Betrieb & Gewerkschaft Prekäre
Verhältnisse in "linkem" Café Kotti
von ehemaligen
Kolleg*innen
10/2015
trend
onlinezeitung
Tagesspiegel-Video-Reportage über das
Cafe Kotti vom Juni 2013
Das Café Kotti gibt es dieses Jahr nun seit 6 Jahren. Es
gilt so manchen als offener, alternativer Treffpunkt und
wirkt für viele auf den ersten Blick sogar wie ein
"linker" Freiraum. Ob es so etwas in Wirklichkeit geben
kann und wie ein "linker" Freiraum im Kapitalismus
aussehen soll, sei dahingestellt.
Ob ein Ort jedoch „links“ ist, zeigt sich nicht nur
in der Außenwirkung, sondern vor allem dadurch, ob
diese Grundsätze sich in der inneren Struktur der Kneipe
und den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten
niederschlagen Wir wollen deshalb einen zweiten
Blick auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, auf
die Widersprüche zwischen prekärer Lohnarbeit,
Gentrifizierung, Rassismus und dem "humanistischen
Hauch" von Nächstenliebe und " wir sind doch alle
Freunde", werfen.
Wie weit her es letztlich mit diesen immer wieder vom
Chef propagierten Ideen von einem freundschaftlichen
Miteinander nicht nur unter den Arbeiter*innen, oder mit
den Gästen, sondern auch mit dem Chef selbst ist, wurde
immer wieder deutlich. Seitens des Chefs wurde nämlich
immer stets betont, dass er sich wünscht, dass im Café
alle Menschen Freunde sein können; dass es wichtig ist,
dass wir (Arbeiter*innen, Chef, Konsument*innen)
einander vertrauen, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen
und uns mit Respekt behandeln.
Wir schreiben diesen
Bericht, weil wir auf die Hintergründe aufmerksam
machen und die Zustände schildern wollen, um
Missverständnisse zu vermeiden. Es ist allerdings
nur ein Beispiel dafür, was (nicht nur) in Berlin
und besonders in dieser Branche tagtäglich passiert. Wir
können diese Entwicklungen jedoch nicht
kommentarlos stehen lassen und vielleicht fühlt
sich die*der eine oder andere davon angesprochen, weil
er*sie selbst solche Erfahrungen gemacht hat. Vielleicht
stehen Leute vor den gleichen Problemen, die auch
wir hatten. Vielleicht wäre eine Diskussion um
Ausbeutung durch vorgeblich "linke" Chef*innen an der
Zeit, bzw. müsste sich jede*r die Frage stellen, in wie
weit wir an unserem eigenen Arbeitsplatz politisch
agieren sollten (und können).
Entwicklung
der Arbeitswelt im Kiez
In den letzten Jahren hat sich das Café immer mehr
verändert. Man kann die Entwicklungen dort jedoch nicht
für sich alleine betrachten. Es kann nicht außer Acht
gelassen werden, wie sich der gesamte Kiez verändert und
auch hier überall prekäre Beschäftigung zunimmt.
Als Anwohner*in ist es unmöglich zu übersehen,dass
sich hier in Kreuzberg z.B. in der Oranienstrasse, eine
sehr drastische Wandlung vollzieht. Die Gastrobranche
wird immer größer und größer. Jedes Wochenende schieben
sich Massen an Menschen durch die Straßen und besuchen
Restaurants,Imbisse, Bars und Cafés. Alles entwickelt
sich so, als wäre es das normalste der Welt, wenn immer
mehr "Szenebars" neben immer mehr "Szenecafés"
aufmachen. Trotz dieser großen Konkurrenz können alle
Läden scheinbar weiter existieren, ohne sich mit großen
Schwierigkeiten konfrontiert zu sehen.
Das ist unter anderem nur möglich, weil die Ausbeutung
der Mitarbeiter*innen in immer größerem Maße
stattfindet.Und damit sind nicht nur die Tresenkräfte
gemeint, sondern auch die Putzkräfte, die
Mitarbeiter*innen der Getränkezulieferfirmen,Köch*innen
und Kellner*innen. Parallel zu diesen Entwicklungen gibt
es eine enorme Nachfrage nach Jobs, die es den
Betreibenden leicht macht, Mitarbeiter*innen, die sich
über die Bedingungen beschweren, ohne großen Aufwand
durch neue Leute ersetzen.
