können oder eben auch nicht. Aber selbst wenn ein Entsprechungsverhältnis vorliegt (Biologie und Selbstbild entsprechen sich), dann sei dieses Entsprechungsverhältnis kein Identitätsverhältnis (Biologie ≠ Selbstbild; Antanomie ≠ ein Gedanke). (= analytische Position 2).

und strategisch:
-- Erstere Gruppe folgert weiter, wenn Geschlecht eine Selbstbezeichnungspraxis ist, dann müsse es also für den Zugang zu FrauenLesben-Räumen, -Treffen usw. allein auf die Selbstbezeichnung ankommen; der Ausschluss von Personen, die sich selbst als FrauenLesben verstehen, aus FrauenLesben-Räumen sei „diskriminierend“.
-- Dagegen wendet die andere Auffassung ein, dass wir es – selbst auf der Grundlage der analytischen Position 1 – hier nicht einfach mit dem Problem der Akzeptanz oder der Nicht-Akzeptanz von Selbstbezeichnungen zu tun haben, sondern mit Konkurrenz unterschiedlicher Personengruppen um ein- und dieselbe Bezeichnung. Nicht nur ist die weiblich/lesbische Identität von Trans*-FrauenLesben tangiert, wenn Cis-FrauenLesben auf eine biologische Definition von FrauLesbe beharren. Umgekehrt ist auch die Identität von Cis-FrauenLesben, die ihre Identität gerade als biologisch oder sozialistionstheoretisch definieren, tangiert, wenn andere sagen, auf Biologie und Sozialisation komme es gar nicht an. Die Lösung für diesen Konflikt könne nicht sein, dass Trans*-FrauenLesben ihre weite Definition von FrauenLesben, den FrauenLesben aufzwingen, die eine engere Definition von FrauenLesben vertreten. – Vielmehr müsse es jeder FrauLesbe überlassen bleiben, zu entscheiden mit welchen anderen FrauenLesben sie sich treffen, politisch organisieren usw. will.
Diese Schlussfolgerung gelte schließlich umso mehr, wenn nicht von der analytischen Position 1, sondern von der analytischen Position 2 ausgegangen werde. Wenn es nicht nur die Realität der Selbstdefinitionen, sondern auch die Realität der Biologie und der Sozialisation gebe, dann sei es auch legitim, auch diese Realitäten bei der Entscheidung für oder gegen bestimmte Organisierungsformen zu berücksichtigen.Darüber hinaus scheinen auch unterschiedliche Auffassungen zu der Frage zu bestehen, ob die herrschenden Verhältnisse und politische Strategien von den Individuen aus oder von den gesellschaftlichen Strukturen und der Frage aus, wie letztere effektiv angegriffen werden können, analysiert und entwickelt werden sollten – woraus sich schließlich die Frage ergibt, welches Mindestmaß an Gemeinsamkeit gemeinsame (und nicht nur nebeneinander stehende) politische Praxis erfordert.

Zu dieser gesamten Diskussion wurde am vergangenen Donnerstag in dem undogmatisch-emanzipatorischen online-Forum scharf-links ein Offener Brief an das Lesbenarchiv „Spinnboden“ veröffentlicht, auf den hier hingewiesen sei; vgl. diese – erweiterte und erläuterte – Link-Liste bei: http://arschhoch.blogsport.de

Im Folgenden soll es allerdings nicht um den Offenen Brief gehen, sondern die zu dieser Kontroverse bei Facebook geführte Diskussion auch Menschen ohne Facebook-Mitgliedschaft in ihren Kernsätzen zugänglich gemacht werden:


Auszugsweise Dokumentation einer Facebook-Diskussion

X 1: wie kommt ihr auf die frage „mit trans*? ohne trans*?“ wer hat sich diese frage ausgedacht? was meint ihr damit? warum fragt ihr das?

X 2: weil generell keineR ein Recht hat, von anderen Leuten zu verlangen, sich mit einem/r gemeinsam zu organisieren oder auch nur zu diskutieren und weil 2. es also auch das gute Recht von Cis-FrauenLesben ist, zu entscheiden, ob, wann, wo, unter welchen Bedingungen und mit welchen trans* sie sich gemeinsam zu ihren jeweiligen politischen Zwecken treffen wollen. Und 3., weil ich – obwohl ich den Anstoß zu der gestrigen Veranstaltung und zu dem Nachbereitungstreffen geben habe – jederzeit das Feld räumen würde, wenn meine Anwesenheit einem feministischen Organisierungsansatz hinderlich wäre.

