Die Firma
KBC (Manufaktur Koechlin
Baumgartner & Cie.) in Lörrach ist die älteste
Firma in Europa und befindet sich in Abwicklung.
Der Kampf um einen besseren Sozialplan trieb
gestern mehr als 200 der noch 320 in der KBC
arbeitenden Kolleginnen und Kollegen zu einer
Kundgebung mit anschließender Demonstration auf die
Straße.
Heute drangen mehr als 100
Kolleginnen und Kollegen kurzzeitig in den
Konferenzraum ein, wo die Verhandlungen zwischen
Betriebsrat und der Geschäftsleitung weitergeführt
werden.
Verhandlungsführer auf
Seiten des Betriebsrates ist der neue
Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Fuhl aus Weil am
Rhein, der auch das bekannteste AFD Mitglied und
Vorsitzender der AFD im Kreis Lörrach ist. Fuhl ist
unter anderem auch Kandidat der AFD für den
Wahlkreis Lörrach bei Wahlen gewesen und ist nun
auch im bundesweiten Koordinationskreis mit dabei,
der die Vereinigung der „Juden in der AFD“ gründen
möchte.
Bei den Betriebsratswahlen
im April diesen Jahres war der langjährige
Betriebsratsvorsitzende Volker Fingerling von der
IG Metall (IGM) zwar wieder angetreten, war jedoch
nicht mehr in das Gremium gewählt worden. Er hatte
auch gegenüber Tageszeitungen öffentlich behauptet
das die Arbeitsplätze in der KBC sicher seien und
er den „Gerüchten“ über Personalabbau und
Betriebsschließung in Lörrach nicht glaube, obwohl
bereits Jeder Bescheid wusste. Wolfgang Fuhl ist in
der KBC als Abteilungsleiter technischer
Angestellter und gehört damit zur Werksleitung. Und
er hatte bei den Betriebsratswahlen das beste
Ergebnis und wurde damit Betriebsratsvorsitzender.
Am Abwärtstrend der KBC
Lörrach ist die IG Metall mitschuldig. Management
und Co Management sind hier endgültig verschmolzen.
Fuhl war bereits in jungen Jahren im Betriebsrat
und hatte bereits 1997 maßgeblichen Anteil an einem
sogenannten „Standortsicherungsvertrag“, der
angeblich 600 Arbeitsplätze in Lörrach sichern
sollte. Außerdem war er in der großen
Tarifkommission der Gewerkschaft Textil und
Bekleidung, die von der IG Metall übernommen wurde.
Der Gehaltsverzicht und das
Stillhalten der Kolleginnen und Kollegen hat jedoch
nichts genutzt, das Gelände ist längst an 2
„Kreditwürdige Finanzinvestoren“ übergeben worden
und die KBC ist nur noch mit einem befristeten
Kurzmietvertrag auf dem Gelände. Die Firma KBC
selber wurde mehrfach verkauft und befindet sich
ebenfalls in der Hand anderer „Kreditwürdiger
Finanzinvestoren“. Diese lassen im
oberitalienischen Como nun mit Fördergeldern und
Krediten neue Produktionsanlagen unter neuem Namen
errichten und übernehmen die Aufträge der KBC.
Die KBC ist mit Gründung im
Jahr 1752 praktisch die älteste noch existierende
Firma in Europa und ist bis jetzt noch Marktführer
im hochwertigen Textildruck. Im schwachen letzten
Jahr wurden noch Ca. 5 Millionen Euro Gewinn bei
Ca. 70 Millionen Euro Umsatz erzielt.
Wirtschaftlich gibt es eigentlich keine Probleme da
die Produkte gefragt und hochwertig sind, doch der
Kapitalismus macht gerade auch diese Firmen kaputt.
Sie werden mit ihren Patenten, ihrer Technik und
ihrem Betriebsgelände von sogenannten
„Kreditwürdigen Finanzinvestoren“ ausgeschlachtet
und diese Verlagern die Produktion mit zinslosen
Krediten, Fördergeldern und
Abschreibungsmöglichkeiten an neue Standorte. Der
Kapitalismus explodiert und expandiert sein Volumen
wie eine Supernova und fegt die bestehende Ordnung
immer mehr hinweg. Belegschaften, Betriebsleitungen
und sämtliches Inventar mit samt den Grundstücken
und Immobilien werden auseinander gerissen und als
freie Verfügungsmasse nach Gutdünken anonymer
Kapitalgruppen verschoben.
Die IG Metall ist eine
kapitalistische Gewerkschaft und war schon immer
Teil dieses kapitalistischen Systems, das uns
derzeit immer mehr um die Ohren fliegt.
Alternativen zu diesem System gab es hier nie und
so ist nun nach anderen Betrieben auch die KBC in
ihre Bestandteile zerlegt und am Ende ihrer
Geschichte.
Die IG Metall und der
Betriebsratsvorsitzende Fuhl wickeln nun im
Ergebnis ihrer Politik die Firma KBC mit ab. Es
geht ihnen lediglich um höhere Abfindungen für die
meist 20, 30 oder mehr Jahre im Betrieb arbeitenden
Kolleginnen und Kollegen.
Besser wäre es gewesen wenn
die IG Metall schon immer für Bedingungslose
Einkommen für die Belegschaft aber auch für alle
Menschen gewesen wäre. Lohnarbeit und der ganze
Kapitalismus mit Lohnarbeit, Preisen und Profiten
haben keine Zukunft, wie an dem Beispiel der KBC
auch zu sehen ist. Wir brauchen nur die Einkommen
und bedingungslos für Alle doch sind die
Abfindungen für die Lohnarbeit viel zu niedrig und
reichen nicht lange. Hier ist unser Ansatzpunkt,
hier ist unsere Alternative zum Kapitalismus die
uns unabhängig macht.
AFD Funktionär Wolfgang
Fuhl ist ein bekannter Volksverhetzer. Wie die
Nazis früher für die AFD gehetzt haben, hetzt er
gegen Flüchtlinge, Migranten und Menschen
islamischen Glaubens. Im Betrieb kann er sich seine
rabulistische Volksverhetzung vermutlich nicht
leisten da es eine Störung des Betriebsfriedens
wäre. Die IG Metall hat ihn und den Betriebsrat
nach Presseberichten jedenfalls gestern wegen
seines Einsatzes für höhere Abfindungen gelobt.
Doch kaum zu Hause von der
Demonstration mit seinem Redebeitrag, bei der er
sich eine IGM Mütze aufgesetzt hatte, fing er
wieder an Volksverhetzung zu betreiben und postete
wie üblich volksverhetzerische „Artikel“ z.B. von
der rechtsextremen Internetseite „PI News“ in
soziale Netzwerke. Für Weil am Rhein und den
Kreistag von Lörrach versucht er AFD
Kommunalwahllisten zusammen zu bekommen.
Antifaschisten,
Gewerkschaften, Linke und Alle müssen gegen das
kapitalistische System in den Betrieben und in den
Kommunen in die Offensive gehen um diesem
unsäglichen Populismus und Faschismus ein Ende zu
bereiten.
Editorische Hinweise
WIr
erhielten den Artikel am 27.9.2018 vom Autor für
diese Ausgabe. Er basiert auf Informationen
von Kolleginnen und Kollegen vor Ort und eigenen
Recherchen des Autors.
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