Betrieb & Gewerkschaft
Gegen die Sackgasse des  Nationalkeynsianismus
Gewerkschaftslinke fordern  kämpferische Antworten der Gewerkschaften auf die Krise

von Peter Nowak

11/08

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Auf den Bankencrash folgt die Opelkrise. Die Regierung soll jetzt die Arbeitsplätze retten. Und wo bleiben in die Gewerkschaften? Diese Frage hat sich die „AG Weltwirtschaftskrise“ bei ver.di Baden Württemberg gestellt und ist  zu einer ernüchternden Bilanz gekommen:  „Hilflos, kopflos, wehrlos“, hätten die Gewerkschaften bisher auf internationaler Ebene agiert. Häufig seien die in ver.di-Pressemitteilungen  erhobenen Forderungen nach Regulierung der Finanzmärkte von nationalen Regierungen und dem IWF getoppt worden. 

Der Stuttgarter verdi-Sekretär Werner Sauerborn, einer der Mitverfasser des Papiers, betont,  da  es selbst  in Aufschwungzeiten nicht gelungen sei, substantielle Erfolg bei den Auseinandersetzungen zu erreichen, wäre es  fatal, wenn die Gewerkschaften ohne eine  Fehleranalyse einfach  zur Tagesordnung übergehen würden.   Er  sieht  eine Ursache  der gewerkschaftlichen  Krise in der  überwiegend nationalstaatlichen Orientierung der  Arbeitnehmerorganisationen. Die Wirtschaftskrise werde als Versäumnis einer nachfrageorientierten nationalstaatlichen Wirtschaftspolitik interpretiert, während die weltweiten Zusammenhänge weitgehend  ausgeblendet werden.  Die Kritierk   warnen  von  der „Sackgasse Nationalkeynsianismus“, in der sich die Gewerkschaften verfangen könnten.  

Sauerborns   Stuttgarter verdi-Kollege Bernd Riexinger, ebenfalls Mitverfasser des Papiers,  betont, dass man die Rettung der Betriebe mit Milliarden-Bürgschaften nicht infrage stelle.  Man solle allerdings Bedingungen daran  knüpfen.  So müsse  die alte gewerkschaftliche Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich gerade in einer Zeit, in der über Kurzarbeit und Personaleinsparung geredet wird, wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden. Auch ein Ausspielen der  Belegschaften  von GM und Opel  müsse verhindert werden.

  . Dazu  sei  eine internationale Kooperation der Gewerkschaften und der sozialen Bewegungen   erforderlich, betonen die Autoren des Papieres.  Deswegen hält es Sauerborn  für ein falsches Signal, dass ver.di und IG-Metall  die Mitarbeit  in Bündnissen wie der internationalen Sozialforumsbewegung zurückfahren und die finanzielle Unterstützung reduzieren.

Vor allem unter den Gewerkschaftslinken hat die durchaus kontroverse  Debatte  über das Papier begonnen und wird auf der Internetplattform www.labournet.de dokumentiet. . So kritisierte der Sekretär des verdi-Bundesvorstandes Ralf Krämer den  Begriff des Nationalkeynsianismus und betont, dass der Nationalstaat auch weiterhin ein Bezugspunkt für gewerkschaftliche Forderungen bleiben müsse.      Mit seinen Stuttgarter Kollegen ist sich Krämer allerdings einig, dass gewerkschaftlicher Druck  aufgebaut werden muss..

Bernd  Riexinger hält eine bundesweite Demonstration gegen eine Krisenpolitik auf den Rücken der Arbeitnehmer im nächsten Jahr für realistisch, selbst wenn  die Gewerkschaftsführung mauert. Schließlich sei die erste  große bundesweite Aktion gegen Hartz IV im Jahr  2003 auch ohne Unterstützung der Gewerkschaftsspitze  erfolgreich verlaufen.  „Jetzt muss auch die Gewerkschaftslinke  ihre Handlungsfähigkeit beweisen“, so der Stuttgarter Gewerkschaftler. 

Editorische Anmerkungen

Der Autor stellte uns seinen Artikel für diese Ausgabe zur Verfügung.