X 1: heißt das, dass du denkst, nur cisfrauen können feministisch sein? und woher weißt du, wer trans* ist? wie überprüft ihr das denn dann, wer da so mit am tisch sitzt? müssen dann alle ihre ausweise und geburtsurkunden vorzeigen und werden nacktscanner endlich auch außerhalb von flughäfen eingesetzt werden und wird ein gentest und ein hormontest gemacht und werden fragebogen verteilt werden und überwachungskameras aufgestellt und dürfen eigentlich cistypen kommen?

X 2: „Wenn sich Ex-Männer dem Widerstand gegen patriarchale Strukturen anschließen wollen, dann muss das erste Zeichen dieser Anschlussbereitschaft sein, dass diejenigen Ort, Zeit und Bedingungen einer Zusammenarbeit bestimmen, denen ihr Frau-Sein zugewiesen wurde.“ (De-konstruktiv oder doch nur destruktiv? Eine politische Zwischenbilanz nach 15 Jahren queer Lesbianismus, in: Gabriele Dennert / Christiane Leidinger / Franziska Rauchut [Hg.], In Bewegungen bleiben. 100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben, Querverlag: Berlin, 2007, 322-325 [324]; http://www.querverlag.de/books/in_bewegung_bleiben.html)

X 1: woher weißt du, wer trans* ist? wie überprüft ihr das denn dann, wer da so mit am tisch sitzt? müssen dann alle ihre ausweise und geburtsurkunden vorzeigen und werden nacktscanner endlich auch außerhalb von flughäfen eingesetzt werden und wird ein gentest und ein hormontest gemacht und werden fragebogen verteilt werden und überwachungskameras aufgestellt und dürfen eigentlich cistypen kommen?

X 2:  „heißt das, dass du denkst, nur cisfrauen können feministisch sein?“ – Ja, Männer können nur pro-feministisch, aber nicht feministisch sein. Soviel Unterscheidungsvermögen sollte möglich sein.„und woher weißt du, wer trans* ist? wie überprüft ihr das denn dann, wer da so mit am tisch sitzt?“
Die Frage findet ihre Antwort allzu häufig ganz praktisch – dadurch, daß trans* ihre trans*-Anliegen, die sie nicht als Kampf gegen das Patriarchat artikulieren, in den Vordergrund rücken. – Wie es hier gerade auch wieder passiert.
„und dürfen eigentlich cistypen kommen?“
Nee, sonst würde das Treffen, ja wohl kaum in einem FrauenLesbenTrans-Raum stattfinden, und dann würde sich die Frage nach der Beteiligung von trans* ja wohl erübrigen...
„inwiefern hast du dich schon mal mit trans* befasst?“Bspw. da: http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/07/14/neues-von-mir-bei-radio-fsk/ (transgender und feministische Organisierung: http://www.freie-radios.net/41775 usw.)

X 3:  und wer 'darf' jetz kommen oder nich? ich blick ncih mehr durch, wer genau willkommen sein soll, außer cis*frauen

X 2: ALLE ARTEN VON WEIBLICHKEITEN – und falls die anwesenden Cis-FrauenLesben aber vorziehen nur unter Cis-FrauenLesben zu diskutieren und ggf. eine Gruppe zu gründen, würde ich das Feld räumen und fände ich es politisch richtig, wenn andere Trans-Weiblichkeiten diese Entscheidung von Cis-FrauenLesben ebenfalls respektieren würden.
Falls sich die Cis-FrauenLesben untereinander nicht einig sind, müßte das Treffen halt irgendwie – zeitlich und/oder örtlich – aufgeteilt werden.

X 4: mensch muss sich nicht groß „auskennen“ um zu kritisieren, wie du hier mit selbstbezeichnungen umgehst bzw um zu erkennen wie unglaublich eng dein verständnis von feminismus ist. die kackscheisse von gestern wird ja hier munter fortgesetzt

X 5: heterosexistische singuläre identitätspolitik, was hier wohl mit queerfeministischen praxen gemeint ist, ist voll nuller jahre ey!

X 2: Wie gestern schon gesagt: JedeR kann sich bezeichnen, wie er/sie will, aber niemandE kann verlangen, daß die Fremdsicht von anderen auf einen/r der eigenen Selbstsicht entspricht.
Und Identitätspolitik – das betreibt die Berliner queer/trans-Szene, für die – zumindest verbal – jede Identität gesellschaftlich konstruiert ist und über die politisch diskutiert werden kann – nur bei Trans*-Identitäten da ist es auf einmal GANZ ANDERS:
Da darf nicht politisch diskutiert werden; da gibt es keine gesellschaftliche Konstruktion. Da gibt es reine authentische Innerlichkeit, die durch eine politische und theoretische Perspektive von außen in Frage zu stellen, angeblich „Diskriminierung“ und „transphob“ ist:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/06/25/selektive-wahrheiten/

