Karl Marx und die dialektisch-materialistische Abbildtheorie [Auszüge]

von Alfred Kosing

10-2014

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.... Die verbreitete Auffassung, Karl Marx habe sich zu erkenntnistheoretischen Problemen nicht oder kaum geäußert, er habe zur Erkenntnistheorie kein rechtes Verhältnis gehabt, geht wohl hauptsächlich auf die philosophischen Revisionisten der II. Internationale zurück. Sie versuchten, den Marxismus mit verschiedenen Spielarten der bürgerlichen Philosophie zu verbinden und behaupteten, es fehle ihm die erkenntnistheoretische Begründung. Erleichtert wurde ihnen dies durch die traditionelle Geringschätzung und das mangelnde Verständnis der Marxschen Philosophie seitens der Theoretiker des Marxismus in der II. Internationale. Die bürgerliche Marxismuskritik hat diese Version aufgegriffen und popularisiert sie bis zur Gegenwart, ist sie doch zugleich besonders gut geeignet, Lenin gegen Marx auszuspielen. So schreibt beispielsweise Iring Fetscher im Zusammenhang mit Le­nins Beitrag zur Entwicklung der marxistischen Erkenntnistheorie: „Da die zeit­genössische deutsche Philosophie von der erkenntnistheoretischen Fragestellung beherrscht wurde, und auf diesem Gebiet von den Klassikern Marx und Engels nur Andeutungen vorlagen (namentlich bei Engels), erschien die Formulierung einer .materialistischen Erkenntnistheorie'als dringliches Desiderat." (18) Joseph de Vries schreibt in seinem Buch „Die Erkenntnistheorie des dialektischen Materialismus": ,,In den Schriften, die Engels in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahr­hunderts verfaßt hat, finden sich alle Grundzüge der Erkenntnistheorie, wie sie im heutigen dialektischen Materialismus verstanden werden."(19) Ob die Grundgedanken der marxistischen Erkenntnistheorie nun Engels oder Lenin oder beiden zugeschrie­ben werden, auf alle Fälle wird dabei direkt oder indirekt behauptet, daß Marx keinen wesentlichen Anteil daran habe.

Leider finden wir eine Unterschätzung der Marxschen erkenntnistheoretischen Leistungen häufig auch in der marxistischen Literatur, obwohl hier von völlig ande­ren Prämissen ausgegangen wird. Bei der Beurteilung der erkenntnistheoretischen Auffassungen von Marx und Engels beziehen sich marxistische Autoren oft auf die bekannten Ausführungen W. I. Lenins, in denen er die historischen Bedingungen und die Hauptrichtung der philosophischen Arbeit von Marx und Engels charakteri­siert. Lenin schrieb in diesem Zusammenhang:

„Sowohl Marx und Engels als auch Dietzgen betraten die philosophische Arena zu einer Zeit, als bei den fortschritt­lichen Intellektuellen im allgemeinen und in den Arbeiterkreisen im besonderen der Materialismus vorherrschte. Es ist daher ganz natürlich, daß Marx und Engels ihr ganzes Augenmerk nicht auf die Wiederholung des Alten richteten, sondern auf eine ernsthafte theoretische Weiterentwicklung des Materialismus, auf seine An­wendung auf die Geschichte, d.h. auf die Vollendung des Gebäudes der materiali­stischen Philosoohie bis oben hinauf. Es ist ganz natürlich, daß sie sich auf dem Gebiet der Erkenntnistheorie darauf beschränkten, die Fehler Feuerbachs zu kor­rigieren, die Plattheiten des Materialisten Dühring zu verlachen, die Fehlers Büch­ners zu kritisieren ... und das zu unterstreichen, was diesen in den Arbeiterkreisen am meisten verbreiteten und populärsten Schriftstellern besonders fehlte, nämlich die Dialektik."(20)

Diese Einschätzung Lenins ist völlig richtig, soweit sie die Bedingungen und die Hauptrichtung der philosophischen Arbeit von Marx und Engels kennzeichnet. Eine systematische Ausarbeitung und Darstellung der Erkenntnistheorie des dialektischen Materialismus lag nicht in ihrer Arbeitsrichtung, weil dies damals nicht den theore­tischen Bedürfnissen des proletarischen Klassenkampfes entsprach. Die Feststellung allerdings, Marx und Engels hätten sich im Bereich der Erkenntnistheorie darauf be­schränkt, die Fehler Feuerbachs zu korrigieren und die Büchners zu kritisieren, be­darf m.E. einer Präzisierung.

Wie ist Lenin denn zu dieser These gekommen? Das zu verstehen ist sehr einfach: als er sein Werk "Materialismus und Empiriokritizismus" verfaßte, dem die zitierten Ausführungen entstammen, kannte er weder die „Ökonomisch-Philosophischen Ma­nuskripte" von Marx noch die „Deutsche Ideologie" von Marx und Engels. Er konn­te sie nicht kennen, da diese wichtigen Arbeiten bekanntlich erst nach Lenins Tod veröffentlicht wurden. Aber gerade in diesen Werken (zusammen mit den „Thesen über Feuerbach", die im Kontext mit ihnen ein anderes Gewicht erhalten) sind die entscheidenden Grundlagen der neuen, dialektisch- und historisch-materialistischen Erkenntnistheorie entwickelt. Dabei handelt es sich nicht nur um die Korrektur von Fehlern der Erkenntnistheorie Ludwig Feuerbachs, sondern um die Grundle­gung einer neuen Philosoohie einschließlich (und insbesondere) der Erkenntnis­theorie, die sowohl den Idealismus als auch den (mechanistischen) und anthropo­logischen kontemplativen Materialismus überwindet. Marx hat damit auch und ge­rade für die Erkenntnistheorie einen neuen Ausgangspunkt gewonnen, der die Er­rungenschaften der klassischen deutschen Philosophie von Kant bis Hegel - vor allem die Aktivität des Subjekts betreffend - bewahrt und auf der Basis des neuen Materialismus weiterentwickelt. Da Lenin mit diesen Werken von Marx und Engels nicht vertraut sein konnte, erklärt sich sein Urteil vollauf aus diesem historischen Umstand. Es wäre selbstverständlich falsch und dem Geist der Leninschen Arbeiten völlig entgegengesetzt, die historische Bedingtheit dieses Urteils zu ignorieren und sich damit den Zugang zu Marx' erkenntnistheoretischen Anschauungen zu erschwe­ren oder gar zu verbauen.

