Pressemitteilung vom 27.10.2006
Mittenwald - "Stadt der Totenschänder"
von AK angreifbare Traditionspflege NRW

11/06

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Pressemitteilung des AK Angreifbare Traditionspflege NRW zum "Totenschänder-Skandal" um die Mittenwalder Gebirgsjäger

"Es ist seit den Protesten gegen die Brendtenfeier 2002 kein Geheimnis mehr, in welchem Umfeld die Gebirgsjäger der Bundeswehr seit 50 Jahren in Mittenwald ausgebildet, trainiert und seit 1999 in alle Welt zum Auslandseinsatz geschickt werden. Noch heute treffen sich in so genannten Traditionskameradschaften die Mörder von Kommeno, Kephalonia und die Gebirgsjäger, die die Deportationen der Athener Juden zu verantworten haben.

 

Die alljährliche Heldenverehrung an Pfingsten geht einher mit Hakenkreuzorden, Hitlergruß und antisemitischen Ausfällen gegen Holocaust-Überlebende. Den greisen Tätern des Vernichtungskrieges ist seit jeher die Unterstützung der Bundeswehr sicher. Traditionspflege für die Mörder und Kriegsverbrecher ist seit 50 Jahren ein selbstverständlicher Bestandteil der Traditionspflege der Bundeswehr.

 

Die widerliche Totenschändung der Mittenwalder Gebirgsjäger in Afghanistan geht einher mit den hinreichend bekannten Formen von sexualisierter Gewalt, die wir in zahlreichen Kriegsauseinandersetzungen nachweisen können. Krieg ist ohne Morden, Vergewaltigen, Plündern und Schänden nicht zu denken und sie gedeihen erst in patriachalen männerbündischen Strukturen. Der breiten Öffentlichkeit unbekannt, ist hingegen, dass die Schändung von Toten durch Mittenwalder Gebirgsjäger eine widerliche Tradition hat.

 

'Es ist ein Schlag ins Gesicht', 'Das sind Nestbeschmutzer', 'Diese Soldaten können keine geborenen Mittenwalder sein', 'Hier würde niemand die Totenruhe mit Füßen treten.' So tönt es aus Mittenwalds Wohnzimmern. Besonders der Bürgermeister Salminger kämpft für die Ehre von Mittenwald und seiner Gebirgsjäger:'Wir sind nicht die Gemeinde der Totenschänder. Das waren Idioten, die nichts mit unserem Ort gemein haben.'

 

Wir müssen Bürgermeister Salminger in beiden Punkten deutlich widersprechen.

 

1. Es gibt in Mittenwald ganz offensichtlich eine Tradition der Totenschändung

Die Soldaten der 12. Kompanie des Gebirgsjäger-Regiments 98 ermordeten im nordgriechischen Kommeno nicht nur 317 Zivilisten, sondern einzelne Soldaten schändeten nach dem Massaker auch Frauenleichen.

 

2. Die Totenschänder von Kommeno waren Gebirgsjäger aus Mittenwald

Der verantwortliche Regimentskommandeur war übrigens am 16. August 1943 ein gewisser Josef Salminger, Ritterkreuzträger, NS-Kriegsverbrecher und Vater von Mittenwalds Bürgermeister Hermann Salminger.

 

Auf Befehl von Josef Salminger fuhren am 16. August 1943 ca.120 Angehörige der 12. Kompanie - Gebirgsjägerregiment 98 'feldmarschmäßig' mit Maultieren und dem Küchenwagen nach Kommeno. Die Soldaten töteten alles, was sich bewegte, und brannten das Dorf nieder. 317 Menschen wurden in Kommeno ermordet, 172 Frauen und 145 Männer. 97 waren jünger als 15 Jahre, 14 älter als 65. 13 waren ein Jahr alt. 38 Menschen verbrannten in den Häusern, von denen 181 zerstört wurden. Einer der Täter berichtete 1970 der Staatsanwaltschaft:

 

'Was mich furchtbar abgestoßen hat, das war, dass einige Angehörige der 12. Kompanie sich in schändlicher Weise an den Leichen zu schaffen machten. So habe ich selbst gesehen, wie einige Soldaten den weiblichen Leichen Bierflaschen in den Geschlechtsteil einführten. Ich glaube, ich habe auch Leichen gesehen, denen die Augen ausgestochen waren. (…) (Ich) möchte noch ergänzend anführen, weil dies auch vielleicht ein bezeichnendes Licht auf die Sache wirft, dass nach dem Einsatz im Zeltlager ein Besäufnis stattfand. Es war Wein und auch Lebensmittel erbeutet worden. Dieser Wein wurde ausgetrunken, und es ging bei einigen Kameraden hoch her. Allerdings, und dies möchte ich auch feststellen, war den meisten nicht zum Feiern.'

(Aus den Ermittlungsakten gegen Salminger und Unbekannte - Staatsanwaltschaft München I 117 Js 49-50/68)

 

Die namentlich bekannten Täter trafen sich bereits Pfingsten 1947 wieder mit allen überlebenden Kompanie-Angehörigen und schlossen sich zu einer der aktivsten Kompaniekameradschaften im Kameradenkreis der Gebirgsjäger zusammen. Sie sind jedes Jahr willkommener Bestandteil der Brendtenfeier.

 

Keiner der Täter ist für das Massaker je verurteilt worden. Das in den Jahren 1968 bis 1972 angestrengte Ermittlungsverfahren gegen 162 Beteiligte wurde von der Staatsanwaltschaft München I aus 'Beweismangel' eingestellt. Die Morde und die Schändungen der 12. Kompanie blieben bis heute ungesühnt. Nur Josef Salminger fuhr sechs Wochen nach dem Massaker in Kommeno in eine Tagesbaustelle der griechischen Partisanen. Wenn er nicht von den Partisanen in seinem Kübelwagen 50 km nördlich von Kommeno erschossen worden wäre, säße er heute noch unbestraft bei den Kameradschaftstreffen im Postkeller in Mittenwald.

 

Auch anderenorts sind die Massaker der Gebirgsjäger wie die Ermordung von etwa 4000 italienischen Soldaten auf Kephalonia, die sich bereits ergeben hatten, für die Täter ohne strafrechtliche Konsequenzen geblieben.

 

Das werden wir nicht hinnehmen.

 

Wir rufen auch für das Jahr 2007 zu phantasievollen Protesten gegen die alten und neuen Gebirgsjäger in Mittenwald und anderswo auf.

 

Wir fordern:

Bestrafung der NS- Täter!

Entschädigung der Opfer!

Wiederentwaffnung der Bundeswehr!"

Editorische Anmerkungen

Die Pressemitteilung wurde uns zugeschickt.
Kontakt: angreifbare.tradition(at)freenet.de