Vor
knapp vier Monaten wurde in Kosova ein neues Parlament gewählt.
Die Partei von Ministerpräsident Hashim
Thaci, verfügt seitdem über keine
Mehrheit im Parlament mehr. Dennoch kann sich das Parlament
nicht konstituieren, denn die PDK ließ
sich ein Verfassungsgerichtsurteil zurecht
zimmern nachdem nur ihr das „Recht zusteht“ den
Parlamentspräsidenten zu bestimmen.
Allerdings ist der vorgeschlagene Kandidat der PDK kürzlich mit
nur 44 Stimmen gescheitert. Das Parlament
hat 120 Abgeordnete und die beschlossene
Koalition zwischen AAK, LDK, VV und Nisma verfügt über eine
klare Mehrheit. Allerdings kann keine
Regierungsbildung stattfinden, da die PDK auf ihr so
genanntes „Recht“ besteht. Der Münchner Merkur schreibt
zur Lage im Land:
„Vor
fast vier Monaten wurde im Kosovo gewählt. Seitdem hat es das
Parlament nicht geschafft, sich zu konstituieren. Und ein
Ausweg aus der politischen Sackgasse ist
nicht in Sicht. Krisenstimmung macht sich breit.
Das wirtschaftlich vom Bankrott bedrohte Land mit
Rekordarbeitslosigkeit, grassierender
Korruption und Flucht großer Bevölkerungsteile ins Ausland
entfernt sich immer weiter von der EU, die hier seit
vielen Jahren mit Milliardenbeträgen und
einem Heer an Diplomaten und Experten hilft.“
Die
Krise geht allerdings viel weiter und hat andere
Ursachen. Die Regierungspartei
repräsentiert eine spezifische Form der Mafia. Der
Geheimdienst SHIK versucht alle Bereiche des öffentlichen
Lebens und der Medienberichterstattung zu
durchdringen. Die führenden Repräsentanten der
PDK wurden innerhalb kürzester Zeit zu Befehlshabern und
Millionären. In allen staatlichen
Institutionen konnte man nur etwas werden, wenn man sich
der Regierungspartei anschloss. Dies zeigt die Vergabe
von Professorenstellen an der
Universität, genauso wie die Auftragsvergabe an
Unternehmen, sowie die Legalisierung kleiner Geschäfte
durch staatliche Institutionen. Das
Schutzgeld ist zur normalen ökonomischen Erscheinung im
Bereich des Kleingewerbes geworden. Auf der anderen Seite
sind viele Gewerkschaften in staatlichen
Betrieben vom Geheimdienst der PDK
durchdrungen. Andere Gewerkschaften werden bekämpft und bei
jeder Privatisierung wird darauf Wert
gelegt, dass es gar keine gewerkschaftliche
Organisation mehr gibt. Oftmals müssen Arbeiter Reverse
unterschreiben, wonach sie versichern “
keinerlei gewerkschaftliche Aktivitäten zu
entwickeln“. Die PDK hat jede Faser des
gesellschaftlichen Lebens in Kosova
durchdrungen. Das jetzt nicht passende Wahlergebnis wird offen
ignoriert, die Konstituierung des
Parlaments wird verhindert. Dabei schert man sich
einen Dreck um die formalen Regeln der bürgerlichen
Demokratie. Es ist im elementaren
Interesse der Arbeiter und der einfachen Menschen in Kosova,
diese Filzokratie zu stürzen. Ob die Beteiligung von VV (
„Vetevendosje“) an einer anderen
Regierung der richtige Weg ist wird die Zukunft zeigen. VV
ist eine bürgerlich demokratische linksnationale
Organisation. Auf der anderen Seite
beziehen sich bewusste und kämpfende Arbeiter auf VV. Den bis
dato steht nur VV gegen den neoliberalen
Privatisierungsprozess und tritt
gleichzeitig für elementare Arbeiterrechte ein. Die Regierung
Thaci stellt die Beteiligung von VV an
einer kommenden Regierung gegenüber den
„Internationalen“ als „große Gefahr“ dar. In der Tat,VV will den
Verhandlungsprozess mit Serbien beenden, solange Serbien
Kosova nicht als unabhängigen Staat
anerkennt. Nach den Worten des VV Fraktionsvorsitzenden
Visar Yimeri möchte VV „ mit den in Kosova lebenden
Serben über ihre politische völlige
Gleichberechtigung und Integration sprechen“. Die
Situation in Kosova ist nicht nur spannungsgeladen.Die
politischen Intrigen der PDK, sowie die
Machenschaften des Geheimdienstes SHIK , nimmt offen
diktatorische Faktoren an. Ein Wahlergebnis wird
ignoriert. Gegenüber Aktivisten von VV
werden polizeiliche Aktionen durchgeführt. Letzte Woche
erschien die Polizei, in mehreren Büros von VV und
bedrohte deren Funktionäre. Ein Aktivist
von VV wurde letzte Woche unter fadenscheinigen
Vorwänden festgenommen. Gleichzeitig versucht die PDK ,
sich als Partei des Kampfes gegen den
islamischen Fundamentalismus darzustellen. Diverse
muslimische Prediger wurden verhaftet. Die Gefahr des
islamischen Fundamentalismus wird durch
die PDK- Mafia völlig übertrieben und
hysterisch dargestellt. Das Verhalten der Regierung hat in ihrem
Wesen nichts mit laizistischer Politik
gemeint. Der so genannte Kampf gegen die
kleine radikale islamistische Minderheit in Kosova nimmt Formen
von Islamophobie an. Dies alles nur weil
es der Regierungspartei, um Macht und
Pfründe geht. Diese Leute kooperieren hervorragend mit Serbien,
die Mafia kennt keinerlei Nationalität.
Die Kampagne gegen den islamischen
Fundamentalismus in Kosova ist inszeniert, um an der Macht zu
bleiben. Unter den Bedingungen realer
kolonialer Macht durch die EU, besteht die
Gefahr eines diktatorisch bonapartistischen Putsches
durch die machthabende „ Dezemberbande“
von Hashim Thaci. „Dezemberbande“ nannte Karl Marx ,die
Anhängerschaft von Napoleon III nach dem Putsch im Jahr
1852 in Frankreich. Unter Bonapartismus
versteht die marxistische Theorie den Verzicht der
Bourgeoisie auf unmittelbare politische Herrschaft zu
Gunsten ihrer sozialen Herrschaft. In
Kosova nimmt dieser Bonapartismus verzerrte
spezifische Formen an . In Kosova existiert keine normale
Klassengesellschaft . Wichtige Investitionen tätigen
internationale Konzerne. Ihre Macht wird
garantiert durch die EULEX, sowie durch die
Soldaten der KFOR. Die ihr unterstellte Regierung Thaci
repräsentiert nicht eine „normale
Bourgeoisie“ sondern nur eine Mafiabande. Diese Bande stützt
sich soziologisch auf deklassierte aller Klassen, zum
Beispiel aus dem Lumpenproletariat und
auf eine Masse von unpolitischen Kleinbauern.
Gegenüber Staatsbeamten werden Privilegien verteilt und
den genannten Schichten werden auf
familiärer Basis individuelle soziale Angebote
unterbreitet. Allerdings hat die bonapartistische Bande
in Kosova nur noch bedingt eine
Massenbasis. Ihr reaktionärer Populismus ist ziemlich
abgelutscht.

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