Alfred Schmidt, ein Vertreter der sogenannten Frankfurter Schule um Adorno und Horkheimer, bemerkt sehr richtig, daß man in bezug auf die erkenntnistheore­tischen Positionen von Karl Marx „... in der Literatur noch immer erheblichen Miß­verständnissen begegnet", doch bei ihm selbst mischen sich Verständnis und Unver­ständnis auf eine merkwürdige Weise, wenn er fortfährt:

 „sei es, daß Marx einfach mit der heute im Osten in populären Traktaten propagierten .Abbildtheorie' zu­sammengebracht wird, sei es, daß die mit der Marxschen Kritik am Idealismus zwei­fellos einhergehende Kritik an der philosophischen Haltung als solcher so verstanden wird, als müsse Marx jedes Interesse oder Verständnis für erkenntnistheoretische Fragen abgesprochen werden, sei es schließlich, daß philosophisch wesentliche Äu­ßerungen von Marx, nur weil sie nicht in der Sprache der traditionellen Universitäts­philosophie vorgebracht werden, unbeachtet bleiben."(21)

Marx'Beziehung zur Ab­bildtheorie wird uns noch beschäftigen, und in diesem Zusammenhang werden wir auf Schmidts Vorbehalte gegen diese Theorie näher zu sprechen kommen. Auf alle Fälle hat er recht, wenn er es für müßig hält, das Werk von Marx auf erkenntnis­theoretische Begriffe im Sinne der traditionellen Schulphilosophie abzusuchen. Es kommt vielmehr auf das Erfassen der grundlegenden Gesichtspunkte an, in welchen die Marxsche Erkenntnistheorie zum Ausdruck kommt.

Welches sind diese Gesichtspunkte? Erstens hat Marx die gesellschaftliche Praxis der Menschen als die konkret-historische Grundlage des Erkenntnisprozesses (wie auch aller anderen Formen der bewußten Aneignung der objektiven Realität) und die Erkenntnis selbst als notwendiges Moment im gesellschaftlichen Gesamtprozeß bestimmt. Dieser Grundgedanke ist untrennbar mit der neuen Qualität des Marx­schen Materialismus verbunden, die ihn vom früheren Materialismus unterscheidet. Marx hat diesen grundlegenden Unterschied in der 1. Feuerbachthese formuliert:

„Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit einge­rechnet) ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als sinnliche menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv. Daher die tätige Seite abstrakt im Gegensatz zu dem Materialismus von dem Idealismus - der natürlich die wirkliche, sinnliche Tä­tigkeit als solche nicht kennt - entwickelt. Feuerbach will sinnliche - von den Ge­dankenobjekten wirklich unterschiedene Objekte: aber er faßt die menschliche Tätigkeit selbst nicht als gegenständliche Tätigkeit. Er betrachtet daher ... nur das theoretische Verhalten als das echt menschliche, während die Praxis nur in ihrer schmutzig jüdischen Erscheinungsform gefaßt und fixiert wird. Er begreift daher nicht die Bedeutung der .revolutionären', der praktisch-kritischen Tätigkeit. "(22)

In dieser einen These steckt schon ein überaus reicher erkenntnistheoretischer In­halt. Marx geht nicht von einem abstrakten Erkenntnisbegriff aus, sondern davon, daß die Menschen einer bestimmten Gesellschaftsformation in ihrem materiellen Lebensprozeß durch ihre praktisch-gegenständliche Tätigkeit (vor allem durch die produktive Arbeit) sich die Natur aneignen, sie ihren Zwecken gemäß verändern und sie damit immer mehr zu einer menschlichen, d.h. von den Menschen geprägten, Welt machen. Er faßt dies als einen historischen Prozeß, der bestimmt ist durch den aus der vorangegangenen Tätigkeit der Menschen resultierenden Stand ihrer Produktivkräfte und die hierdurch bedingten Produktionsverhältnisse, der also je­weils im Rahmen und vermittels einer bestimmten Gesellschaftsformation vollzogen wird. Die Wirklichkeit, die materielle Welt (die Sinnlichkeit, wie Feuerbach sagt) wird dabei nicht nur als Objekt verstanden, als eine an sich existierende Welt, die den Menschen abstrakt gegenübergestellt wird, die ihnen lediglich in der Anschau­ung gegeben ist, sondern zugleich auch subjektiv. Was heißt das? Die Wirklichkeit wird in Form der vergesellschafteten Menschen zugleich auch als reales gesell­schaftliches Subjekt gefaßt, welches durch seine praktische Tätigkeit diese Welt umgestaltet und sie dadurch auch zur Vergegenständlichung der subjektiven mensch­lichen Wesenskräfte werden läßt. Eben dies unterscheidet den Marxschen Materia­lismus vom früheren, der nur die Welt an sich als Objekt der Anschauung kannte, und auch den Menschen, wenn er ihn philosophisch reflektierte, wie bei Feuerbach, ebenfalls nur als sinnlichen Gegenstand, aber nicht als sinnliche Tätigkeit faßte.(23)

Aber diese Auffassung unterscheidet ihn auch grundlegend vom Idealismus. Die­ser hat zwar — wie Marx sagte — „die tätige Seite" entwickelt, jedoch nicht als reale, praktisch-gegenständliche Tätigkeit des gesellschaftlichen Subjekts, sondern als Verstandestätigkeit des Menschen, der als Selbstbewußtsein verstanden wird.

Die Konsequenzen, die aus dem Marxschen Ansatzpunkt für die Auffassung des Erkenntnisprozesses und der Erkenntnis folgen, sind weitreichend. Der frühere Materialismus blieb bei der abstrakten, unhistorischen Gegenüberstellung von Natur und menschlichem Bewußtsein stehen, so daß der Erkenntnisprozeß für ihn wesent­lich auf der Einwirkung der Natur auf die menschlichen Sinne beruhte und einen passiv-kontemplativen Charakter erhielt. Der neue, dialektische und historische Materialismus sieht die entscheidende Grundlage des Erkenntnisprozesses und seine wichtigste Triebkraft in der gesellschaftlichen Praxis der Menschen, welche der reale und aktive Prozeß der Wechselwirkung zwischen Subjekt und Objekt ist. Damit findet er auch den Zugang zum materialistischen Verständnis des aktiven und schöp­ferischen Charakters des Erkenntnisprozesses sowie seines Zusammenhangs mit ande­ren Formen der bewußten Aneignung der Wirklichkeit durch die Menschen.

Wie Marx gezeigt hat, bringt die praktisch-gegenständliche Aneignung der Wirk­lichkeit durch das gesellschaftliche Subjekt notwendig verschiedene Formen der geistigen, bewußtseinsmäßigen Aneignung hervor, so daß die Menschen vermittels ihrer Tätigkeit nicht nur in einem praktischen, sondern auch in einem theoreti­schen Verhältnis zur Außenwelt stehen. Aber dieses theoretische Verhältnis ist keineswegs von Natur gegeben, wie es auf dem Standpunkt des Idealismus erscheint. Marx hat in seinen „Randglossen zu A. Wagners ,Lehrbuch der politischen Ökono­mie'" den Zusammenhang von praktischem und theoretischem Verhältnis der Men­schen zur Außenwelt in der Polemik mit A. Wagner auseinandergesetzt.

