Betrieb & Gewerkschaft
MAN Diesel & Turbo Oberhausen
"Aus dem Kampf der Opelaner lernen"

von rf-korrespondenz 13.10.2016

10/2016

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Sie nennen es "Fitnessprogramm", "Zukunftspakt 2025" oder nüchtern "Anpassung", "Restrukturierung" usw. Derzeit mehren sich Meldungen über weitreichende Umstrukturierungsprogramme deutscher Monopole aus dem Kreis des weltmarktbeherrschenden Finanzkapitals. Ihnen gemeinsam ist die Vernichtung tausender Arbeitsplätze und massive Verschärfung der Ausbeutung. Das fordert die Konzernbelegschaften heraus. Es entfaltet sich ein intensives Ringen darum, diese Herausforderung mit Hilfe klassenkämpferischer Kräfte und der Betriebsgruppen der MLPD anzunehmen.

So berichtet ein Korrespondent vom Kampf der Belegschaft von MAN Diesel & Turbo in Oberhausen:

"Nachdem Dienstag auf Frühschicht eine erfolgreiche Kampfaktion durchgeführt wurde, findet im Betrieb eine gründliche Auseinandersetzung statt, wie der Kampf gegen die geplante Vernichtung von 350 Arbeitsplätzen in Oberhausen und 1.400 im ganzen MAN-Diesel & Turbo-Konzern, zu führen wäre.

Wut und Empörung über die Hinhaltetaktik des Vorstandes (rf-news berichtete) und die Geheimpolitik einiger Betriebsräte beflügelten am Dienstag die Frühschicht, nun die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Als bekannt wurde, dass die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat über das Ergebnis einer sogenannten 'Strukturanalyse' reden will, als deren Ergebnis die Arbeitsplätze vernichtet werden sollen, nahm die komplette Frühschicht nach der Pause nicht die Arbeit wieder auf, sondern marschierte ins Betriebsratsbüro.

Unmissverständlich wurde der Geschäftsleitung klar gemacht, dass die Belegschaft sofort informiert werden will, wo wie viele Arbeitsplätze, und vor allem warum, vernichtet werden sollen. Durch die Entschlossenheit der Kollegen verunsichert, veranstaltete der Standortleiter einen Eiertanz und verwies darauf, dass der Vorstand informieren müsse, er könne das nicht. Er deutete auch Erpressungsversuche an, dass man zusätzlich über Flexikonten, Löhne usw. verhandeln wolle. Der Versuch, die Belegschaft mit dem Hinweis einzuwickeln, dass es 'keine betriebsbedingten Kündigungen' geben und alles 'sozialverträglich' ablaufen solle, war bereits auf der Betriebsversammlung am 23. September unter Beifall der Belegschaft zerpflückt worden.

Man merkt deutlich, dass viele Kollegen die Kämpfe bei Opel und in anderen Betrieben verfolgt haben: 'Überall da, wo Kollegen auf Löhne verzichtet oder andere Zugeständnisse gemacht haben, wurden nicht Entlassungen verhindert, sondern im Gegenteil noch beschleunigt. So gut wie keiner dieser Betriebe existiert heute noch.'

Massive Kritik gibt es an der Geheimniskrämerei einiger Betriebsräte, die sich vom Vorstand einen Maulkorb verpassen ließen und den Kollegen nichts über die geplante Vernichtung der Arbeitsplätze gesagt haben, obwohl sie zum Teil in den betroffenen Abteilungen arbeiten: 'Wir brauchen keine Geheimräte, sondern Betriebsräte, denen wir vertrauen können und die auf unserer Seite stehen.'

Den Kampf um unsere Arbeitsplätze müssen wir selbst in die Hand nehmen, gemeinsam mit den Kollegen anderer Standorte. 'Über Arbeitsplatzvernichtung oder irgendwelche 'Opfer der Belegschaft' gibt es nichts zu verhandeln'. Nach der erfolgreichen Aktion vom Dienstag kommen zunehmend auch Angestellte, die nicht rechtzeitig informiert werden konnten und fordern, dass sie nächstes Mal dabei sein wollen. Es wird für die MAN- und VW-Bosse einen unruhigen Herbst geben."

Möglicherweise nicht nur bei MAN Diesel & Turbo. Das setzt auch den konzernübergreifenden Zusammenschluss der Belegschaften auf die Tagesordnung, den die MLPD mit ihrem Know-How tatkräftig fördern wird.

Quelle: Erstveröffentlicht bei ROTE FAHNE News am 13.10.2016.