trend spezial:  Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym

Die Pseudokirche in Prishtina - Ein offenes Wort an das deutsche Publikum

von Agron Sadiku

10/2016

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Die Regierung Kosovas will die 1992 eingeweihte aber nicht fertigestellte “serbisch orthodoxe Kirche“ auf dem Universitäts- Gelände in Prishtina eröffnen. Bei der Kirche handelt es sich um keine normale Kirche, sondern um eine Provokation, die Anfang der Neunzigerjahre vom Milosevic Regime durchgeführt wurde.

Ohne jegliche Genehmigung wurde auf öffentlichem Grund und Boden der Universität eine“ serbisch orthodoxe Kirche errichtet“. Dies war nichts anderes als ein widerrechtlicher provokatorischer Akt. An der Einweihung des Rohbaues der Kirche im Jahr 1992 nahm unter anderem der Schlächter Arkan teil. Bei dem Bauwerk handelt es sich nicht um eine traditionelle religiöse Kultstätte sondern um ein Symbol des Kampfes gegen die Rechte des albanischen Volkes. Der Bau der Kirche sollte die Zugehörigkeit Kosovas zu Serbien nach der Aufhebung der Autonomie bezeugen Die serbischen Orthodoxie ist einer der Hauptträger des serbischen Chauvinismus und des Anspruches Serbiens auf Gesamtkosova. Die „Kirche“ auf dem Universiätsgelände hat keinerlei Tradition, sie steht nur im Kontext des 1992 durchgeführten chauvinistischen Aktes.

Proteste gegen diese Pseudokirche sind von daher gerechtfertigt. Sie haben nichts zu tun mit einer irgendwie gearteten Feindschaft gegenüber dem serbischen Volk. Es gilt im gesamten Kosova sämtliche Menschen unabhängig von ihrer Nationalität und ihres Glaubens zu respektieren. Alle Menschen müssen in Kosova die gleichen Rechte und Pflichten haben. Orthodoxe Kirchen die es in Kosova gibt müssen als Kulturstätten sämtlichen Menschen des Landes zugänglich sein.

Darüber hinaus haben Kirchen natürlich die Funktion gläubige Menschen in Gottesdiensten zu vereinigen. Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Die „Serbisch Orthodoxe Kirche“ allerdings, die sich explizit als serbisch definiert, verweigert im gesamten Kosova anderen Menschen, die Architektur und die Kultur in diesen Kirchen ansehen zu dürfen. Die „Serbisch Orthodoxe Kirche“ ist einer der Hauptträger der ethnischen Spaltungspolitik der serbischen Regierung und bestimmter imperialer Mächte. Kosova hingegen hat das Recht auf Selbstbestimmung, das Recht frei darüber zu befinden in welcher Form und zu welchem Staatsgebiet es gehören will. Kirchen haben generell zugänglich zu sein und kirchliche Einrichtungen müssen respektiert werden.

Die widerrechtlich errichtete Pseudokirche auf dem Grund, sowie auf dem Gelände der öffentlichen Universität von Prishtina gehört allerdings nicht dazu. Sie ist ein provokatorischer Akt der nicht im Nachhinein legalisiert werden darf. Gegenwärtig ist es in den Cafés Prishtinas kein Problem serbisch zu sprechen. Es ist gut und nicht schlecht wenn Serben im Prishtina sich frei auf den Straßen bewegen können und dürfen. Das war nicht immer so. Nach dem Krieg 1999 gab es einige unentschuldbare Racheaktionen, die meist die falschen Menschen getroffen haben. Es geht darum das Verhältnis zwischen Serben und Albanern weiter zu normalisieren. Es geht darum die gemeinsamen sozialen und demokratischen Interessen in einem souveränen Kosova zu formulieren. Der Plan die Pseudokirche auf dem Gelände der Universität zu reaktivieren kann dem oben geschilderten Ansinnen nur abträglich sein. Von daher sind Proteste gegen die Pseudokirche nicht nationalistisch unterlegt, sondern sie haben die Funktion chauvinistisch serbische Provokationen zu unterbinden und gleichzeitig für ein freies und gemeinsames Leben mit allen friedliebenden Menschen im Kosova, unabhängig von Religion und Nationalität einzutreten. Dies sollte die deutsche Öffentlichkeit in der Beurteilung der Vorgänge in Prishtina berücksichtigten.