 „Aber bei einem Professoralschulmeister", schrieb Marx, „sind die Verhältnisse der Menschen zur Natur von vornherein nicht praktische, also durch die Tat begründete Verhält­nisse, sondern theoretische ... Aber die Menschen beginnen damit ,in diesem theo­retischen Verhältnis zu Dingen der Außenwelt zu stehen'. Sie fangen, wie jedes Tier, damit an, zu essen, zu trinken etc., also nicht in einem Verhältnis zu .stehen', sondern sich aktiv zu verhalten, sich gewisser Dinge der Außenwelt zu bemächtigen durch die Tat, und so ihr Bedürfnis zu befriedigen. (Sie beginnen also mit der Pro­duktion.) Durch die Wiederholung dieses Prozesses prägt sich die Eigenschaft dieser Dinge, ihre .Bedürfnisse zu befriedigen', ihrem Hirn ein, die Menschen wie Tiere lernen auch .theoretisch' die äußern Dinge, die zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse dienen, vor allen anderen unterscheiden. Auf gewissem Grad der Fortentwicklung, nachdem unterdes auch ihre Bedürfnisse und die Tätigkeiten, wodurch sie befrie­digt werden, sich vermehrt und weiterentwickelt haben, werden sie auch bei der ganzen Klasse diese erfahrungsmäßig von der übrigen Außenwelt unterschiednen Dinge sprachlich taufen. Dies tritt notwendig ein, da sie im Produktionsprozeß -i.e. Aneignungsprozeß dieser Dinge - fortdauernd in einem werktätigen Umgang unter sich und mit diesen Dingen stehen und bald auch im Kampf mit anderen um diese Dinge zu ringen haben. Aber diese sprachliche Bezeichnung drückt durchaus nur aus als Vorstellung, was wiederholte Bestätigung zur Erfahrung gemacht hat, nämlich daß den in einem gewissen gesellschaftlichen Zusammenhang bereits leben­den Menschen ... gewisse äußere Dinge zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse dienen. Die Menschen legen diesen Dingen nur einen besonderen (generic) Namen bei, weil sie bereits wissen, daß dieselben zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse dienen..."(24)

Was Marx hier von der theoretischen Aneignung der Wirklichkeit durch die Men­schen ausgeführt hat, gilt mutatis mutandis auch für die anderen Formen der be­wußten Aneignung und Verarbeitung der Welt, wie die praktisch-geistige, welche die Form der ideologiebildenden, den Willen und das Verhalten normierenden und motivierenden Tätigkeit ist, oder die ästhetische, welche die Form der künstleri­schen Tätigkeit ist. Sie alle bilden sich historisch auf der Grundlage der gesellschaft­lichen Praxis heraus und werden, einmal entstanden, selbst zu Voraussetzungen der höher und reicher entwickelten Praxis der Menschen. Wie der Arbeitsprozeß materiell-physische und geistige Tätigkeit (Erkennen, Wollen, Zwecke setzen usw.) vereint, so umfaßt auch der gesamtgesellschaftliche Lebensprozeß alle Formen der gegenständlichen und ideellen Aneignung der Wirklichkeit durch die Menschen als Totalität ihrer Betätigungsweisen, wie sie im Rahmen einer gegebenen Gesellschaftsformation und auf dem Boden der unabhängig vom Menschen existierenden äußeren Natur sich entfaltet.

Zweitens hat Marx die gesellschaftliche Natur des Erkenntnisprozesses und der Erkenntnis, d.h. des Widerspiegelungsprozesses und der Abbilder, materialistisch begründet und damit die Abbildtheorie auf eine qualitativ neue Stufe gehoben. Da die gesellschaftliche Praxis der Menschen die bestimmende Grundlage für alle Formen der geistigen Aneignung der Wirklichkeit bildet, ist auch der Erkenntnis­prozeß nur als gesellschaftlicher Vorgang möglich! Wie es keinen Robinson gegeben hat, der alle materiellen Güter allein produzierte, so gibt es auch keinen erkennt­nistheoretischen Robinson. Zwar hat das menschliche Bewußtsein sein natürliches Organ im Gehirn des Individuums, aber es ist seiner Funktionsweise und seinem Inhalt nach ein Resultat der gesellschaftlichen Entwicklung. „Das Bewußtsein", schrieben Marx und Engels, „ist also von vornherein schon ein gesellschaftliches Produkt und bleibt es, solange überhaupt Menschen existieren."(25) Die Funktionen des menschlichen Bewußtseins sind daher Formen gesellschaftlicher Tätigkeit, auch wenn sie dem äußeren Anschein nach individuell vollzogen werden.

Marx hat bereits in den „Ökonomisch-Philosophischen Manuskripten" darauf hingewiesen, daß ge­sellschaftliche Tätigkeit keineswegs allein in der Form unmittelbar gemeinschaftli­cher Tätigkeit existiert. Er schrieb in diesem Zusammenhang:

„Allein auch wenn ich wissenschaftlich etc. tätig bin, eine Tätigkeit, die ich selten in unmittelbarer Gemeinschaft mit andern ausführen kann, so bin ich gesellschaftlich, weil als Mensch tätig. Nicht nur das Material meiner Tätigkeit ist mir - wie selbst die Spra­che, in der der Denker tätig ist - als gesellschaftliches Produkt gegeben, mein eignes Dasein ist gesellschaftliche Tätigkeit... Daher ist auch die Tätigkeit meines allgemei­nen Bewußtseins - als eine solche - mein theoretisches Dasein als gesellschaftliches Wesen."(26)

Aus dieser Einsicht folgt für die Erkenntnistheorie u.a., daß der Erkennt­nisprozeß seiner Natur nach stets gesellschaftlich ist und daß es - genau gesagt -überhaupt keinen individuellen Erkenntnisprozeß gibt, sondern individuelle Ausprägungen des geschaftlichen. Auf alle Fälle bleibt die Beschreibung des soge­nannten individuellen Erkenntnisprozesses, isoliert vom gesellschaftlichen, an der Oberfläche, weil sie den gesellschaftlichen Ursprung, die gesellschaftliche Bedingt­heit und die gesellschaftliche Funktion seiner Elemente verkennt.

Das gesellschaftliche Bewußtsein der Menschen einer bestimmte;; Gesellschafts­formation ist das durch die jeweilige Praxis vermittelte, also historisch bedingte, Bewußtsein von den gesellschaftlichen Verhältnissen, von der Natur, von der Wech­selwirkung zwischen Gesellschaft und Natur und zugleich Selbstbewußtsein der Menschen. Da das Bewußtsein nie etwas anderes sein kann als das bewußte Sein -wie es in der „Deutschen Ideologie" heißt —, haben wir im gesellschaftlichen Be­wußtsein der Menschen einer Gesellschaftsformation stets ein auf der Praxis beru­hendes und zugleich in die Totalität des gesellschaftlichen Lebensprozesses inte­griertes historisch bedingtes Spiegelbild oder Abbild sowohl der natürlichen und sozialen Umwelt als auch der gesellschaftlichen Tätigkeit der Menschen vor uns. Dieses Abbild existiert in Gestalt der sich historisch entwickelnden Formen der bewußten Aneignung der Wirklichkeit durch die Menschen und ihrer Produkte wie Wissenschaft, Ideologie, Moral, Religion, Kunst usw. Es handelt sich dabei um ein differenziertes Abbild, welches aus verschiedenartigen Abbildformen (oder Wider­spiegelungsformen) besteht und teils mehr oder weniger adäquat, teils verzerrt, teils phantastisch und auch illusorisch ist.