Davon bekommt man als Gast natürlich nicht viel mit.
Vieles läuft hinter den Kulissen ab.
Aber
zurück zu unseren Beispiel:
"gegenseitiges Vertrauen" als Element prekärer
Beschäftigung
Zu Beginn war das Café ein gutes Projekt, obwohl es
natürlich immer eine schwierige Gradwanderung zwischen
einem wirtschaftlichen Unternehmen und einem
politischen, offenen Raum ist. Beworben wurde es als
sozialer Raum, in dem sich Menschen begegnen (können)
sollten. Dieser sollte möglichst diskriminierungsfrei
sein und so einen Ort darstellen, an dem sich die
unterschiedlichsten Menschen wohlfühlen. Diese Grundsätze
sind an populärer Stelle neben der Theke, an der Wand
verewigt und implizieren auch, dass sich alle im Raum
für deren Einhaltung verantwortlich fühlen sollen.
Hinter diesen Grundsätzen standen jedoch vor allem die
Beschäftigten.
Von Beginn an bestand keine rechtliche Sicherheit für
die Mitarbeiter*innen. Anfangs funktionierte das vom
Chef hochgehaltene System des gegenseitigen Vertrauens
noch. Gerne wurde von oben, aber auch von einigen von uns
die Freundschaft zwischen dem Chef und seinen
Mitarbeiter*innen beschworen. Menschen lernen einander
beim gemeinsamen Arbeiten natürlich immer kennen und es
entstehen auch Freundschaften. An Arbeitsplätzen mit
prekärer Beschäftigung, darunter auch vielen Start-ups,
wird diese Vermischung von Privatleben und Arbeit
allerdings bewusst betrieben. Es werden gesellige Treffen
initiiert, um eine unkritische Wohlfühlatmosphäre zu
erschaffen, die Bindung ans Unternehmen zu stärken,
Hirarchien zu verwischen und die Bereitschaft sich
ausbeuten zu lassen zu steigern -- es herrschen die
sogenannten flachen Hierarchien. Wer den Mehrwert schafft
und wer sich an der Arbeit der anderen bereichert,
verschwimmt zunehmend.
Vertrauen wird hierbei gerne an Stelle von Sicherheit
und Rechten gesetzt. Jemandem vertrauen zu müssen, der
am längeren Hebel sitzt, bedeutet aber einerseits
Abhängigkeit vom Großmut und Wohlwollen der*des Chefs und
anderseits, dass man sich bemühen muss nicht durch Kritik
in Ungnade zu fallen.
Prekäre Arbeit bedeutet also, dass die
Arbeitsverhältnisse ungesichert sind. Das bezieht sich
sowohl auf das Gehalt, als auch auf die Arbeitszeiten,
die soziale Absicherung und den Kündigungsschutz.
Wobei den Mindestlohn zu zahlen dabei übrigens nicht
wie viele Arbeitgeber denken ein großzügiges Angebot,
sondern mittlerweile eine Verpflichtung ist.
Basierend auf den unsicheren Bedingungen können die
Marktrisiken direkt an die Belegschaft weitergegeben
werden. Machen Beschäftigte etwas, das als Fehler
identifiziert wird, fliegen diese kurzerhand raus, macht
der Chef Fehler, müssen die Konsequenzen von der
Belegschaft getragen werden.
Prekäre Beschäftigung ist heute nicht mehr nur eine
Durchgangsphase, z.B. neben dem Studium. In diesem
Billiglohnsektor müssen mehr und mehr Menschen auf Dauer
arbeiten. Viele Menschen ohne deutschen Pass oder
Menschen, die noch Schwierigkeiten mit der deutschen
Sprache haben, finden auf dem normalen Arbeitsmarkt
keine Beschäftigung. Neben dem Bausektor sind sie hier
im Kiez auch oft im Dienstleistungsbereich tätig. Diese
Menschen,vor allem jene die über keine Arbeitserlaubnis
verfügen, stehen unter besonderem Druck. Sie haben einen
schlechteren Zugang zu Hilfsangeboten und können es sich
kaum leisten, sich mit ihrem Chef anzulegen. Durch diese
Kriminalisierung wird es außerdem erschwert alle
Beschäftigten zu organisieren. Denn auch die
Kolleg*innen, die eine legalisierte Position haben
handeln oft nicht, aus Angst die Position der anderen zu
verschlechtern.
