Betrieb &  Gewerkschaft
Daimler
Konzernweiter Kampf, bis die Pläne vom Tisch sind!

Korrespondenz aus Stuttgart

10/2020

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„Der Angriff auf unsere Arbeitsplätze muss sofort zurückgenommen werden! Konzernweiter Kampf, bis die Pläne vom Tisch sind!“, so titelt die Extrausgabe der „Stoßstange“ von heute - die Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Daimler, die wir heute Früh in Stuttgart- Untertürkheim und Hedelfingen verteilt haben. Sie informiert:

 „Vor einer Woche informierte der Betriebsrat die Kolleginnen und Kollegen: Im Stammwerk Untertürkheim sollen 4000 Arbeitsplätze vernichtet werden. Die Verbrennungsmotoren sollen bis 2025 verlagert werden, die versprochene Batteriefertigung ist infrage gestellt. Berlin soll keinen Nachfolger für den V6-Diesel bekommen. Langfristig soll das Werk als Produktionswerk ganz geschlossen werden (…) Die Kolleginnen und Kollegen in Berlin und Untertürkheim haben genau die richtige Antwort gegeben und sofort Protestaktionen und Versammlungen durchgeführt.“

Wir sprachen die Kollegen an: „Jetzt müssen wir konzernweit streiken – gegen Schließungspläne und andere Angriffe!“

Ein Kollege beschwert sich, dass viele noch gar nicht richtig begreifen, was hier eigentlich gerade passiert, dass es um die Existenz des Motorenwerks in Untertürkheim geht und damit um die Existenz von Tausenden Familien. Als wesentliche Ursache sieht er, dass sie nicht richtig informiert werden - außer von der MLPD und der Stoßstange. Deshalb unterstützt er die Forderung der Stoßstange nach voller Publizität.

Denn eigenständig äußert sich Daimler bisher überhaupt nicht. Nachdem Rote Fahne News letzten Mittwoch einen Artikel dazu veröffentlichte und dieser am Donnerstag ebenfalls an den Toren verteilt wurde und es genau einen Bericht, ebenfalls am Mittwoch, in der Stuttgarter Zeitung gab, wiegelt Markus Schäfer vom Vorstand am Freitag bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten ab: „Wir gestalten einen Abbau sozialverträglich.“ Und: „Aus heutiger Sicht ist das nicht der Plan das Werk Berlin zu schließen.“ Das hört sich ungefähr genauso an wie der berüchtigte Spruch: „Niemand hat vor eine Mauer zu bauen.“

Auch der Betriebsrat hüllt sich seit einer schriftliche Mitteilung als E-mail am vergangenen Dienstag gegenüber den Kollegen in Schweigen.

Viele antworten auf die Aufforderung zum Streik „Das wäre eigentlich richtig“, „Ich bin dabei“, „So ist es“. Das man jetzt kämpfen muss finden viele richtig - aber wie? Einer sagt: „Es müssen alle auf die Straße! Es war ein Fehler, dass wir Zugeständnisse gemacht haben. Was wollen die denn noch. Ja eine Betriebsversammlung, aber anders wie sonst.“

Wichtiges Thema ist mit einer Spaltung von jung und alt fertig zu werden und zu verstehen dass gerade die Kampfeinheit der Motor ist. Ein älterer Kollege wütend: „Ich versuche ja die ganze Zeit was zu bewegen, aber die Jungen machen nix...“ Hier haben die Älteren auch eine Verantwortung sie dafür zu gewinnen.

In Untertürkheim ist es gerade einer der Jüngsten, ein Azubi, der stehen bleibt und etwas verdruckst die Verteiler fragt: „Wie geht das – Streik? Wie lernt man, Kämpfe zu führen?“

Die Diskussionen, was jetzt entschieden und vorbereitet werden muss, und wie von den bisherigen Kämpfen gelernt werden kann, ist im Gange. Die Stoßstange dazu: „Die Stoßstange wird jeden Kampfschritt bekannt machen und jede wichtige Frage diskutieren. Arbeitet aktiv an der Stoßstange mit und spendet, damit sie in der aktuellen Auseinandersetzung so oft wie nötig und an allen Werken verteilt werden kann.“

Manch ein Kollege meint: „Wir sind zu klein – da können wir nichts machen.“ Tatsächlich hätte es eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung, wenn sich die Kollegen bei Daimler für einen Streik entscheiden – da würde die ganze Welt drauf schauen. Gerade in der jetzigen Situation in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise in Wechselwirkung mit der Corona-Krise – und den Strukturkrisen in der Autoindustrie.

Die Stoßstange macht deutlich, dass ausschlaggebend ist konzernweit zu kämpfen gegen jegliche Spaltung: „Wann haben wir in der Vergangenheit Angriffe des Vorstands zurückgeschlagen? Doch immer dann, wenn wir entschlossen und als Konzernbelegschaft gekämpft haben – wie 1996 im Kampf um die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder 2004 als der Vorstand die 40-Stunden-Woche wieder einführen wollte. Genau diesen gemeinsamen Kampf versucht der Vorstand zu verhindern. Das war das Ziel der Aufspaltung mit der Holding. Und das ist das Ziel, wenn scheinbar jedes Werk einzeln angegriffen wird, obwohl alle Angriffe Teil eines Gesamtplanes sind. Nutzen wir die Nervosität des Vorstands statt lange zu warten. Die, die jetzt sagen, es sei zu früh, um zu kämpfen, werden uns in ein paar Wochen sagen: „Jetzt haben wir ein Ergebnis, jetzt ist es zu spät!“

Quelle: https://www.rf-news.de/2020/kw40/der-angriff-auf-unsere-arbeitsplaetze-muss-sofort-zurueckgenommen-werden-konzernweiter-kampf-bis-die-plaene-vom-tisch-sind