X 6: Ein Feminismus, der queer und/oder trans* von Feminismus trennt, kann gar nicht dekonstruktivistisch geschweige denn herrschaftskritisch und emanzipativ sein, sondern reproduziert weiterhin binäre Geschlechtermodelle, Binäre Vorstellungen von sex und gender, Männlichkeiten, Weiblichkeiten. Dieser Feminismus aktiviert ein theoretisch wie bewegungspolitisch längst überholtes Kollektivsubjekt, das ausschließend, privilegiert, rassistisch, heterosexistisch und trans*phob und was weiß ich noch nicht alles ist. Warum sich Menschen nicht doof dabei vorkommen, in binärer dualistischer Logik zu sprechen und das dann auch noch antiessentialistisch, revolutionär und dekonstruierend nennen, ist mir absolut schleierhaft. An dieser Sprechlogik ist gar nichts revolutionär, sondern altbacken, diskriminierend und ignorant.
Ich bin entsetzt, das in einem FLT*-Raum solche trans*phoben Fragen zur Diskussion stehen. Das ist ein cisprivilegierter Missbrauch dieses Schutzraumes für FLT* und macht mich in dieser Übergriffigkeit extrem wütend.
Und wie hieß es doch gestern so schön, wie sich u.a. das Patriarchat artikuliert? „Teile und Herrsche!“ Genau das passiert hier. Ekelhaft, wie Gruppen aus privilegierter Perspektive auseinanderdividiert und in hegemonialer Manier gegeneinander ausgespielt werden. Dominanzkultur galore!
Deine Animositäten gegen queere/queerfeministische Gruppen aus Berlin kannst du in diesem Rahmen stecken lassen, Detlef, ganz unabhängig davon, wie unglücklich und beschissen gewisse Dinge abgelaufen sind. Das ist absolut kein Argument gegen deine bornierte Haltung hier. Wer bist du, dass du dir anmaßt, so zu sprechen und zu urteilen über Marginalisierte und deren politische Widerstandspraxen?! Aber danke, dass du uns hier noch einmal so schön vor Augen führst, dass Ausschluss und Unterdrückung leider nicht vor der feministischen Haustür Halt macht. Ich kotze gleich.

X 2: 
1
.

X 6: „Ein Feminismus, der queer und/oder trans* von Feminismus trennt, kann gar nicht dekonstruktivistisch geschweige denn herrschaftskritisch und emanzipativ sein, sondern reproduziert weiterhin binäre Geschlechtermodelle, Binäre Vorstellungen von sex und gender, Männlichkeiten, Weiblichkeiten."
Ein queer, das sich vom Kampf gegen das Patriarchat abtrennt, kann nicht feministisch sein; und eine Ersetzung des Geschlechterbinariismus durch einen Geschlechterpluralismus (statt durch die Perspektive der Überwindung der Geschlechter) ist nicht de-konstruktivistisch, sondern eine Vervielfachung des Essentialismus.
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/06/25/transgenialer-csd-2011-in-berlin-ohne-offiziellen-aufruf/
und
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/08/12/geschlechter-abschaffen/

2.
X 6: „Warum sich Menschen nicht doof dabei vorkommen, in binärer dualistischer Logik zu sprechen und das dann auch noch antiessentialistisch, revolutionär und dekonstruierend nennen, ist mir absolut schleierhaft."
Und warum soll bitte tri- oder multilateral besser sein als dualistisch?! Das abstrakte Reden über Binarismen oder Dualismen ist eine De-Thematisierung konkreter Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse, in denen Partei zu ergreifen ist.
Und ohne Formierung (nicht: essentialistische Voraussetzung) eines feministischen Kollektivsubjekts gibt es keine effektive politische Praxis gegen das Patriarchat, sondern nur Individualismus und Kulturalismus.

3.
X 6: „Ich bin entsetzt, das in einem FLT*-Raum solche trans*phoben Fragen zur Diskussion stehen. Das ist ein cisprivilegierter Missbrauch dieses Schutzraumes für FLT* und macht mich in dieser Übergriffigkeit extrem wütend."
Das ist der grundlegende Irrtum des gegen Cis-FrauenLesben-Separatismus gerichteten Queerismus: Zu unterstellen, Cis-FrauenLesben seien gegenüber Trans* in ähnlicher Weise 'privilegiert' (im Klartext: in einer Herrschafts- und Ausbeutungsposition) wie Männern gegenüber Frauen.
Definitionsmacht hat Sinn von Cis-FrauenLesben und trans* gegenüber Cis-Männern, aber nicht von trans* gegenüber Cis-FrauenLesben und auch nicht in Bezug auf Trans* unter einander.

