Grundrententheorie
Die Differentialrente in der Landwirtschaft der DDR

von Walter Schmidt

10/2015

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Die Differentialrente in den LPG ist ein zusätzliches Arbeitseinkommen, das in der Genossenschaft
nach Abzug eines anderen Teils der Differentialrente als Produkt für die Gesellschaft in Geld- und
Naturalform verbleibt.

Ein Teil der Differentialrente wird den genossenschaftlichen Fonds zugeführt, ein anderer Teil wird
nach geleisteter Arbeit und nach eingebrachtem Boden verteilt. An Mehrerträgen, die in
gemeinsamer Arbeit von den Traktoren-Brigaden der MTS und Produktionsbrigaden der LPG
erzielt werden, sind diese Brigaden durch ein Prämiensystem materiell beteiligt.

Damit bringt die Differentialrente in den LPG nicht mehr Verhältnisse der Ausbeutung und
Unterdrückung, sondern Verhältnisse der gegenseitigen Hilfe und Zusammenarbeit zum Ausdruck.
Gesamtstaatliche und genossenschaftliche Maßnahmen sind entscheidend an der Schaffung der
Bedingungen höherer Produktivität der Arbeit der Genossenschaftsbauern und der Traktoristen der
MTS beteiligt. In vollem Einklang damit nimmt der Staat mit Hilfe des Systems der
Pflichtablieferung in Verbindung mit der Festsetzung der Preise einen Teil der Differentialerträge
als Produkt für die Gesellschaft in Anspruch, weiter nimmt die Genossenschaft als Ganzes Teile
der Differentialrente in Anspruch durch die Zuführungen zu den genossenschaftlichen Fonds, und
schließlich wird die materielle Interessiertheit der Mitglieder der LPG mit Hilfe des Prämiensystems
und der Verteilung nach der Leistung beachtet. Demgegenüber besteht in dem Anteil je Hektar
eingebrachten Bodens in den LPG der DDR eine dem ökonomischen Gesetz der Verteilung nach
der Leistung widersprechende Form der Verteilung. Für die Steigerung der Differentialerträge,
damit auch der zusätzlichen Reineinkünfte in den LPG, liegen in der Entwicklung und Festigung
der sozialistischen Produktionsverhältnisse die größten Reserven. Der Aufbau des Sozialismus in
der Landwirtschaft der DDR entspricht der Wirkungsweise des Gesetzes der unbedingten
Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte.
Je rascher und erfolgreicher der Aufbau des Sozialismus in der Landwirtschaft vollzogen wird, um
so mehr entwickeln sich die Möglichkeiten der Anwendung moderner Technik und Wissenschaft.
Gleichzeitig mit der Erweiterung und Festigung der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der
Landwirtschaft wird die

„.. .Agrikultur, die mit den gesamten ständigen Lebensbedingungen der sich verkettenden
Menschengenerationen zu wirtschaften hat" (Marx),

der Wirkungsweise der ökonomischen Gesetze des Sozialismus untergeordnet, die damit ihre
Perspektive bestimmen. Das heißt nichts anderes als Überwindung einer vom Kapitalismus her
überlieferten und noch nicht vollkommen beseitigten Rückständigkeit.

„Neue Produktivkräfte werden mit Hilfe neuer Maschinen, der Anwendung der
fortgeschrittensten Agrotechnik und einer hohen Arbeitsorganisation entwickelt. Mit der
Entwicklung der neuen Produktivkräfte ist die Kulturrevolution im Dorfe verbunden, denn
die Anwendung der neuen Maschinen und der fortgeschrittenen Agrarwissenschaft erfordert
Traktoristen, Agronomen, Zootechniker, Brigadiere, Menschen mit großen Fachkenntnissen
und einer höheren Bildung."(W.Ulbricht)
 

Quelle: Walter Schmidt, Die Grundrente und ihre Wirkungsweise
in der Landwirtschaft der DDR, Berlin 1956, S.172f