Es ist m.E. unbegründet, wenn M. Markovic in dem bereits erwähnten Referat auf der Konferenz in Bled, nur von logischen Gesichtspunkten ausgehend, phanta­stische Begriffe und auch Vorstellungen, welche die Zukunft antizipieren, aus dem Abbildungsprozeß ausschließt.(27) Sie sind ebenso wie alle anderen Bewußtseinsinhal­te Elemente des jeweils historisch bedingten gesellschaftlichen Abbildungsprozesses der Wirklichkeit. Die materialistische Auffassung von Marx „erklärt die Ideenfor­mationen aus der materiellen Praxis..."(28) d.h. die Ideen und sonstigen Bewußtseins­inhalte haben ihren Ursprung im gesellschaftlichen Lebensprozeß, sie widerspiegeln die Wirklichkeit jedoch nicht in der Form naiv-realistischer Abbilder, welche isolierte Gegenstände an sich wiedergeben, sondern gebrochen durch das Prisma der gesellschaftlichen Praxis und der gesellschaftlichen beziehungen der Menschen zu den Gegenständen der materiellen Welt und zueinander. Diese Abbildung oder Widerspiegelung ist ein komplizierter und vielschichtiger Prozeß, der überhaupt nicht verstanden werden kann, wenn dabei der aus dem alten Materialismus übernommene, vereinfachte, kontemplative, undialektische und unhistorische Abbildbegriff zu­grunde gelegt wird. Gerade das tun aber hartnäckig alle Gegner der marxistisch­leninistischen Abbildtheorie, obwohl aus den Arbeiten von Marx, Engels und Lenin eindeutig hervorgeht, daß die Abbildtheorie in der marxistischen Philosophie nicht mit der des früheren Materialismus gleichgesetzt werden darf.

Für Marx erfolgt die bewußte Aneignung der Wirklichkeit in verschiedenen For­men, wobei es sich immer um Formen der aktiven gesellschaftlichen Tätigkeit han­delt und nicht um eine passive Aufnahme der Außenwelt. Die theoretische Tätigkeit ist die spezifische Form, in welcher der denkende Kopf sich die Welt in der ihm einzig möglichen Weise aneignet, einer Weise, die verschieden ist von der künstleri­schen, religiösen, praktisch-geistigen Aneignung dieser Welt"(29). In ihr geht die er­kennende Aneignung der Wirklichkeit vonstatten, welche die ideelle Reproduktion ihrer wesentlichen Eigenschaften und Beziehungen in kognitiven Abbildern, wie Begriffe, Kategorien, Hypothesen und Theorien, zum Ziel hat. Auch diese sind natürlich in dem bereits erläuterten Sinn durch die gesellschaftliche Praxis gebro­chen, sie widerspiegeln die Gegenstände in ihrer Beziehung zu den gesellschaftlichen Verhältnissen und Interessen der Menschen einer bestimmten Gesellschaftsforma­tion. (30)

Ganz unabhängig davon, ob Marx den Ausdruck „Abbild" benutzt hat oder nicht, geht aus seinen Werken eindeutig und klar hervor, daß für ihn sowohl die Erkenntnis als auch alle anderen Formen der bewußten, ideellen Aneignung der Wirklichkeit eine auf der jeweiligen gesellschaftlichen Praxis beruhende geschicht­lich bedingte Widerspiegelung oder Abbildung der Wirklichkeit im gesellschaft­lichen Bewußtsein der Menschen ist. Dieser Grundgedanke, der untrennbar mit dem dialektisch-historischen Materialismus verbunden ist, zieht sich durch das ganze Lebenswerk von Marx. In der „Deutschen Ideologie" heißt es: „Das Bewußtsein kann nie etwas Andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß. "(31) Weiter spricht Marx von den „ideologischen Re­flexen und Echos dieses Lebensprozesses" und davon, daß auch „die Nebelbildun­gen im Gehirn der Menschen ... notwendige Sublimate ihres materiellen ... Lebens­prozesses" sind.(32) Im Zusammenhang mit der Kritik an Max Stirner zeigt Marx, daß die Prädikate Gottes bei Stirner „...nichts sind als die verhimmelten Namen von Vorstellungen der Menschen von ihren bestimmten empirischen Verhältnissen, Vorstellungen, die sie später aus praktischen Gründen heuchlerisch festhalten".(33) In der „Einleitung zur Kritik der Politischen Ökonomie" spricht Marx von der „Re­produktion des Konkreten im Weg des Denkens"(34), davon, „daß die ökonomischen Kategorien ... Daseinsformen, Existenzbestimmungen, oft nur einzelner Seiten dieser bestimmten Gesellschaft... ausdrucken".(35) Und im „Kapital" sagt Marx schließlich, für ihn sei „das Ideelle nichts anderes ald das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle".36 Alles das sind nur verschiedene Ausdrücke und Umschrei­bungen des Grundgedankens der marxistischen Abbildtheorie oder Widerspiegelungs­theorie.

Angesichts dieser Tatsache ist es einfach unverständlich, wenn manche Kritiker der Abbildtheorie behaupten, die Abbildtheorie sei mit der Philosophie von Karl Marx unvereinbar. Sie ignorieren nicht nur einen entscheidenden Grundgedanken der Marxschen Philosophie, sondern auch eindeutige Ausführungen von Marx, weil diese nicht in ihre Konzeption passen. Was heißt denn die Reproduktion der Wirk lichkeit im Denken oder die Umsetzung und Übersetzung des Materiellen in Ideel­les? Doch nichts anderes als die Widerspiegelung oder Abbildung der Wirklichkeit im menschlichen Bewußtsein! An diesem Sinn gibt es nichts zu deuteln; und wer im Namen der Marxschen Philosophie die Abbildtheorie ablehnen will, der möge die klaren Äußerungen von Marx nicht umgehen, sondern sich mit ihnen auseinan­dersetzen. Er wird dann die Erfahrung machen müssen, daß sie untrennbare Bestand­teile der philosophischen Anschauungen von Karl Marx sind und daß ihre Ableh­nung zwangsläufig zur Preisgabe der dialektisch-historisch-materialistischen Grund­position oder zumindest zu Konfusionen und Inkonsequenzen führt.

Die oberflächliche Methode, die aktive praktische Tätigkeit der Menschen der Abbildtheorie einfach entgegenzusetzen, hält keiner wissenschaftlichen Kritik stand, denn sie geht gerade am wichtigsten Gedanken der marxististischen Abbildtheorie vorbei: an der Tatsache, daß die theoretische wie auch alle anderen Weisen der gei­stigen Aneignung der Welt durch die Menschen, d.h. ihre Abbildung im Bewußtsein, auf der praktisch-gegenständlichen Aneignung beruhen, von ihr hervorgebracht werden und selbst eine Form der aktiven gesellschaftlichen Tätigkeit sind. Das im­mer wieder vorgebrachte Argument, für den Menschen sei die schöpferische Tätig­keit charakteristisch, besagt in diesem Zusammenhang überhaupt nichts. Es wäre ein treffendes Argument gegen die Auffassung des Menschen im vormarxschen Ma­terialismus, aber darum geht es hier nicht. Wie der vormarxsche Materialismus den Menschen nur als kontemplatives Naturwesen verstand, so faßte er auch den Ab­bildungsprozeß der Wirklichkeit durch das menschliche Bewußtsein als passiven Vorgang, undialektisch und unhistorisch, nicht als aktive, schöpferische Tätigkeit. Erst der Marxsche Materialismus konnte durch das historisch-materialistische Ver­ständnis des Menschen und seiner gesellschaftlichen Praxis auch den ganzen Pro­zeß der geistigen Aneignung, den komplizierten Prozeß der Übersetzung des Ma­teriellen in Ideelles, den historisch bedingten Abbildungsprozeß der Wirklichkeit im menschlichen Bewußtsein als aktive, schöpferische gesellschaftliche Tätigkeit fassen. Damit erhielt die Abbildtheorie eine neue Qualität, die dem neuen, dialektisch-histo­rischen Materialismus entspricht; und damit gewann der Abbildbegriff auch einen neuen Inhalt. Statt diesem inneren Zusammenhang von gesellschaftlicher Praxis der Menschen und geistiger Aneignung der Wirklichkeit in dem komplizierten Ab­bildungsprozeß vermittels des gesellschaftlichen Bewußtseins nachzugehen, nehmen manche Kritiker der marxistisch-leninistischen Abbildtheorie zwar die Marxsche Auffassung der gesellschaftlichen Praxis (mehr oder weniger) an, tun aber nicht den in der Marxschen Philosophie hiermit notwendigen nächsten Schritt, sondern bleiben in bezug auf den Abbildbegriff und die Abbüdtheorie bei der Auffassung des vormarxschen Materialismus stehen. Obwohl sie dauernd von der geschichtlichen Bedingtheit der Begriffe, Theorien, Ideologien usw. reden, verabsolutieren sie dog­matisch einen ganz bestimmten, historisch gewordenen, mit dem mechanischen Materialismus verbundenen Abbildbegriff und postulieren, das sei der Abbildbegriff überhaupt. Diesen, durch den Marxschen Materialismus längst „aufgehobenen" Ab­bildbegriff stellen sie der marxistischen Philosophie gegenüber und finden, daß beide miteinander unvereinbar seien. Man wird unwillkürlich an Palmströms „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf" erinnert, wenn man bei G. Petrovic liest:

„Aber die menschliche Praxis ist nach Marx freie schöpferische Tätigkeit... Und wenn wir die Konzeption akzeptieren, daß der Mensch ein schöpferisches praktisches Wesen ist, dann entsteht natürlich die Frage, wie das Denken, als eine der Formen menschlicher schöpferischer Aktivität, selbst eine Widerspiegelung der Wirklichkeit sein kann. Um die Widerspiegelungstheorie zu retten, behaupten einige Marxisten, die Widerspiege­lung sei ein schöpferischer Akt. Dabei entstammt der Ausdruck , Widerspiegelung' einem Gebiet der Mechanik. Die Widerspiegelung ist die notwendige und genau vorhersehbare Folge eines Zusammenpralls. Bei ihr gibt es nichts Schöpferisches. Wenn wir Widerspiegelung aber, im Gegensatz zur ursprünglichen Bedeutung des Ausdrucks, als schöpferisch interpretieren, erhalten wir, was ich in der sechsten These die .verbesserte' Variante der Widerspiegelungstheorie genannt habe. Indes, diese Variante ist nur dem Namen nach eine .Widerspiegelungstheorie'. Eine sol­che scheinbare Widerspiegelungstheorie ist wahrscheinlich niemandem von Nut­zen."(37)

Wollten wir in der wissenschaftlichen Terminologie immer an der ursprüng­lichen Bedeutung der Worte festhalten, d.h. einen historisch bedingten Inhalt ver­absolutieren, dann könnte sich keine Wissenschaft entwickeln, ohne fortlaufend ihre geschichtlich gewordenen Begriffe über Bord zu werfen und völlig neue einzu­führen. Dann wäre - um ein einfaches Beispiel zu nehmen - das Wort „Atom" in der modernen Naturwissenschaft unannehmbar, da seine ursprüngliche Bedeutung „das Unteilbare" war.

Natürlich ist weder die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Atom" noch die der Worte „Widerspiegelung" und „Abbild" mit der modernen Wissenschaft und Philo­sophie vereinbar. Aber die Worte „Widerspiegelung" und „Abbild" sind heute sprachliche Existenzformen von viel reicher entwickelten Begriffen, die im Kontext mit der philosophischen Theorie von Marx, Engels und Lenin eine ganz andere Bedeutung besitzen. Auch der gedankliche Inhalt von Worten ist historisch bedingt und wandelt sich mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Praxis der Menschen und der auf dieser Grundlage erworbenen Kenntnisse. Statt den neuen, mit dem dialektisch-historischen Materialismus verbundenen Inhalt dieser Worte zur Kennt­nis zu nehmen, pochen manche Kritiker der marxistischen Abbildtheorie dogma­tisch auf die ursprüngliche Bedeutung der Worte „Abbild" und „Widerspiegelung", als ob sie nicht wüßten, daß viele Fachausdrücke der Wissenschaft und Philosophie im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung ihre Bedeutung durch inhaltliche Fest­legung im Rahmen einer Theorie erhalten.

Wenn das Denken, das menschliche Bewußtsein und seine Produkte keine Wider­spiegelungen, keine Abbilder der Wirklichkeit sein sollen, erhebt sich natürlich die Frage, wie sie dann zu charakterisieren seien. In der Antwort auf diese Frage zeigt sich sehr drastisch, daß ein konsequenter Materialismus ohne Abbildtheorie nicht möglich ist. In welcher Richtung soll nach G. Petrovic die marxistische Erkenntnis­theorie entwickelt werden?

 „Ich denke, sie müßte von der Auffassung des Menschen als eines Wesens der Praxis und von der Auffassung des Denkens als Form der menschlichen praktischen Tätigkeit ausgehen. Das Denken ist ja nicht etwas Nichtseiendes, sondern eine der Formen des menschlichen Seins, eine der Formen der Veränderung und Schaffung der Welt. Ich möchte noch hinzufügen, daß es nicht eine .niedere' Form der Praxis ist, daß der Mensch in seinem geistigen Schöpfertum schöpferischer sein kann als irgendwo anders. Die Produkte des geistigen Schöpfer­tums sind oft schwerwiegender als die Produkte der rein materiellen Tätigkeit. "(38)

Also: Denken, Bewußtsein, geistige Tätigkeit überhaupt als eine Form der gesell­schaftlichen Praxis! Damit ist der für die marxistische, materialistische Philosophie grundlegende Unterschied zwischen der materiellen, gegenständlichen Tätigkeit, der Praxis, und der ideellen, bewußtseinsmäßigen Tätigkeit, dem Denken, Erkennen usw. beseitigt. Beide werden als Formen der schöpferischen Tätigkeit der Menschen unter den Begriff „Praxis" subsumiert; was praktisch gegenständliche, zwar vom Bewußtsein geleitete, aber materielle Tätigkeit, welche die Wirklichkeit unmittelbar verändert, von theoretisch-erkennender, ideeller, sich im Bewußtsein vollziehender Tätigkeit unterscheidet, wird in einem weltanschaulich neutralen Praxisbegriff ni­velliert. Mit einer derartigen „Praxis" kann der Idealismus verschiedener Prägung durchaus konform gehen. Der materialistische Standpunkt der Marxschen Philoso­phie, seine materialistische Auffassung der gesellschaftlichen Praxis und des gesell­schaftlichen Bewußtseins sind damit preisgegeben; was übrigbleibt, ist ein „Materia­lismus" nur dem Namen nach. Das ist die Konsequenz der Ablehnung der Abbild­theorie; ebenso wie bei M. Kangrga.

Die innere Widersprüchlichkeit und Inkonsequenz der von M. Markovic in seinem Referat „Praksa kao osnovana kategorija teorije saznanja" vorgetragenen Konzeption wird jetzt deutlicher. Nachdem er die materialistisch verstandene gesellschaftliche Praxis der Menschen als die Grundlage des gesamten Erkenntnisprozesses und hier­von abgeleitet die Kategorie „Praxis" als grundlegende Kategorie der marxistischen Erkenntnistheorie sowie das Verhältnis von Subjekt und Objekt bestimmt hat, stellt er die Frage nach dem Platz der Kategorie „Widerspiegelung" und der Abbildtheo­rie überhaupt in der Erkenntnistheorie. Er kommt zu dem Schluß, daß wir wahre Kenntnisse, nachdem sie sich praktisch bewährt hätten, gewissermaßen post festum „Widerspiegelung" nennen könnten. Es ist aber nicht klar, wie diese Auffassung, nach welcher die höchsten Resultate des schöpferischen Erkenntnisprozesses als Widerspiegelung bezeichnet werden, mit der vorher aufgestellten Behauptung zu vereinbaren ist, daß die Widerspiegelung für das menschliche Bewußtsein nicht cha­rakteristisch sei, wohl aber für tierische Wahrnehmungen, Reflexe und Wechsel­wirkungen in der anorganischen Natur. Vor allem aber bleibt die wichtigste Frage offen, nämlich wie aus der praktisch-gegenständlichen Tätigkeit der Menschen, aus der Veränderung der natürlichen und gesellschaftlichen Umwelt, der Erkenntnis­prozeß, die theoretisch-erkennende Tätigkeit, erwächst, und was der Erkenntnis­prozeß (ebenso wie die anderen Formen der geistigen Aneignung der Wirklichkeit) im Unterschied zur materiellen Praxis seinem Wesen nach ist. Diese Frage stellt Markovic nicht, weshalb bei ihm im Endeffekt die statisch aufgefaßten Widerspie-gelungen oder Abbilder beziehungslos neben der gesellschaftlichen Praxis stehen. Die Vermittlung durch den im gesellschaftlichen Bewußtsein der Menschen einer Gesellschaftsformation sich vollziehenden Prozeß der geistigen Aneignung und Ver­arbeitung der Wirklichkeit in einem komplizierten und vielschichtigen Widerspie­gelungsprozeß fehlt. Was Markovic a posteriori Widerspiegelungen nennt, ist nur eine Teilklasse der Abbilder, die im Gesamtprozeß der geistigen Aneignung der Wirklichkeit im menschlichen Bewußtsein produziert werden. Es ist die Teilklasse der kognitiven Abbilder (wie ich vorschlage, sie zu nennen), welche im Unterschied zu anderen Abbildformen eine adäquate ideelle Reproduktion von Eigenschaften und Beziehungen der objektiven Realität sind - natürlich in historisch bedingter Relativität. Für die weitere Entwicklung der marxistischen Abbildtheorie ist die Untersuchung ihrer spezifischen Besonderheiten vordringlich, denn hier gibt es noch viele offene und umstrittene Fragen.

Markovic hat recht, wenn er die gesellschaftliche Praxis zum Ausgangspunkt in der Erkenntnistheorie nimmt, aber er hat m.E. unrecht, wenn er behauptet, daraus folge, daß die Kategorien „Widerspiegelung" und „Abbild" keine fundamentalen Kategorien der marxistischen Erkenntnistheorie seien. Sie bleiben auch in der mar­xistischen Philosophie fundamental, weil sie unerläßlich sind, um den Standpunkt des Materialismus auszudrücken, aber sie gewinnen in ihr im Zusammenhang mit der Kategorie der gesellschaftlichen Praxis einen reicheren Inhalt und eine neue Qualität.

Die Vorbehalte A. Schmidts gegen die Abbildtheorie resultieren zum Teil eben­falls aus dem Vorurteil, die Abbildtheorie sei eo ipso naiv-realistisch, ahistorisch und undialektisch. Er hält die weiter oben zitierte Formulierung von Marx, wonach das Ideelle nichts anderes sei als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle, im „nicht sehr glücklich"(39), offenbar, weil aus ihr die Abbildtheorie sehr klar herausleuchtet. Den erkenntnistheoretischen Grundgedanken von Marx umschreibt Schmidt in der Weise, „daß den verschiedenen geschichtlichen Formen des menschlichen Kampfes mit der Natur auch verschiedene theoretische Spiege­lungen entsprechen, die zugleich konstitutives Moment und Ausdruck dieses Kamp­fes sind".(40) Zu der Polemik gegen Wagner, in welcher Marx das Hervorgehen des theoretischen Verhaltens der Menschen aus dem praktischen erläuterte, bemerkte Schmidt: „Bei allem Materialismus dieser Ansicht ist indessen festzuhalten, daß Marx in den Begriffen keine naiv-realistischen Abdrücke der Gegenstände selber, sondern Spiegelungen von geschichtlich vermittelten Beziehungen der Menschen zu ihnen erblickt. "(41) Aus seinen weiteren Ausführungen geht allerdings hervor, daß er damit nicht meint, wissenschaftliche Begriffe und Theorien widerspiegelten nur die Beziehungen der Menschen zur objektiven Realität und nicht auch diese selbst. Ob­wohl Schmidt in Worten gegen die Abbildtheorie polemisiert, muß er sie der Sache nach anerkennen, nur spricht er statt dessen von „geschichtlich bedingten theoreti-sehen Spiegelungen". Interessanterweise wird er gerade wegen seiner „Zugeständnis­se" an die Abbildtheorie von M. Kangrga kritisiert, der mit Recht sagt, daß Schmidts Darstellungen nur ein anderer Ausdruck für die Abbildtheorie seien.(42)

Als Fazit ergibt sich also, das die Abbildtheorie oder Widerspiegelungstheorie in der neuen Qualität, welche sie durch die Verbindung mit der meterialistischen Theorie und der gesellschaftlichen Praxis erhält, ein notwendiger Bestandteil der Marxschen Philosophie ist.

Drittens hat schließlich Marx die sozialhistorische Bestimmtheit von Subjekt und Objekt sowie den dialektischen Charakter ihrer Wechselwirkung herausgearbeitet. Gerade in diesem Gesichtspunkt, der organisch mit der materialistischen Praxisauf­fassung verbunden ist, kommt die neue Qualität seiner erkenntnistheoretischen Anschauungen gegenüber dem Idealismus und dem früheren Materialismus besonders klar zum Ausdruck. Theoretische Quelle hierfür ist die von der klassischen deut­schen Philosophie, vor allem von Fichte und Hegel, entwickelte idealistische Sub­jekt-Objekt-Dialektik, die von Feuerbach materialistisch kritisiert und umgearbeitet wurde. Während Cut Hegel Subjekt und Objekt Bestimmungen der Ideen waren und ihre Wechselwirkung, sowohl praktische wie theoretische, im Reich der Idee, d.h. des Denkens verblieb, wollte Feuerbach reale, vom Denken unabhängige Objekte. Seine materialistische Kritik an Hegels Subjekt-Objekt-Auffassung führte ihn zu einer Gleichsetzung von Denken, Bewußtsein und Subjekt einerseits sowie von Ma­terie, Natur, Sinnlichkeit und Objekt andererseits. Damit war aber das geschichtlich sich entwickelnde Verhältnis von Subjekt und Objekt auf die abstrakte Gegenüber­stellung von Bewußtsein und Materie reduziert. Dies hatte wiederum zur Folge, daß die Wechselwirkung von Subjekt und Objekt nur unter dem Gesichtspunkt des Pri­mats der Materie gegenüber dem Bewußtsein betrachtet wurde, wordurch die histo­rische Dialektik der Wechselwirkung von Subjekt und Objekt, die sich vor allem in der gesellschaftlichen Praxis entfaltet, verlorenging.

Daher konnte Marx weder die Hegeische noch die Feuerbachsche Auffassung der Subjekt-Objekt-Beziehung übernehmen. Für Marx ist das Subjekt nicht mit dem Bewußtsein identisch, sondern das Subjekt ist die vergesellschaftete Menschheit auf einem bestimmten historischen Entwicklungsstand mit ihren produktiven Kräften, Fähigkeiten, Vermögen, Erfahrungen und Kenntnissen. Es handelt sich um die wirk­lichen, leiblichen, auf der festen Erde stehenden Menschen, sagt Marx, um „die Subjektivität gegenständlicher Wesenskräfte, deren Aktion daher auch eine gegen­ständliche sein muß".(43) Das Subjekt hat eine Geschichte, in der es sich durch seine eigene praktisch-gegenständliche Tätigkeit entwickelt, seine Wesenskräfte entfaltet, sich selbst herausarbeitet, d.h., es ist stets historisch bestimmt. Wie die produktiven Kräfte und Fähigkeiten des Subjekts keine fertigen Naturgaben sind, so ist auch sein Erkenntnisvermögen, seine Sinnestätigkeit und Verstandestätigkeit, ein Resultat der geschichtlichen Entwicklung, d.h. wesentlich der gesellschaftlichen Praxis. Marx hat dies in bezug auf die menschlichen Sinne ausgeführt:

 „Das Auge ist zum mensch­lichen Auge geworden, wie sein Gegenstand zu einem gesellschaftlichen, mensch­lichen, vom Menschen für den Menschen herrührenden Gegenstand geworden ist."

Weiter schrieb Marx:

"....darum sind die Sinne des gesellschaftlichen Menschen andere Sinne wie die des ungesellschaftlichen; erst durch den gegenständlich ent­falteten Reichtum des menschlichen Wesens wird der Reichtum der subjektiven menschlichen Sinnlichkeit, wird ein musikalisches Ohr, ein Auge ßr die Schönheit der Form, kurz, werden erst menschlicher Genüsse fähige Sinne, Sinne welche als menschliche Wesenskräfte sich bestätigen, teils erst ausgebildet, teils erst erzeugt... Die Bildung der 5 Sinne ist eine Arbeit der ganzen Weltgeschichte. "(44)

Ebenso sind auch die Denkbestimmungen, die Kategorien der Verstandestätigkeit, keine a priori gegebenen Naturformen des Denkens, sondern sich im Verlaufe der theoretischen Tätigkeit historisch herausbildende und entwickelnde Formen. Der rationelle Kern des Kantischen Apriorisimus erhält bei Marx auf diese Weise eine historisch-materia­listische Begründung und Verarbeitung. Die im Prozeß der praktischen und geistigen Aneignung der Wirklichkeit durch das gesellschaftliche Subjekt sich herausbilden­den, historisch geprägten Formen der menschüchen Sinnes- und Verstandestätigkeit treten den anzueignenden Objekten stets als fertiges Prisma gegenüber, durch wel­ches die Objekte gebrochen werden, d.h., sie spielen die Rolle eines gesellschaftli­chen funktionalen Apriori im Erkenntnisprozeß. Von diesem Ausgangspunkt her eröffnen sich reiche Möglichkeiten für die detaillierte Untersuchung des Erkenntnis­subjekts in seiner konkret-historischen Bedingtheit, insbesondere auch im Hinblick auf den grundlegenden Unterschied zwischen den Gesellschaftsformationen des Sozialismus und des Kapitalismus, was hier nicht weiter ausgeführt werden kann.

Wenn Marx in einer allgemeinen Formulierung auch „das Subjekt, die Mensch­heit, und das Objekt, die Natur" nennt(45), so ist für ihn doch das Objekt nicht schlechthin mit der Natur, mit der Materie identisch. Marx geht — wie jeder Ma­terialist — aus von der „Priorität der äußeren Natur"(46), von der vom Menschen und seinem Bewußtsein unabhängigen Existenz der Materie, aber er bleibt dabei nicht stehen. Diese äußere Natur wird vom gesellschaftlichen Subjekt angeeignet, praktisch-gegenständlich im Arbeitsprozeß und theoretisch im Erkenntnisprozeß. Sie wird von den Menschen entsprechend menschüchen Bedürfnissen und Zwecken verändert, wobei das Subjekt seine Wesenskräfte in der materiellen Welt vergegen­ständlicht und diese in zunehmendem Maße zu einer vom gesellschaftlichen Men sehen geprägten Welt macht. In dem Maße, wie die materielle Welt in den gesell­schaftlichen Lebensprozeß der Menschen einbezogen wird, wird sie zum Objekt für das Subjekt. Das Objektwerden der materiellen Welt für das Subjekt ist der hi­storische Prozeß der Aneignung und Veränderung der Welt durch die gesellschaft­liche Praxis der Menschen und alle aus der Praxis hervorgehenden Betätigungs­weisen. Es ist der Prozeß der Verwandlung der „Dinge an sich" in „Dinge für uns", wie Engels treffend sagte. Marx kritisierte Feuerbach wegen seiner abstrakt-unhi­storischen Auffassung des Objekts.

„Er sieht nicht", schrieb er, „wie die ihm um­gebende sinnliche Welt nicht unmittelbar von Ewigkeit her gegebenes, sich stets gleiches Ding ist, sondern das Produkt der Industrie und des Gesellschaftszustandes, und zwar in dem Sinne, daß sie ein geschichtliches Produkt ist, das Resultat der Tä­tigkeit einer ganzen Reihe von Generationen, deren jede auf den Schultern der vorhergehenden stand, ihre Industrie und ihren Verkehr weiter ausbildete, ihre soziale Ordnung nach den veränderten Bedürfnissen modifizierte. Selbst die Gegen­stände der einfachsten, sinnlichen Gewißheit sind ihm nur durch die gesellschaftliche Entwicklung, die Industrie und den kommerziellen Verkehr gegeben."(47)

Auf diese Weise ist das Objekt für Marx zwar in seiner materiellen Existenz un­abhängig vom menschlichen Bewußtsein, aber es steht in einer historisch bestimm­ten dialektischen Wechselwirkung mit dem Subjekt. Das Objekt ist sozial-historisch determiniert; vom Entwicklungsstand der gesellschaftlichen Praxis, die ihrerseits durch die Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse der Menschen bedingt ist, hängt ab, welche Bereiche der Natur, der materiellen Welt, zum Objekt der gesell­schaftlichen Tätigkeit der Menschen werden. Die Grenze zwischen dem gesellschaft­lich angeeigneten, bereits Objekt gewordenen Bereich der Natur und dem noch un-angeeigneten ist relativ, ist historisch bedingt und verschiebt sich mit der weiteren Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse der Menschen ständig.