4.
X 6: „Und wie hieß es doch gestern so schön, wie sich u.a. das Patriarchat artikuliert? 'Teile und Herrsche!'"
Dieses Prinzip haben Mitte der 90er Jahre Trans* und ihre queeren Cis-UnterstützerInnen in feministische Strukturen eingeführt; und hier wird es gerade erneut betrieben.
Selbstzitat: „Es wurden keine neuen revolutionären Strukturen aufgebaut, sondern es wurden bestehende lesbischfeministische Strukturen (was lesbe auch immer an deren Zustand von Ende der 80er Jahre zu kritisieren gehabt haben mag) weiter geschwächt oder sogar zerstört (z.B. Lesbenwoche Berlin). Statt neue (und seien es auch nur reformistische) Bündnisstrukturen von FrauenLesben und transgender und queer people aufzubauen und praktisch zu beweisen, dass queer radikaler (als 70er/80er Jahre Feminismus) ist, drängten Trans-Lesben (mit Unterstützung eines Teil der Nicht-Trans-Lesben) in bestehende Strukturen hinein, versuchten diese umzudefinieren und gefährdeten dadurch bestehende Bündnisse. Mit dieser Orientierung, die bestehenden feministischen Strukturen umzudefinieren, statt neue, zusätzliche Strukturen aufzubauen, erwiesen sich die anti-essentialistischen Postulate in der politischen Praxis selbst insofern als sektiererisch (weil existierende Zusammenarbeit von FrauenLesben zerstörend).“ (ebenfalls auf S. 324 des oben schon genannten Buches „In Bewegung bleiben").

5.
X 6: „Deine Animositäten gegen queere/queerfeministische Gruppen aus Berlin kannst du in diesem Rahmen stecken lassen, Detlef, ganz unabhängig davon, wie unglücklich und beschissen gewisse Dinge abgelaufen sind. Das ist absolut kein Argument gegen deine bornierte Haltung hier."
Ja, da hast Du Recht: Das, was in der Berliner queer-Szene „beschissen“ gelaufen ist, ist „absolut KEIN Argument GEGEN“ meine Position!
Und es geht hier auch nicht um „Animositäten", sondern um politisch Kritik an einer seit rund 15 Jahren verfestigten politischen Linie.

X 7: „noch, dazu von einer (Trans-Person), die sich als männlich bezeichnete“...wer bitte erlaubt dir, solch krude Hierarchien und Ausschlussmechanismen zu formulieren. Alles, was du hier schreibst, sagt mir nur eins, nämlich dass es hier um Macht geht. Und ja, ich meine von Cisfrauen gegenüber Trans*. Und ja, als Cisfrau hast du Privilegien, da brauch ich mich hier nicht in Theorien zu ergehen, dass ist einfach ein Fakt. Queerismus?!? Uh, solche Begriffe klingen nach ganz billigem Backlash, sorry. Wirklich sehr, sehr schade, und das hat mit Feminismus überhaupt gar nichts zu tun.

X 2: "'noch, dazu von einer (Trans-Person), die sich als männlich bezeichnete'...wer bitte erlaubt dir, solch krude Hierarchien und Ausschlussmechanismen zu formulieren."
Krude ist Herrschaftskritik in Anspruch zu nehmen, es aber unproblematische zu finden, wenn sich Leute in einem Patriarchat als männlich als definieren.
"Backlash, sorry. Wirklich sehr, sehr schade, und das hat mit Feminismus"
Feminismus ist etwas anderes queer; der Berliner queer-mainstream ist anti-feministischer backlash, weil er die konkrete Benennung der herrschenden und ausbeutenden sowie beherrschten und ausgebeuteten Position im Patriarchat durch abstraktes, herrschafts- und ausbeutungsindifferentes Schwadronieren über „Ausschlüsse“ ersetzt.
„Es lebe die Theorieflucht.“
Genau queer flüchtet aus der (feministischen) Politik in die Sphäre der reine 'Theorie', wo es nur Menschen, aber keine Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse gibt – die aber berücksichtigt werden müssen, wenn eine politische Strategie effektiv und nicht nur Voluntarismus sein soll.

X 8:
1.Definitionsmacht hat Sinn von Cis-FrauenLesben und trans* gegenüber Cis-Männern, aber nicht von trans* gegenüber Cis-FrauenLesben und auch nicht in Bezug auf Trans* unter einander".
Warum nicht? Meint Ind Te, dass es nur eine Hierarchie gibt, und das diese unveränderlich ist? Wo bleibt denn bitte die intersektionelle Analyse von Machtstrukturen?

2.Ja, Männer können nur pro-feministisch, aber nicht feministisch sein. Soviel Unterscheidungsvermögen sollte möglich sein."
Laut dieser Logik können Leute mit weissen Privilegien auch nicht anti-rassistisch sein. Das ist doch Quatsch! Mag sein, dass wir unterschiedlich positioniert sind, but we are fighting different fronts in the same war ... Or we COULD be, but some seem to be more welcome to join the struggle than others :-(

3.Bei Trans*Männern würde ich mal davon ausgehen, daß die eh Wert darauf legen, in ihrer Männlichkeit ernstgenommen, also wie Cis-Männer behandelt zu werden."Na, dann sollte Ind Te sich offensichtlich mit mehreren Trans*Männern unterhalten, damit sie (nehme ich jetzt an) eigene Vorurteile revidieren kann!