An dieser Stelle stellt sich natürlich die Frage, was
eigentlich ein ordentliches Arbeitsverhältnis sein soll.
Arbeitsverhältnisse im Sinne der Profitmaximierung zu
Gunsten eines Chefs sollten natürlich allgemein in Frage
gestellt werden.
Vielleicht kann man sich an dieser Stelle jedoch
wenigstens auf den rechtlichen Rahmen stützen.
Vertrauen und Verträge
Ordentliche Arbeitsbedingungen erschöpfen sich nicht
in einer guten Bezahlung.
Es ist wichtig, dass Menschen nicht einfach so
entlassen werden können, nur weil den Betreibenden ein
Bauchgefühl überkommt. Beschäftigte müssen in einer
Umgebung arbeiten können, in der sie keine Angst haben
sollten, dass ihnen aus dem Nichts, oder einer Laune
heraus irgendetwas, wie z.B. ein Diebstahl, unterstellt
werden kann. Auch muss man sich nicht jede verbale
Ausfälligkeit anhören, bloß weil man vom Gutwillen
der*des Chefs*in abhängig ist. Das alles sind gute
Gründe dafür, warum ein Arbeitsverhältnis durch mehr,
als Vertrauen bestimmt sein sollte - zum Beispiel
mindestens einem klaren Arbeitsvertrag.
Gentrifizierung im Kiez
Das Café Kotti liegt direkt am Kottbusser Tor und so
ist auch die Veränderung im Kiez nicht spurlos an ihm
vorbeigegangen. Auch hier ist die Gentrifizierung, die
Aufwertung des Stadtviertels, deutlich zu erkennen.
Durch diese vermeintliche Verbesserung des
Lebensstandards werden Menschen mit geringeren Einkommen
aus dem Kiez verdrängt. Am deutlichsten lässt sich diese
Entwicklung an den Mieten ablesen. Die Kaltmiete bei
Neuvermietungen im Postleitzahlbereich 10999 stieg
zwischen 2009 und 2013 um 56 Prozent auf durchschnittlich
9,50 Euro pro Quadratmeter¹. Damit liegen die Mieten bei
Neuvermietung im Durchschnitt schon höher als in
bürgerlichen Stadtteilen wie Charlottenburg-Wilmersdorf.
Zwangsumzüge /-räumungen und eine komplette Veränderung
der sozialen Strukturen sind die Folge.
Gleichzeitig wird Kreuzberg immer attraktiver für
Tourist*innen. Legale Ferienwohnungen und privates
Verschachern der eigenen Wohnung verringern das
Wohnungsangebot. Das bedeutet für eine Kneipe, die direkt
dort im Kiez ist, auch eine große Veränderung bei den
Nutzer*innen. Viele der Stammgäste sahen und sehen das
Café teilweise immer noch als ihren Raum, in dem sie
sich wohlfühlen können.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt war das Café so gut
besucht, dass politische Treffen und andere Gruppen
keinen Platz mehr fanden. Auch waren es nicht mehr
notwendig Veranstaltungen zu machen, um Gäste zu gewinnen
und Umsatz zu generieren.
Durch immer mehr Gäste verändern sich auch die
Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter*innen. Sie müssen
sich zunehmend, vor allem in den Nachtschichten mit
schwierigen, teils aggressiven Gästen auseinandersetzen,
die weit von den ursprünglichen Grundsätzen entfernt
sind, die die Mitarbeiter*innen immer noch versuchen
hochzuhalten. Auch, wenn es immer schon schwierige
Situationen gegeben hatte, vermehrten sich mit den Gästen
auch die Konflikte. Diese nahmen dann irgendwann
überhand. Mehr Gäste führen jedoch nicht automatisch zu
diese Veränderungen. Man hätte auch Selbstbedienung
einführen können, entschied sich aber für Service und
damit für eine Kommerzialisierung und
Professionalisierung des Betriebs.
