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DOKUMENTATION

STANDORTE X T R A 7. Okt. 1998
BelegschaftsZeitung GM / Opel Bochum

7.10.98: die Baender standen im Werk I:
Belegschaft fordert 300 Neueinstellungen.
Ultimatum an die Geschaeftsleitung



Um 10.30 Uhr versammelten sich ca. 1800 Kolleginnen und Kollegen,  ueberwiegend aus Lackiererei, Fertigmontage, Endmontage und anderen Bereichen und marschierten zum Verwaltungsgebaeude D I.

Sie wollten der Geschaeftsleitung die unertraeglichen Zustaende, aufgrund der Personalknappheit in den Abteilungen, deutlich machen. Nach kurzer Zeit erschien Dr. Wruck (Personaldirektor) und K.F. Stracke (Fertigungsdirektor). Kollegen ergriffen ueber Megaphon das Wort:

  • Gruppensprecher sind zum groessten Teil voll in die Produktion eingebunden und koennen so ihren eigentlichen Aufgaben nicht nachkommen
  • Springerpausen werden wegen Personalmangel meistens kollektiv gewaehrt
  • Abloesungen zum Sani sind kaum moeglich
  • selbst zum Pinkeln fehlt die Abloesung
  • Fahrer stehen unter dem Druck permanent gegen die Arbeitsvorschriften zu verstossen (zB. schneller zu fahren als erlaubt)
  • die "vielgepriesene Qualitaet" kann unter dem steigenden Zeitdruck nicht mehr erbracht werden

Fazit: ueberall fehlt Personal !

K.F. Stracke verwies auf die erfolgte Verlaengerung der Zeitvertraege und betonte, seiner Meinung nach waere genug Personal an Bord und niemand sei ueerlastet. (Das ergab grosses Gelaechter)

Der Vergleich zwischen den Werken (Benchmarking), zwinge "UNS" in Bochum
die Produktivitaet noch weiter zu steigern. Die Qualitaet habe aber nach wie vor oberste Prioritaet. (Das ergab wiederum grosses Gelaechter)

Die Frage nach Verlagerung der Kleinteileschweisserei nach Kaiserslautern  erwiderte K.F. Stracke: - das werde geprueft, hintergrund sei es,   Beschaeftigung nach Kaiserslautern zu vergeben.

Die Frage nach der Zukunft der Logistik, beantwortete Stracke mit einem
peinlichen Versprecher: "Die Plaene fuer die GmbH sind vorerst in der Schublade".

Gegen 11.40 Uhr wurde das Anliegen der KollegInnen nochmals
zusammengefasst in der Forderung: 300 Neueinstellungen!

Ultimatum: Erklaerung der Geschaeftsleitung dazu bis Freitag 9.10.98 um 11.00 Uhr. Das war eine spontane, gelungene und selbstorganisierte Aktion!


MAG.WOMPEL@koma.free.de schrieb dazu folgenden Bericht:

Heute, am 7. Oktober haben bei Opel Bochum, Werk 1, ca. 1800 KollegInnen
die Arbeit zwischen 11.00 und 11.40 Uhr die Arbeit niedergelegt. Betroffen
waren die Bereiche Fertig- und Endmontage, Lackiererei und eine Linie des
Rohbaus.

Ueber Vertrauensleute wurde der Werksleitung ein Ultimatum ueberbracht:
Zusage zu 300 Neueinstellungen bis zum Freitag, dem 9. Oktober, 11.00 Uhr.

Der Hintergrund ist ein seit laengerer Zeit wachsender Unmut ueber die
drastische Personalsituaton nicht nur in diesem Teil des Werks Bochum.

Selbst mit den aktuell 450 befristeten KollegInnen ist die persönliche
Verteilzeit ausgesetzt, es gibt nur kollektive Springerpausen und die
KollegInen an der Linie (Fliessband) bekommen keine Abloesung fuer die
Pinkelpause - dies sind nur die drastischen Beispiele. Geklagt wird auch
ueber den grundsaetzlichen Druck durch Vorgesetzte zur
Geschwindigkeitsueberschreitung, der bis zur persoenlichen Anmache reicht.
Die vom Management geforderte gleichzeitige Qualitaet ist so ohnehin nicht
moeglich.

Dennoch ist erst kuerzlich und auf Druck des Betriebsrates der
Verlaengerung der befristeten Vertraege zugestimmt worden. Von den 450
KollegInnen werden:
- 35 nicht weiter beschaeftigt,
- 80 bis Dezember 1998,
- 125 bis August 1999 und
- 215 bis Oktober 1999.
Gebraucht werden aber zusaetzliche KollegInnen dringend und sofort - von
dem Ersatz fuer die Anwaerter auf den Vorruhestand ganz zu schweigen.

Entfristungen stehen fuer das Management nicht auf dem Plan. Dies liegt
wohl auch daran, dass die KollegInnen mit der Aussicht auf
Vertragsverlaengerung besser zu "motivieren" sind. So ist kuerzlich in
Bochum ein befristet eingestellter Kollege erst auf massiven Druck eines
Vertrauensmannes und gegen den Meister zum Sani geschickt worden, der mit
40 Grad Fieber zur Arbeit erschien!

Ueber die Entwicklungen am Freitag wird berichtet werden.

Arbeiter heissen Arbeiter, weil sie arbeiten.
Unternehmer heissen Unternehmer, weil sie was unternehmen.
Wuerden die Arbeiter was unternehmen, muessten die Unternehmer arbeiten.

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