4.Die Frage findet ihre Antwort allzu häufig ganz praktisch – dadurch, daß trans* ihre trans*-Anliegen, die sie nicht als Kampf gegen das Patriarchat artikulieren, in den Vordergrund rücken."
Wie bitte? KLAR sind Trans*-Anliegen teil des Kampfs gegen das Patriarchat, und werden auch manchmal so artikuliert, aber wenn man potentielle Genoss_innen ausschliesst, bekommt man das natürlich auch nicht mit.

X 1: ich würde ind te zustimmen, dass cismänner nur profeministisch sein können und würde auch eine unterscheidung machen zwischen unterschiedlichen positionierungen wenn es um kampf gegen rassismus geht. allerdings schließe ich trans*kämpfe definitiv in die feministischen ein und da unterscheiden sich ind tes und meine feminismusverständnisse anscheinend.

X 2:
1.
Meint Ind Te, dass es nur eine Hierarchie gibt, und das diese unveränderlich ist? Wo bleibt denn bitte die intersektionelle Analyse von Machtstrukturen?“
Nein, ersteres meine ich nicht. Ich meine, daß die männliche Herrschaft über und Ausbeutung von Frauen etwas anderes als Transphobie ist; daß Kapitalismus etwas anderes als Rassismus ist und Rassismus etwas anderes als Patriarchat – auch, wenn zwischen all diesen Herrschaftsverhältnissen Wechselwirkungen und Verflechtungen bestehen.
Gerade intersektionelle Analysen werden vom queeren Totalitätsanspruch verdrängt.
Vgl. zur Kritik des queeren Totalitätsanspruches auch:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/images/2_Anmerkungen_zur_VAAnkuendigung.pdf, Abschnitte „single-issue sexual politics und queer als vermeintliche Alternative dazu“ und „Und wo bleibt das Positive?“
sowie
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/05/05/heute-5-5-11-17-h-queere-globalisierung-imperialen-begehrens/#fn1304697641351n.
Und ich meine, daß feministische Organisierung von feministischer Bündnisarbeit zu unterscheiden ist. Beides ist notwendig, aber beides ist nicht dasselbe:
„Separatismus als taktische Notwendigkeit schliest nicht aus, sondern ein, dass Feministinnen mit transgender people solidarisch sein sollten, was kostenfreien, unbürokratischen Zugang zu etwaig gewünschten medizinischen Behandlungen, Namensänderung, Schutz vor Diskriminierung am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche etc. anbelangt. Die Möglichkeit und Notwendigkeit von Bündnispolitik mit anderen Opfern der binaren Geschlechterordnung (Transsexuellen, Intersexuellen) und des mit ihr verbundenen/des ihr zugrunde liegenden (?) Hetero/a/sexismus bedeutet aber alleine noch keine gemeinsame politische Perspektive bzw. ist keine Grundlage für gemeinsame Organisierung. Grundlage für gemeinsame feministische Organisierung kann nur eine gemeinsame feministische Zielsetzung sein. Für diese ist – wie oben dargelegt – der Umgang mit bestehenden feministischen Strukturen der Lackmus-Test.“ (noch ein Zitat aus meinem Beitrag in dem Buch zu 100 Jahren Lesbenbewegung).

2.Laut dieser Logik können Leute mit weissen Privilegien auch nicht anti-rassistisch sein.“
Ich würde vielleicht einen gewissen Unterschied zwischen einem Positiv-Begriff wie „feministisch“ und einen verneinenden Begriff wie „anti-rassistisch“ machen – aber ja – im Kern würde ich sagen:
Als Mann zu beanspruchen, feministisch zu sein, als WeißeR antirassistisch zu sein, beinhaltet immer die Gefahr des Paternalismus. Was für einen konsequenten Kampf gegen Patriarchat und Rassismus erforderlich ist, daß sich Männer vom Mannsein und Weiße vom Weißsein ent-indentifizieren (http://maedchenblog.blogsport.de/2010/06/20/ent-identifizierung-jenseits-von-frauenfeindlichkeit-und-weiblichkeitskult/) – nur sind derartige Ent-Indentifizierungsprozesse sehr viel schwieriger, als sich das der queere individualistische Voluntarismus vorstellt.
Es geht nicht nur um „Selbstbezeichnung“, sondern es geht um gesellschaftliche Strukturen und die Prägung von Individuen durch diese Strukturen.