Arbeitsbedingungen im Café Kotti
Wenn wir diese oben formulierten Ideale und genutzten
Strukturen mit der Realität vergleichen, ist das
Ergebnis ernüchternd. Die Zeiten, in denen andere
Menschen als die Arbeitenden darauf achteten, dass der
Raum möglichst frei von Diskriminierung bleibt, sind
längst vorbei.
Die Arbeitsbedingungen im Café Kotti sind ganz klar
die einer prekären Beschäftigung (siehe oben).
So gab es eine kurze Zeit lang eine Art interne
Krankenkasse, die aber bald abgeschafft wurde. Folglich
gab es keine Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall -
wodurch wir uns bei Anflügen von Grippe oder ähnlichem
zweimal überlegen mussten, ob wir wirklich nicht arbeiten
können, uns lieber auskurieren, aber dafür ohne Geld
dastehen.
Auch bekam kaum eine*r rechtlich ordentliche
Arbeitsverträge, oder wurden gar
sozialversicherungspflichtig eingestellt. Urlaubsgeld
und Weihnachtsgeld gab es nicht. Stattdessen wurde von
uns erwartet, dass wir logistische Aufgaben wahrnehmen
und Einkäufe von Dingen des täglichen Bedarfs im Café
übernehmen (zusätzlich zum Bedienen, Augen nach
Dealenden und Stehlenden offen zu halten, die Atmosphäre
zu bewahren,..)
Plena liefen meist so ab, dass der Chef einen Monolog
hielt, in dem er neue Regeln vorstellte, dieses oder
jenes an unserem Verhalten kritisierte - zum Beispiel
die Erwartung, dass wir nicht nur im Cafe Kotti
arbeiten, sondern gleichzeitig zur Tresenarbeit darauf
achten, dass niemand dealt, klaut, und die Stimmung
super ist. Einen Dialog auf Augenhöhe gab es kaum, weder
in Plena noch persönlich.
Unsere Bedenken wegen der zunehmend aggressiven
Stimmung Ende 2014, Anfang 2015 wurde mit Worten
quittiert, die uns die schlechte Atmosphäre in die
Schuhe schob. Wir hätten Angst und dadurch werde die
Stimmung natürlich schlechter.
So musste beispielsweise Anfang 2015 erst eine
Kollegin mit dem Messer bedroht und ein Mensch auf dem
Klo vergewaltigt werden, bevor auf unsere Forderung nach
vorübergehender Security eingegangen wurde. Auf die
Vergewaltigung kam seitens des Chefs nie nur eine
symbolische Reaktion, die musste von Kolleg*innen auf
die Beine gestellt werden. Groteskerweise wurden wir
sogar dafür gerügt, dass wir mit dem Fakt der
Vergewaltigung so offen umgehen.
In anderen Fällen wurden (vorwiegend) Kolleginnen vom
Chef sogar angeschrien - mit Respekt hat das nichts zu
tun.
Das linksalternative Profil ist längst zu einer
Verkaufsstrategie verkommen. Nach Außen wird Offenheit
und Vielfalt gepredigt, intern werden Mitarbeiter*innen
auf bestimmte Bevölkerungsgruppen aufmerksam gemacht, die
wegen des Verdachts zu dealen oder zu klauen besonders
argwöhnisch beäugt oder unfreundlich bedient werden
sollen.
Endgültig kippte die Stimmung, als mal wieder eine
Kollegin entlassen wurde und zwei weitere Kolleg*innen
daraufhin kündigten. Das war nun der Anlass, dass sich
die Verbliebenen auf Grund der Arbeitsbedingungen
entschieden, Forderungen an den Chef zu stellen. Einige
entschieden außerdem aufzuhören dort zu arbeiten und
sich nicht mehr hinter diese Illusion eines Freiraumes
stellen zu wollen, wenn diese Forderungen nicht erfüllt
werden.
Die Forderungen umfassten einige realistische Punkte,
die sich aus der Notwendigkeit ergaben, sich gegen die
Willkür wehren zu müssen. Dazu gehört z.B. dass alle
einen Arbeitsvertrag erhalten, dass Kündigungen nur noch
mit Kündigungsfrist und nach drei Abmahnungen
ausgesprochen werden können. Außerdem die Einsetzung
eines Betriebsrates, der z.B. zu einer Kündigung und
auch zu Neueinstellungen zustimmen müsste. Außerdem
wurde eine Lohnerhöhung auf 10 Euro für die Nachtschicht
gefordert. Wie erwartet ließ der Chef sich nicht einmal
dazu herab, sich die Forderungen anzusehen, geschweige
denn diese zu diskutieren.
