Der serbische Außenminister Vuk Drašković traf am 6. November
zu Gesprächen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Olmert
und Außenministerin Livni in Jerusalem zusammen. Dabei forderte
er die israelische Regierung auf, die serbische Haltung in der
Kosovo-Frage zu unterstützen. Drašković
artikulierte bei seinem Besuch, die üblichen serbischen
Propagandafloskeln gegen die Unabhängigkeit Kosovas. Er sprach
davon die territoriale Integrität Serbiens zu bewahren und
nannte Kosova das serbische Jerusalem. Die israelische Regierung
gab zu den Angeboten von Drašković keine Stellungnahme ab.
Ausgerechnet Draskovic ließ es sich nicht nehmen, an den zweiten
Weltkrieg zu erinnern. Er sprach vom Schicksal der Serben, Juden
und Roma. Zweifellos litten viele Serben und Roma (letztere
waren dem gleichen rassistischem Vernichtungsprogramm ausgesetzt
wie die jüdischen Menschen) unter der nazistischen Barbarei.
Gleichwohl vergaß Drašković zu erwähnen, dass im Januar 1942 der
Belgrader SD an das RSHA melden konnte: Serbien ist
judenfrei. In den einschlägigen Dokumenten des SD und der
Wehrmacht wird die Kooperationsbereitschaft vieler Serben in
dieser Frage lobend erwähnt. Herr Drašković unterschlug in
Israel die Tatsache, dass er sich seit Jahren für Nazi-
Kollaborateure in Serbien einsetzt und in vielen Punkten
Gemeinsamkeiten mit der europäischen Rechten hat.
Drašković und Lieberman
In Jerusalem traf sich Drašković mit dem israelischen
Nationalisten Avigdor Lieberman. Avigdor Lieberman wurde am 30.
Oktober 2006 zum Minister für Strategische Angelegenheiten und
zum stellvertretenden Ministerpräsidenten Israels ernannt.
Liberman gilt als rechter Hardliner, in der israelischen
Regierung und ist in Israel, Sekretär der Gesellschaft für
Israelisch- Serbische Freundschaft. Nach Presseberichten verlief
das Gespräch zwischen Lieberman und Drašković sehr
freundschaftlich. Die herzliche Atmosphäre, die zwischen
Drašković und Lieberman vorherrschte ist kein Zufall, denn beide
Politiker gelten als harte Nationalisten.
Der Nationalist Lieberman
Avigdor Lieberman wurde 1958 in Chişinău/Moldawien
(in der ehemaligen Sowjetunion) geboren. Im Jahr 1978 wurde er
israelischer Staatsbürger. Heute lebt er in einer jüdischen
Siedlung im Westjordanland um seine Sympathie mit der
israelischen Siedlungspolitik kund zu tun. Unmittelbar nach
seiner Einwanderung aus Moldawien soll er als Mitglied der
rechtsradikalen Studentengruppe Kastel auf Araberjagd gegangen
sein, um Palästinenser mit Fahrradketten und Stacheldraht zu
verprügeln. Im Jahr 2003 schlug Lieberman als Verkehrsminister
in der Knesset vor, freigelassene palästinensische Gefangene mit
Bussen an einen Ort zu bringen, "von dem aus sie nicht
zurückkehren". Andere Stimmen berichten darüber, dass er
vorgeschlagen haben soll, , die Gefangenen im Meer zu ertränken.
2006 forderte Lieberman schreiend in der Knesset, die arabischen
Knesset-Abgeordneten wegen Verrat hinzurichten. Lieberman nannte
die israelischen Araber (Palästinenser mit israelischer
Staatsbürgerschaft) die fünfte Kolonne. Er und seine Partei
fordern offen den Transfer, von zehntausenden israelischen
Arabern. Lieberman ist Rassist und er vertritt die Politik
ethnischer Säuberungen. Zurecht verglichen viele linke und
linksliberale israelische Medien Liberman mit europäischen
Rechtspopulisten wie Blocher, Haider, oder mit Le-Pen.