3.KLAR sind Trans*-Anliegen teil des Kampfs gegen das Patriarchat“Am Montag wurde der Begriff Patriarchat von der männlichen Trans*-Person, die die Kritik an Heike vorbrachte, verworfen; in den Aufrufen zum transgenialen CSD (tCSD) in Berlin ist seit Jahren nicht von „Patriarchat“ die Rede und auch viele queer-TheoretikerInnen verwerfen den Begriff „Patriarchat“ als „dualistisch“ oder „binär“ – aber das ist genau die gesellschaftsstruktuelle Blindheit von queer:http://theoriealspraxis.blogsport.de/2010/07/03/intersektionalitaet-und-gesellschaftstheorie/
und http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/08/05/aus-gegebenen-anlass-gegen-queere-politische-und-gesellschaftsanalytische-indifferenz/

X 9: Meine Güte, Ind Te.... Mehr fällt mir dazu auch nicht mehr ein...

X 2: Keine Argumente, aber felsenfest von den eigenen Glaubenssätzen überzeugt sein... – Die Berliner queer-Szene wie sie leibt und lebt.

X 1: wenn du seit was-weiß-ich-wievielen jahren dich mit queer und trans* und feminismus auseinandersetzt kennst du doch alle argumente schon. und wenn es bis heute nichts an deinen einstellungen geändert hat bleibt auch nur nichts mehr zu schreiben. und wenn du dich überzeugen lassen wollen würdest dann hättest du ja schon seit was-weiß-ich-wievielen jahren gelegenheit dazu gehabt. was also willst du?

X 2: Von welchen großartigen Argumenten denn?!NiemandE hat bisher auch nur versucht zu beweisen, daß Trans* in einem ähnlichen Verhältnis zu Cis-FrauenLesben stehen wie bspw. Cis-FrauenLesben im Verhältnis zu Männern oder schwarze FrauenLesben im Verhältnis zu weißen FrauenLesben.
Das einzige was Ihr habt, ist der Glaubenssatz: 'Alle müssen überall mitmachen können.' Das ist aber Quatsch, weil es alle konkreten Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse außer Acht läßt.
Und weil sinnvollerweise ohnehin niemandE anderen seinen/ihren eigenen Willen zur Zusammenarbeit aufnötigen kann: ZUSAMMENARBEIT setzt notwendigerweise beidseitige Zustimmung voraus.

X 10: zu beginn der diskussion wurde mehrfach auf die punkte hingewiesen die in deiner argumentation problematisch sind. nur weil nicht alle mit einem seitenlangen theoretischen geschwurbel antworten heißt das nicht, dass einwände keine berechtigung haben. nicht alle menschen sind in der lage / haben die zeit oder kraft in einer fb-gruppe ellenlange theoretische abhandlungen zu verfassen. das bedeutet für dich anscheinend, keine argumente zu haben und damit: du hast recht, alle anderen sind böse, liegen falsch und verschwören sich gegen deinen wahren feminismus.
wieso nicht einfach mal schauen gegen welche aussagen sich hier von mehreren seiten aus gewehrt wurde und darüber nochmal nachdenken?
außerdem ist es nicht gerade diskussionsförderlich einfach immer und immer nur auf eigene texte zu verlinken.
und falls du es nicht bemerkt hast, stoßen sich hier verschiedene personen mit verschiedenen hintergründen an deinen aussagen gleichermaßen. keineswegs irgendeine von dir konstruierte einheit irgendeiner szene.

X 2: „zu beginn der diskussion wurde mehrfach auf die punkte hingewiesen die in deiner argumentation problematisch sind.“
Zitier doch die „Argumente“ einfach noch mal, wenn ich anscheinend eine Leseschwäche habe.
wieso nicht einfach mal schauen gegen welche aussagen sich hier von mehreren seiten aus gewehrt wurde“
Sich gegen bestimmte Aussagen „zu wehren“ und zu sagen, WARUM sich dagegen gewehrt wird, sind aber zwei verschiedene Sachen.

X 8: „Dekonstruktion = Kritik des Identitäts- und Authentizitätskults“: Da sind wir tatsächlich derselben Meinung, Ind Te! DU hast aber mit „Mit Trans*? Ohne Trans*?“ angefangen, und zwar nicht mit Dekonstruktion der Kategorie, sondern mit schlecht informierten Unterstellungen darüber.

X 2: [em]„Da sind wir tatsächlich derselben Meinung“[/em]. – Ach: Und warum seid Ihr dann der Ansicht, daß Trans*-Identitäten von Cis-FrauenLesben nicht in Frage gestellt werden dürfen?!

X 10: warum soll irgendwer das recht haben die identität einer person in frage zu stellen?