Doch auch jetzt hat sich die Situation für die
Beschäftigten, nach deren Angaben nicht geändert und die
angeblichen Grundsätze verkamen gänzlich zu einer Farce.
Reflexion
Im Laufe der Zeit wurde uns klar, dass von dem
anfänglichen Idealismus nichts mehr übrig war. Genau
genommen hatten wir uns davon blenden lassen. Ideen von
Augenhöhe und Vertrauen sprachen uns an, was nicht nur
dafür sorgte dass wir ausgebeutet wurden, sondern auch
die Bereitschaft zur Selbstausbeutung enorm war. Die
unbezahlten Plena waren letztendlich nichts anderes als
eine Plattform zur Optimierung der Arbeitsabläufe.
Zeitweise lief der Betrieb des Cafes nur durch die
Arbeiter*innen.
Auch wenn wir in vielen Diskussionen gegen geplante
Kündigungen vorgehen konnten, haben wir doch den Fehler
gemacht, dass wir zugelassen haben, dass viele unserer
Kolleg*innen schon früher aus fingierten Gründen
entlassen wurden. Wir hätten uns schneller Hilfe von
Außen holen sollen, hätten gewerkschaftliche
Organisationen mit an Bord holen und einen anständigen
Haustarifvertrag anstreben müssen. Viele hatten Angst
sich auf eine offene Konfrontation einzulassen, aber als
geschlossene Gruppe hätten wir genug Druck aufbauen und
Öffentlichkeit schaffen können um etwas zu erreichen.
Es ergaben sich viele Gelegenheiten bei denen die
Konfrontationen mit dem Chef uns in die Lage versetzte
einen kollektiven Prozess zu beginnen, der vielleicht
Antworten auf die Probleme hätte finden können.
Obwohl die Probleme alle Mitarbeiter betrafen, war es
nicht möglich alle an einem Tisch zu bekommen, um
darüber zu diskutieren, was wir gemeinsam machen können.
Eine Individuelle Lösung wurde von Einigen ganz klar
vorgezogen.Wir gehen unter anderem davon aus ,dass die
Ängste bzw. Unsicherheiten der Einzelnen sowohl im Bezug
auf die eigene Position auf der Arbeit, als auch im
Bezug auf die Frage was man im Kampf erreichen könnte
zum großen Teil aus der fehlenden rechtlichen Absicherung
resultierten.
Jedoch haben wir auch in unzähligen Diskussionen
immer wieder festgestellt, dass das allein nicht der
Grund war. Die Frage warum viele Menschen, die in
prekären Beschäftigungen arbeiten, sich nicht
organisieren wollen/können sprengt jedoch den Rahmen
dieses Textes. Wir denken, diese Frage muss im
gesamtgesellschaftlichen Kontext diskutiert werden, weil
es eine Frage des alltäglichen Lebens ist. - Die
Veränderungen im Kiez, das Angebot für Gäste, die
Tourist*innen, Studierende, Flüchtende usw. und wir mit
unseren verschiedenen Vorstellungen, Zielen und Wünschen.
Fragen wie: Was hält prekär Beschäftigte (und andere)
davon ab sich am Arbeitsplatz zu organisieren? Wie kann
eine gemeinsame Organisierung auch trotz hoher
Fluktuation an Arbeitskräften entstehen?, müssen breiter
geführt werden und lassen sich nicht anhand nur eines
Beispiels ausarbeiten.
Gewerkschaften oder Betriebsräte sind unser Meinung
nach im Endeffekt zwar kein Allheilmittel, können aber
in verschiedenen Punkten hilfreich sein. Gewerkschaften
bieten einen klaren Rahmen der Organisierung,
Unterstützung bei rechtlichen Fragen, aber auch bei der
Öffentlichkeitsarbeit und helfen so Druck auf die
Arbeitgeber auszuüben.
Jedoch beginnt und endet alles mit den Beschäftigten,
die sich entschließen die Energie aufzubringen, sich zu
organisieren.