Betrieb & Gewerkschaft
Tchibo-Zulieferbetriebe in Bangladesch verletzen Menschen- und Arbeitsrechte!

11/05

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"Jede Woche eine neue Welt" verspricht Tchibo seinen KundInnen. Doch für die ArbeiterInnen in den Tchibo-Produktionsstätten in Bangladesch sieht die Welt anders aus: Arbeitszeiten von 12 bis 14 Stunden pro Tag, 13 Euro Lohn im Monat, unbezahlte Überstunden, kein Arbeitsvertrag, keine Unfall- oder Krankenversicherung!

Gleich ein Protestmail an Tchibo senden!

Wer den Namen Tchibo hört, denkt an Kaffee. Doch der 1949 in Deutschland gegründete „Kaffeeröster“ ist mittlerweile der achtgrößte Textileinzelhändler in Deutschland und hat längst den einstigen Konkurrenten Eduscho geschluckt.

Mit seinen wöchentlich wechselnden Gebrauchsartikeln, Textilien und Dienstleistungen macht Tchibo inzwischen mehr Umsatz als mit Kaffee. Auch in Österreich, wo Tchibo/Eduscho mehr als 150 Filialen betreibt!

Die Zahlen können sich sehen lassen: 2003 erwirtschaftete der deutsche Multi bei einem Umsatz von drei Milliarden Euro einen Gewinn von 300 Millionen.

Tchibo weiß offenbar, was KundInnen gerne kaufen. Die Arbeitsbedingungen bei seinen Lieferanten in Bangladesch interessieren den Konzern hingegen wenig.
Die deutsche Clean Clothes-Kampagne (CCK) für faire Arbeitsbedingungen weltweit hat deshalb bereits eine Protest-Aktion gegen Tchibo gestartet, die österreichische Clean Clothes-Kampagne schließt sich dem Protest an!

Traurige Realität in Bangladesch
Bangladesch erwirtschaftet rund drei Viertel seiner Exporterlöse aus der Bekleidungsindustrie. In rund 3000 Fabriken arbeiten mehr als zwei Millionen Menschen, vor allem Frauen unter 25 Jahren. Dabei müssen sie unfassbar niedrige Löhne von 13 Euro pro Monat, Arbeitszeiten bis zu 90 Stunden pro Woche, Willkür und fehlende Sicherheit in Kauf nehmen. Im Auftrag der deutschen CCK hat eine gewerkschaftsähnliche Nichtregierungsorganisation (AMRF) in Bangladesch die Produktionsbedingungen der Näherinnen bei Tchibo-Lieferanten recherchiert. Das Ergebnis: Es gibt keine Tarifverhandlungen, der Lohn wird mündlich und individuell vereinbart. Die ArbeiterInnen sind nicht versichert, noch haben sie einen schriftlichen Arbeitsvertrag. Arbeitszeiten von 12 bis 14 Stunden sind normal. Ein konkreter Fall: Im Tchibo-Zulieferbetrieb „Urmi Garments“ in der Hauptstadt Dhaka sind 2003 drei Arbeiterinnen fristlos entlassen worden, als die Betriebsleitung von ihrer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft erfahren hat.

Tchibo-Verhaltenskodex: Ein zahnloses Instrument
Tchibo besitzt einen Verhaltenskodex, in dem einige Sozialstandards festgelegt sind. So heißt es darin etwa: „Als Handelsunternehmen fühlen wir uns dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns auch gegenüber unseren Vertragspartnern verpflichtet. (…)Eine sichere Arbeitsumgebung unter Einhaltung aller Gesundheits- und Arbeitsschutzvorgaben ist zu gewährleisten. Arbeitsbedingungen sind menschenwürdig zu gestalten.“ Überprüfen lässt Tchibo die Produktionsbedingungen allerdings von keiner unabhängigen Organisation, sondern von einer von Tchibo ausgesuchten und bezahlten Agentur. Außerdem werden die Berichte unter Verschluss gehalten.

Die Clean Clothes Kampagne fordert daher von Tchibo:
- Übernahme des Clean Clothes Verhaltenskodex, der internationalen Vereinbarungen entspricht und soziale Mindeststandards umfasst, bzw. Überarbeitung des bestehenden Tchibo-Verhaltenskodex.
- Vereinbarung von angemessenen Lieferzeiten und fairen Preisen mit den Lieferanten, die es diesen ermöglichen, die internationalen Arbeitsnormen einzuhalten.
- Externe systematische Kontrolle der Einhaltung des Verhaltenskodex durch ein unabhängiges Kontrollsystem, das Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen mit einschließt.
- Keine Abwanderung aus Produktionsländern wie Bangladesch nach Bekanntwerden von Arbeitsrechtsverletzungen und nach dem Auslaufen des Welttextilabkommens Ende 2004. Die Arbeitsplätze müssen erhalten werden!

">Nichts ist unmöglich!< lautet ein Werbeslogan von Tchibo.
Auch eine faire neue Welt bei Tchibo/Eduscho muss also möglich sein! Was Markenfirmen wie beispielsweise Nike, Adidas und Puma getan haben, das muss auch Tchibo tun“, so Stefan Kerl, Koordinator der Clean Clothes-Kampagne Österreich.

Nähere Infos und die Möglichkeit ein Protestmail zu senden auf: www.cleanclothes.at  

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Downloads
Tchibo Unterschriftenliste
Tchibo-Broschüre

Fotodownload (Copyright: Netz Bangladesch e.V., honorarfrei):
Produktion für TCM in Bangladesch 1
Produktion für TCM in Bangladesch 2

Editorische Anmerkungen

Der Artikel wurde gespiegelt von
http://www.oneworld.at/cck/start.asp?showmenu=yes&fr=&b=&ID=6718