X 2:
1., weil es ohnehin so ist, daß ganz häufig Selbst- und Fremdsicht auseinanderfallen und das nur in einer im wahrsten Sinne des Wortes „totalitären“ Gesellschaft anders sein könnte,

2. weil wir uns ja wohl hoffentlich zumindest einig sind, daß geschlechtliche Idenitäten politische Identitäten sind; und es ist auch kein Drama ist, daß ich mich als KommunistIn verstehe und die MLPD mir das vielleicht abspricht;

und 3., ganz konkret deshalb, weil Trans* NICHT die absolute Elendsposition im Patriarchat innehaben – wie Ihr Euch anscheinend einbildet -, sondern entweder qua gesellschaftlich zugewiesener Sozialisation (MzF) oder qua freiwillig erlernter/angestrebter Identität (FzM) männliche Identitätsanteil haben und damit auch männliche Machtressourcen drauf haben (ich auch) und damit Trans*-Definitionsmacht ggü. Cis-Männern richtig (genauso wie Cis-FrauenLesben-Definitionsmacht ggü. [Cis-]Männern), aber eben nicht Trans*-Defintionsmacht ggü. Cis-FrauenLesben richtig ist (dazu demnächst mehr)

und schließlich 4.a): weil Definitionsmacht kein Konzept zur Lösung aller Konflikte zwischen allen und jeden Individuen ist, sondern ein – begrenzter – Versuch ist gesellschaftliche Machtgefälle auszugleichen

und es 4.b) bspw. keine Aneignung von Trans-Arbeit durch Cis-FrauenLesben gibt; auch Vergewaltigungen von Trans* durch Cis-FrauenLesben nicht an der Tagesordnung sind und auch die transphoben Pöbeleien auf der Straße in aller erster Linie von Cis-Männern ausgehen;

und deshalb 4.c) Trans* in erster Linie gegen das Patriarchat und seine cis-männlichen Akeutere und nicht für den Zugang zur Cis-FrauenLesben-Räumen kämpfen sollen (sofern ihnen dieser nicht freiwillig von Cis-FrauenLesben angeboten wird).

X 8: „Ach: Und warum seid Ihr dann der Ansicht, daß Trans*-Identitäten von Cis-FrauenLesben nicht in Frage gestellt werden dürfen“.
Das war aber keine Infragestellung von Identitäten, sonder eine Frage von potentiellem Ausschluss ("Mit Trans*? Ohne Trans*?").
Und „wir“ ("Und warum seid Ihr...") sind übrigens nicht alle gleich.
"Trans* in erster Linie gegen das Patriarchat und seine cis-männlichen Akeutere und nicht für den Zugang zur Cis-FrauenLesben-Räumen kämpfen sollen".
Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich die zwei Positionen nicht kombinieren lassen sollen!? Meiner Meinung nach repräsentieren beide Kämpfe gegen the divide and conquer regime vom Patriarchat.

X 2:
‎1. Der Ausschluß ist die logische Folge der Infragestellung: Wenn statt des queeren Dogmas, „Es kommt allein auf die Selbstdefinition an", gesagt wird, „Nein, (ehemalige) Biologie und Sozialisation spielen auch eine Rolle.", dann ist die logische Folge, daß es Themen und Veranstaltungszwecke geben kann, die im engeren Kreis besprochen werden sollen – wo also nicht nur die Selbstdefinition, sondern auch (ehemalige) Biologie und Sozialisation (mehr oder minder) übereinstimmen und so ein größeres Maß an ähnlicher Betroffenheit und Parteilichkeit erwartet wird.
2. Ja, – mit unterschiedlicher Gewichtung (!) – lassen sich beide Positionen kombinieren, aber es lassen sich niemals zwei Sachen gleichzeiitig in erster Linie (!) machen.
Meine Position ist:
1. Trans* sollen gegen das Patriarchat kämpfen.

2. Sie können dafür Bündnisangebote an Cis-FrauenLesben machen. Aber die Cis-FrauenLesben entscheiden, ob und zu welchen Bedingungen sie die Angebote annehmen. (Halt wie bei anderen Bündnisangeboten auch: Wenn eine Seite die Bündniseinladung ausschlägt, findet das Bündnis nicht statt.)

3. Cis-FrauenLesben können (und ich würde sogar sagen: es ist eine sinnvolle Strategie, wenn sie es in bestimmten Fällen machen) Bündnisangebote an Männer und an Trans* richten (und sie können an Männer und Trans* auch unterschiedliche [unterschiedliche ausgestaltete usw.] Bündnisangebote machen, also eher Bündnis mit T als M eingehen).

