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Um’s Ganze Kongress
07. – 09. 12. 2007 | Frankfurt/Main |
Universität ( Studierendenhaus Campus Bockenheim)

Kongressankündigung der Krisis

Die Lage ist unübersichtlich, eine einfache Lösung nicht in Sicht: Nicht erst seit dem G8-Gipfel in Heiligendamm ist die Linke an der Frage einer grundsätzlichen Gesellschaftsanalyse und der daraus resultierenden Praxis gespalten. Die Differenzen zwischen den unterschiedlichen Ansätzen, sieht man einmal von internen Streitigkeiten und überflüssigem Szeneklüngel ab, liegen nicht zuletzt darin begründet, dass das grundsätzliche Ziel – die Überwindung des Kapitalismus – noch lange nichts über das Verständnis dieser Gesellschaftsformation aussagt. Dementsprechend kontrovers werden aus verschiedenen Spektren auch die Möglichkeiten für eine emanzipatorische Praxis gesehen. Sowohl die Bestimmung der politischen Subjekte, als auch die Bezugnahme auf soziale Kämpfe sind das Ergebnis der Einschätzung gesellschaftlicher Strukturen, Prozesse, Kräfteverhältnisse und Perspektiven. Gerade an der Frage, wo mögliche Anknüpfungspunkte für emanzipatorische Politik in gesellschaftlichen Konflikten bestehen, gehen die Meinungen weit auseinander. Im Hinblick auf die Frage, wie künftige Organisationsmöglichkeiten aussehen können, ist eine grundsätzliche Diskussion über Strategien und Konzepte daher mehr als überfällig.

Im Zentrum dieser Diskussion steht für uns die Frage, wie eine theoretische Gesellschaftsanalyse die Verhältnisse angemessen beschreiben - und wie mit dieser Analyse die Überwindung des Kapitalismus in Angriff genommen werden kann.

Der Kongreß

Daher laden wir, das ...ums Ganze-Bündnis, vom 7.-9. Dezember nach Frankfurt ein, um mit einem Kongress unter dem Titel „No way out – (Post)Operaismus und Wertkritik“ am Beispiel zweier bedeutender Theorieströmungen eben diese Frage zu diskutieren.

(Post)Operaismus ist als Hegenomietheorie mit den praxisnahen Konzepten von Multitude, spontanem Kommunismus und dem gesellschaftlichen Arbeiter eine der bedeutendsten Bewegungstheorien. Indem er in den gesellschaftlichen Verhältnissen immanente Potentiale für Befreiung aufspürt und Gesellschaft grundsätzlich als umkämpft auffasst, entwirft der (Post)Operaismus ein recht hoffnungsvolles Szenario für die Politik.

Demgegenüber betont die wertkritische Position die Bedeutung objektiver Gesetzmäßigkeiten: Der kapitalistischen Gesellschaftsformation liegen zunächst einmal die Prinzipien ihrer politischen Ökonomie zu Grunde, die sowohl Institutionen, als auch die Konstitution des Individuums maßgeblich bestimmen. Der Wert als abstrakte Herrschaft durchdringt jede Form menschlicher Praxis; konkrete Kämpfe gegen bestimmte Ausbeutungsverhältnisse - wie sie der (Post)Operaismus fordert - verändern aus Perspektive der Wertkritik lediglich Distributionsverhältnisse und sind weit davon entfernt, kapitalistische Totalität aufzulösen.

Die Fragestellungen

An Hand dieser unterschiedlichen Ansätze soll sich auf dem Kongress mit verschiedenen Themenfeldern und Begriffen beschäftigt werden, die für eine Bestimmung politischer, sozialer, ökonomischer und struktureller Prozesse im Kapitalismus unumgänglich sind. Hierbei wird es immer um verschiedene Ansätze der Analyse gehen, aus denen unterschiedliche Einschätzungen über Rolle, Funktion und emanzipatorisches Potential von Arbeit, Staat, Klasse, Recht und Geschlecht resultieren. Wir wollen eine Diskussion darüber ermöglichen, wie die vorgefundenen Verhältnisse bestimmt werden können und wo sich konkrete Möglichkeiten der Intervention ergeben.

Der Aufbau

Der Kongress ist auf drei Tage angelegt: Es sollen die verschiedenen Ansätze vorgestellt und ihre theorie- und geistesgeschichtlichen Hintergründe und Implikationen beleuchtet werden. Sowie auf Podiumsdiskussionen mit Vertretern verschiedener Strömungen (die längst nicht nur mit Wertkritik und Postoperaismus abgedeckt sind) grundsätzliche Kategorien der Gesellschaftsanalyse mit- und gegeneinander diskutiert werden. Und es werden werden auch einzelne Referate, inhaltliche Schwerpunkte und spezifische Fragestellungen das Angebot machen, um genauere Einblicke in die verschiedenen Theorieströmungen zu bekommen; sowie auf mehreren Podien die verschiedenen Ansätze und möglichen Ergebnisse zurück auf die Bewegung und die Politik beziehen, um einen möglichen „way out“ zu bestimmen.

Zugesagt haben:

Moishe Postone, Martin Birkner (Grundrisse), Robert Foltin (Grundrisse), Norbert Trenkle (Krisis), Ernst Lohoff (Krisis), Thomas Atzert, Karl Reitter (Grundrisse), Gerhart Hanloser, Sven Ellmers (Rote Ruhr Uni), Sonja Buckel, Joachim Hirsch, Stephan Niatu, Stefan Meretz (krisis), Lars Bretthauer, Nadja Rakowitz (express), Thomas Seibert (IL), Gerhard Hanloser, Ingo Elbe (Rote Ruhr Uni), Werner Rätz (attac), Backhaus,  Antiherrschaftliche Initiative, Jens Wissel, John Kannankulam und viele weitere sind angefragt... (und natürlich auch mit den Ums Ganze Gruppen)

Quelle: http://www.balzix.de/termine/No%20way%20out.html

Weitere Infos siehe: http://umsganze.blogsport.de/ums-ganze-kongress-no-way-out/

HINWEIS: In der Nr. 9/07 veröffentlichten wir die ablehnende Stellungnahme zu diesem Kongress der Redaktion EXIT!