Die Generallinie
Das Alte und das Neue

Film als Argumentation

10-2014

trend
onlinezeitung

Wir zeigen "Eisenstein"!

Videos und Filme partikularisierter Interessen, wie etwa Mietrebellen (2014) über die Empörung gegen steigende Mieten oder neueWUT (2005) über die Auswirkungen der Agenda 2010, zeigen weniger Zusammenhänge gesellschaftlicher Verhältnisse, als die spezifische Demonstration auf erweiterter, audiovisueller Ebene. Aus einer ganz anderen Epoche, die mit dem Versprechen begann, soziale Spaltung und Herrschaft zugunsten der Herstellerinnen des Mehrwerts umzuwälzen, erscheint dagegen frühe bildtechnische Propaganda der sich bildenden Sowjetunion. Mit einem konstruierten und sogar utopischen Blick auf das Soziale, wird Film wird zu einem entwerfenden Diskussionsbeitrag.

Der Filmregisseur Sergej Eisenstein macht sich in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts Notizen zur Verfilmung des "Kapital" von Marx. In seinen Überlegungen und nicht zuletzt in der von ihm verfolgten Praxis des Films, dem damals avanciertesten Medium ('noch' verstanden als Kunst), geht es um Konflikte, Konfrontationen, Darstellung revolutionärer Ereignisse, Argumentation – eine Art praktische Theorie. In Die Generallinie (1926-29), auch bekannt als Das Alte und das Neue, kommen diese Aspekte besonders prägnant so zusammen: Wie kann die anstehende Industrialisierung des revolutionären bzw. nachrevolutionären Russland unter laufenden Bedingungen der Kollektivierung einem breiten Publikum dialektische Anschauungen bieten? Darüber hinaus kann gefragt werden, was Bewegtbilder eröffnen, in denen – im Gegensatz zum dokumentarischen Protest- und Bewegungsvideo – Gegensätze als Modus der Entwicklung geschichtlicher Bewegung behandelt werden?

Stadtteil- & Infoladen Lunte
20.10.2014 um 20.00 Uhr

Weisestr. 53, 12049 Berlin
Nähe U-Bhf. Boddinstr. (U8)

Eintritt frei