4. Trans* können aber nicht VERLANGEN, daß Cis-FrauenLesben ihnen Bündnisangebote machen.

5. Es ist legitim z.B. Treffen von Maskulinisten zu sprengen.

6. Ist nicht legitim Treffen von Cis-FrauenLesben, weil es Cis-FrauenLesben-Treffen sind, zu sprengen.

7. Es wäre auch nicht legitim Trans*-Treffen zu sprengen, weil es Trans*-Treffen sind, (was aber im Ggs. zu Nr. 6 auch nicht vorgekommen ist).

X 12: Cis-FrauenLesben treffen sich immer schon und ständig auch ganz alleine wenn sie das wünschen. das kriegst du nur nicht mit, weil du dann nämlich nicht eingeladen bist.

X 2: Das würde ich schon mitkriegen, wenn das in politisch relevanten Ausmaß stattfinden würde. Denn mir ggü. müßten Cis-FrauenLesben das ja nicht verheimlichen, weil sie nicht befürchten müßten, ich würde mich zu einem solchen Treffen aufdrängen oder ein Sprengkommando organisieren, um eine solche angeblich „transphobe“ Veranstaltung zu verhindern.
Und falls Du dennoch recht hast: Das läuft nur auf eine weitere queere Bigotterie hinaus: Heimlich dürften Cis-FrauenLesben-Treffen stattfinden – nur öffentlicht gesagt werden, daß ein bestimmtes Treffen als Cis-FrauenLesben-Treffen statt, wenn es die anwesenden Cis-FrauenLesben ist wollen – das darf nicht... –
Das ist doch völlig konfus.

Anmerkungen

[1] Siehe die Berichte: http://puzzlestuecke.wordpress.com/2011/10/04/aktivistisch-genug-um-feminist_in-zu-sein/ („ich [hätte] wohl den Text [der Veranstaltungsankündigung] etwas genauer lesen sollen, um festzustellen, dass ‚revolutionärer Feminismus’ sowieso nicht meins ist, weil ich nicht politisch aktiv bin.“) und http://arschhoch.blogsport.de/2011/10/06/veranstaltungsbericht-feministische-organisierung/ („Bei den Themenfeldern einer feministischen Organisierung wurde anregt, über die ‚Klassiker’ Kampf für das Recht auf Abtreibung und gegen sexuelle und sexualisierte Gewalt hinauszugehen und auch Fragen der Arbeitswelt (Arbeiten im Caresektor, Frauen und Hartz IV) einzubeziehen, was auch weitgehend auf Zustimmung stieß. […] die Frage des Kampfes gegen das Patriarchat [ist] wie der Kampf gegen Kapitalismus und Rassismus eine Frage der gesellschaftlichen Positionierung […]. Auch Männer können sich profeministisch betätigen und gegen das Patriarchat kämpfen. Für sie bedeutet das aber eine ganz andere Auseinandersetzung mit dem Patriarchat als für Frauen und Transgender. Denn Männer sind im Patriarchat auf unterschiedliche Weise Profiteure. […]. Die Debatte hat eine gute Bestandsaufnahme der feministischen Bewegung gegeben und auch Punkte benannt, wo es eine feministische Organisierung geben könnte. Die Frage wird sein, ob und wie diese Ansätze im Alltag aufgegriffen wird, vielleicht auch bei der Vorbereitung eines neuen Slutwalk im nächsten Jahr.“).

[2] „Es gibt keine zufriedenstellende humanbiologische Definition der Geschlechtszugehörigkeit, die die Postulate der Alltagstheorien einlösen würde.“ (Carol Hagemann-White, Wir werden nicht zweigeschlechtlich geboren, in: dies. / Maria S. Rerrich [Hg.)], FrauenMännerBilder. Männer und Männlichkeit in der feministischen Diskussion [Forum Frauenforschung Band 2], AJZ: Bielefeld, 1988, 224 – 235 [228]).
„Klassifikationskriterien können [… nämlich] die Genitalien zum Zeitpunkt der Geburt oder die Chromosomen sein, die im Zuge vorgeburtlicher Analyseverfahren festgestellt werden; beide müssen nicht notwendigerweise übereinstimmen.“ (Candace West / Don H. Zimmermann, Doing gender, in: Judith Lorber / Susan A. Farell (Hg.), The Social Construction of Gender, Sage: Newbury Park / London / New Dehli, 1991, 13 – 37 (14) (dt. Übersetzung n. Regine Gildemeister / Angelika Wetter, Wie Geschlechter gemacht werden. Die soziale Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit und ihre Reifizierung in der Frauenforschung, in: Gudrun-Axeli Knapp / Angelika Wetterer (Hg.), Traditionen. Brüche. Entwicklungen feministischer Theorie, Kore: Freiburg i. Br., 1992, 201 – 254 [212 f.])

 

Editorische Hinweise

Wir erhielten den Text von der "AutorIn des Beitrags"

Folgende TREND-Texte stehen in direktem Zusammenhang zu dieser Debatte: