Stadtumbau & Stadtteilkämpfe

Stellungnahme einiger Bewohner_innen und Nachbar_innen der FreeCuvry am 20.09.2014 zur Räumung der Free Cuvry

10-2014

trend
onlinezeitung

Vorbemerkung: Am 18.9. 2014 um 21 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, weil auf dem Gelände FreeCuvry in Berlin-Kreuzberg ein Feuer zwischen einzelnen Hütten ausgebrochen war. Feuerwehr und Polizei schickte alle(!!) BewohnerInnen (angeblich) wegen der Löscharbeiten vom Gelände, um es anschließend einzuzäunen und die Bewohner nicht mehr zurück auf das Gelände und  in ihre Hütten zu lassen. Dann wurde die Meldung verbreitet, dass es sich hier um versuchten Mord zwischen den BewohnerInnen gehandelt haben solle.

+++++++++++++++++

1) Die Ermittlungen wegen versuchten Mordes sind eingestellt worden, und alle sechs Verhafteten sind aus Mangel an Beweisen wieder frei. Fast alle Medien haben aber bis Samstag früh die Geschichte vom “versuchten Mord” kolportiert und ihrerseits weitergesponnen. Fakt ist: wir wissen nicht, wer die Hütten angezündet hat. Lediglich drei Hütten sind abgebrannt, aber am Freitag morgen ist die gesamte Fläche zum Tatort erklärt worden. Durch die Vorverurteilung und Stigmatisierung der Bewohner_innen durch die Polizei und in den Medien ist die Räumung der gesamten Fläche legitimiert worden.

2) Trotz gegenteiliger Versicherungen wurden die Bewohner_innen am Freitag morgen nicht zurückgelassen, ca. 150 Menschen wurden obdachlos gemacht, obwohl die meisten Hütten weiter stehen und dort weiter gelebt werden könnte. Entgegen den Verlautbarungen aus der Presse hat der Bezirk zugegeben, keine Notunterkünfte zu haben. Fakt ist: Die Stadt stößt Menschen in die Obdachlosigkeit, um eine durch den Eigentümer ungenutzte Fläche freizuräumen.

3) Seit Freitag Nachmittag sind die ehemaligen Bewohner_innen Schikanen der Polizei ausgesetzt. Am Nachmittag werden die Habseligkeiten einiger Bewohner_innen ohne Angabe von Gründen konfisziert. Den Bewohner_innen wird gesagt, sie müssten diese Habseligkeiten gegen eine Gebühr von 200 Euro pro Person bei der Polizei auslösen, und zwar am Montag.

4) Bewohner_innen, die aus Not im Görlitzer Park unterkommen wollen, werden dort am Freitag Abend von der Polizei vertrieben. Es ist eine bittere Ironie, dass einigen dort nun wiederum angedroht wird, die Kinder wegzunehmen. Bereits in dieser Woche hatten die Behörden einige Roma aufgefordert, Unterkünfte für ihre Kinder zu suchen und ihnen angedroht, ihre Kinder von ihnen zu trennen. Nun hat der Bezirk selber über 100 Menschen obdachlos gemacht, darunter viele Kinder.

5) Auf der Cuvrystrasse, wo viele der Bewohner_innen nun ausharren müssen, werden sie von der Polizei regelmäßig mit Platzverweisen schikaniert.

6) Fakt ist: Berlin stellt seinen Bewohner_innen nicht ausreichend Wohnraum zur Verfügung, und wenn die Menschen sich selber Wohnungen und Infrastrukturen bauen, werden sie aus diesen vertrieben.

Quelle: https://www.facebook.com/CampCuvrystrasse

Filme zu FREECUVRY bei Youtube