Der Nationalist Drašković
Der Parteigründer der Serbischen Erneuerungsbewegung (Srpski
Pokret Obnove) Drašković gilt als Vorkämpfer des serbischen
Geschichtsrevisionismus. Die Rehabilitierung von 'Draža'
Mihailović war dem selbsterklärtem Monarchisten Drašković
stets eine Herzensangelegenheit. Der Kollaborateur 'Draža'
Mihailović wurde 1946 in Jugoslawien wegen seiner Zusammenarbeit
mit den Faschisten, in seiner Zeit als Tschetnik-Führer
hingerichtet. Am 13. Mai 1990, veranstaltete Drašković mit
seiner Frau zu Ehren von 'Draža' Mihailović einen
medienwirksamen Besuch auf Ravna Gora. Sie wurden jedoch von
Einheiten des damaligen Innenministeriums mit Gewalt daran
gehindert. Motiviert durch diesen Vorfall findet seither auf
Ravna Gora jährlich im Mai ein Aufmarsch von Tschetnik-Anhängern,
Monarchisten und proserbischen Nationalisten aller Länder statt.
Dabei wird in Reden der Kampf der Tschetniks beschworen und das
kommunistisch-sozialistische Regime angeprangert. Drašković, der
sich erfolgreich für die Legalisierung der Tschetnik-Bewegung
einsetzt, besuchte die Kundgebungen häufig und hielt dort auch
mehrere Reden. Im Jahr 1992 wurde auf Ravna Gora eine Statue 'Draža'
Mihailovićs errichtet, 1996 wurde dort eine Kirche gebaut,
später auch ein Museum. Am 21. Dezember 2004 beschloss das
serbische Parlament auf Antrag der Serbischen
Erneuerungsbewegung Draškovićs in einer dringenden Sitzung eine
Gesetzesänderung, mit der Tschetniks den Tito-Partisanen
rechtlich gleichgestellt wurden. In der freien Enzyklopädie
Wikipedia ist dazu zu lesen: Der Beschluss erfolgte mit
176 Stimmen bei 24 Gegenstimmen und 13 Enthaltungen. Die
Tschetniks und ihre Angehörigen erhielten dadurch das Recht auf
eine Kriegspension und andere Vergünstigungen. Da viele
Kriegsteilnehmer bereits tot sind, habe der Beschluss vor allem
einen symbolischen Wert, so Vojislav Mihailović, Vizepräsident
des Parlaments und Enkel von 'Draža' Mihailović. Der serbische
Vereinsbund der Kämpfer des Volksbefreiungskrieges (SUBNOR,
Savez udru¸enja boraca Narodnooslobodilakog rata) und die
Menschenrechtsorganisation Helsinki Committee for Human Rights
in Serbia haben die Gesetzesänderung empört aufgenommen. Aus
Ihrer Sicht wurden die Tschetniks damit trotz zahlreicher Morde
an Partisanen und ihren Sympathisanten für die Kollaboration mit
Hitler belohnt. Es sei ein Mythos, dass Tschetniks im Zweiten
Weltkrieg bloß glücklose Antifaschisten und Widerstandskämpfer
gewesen wären.
Der Kreis schließt sich
Drašković war in der Zeit als die serbische Armee mit
Massakern in Kosova beschäftigt war unter Milosevic
stellvertretender Premierminister. Er selbst rechtfertigt sein
damaliges Handeln mit patriotischen Gründen . Heute
versucht Drašković weiter das Selbstbestimmungsrecht Kosovas,
welches keine Gefahr für die Existenz der serbischen Nation
darstellt, zu verhindern. Dabei orientiert sich Drašković nicht
nur auf die europäische Rechte, sondern auch auf israelische
Chauvinisten. Im Jahr 1997 reißte der französische
Rechtsextremist Le-Pen nach Serbien um brüderliche Beziehungen
mit der Tschetnik Partei SRS herzustellen. Für die
Rehabilitierung der Tschetniks setzte sich Drašković, wie oben
ausgeführt besonders ein. Es sollte allen realistisch und
geschichtsbewußt denkenden Israelis zu denken geben, warum
ausgerechnet der israelische Nationalist Liberman sich mit Herrn
Drašković einlässt.
Editorische Anmerkungen
Der Artikel wurde uns vom Autor zur
Veröffentlichung im Oktober überlassen.