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Jugendumweltbuero Lueneburg 
jub@luenecom.de

Pressemitteilung
"Maulkorb" für Gentechnikgegner



Am Freitag, dem 2. Oktober 98, entzog das Lüneburger Finanzamt dem
Trägerverein des Lüneburger Bündnis gegen Gen die Gemeinnützigkeit.
Begründet wurde dieser Schritt mit einer vom Bündnis aufgegebenen
Zeitungsanzeige, worin sich die Initiative über das mangelnde
Demokratieverständnis des Landkreises Lüneburg beschwerte und zu einem
friedlichen Widerstand gegen die Gentechnologie aufrief.

Das Bündnis hatte sich in den vergangenen Monaten gegen einen Versuch
der Firma AgrEvo bei Amelinghausen / Etzen mit gentechnisch
manipulierten Winterraps eingesetzt und mit seinen zahlreichen
friedlichen Aktionen überregionale Schlagzeilen gemacht. Ende August
wurde schließlich der Versuchsacker von rund 10 GegnerInnen besetzt.
Nach 1½ Wochen erließ der Landkreis ein 10jähriges großräumiges
Versammlungsverbot, welches jedoch vom Bündnis erfolgreich beim
Verwaltungsgericht Lüneburg angefochten wurde. Deshalb rief das Bündnis
mittels einer Anzeige zu einer Demonstration beim Versuchsfeld auf.

In seiner Begründung zum Entzug der Gemeinnützigkeit schreibt das
Lüneburger Finanzamt: „Die verfassungsgemäße Ordnung wird jedoch schon
durch die Ankündigung von gewaltfreiem Widerstand gegen geplante
Maßnahmen durchbrochen" und beruft sich dabei auf ein Urteil des
Bundesfinanzhofs vom 29.8.1984 (I R 215/81). „Im Hinblick auf dem hohen
Vertrauensschutz, den die Zuerkennung der Gemeinnützigkeit in der
Öffentlichkeit weithin genießt, ist es bei dieser Sach- und Rechtslage
geboten, dem in Rede stehenden Verein in vollem Umfang die weitere
Zuerkennung der Gemeinnützigkeit unverzüglich zu versagen," heißt es in
der Begründung weiter. „Damit unterstellt das Finanzamt, daß die Bürger
und Bürgerinnen in Amelinghausen mit ihren kreativen Protestaktionen
gegen die Verfassung verstoßen haben! Dabei sind die Versammlungs- und
Meinungsfreiheit zwei unserer höchsten demokratischen Güter in der
Verfassung.", kommentiert Arne Fuhrmann (MdB) den Schritt des
Finanzamtes.

„Die Proteste waren aus der Sicht der Leute legitim und vor allem legal,
da alle Aktionen des Bündnisses vorher ordnungsgemäß angemeldet waren",
wehrt sich Björn Svensson gegen die Vorwürfe. Zwar kam es zu einer
Besetzung des Gen-Feldes, doch sei dieser Schritt als ein Ausdruck der
Hilflosigkeit gegenüber dem Staat zu verstehen und das Bündnis habe auch
nicht zu dieser Besetzung aufgerufen. „Wir fordern das Lüneburger
Finanzamt auf, die Vorwürfe gegen unseren Trägerverein, das
Jugendumweltbüro Lüneburg (JANUN e.V.), öffentlich zurückzunehmen und
sich für diesen Rufschaden zu entschuldigen!", fügt Björn Svensson vom
Gen-Bündnis zu.

„Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht", so heißt es in
der Anzeige. Björn Svensson, Sprecher des Bündnisses begründet die
Aussage wie folgt: „Hier in Amelinghausen sprechen sich die BürgerInnen
mehrheitlich gegen den Versuch aus. Über 600 Einwendungen gingen bei der
Gemeinde ein, die lokalen Räte haben Resolutionen gegen den Versuch
verabschiedet. Und doch soll das Genexperiment gegen den erklärten
Willen der ansässigen BürgerInnen durchgeführt werden!"

besagter Anzeigentext vom 4.9.98, erschienen in der Landeszeitung (Lüneburg)

Amelinghausen zur
meinungsfreien Zone erklärt!
- Der Widerstand geht weiter! -


Am Donnerstag, den 27. August wurde das Protest-Camp engagierter
FreisetzungsgegnerInnen polizeilich geräumt. Der Landkreis Lüneburg
verpaßte den BürgerInnen der Gemeinde Amelinghausen einen „Maulkorb". -
Die nächsten 10 Jahre ist jegliche Demonstration am Gen-Versuchsfeld und
auf allen Zufahrtswegen per Allgemeinverfügung untersagt.
Wir dürfen uns dem nicht beugen! Wir werden unsere demokratischen
Grundrechte auch weiterhin in einem friedlichen Protest gegen die
Gentechnologie zum Ausdruck bringen.
Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!
Kundgebung am Gen-Feld/Etzen am Samstag, den
5.9.98 gegen 17 Uhr

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