Das Verhältnis von Subjekt und Objekt ist für Marx - ganz im Unterschied zu Feuerbach - nicht identisch mit dem von Materie und Bewußtsein, weshalb es auch nicht in solchen Begriffen wie „Primäres" und „Sekundäres" oder ähnlichen zu erfassen ist. Es handelt sich vielmehr um ein Verhältnis wechselseitiger Bedingtheit und Vermittlung, wobei das Subjekt stets die aktive, schöpferische Seite gegenüber dem Objekt ist. Die Struktur des Subjekt-Objekt-Verhältnisses ist primär im mensch­lichen Arbeitsprozeß gegeben, in welchem das Subjekt durch seine zielstrebige, d.h. vom Bewußtsein geleitete, materielle Einwirkung die Objekte verändert und für menschliche Zwecke umgestaltet, dabei aber die objektiven Eigenschaften und Ge­setze der Naturobjekte berücksichtigend. Erfolgreiche Veränderung der Objekte entsprechend menschlichen Zielen ist nur möglich, wenn die produktive Arbeit durch Kenntnisse über die zu bearbeitenden Gegenstände zweckmäßig geleitet wird. Diese Kenntnisse über die Objekte erwirbt das Subjekt in seiner theoretisch-erken-nenden Tätigkeit, in welcher es sich die Objekte nicht durch unmittelbare Verän­derung praktisch, sondern durch die Reproduktion, die Widerspiegelung oder Ab­bildung ihrer Eigenschaften, Beziehungen und Strukturen im Bewußtsein ideell aneignet. Aber das ist kein passiver Vorgang, keine bloße Einwirkung der Objekte auf das Bewußtsein, sondern ebenfalls eine aktive, schöpferische Tätigkeit des Sub­jekts.

Die Wechselwirkung zwischen Subjekt und Objekt erfolgt also primär in der gesellschaftlichen Praxis, jeweils konkret-historisch bestimmt durch den Stand der Produktivkräfte, und darauf beruhend im gesellschaftlichen Erkenntnisprozeß sowie den anderen Formen der geistigen Aneignung der Wirklichkeit durch das Subjekt. Daher ist in diesem Verhältnis weder das Objekt primär und das Subjekt sekundär noch existiert das Objekt unabhängig vom Subjekt. Marx hat in den „Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie" ebenso wie im „Kapital" die dialektische Wechselbeziehung von Subjekt und Objekt im Arbeitsprozeß aus­führlich dargestellt und gezeigt, daß das Subjekt nicht nur das Objekt, sondern um­gekehrt auch das Objekt das Subjekt bestimmt. Er bemerkte dabei ausdrücklich, daß dies nicht nur für die produktive Arbeit, sondern auch für die Formen der gei­stigen Aneignung der Wirklichkeit, also auch für den Erkenntnisprozeß, gilt.

„Der Kunstgegenstand - ebenso wie jedes andre Produkt - schafft ein kunstsinniges und schönheitsgenußfähiges Publikum. Die Produktion produziert daher nicht nur einen Gegenstand für das Subjekt, sondern auch ein Subjekt für den Gegenstand. "(48)

Fußnoten

18) I. Fetscher: Von der Philosophie des Proletariats zur proletarischen Weltanschauung, in: Marxismusstudien, Zweite Folge, Tübingen 1957
19) J. de Vries: Die Erkenntnistheorie des dialektischen Materialismus. München/Salzburg/Köln, 1958, S. 15
20) W.I. Lenin: Materialismus und Empiriokritizismus, LW 14, S. 241

21) A. Schmidt: Der Begriff der Natur in der Lehre von Karl Marx. Frankfurt/M. 1962. S. 91.
22) K. Marx: Thesen über Feuerbach. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 3. Berlin 1958. S. 5.
23) K. Marx/F. Engels: Die deutsche Ideologie. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 3. S. 44.
24) K. Marx: Randglossen zu A. Wagners „Lehrbuch der politischen Ökonomie". In: K. Marx/ F. Engels: Werke. Bd. 19. Berlin 1962. S. 362-363. 
25) K. Marx/F. Engels: Die deutsche Ideologie. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 3. S. 31
26) K. Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844. In: K. Msrx/F. Engels: Werke. Ergänzungsband. Erster Teil. Berlin 1968. S. 538.

27)  M. Markovic: Praksa kao osnovna kategorija teorrje saznanja. In: Neki problemi teorrje odraza.
S. 15.
28)  K. Marx/F. Engels: Die deutsche Ideologie. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 3. S. 38.
29) K. Marx: Einleitung zur Kritik der Politischen Ökonomie. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 13. Berlin 1961. S. 633.

30)
Vgl.: D. Wittich: Widerspiegelung und gesellschaftliche Praxis. In: DZfPh. Sonderheft 1968.
31)
K. Marx/F. Engels: Die deutsche Ideologie. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 3. S. 26.
32)
Ebenda

33)
Ebenda: S. 217.
34)
K. Marx: Einleitung zur Kritik der Politischen Ökonomie. In: K. Marx/F. Engels. Werke. Bd. 13. Berlin 1964. S. 632.
35)
Ebenda. S. 637.
36)
K. Marx: Das Kapital. Bd. I. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 23. Berlin 1962. S. 27.
37 G. Petrovic: Istina i odraz. In: Neki problemi teorije odraza. S. 31.
38 Ebenda: S. 32.
39) A. Schmidt: Der Begriff der Natur in der Lehre von Marx. S. 106.
40) Ebenda: S. 92.
41) Ebenda: S. 94.

42) Vgl. die Rezension von M. Kangrga zu A. Schmidts Buch in: Praxis. Heft 1/1965. S. 116.
43) K. Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Ergänzungsband. Erster Teil. S. 577.
44) Ebenda: S. 504, 541.
45) K. Marx: Einleitung zur Kritik der Politischen Ökonomie. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 13. S. 617.
46) K. Marx/F. Engels: Die deutsche Ideologie. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 3, S. 44.
47) Ebenda: S. 43.
48) K. Marx: Einleitung zur Kritik der Politischen Ökonomie. In: K. Marx/F. Engels: Werke. Bd. 13. S. 624.

 

Editorische Hinweise

Erstveröffentlicht 1968 in dem Sonderheft der Deutschen Zeitschrift für Philosophie. 3.-6. Abschnitt wurden zu einem Text zusammengefasst.

Zu dieser Zeit war Alfred Kosing Mitglied der Leitung der Sektion Philosophie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Ab 1969 bis 1990 war er führend tätig im Fachbereich Dialektischer Materialismus am Institut für marxistisch-leninistische
Philosophie der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED.

Die Kritische Theorie, die die 68er Bewegung ideologisch bestimmte, verlangte auch auf dem Gebiet der Erkenntnistheorie eine Zurückweisung auf marxistischer Grundlage.