Betrieb & Gewerkschaft

Eine feine Sippschaft

von Anna

11/07

trend
onlinezeitung

Bahn-Bosse, Aufsichtsräte, Gewerkschaftsbonzen, Klassenjustiz und Lohnschreiber der Kapitalisten ziehen zu Feld gegen die Lokomotivführer, deren Forderungen und gegen ihre Gewerkschaft GdL. Die neueste kriminelle Masche des Bahnvorstands ist es am Streik beteiligte Lokführer zu feuern.

Sehen wir uns die Seilschaften an, die sich über die Lokomotivführer empören und mit der die Bonzen von den Gewerkschaften Transnet und GDBA im Aufsichtsrat kungeln.

Das Einkommen eines Lokomotivführers dürfte im Jahr zwischen zwanzig und fünfzigtausend Euro liegen. Hohe Arbeitszeiten, belastender Schichtdienst, Konzentration und hohe Verantwortung kennzeichnen ihre Tätigkeit.

Das Einkommen eines Vorstandsmitglieds bei der Bahn AG liegt im Millionenbereich. Der Geschäftsbericht der Bahn gibt dazu folgende Auskunft:

Gesamtbezüge des Vorstands und des Aufsichtsrats

in  €

2006

2005

Diff. in %

Gesamtbezüge des Vorstands

16 589 000

9 748 000

+ 70,18

- davon fixer Anteil

4 209 000

3 804 000

+ 10,65

- davon erfolgsabhängiger Anteil

12 380 000

5 944 000

+ 108,28

Bezüge ehemaliger Vorstandsmitglieder

1 381 000

1 275 000

+ 8,31

Pensionsrückstellungen für Vorstände

17 554 000

15 223 000

+ 15,31

Gesamtbezüge des Aufsichtsrats

875 000

237 000

+ 269,2

Quelle: Jahresabschluss und Lagebericht 2006 der Deutschen Bahn AG

Die sieben Vorstandsmitglieder Mehdorn, Sack, Suckale, Dr. Wiesheu, Dr. Rausch, Dr. Bensel und Garber rafften im Durchschnitt jeweils 2,369.857 € im Jahr 2006 in ihre Taschen.[1] Diese Seilschaft bediente sich mit dem 60 bis 120 fachen dessen, was ein Lokführer im Jahr an Einkommen erzielen kann.
 
Anders ausgedrückt: Ein Lokführer muss mindestens 60 Jahre dauernd im Schichtdienst arbeiten, um das an Einkommen zusammen zu tragen, was einer der Vorstände sich in einem einzigen Jahr aneignet.

Auf Essen, Kleidung, Wohnung, Urlaub, Auto und sonstige Dinge sollte der Lokführer in diesen 60 Jahren aber verzichten, sonst bringt er das Sümmchen nicht zusammen.
Diese Vorstandsraffer empören sich wegen der „überzogenen“ Forderungen der Lokführer und glauben sich im Recht. Mit kräftiger Unterstützung der willfährigen, bürgerlichen Klassenjustiz überziehen sie die Lokführer mit Prozessen um einen Streik zu verhindern.
Die obige Statistik sagt aus, dass die Aufsichtsräte für die Zustimmung zur „bescheidenen“ Erhöhung der Vorstandsbezüge um 70 Prozent mit einem plus von 269,2 Prozent bei den Aufsichtsratsbezügen geschmiert wurden.

Daran sind dann außer kapitalistischen Ausbeutern und Raubgesindel auch einige Funktionäre der Arbeiteraristokratie beteiligt. N. Hansen und L. Krauß von der Gewerkschaft Transnet (GdED) sowie K. D. Hommel von der GDBA schleppen die schwere Bürde der Aufsichtsratfunktio.

Jedes der 20 Aufsichtsratmitglieder erhält im Durchschnitt einen Betrag von
43.750,- € pro Jahr.[2]

Dafür nicken die Räte dann zwei- dreimal, vielleicht auch viermal pro Jahr die Raubpläne des Vorstands gegen die Beschäftigten und dessen Berichte ab.

Die meisten Lokführer erhalten weit weniger als diese Abnickräte.

Zum illustren Kreis der Aufsichtsräte gehören auf der Ausbeuterseite: Ex-Wirtschaftsminister Dr. W. Müller (Vorsitzender des Vorstandes Evonik Industries AG, vormals RAG), G. Brunnhuber (MdB), N. L. Chrestensen (geschäftsführender Gesellschafter Erfurter Samen- und Pflanzenzucht GmbH), Dr. Ing. Dr. h.c. J. Großmann (Vorsitzender des Vorstandes RWE AG und Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding GmbH), J. Hennerkes (Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung), Dr. J. Krumnow (ehem. Vorstand Deutsche Bank AG), Dr. A. Nawrath (Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen), Dr. B. Pfaffenbach (Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie), Dr. E. Voscherau Stellvertretender Vorstandsvorsitzender
BASF Aktiengesellschaft) und Dr.-Ing. E.h. Dipl.-Ing. H. Weiss (Vorsitzender der Geschäftsführung SMS GmbH)

Diese Leute leben nicht von Hartz IV. Sie müssen auch nicht von der eigenen Arbeit leben. Die Ausbeuter leben in Saus und Braus von der Arbeit Anderer.

Bei den Recherchen zu einzelnen Ausbeutern ist leicht herauszufinden, dass sie in vielen weiteren Funktionen, Räten und Gremien auftauchen. Überall kassieren sie Viel für Nichts.
Es existiert ein regelrechtes Netzwerk von Personen, die sich überall bedienen. Der Kreis dieser Personen ist sehr klein, bezogen auf die Bevölkerung der BRD.

Dieses Staats- und Wirtschaftssystem ist ein verkommenes, korruptes, räuberisches Ausbeuterregime.

Die Schlussfolgerung, was mit einem solchen Regime zu geschehen hat, werden die Leser selbst richtig ziehen.

Anmerkungen:

[1] Darin sind weder Spesen noch das Budget für besondere Zwecke enthalten, über das die Herrschaften außerdem verfügen.
[2] Darin sind weder Spesen noch die anderen Privilegien und Vorteile enthalten, über die AR verfügen.
 

Editorische Anmerkungen

Dieser Artikel erschien bei Kommunisten-online am 24.10.07.
Wir spiegelten von dort.