"Piraten" und die NATO auf allen Weltmeeren und Kontinenten  - Anmerkungen zum militärischen Wettlauf um Rohstoffe.

von 
Reinhold Schramm

11/08

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Die (willkommene) Inszenierung:  Die Meldung am 17. November 2008: Piraten kapern Tanker "Sirius Star" vor der Küste Ostafrikas. Ein Sprecher der us-amerikanischen Marine: Ein Schiff dieser Größenordnung sei nie zuvor in diesen Gewässern gekapert worden. (sda/Reuters) Der Tanker sei dreimal so groß wie ein amerikanischer Flugzeugträger. Nach US-Angaben sind auf dem Tanker 25 Besatzungsmitglieder aus Kroatien, Großbritannien, Philippinen, Polen und Saudi-Arabien. Das ursprüngliche Ziel des Tankers waren die USA. Betreiber des Schiffes sei die Reederei-Tochter des saudi-arabischen Ölkonzerns Aramco.

Im Vorfeld einigten sich die EU-Außenminister darauf, gegen die Piraten militärisch vorzugehen (zehn Länder möchten sich beteiligen). [1] Die Meldung der "Financial Times Deutschland" am 21.11.2008: Die zunehmenden Überfälle könnten stark ansteigende Frachtkosten zur Folge haben. Denn die Reedereien stellen die Umleitung in Rechnung. [2]

Und ('wer ist der schnellste im Wettlauf um die 'Sicherheit' der Rohstoffe?') die "FTD": "Moskau schickt Kriegsschiffe" [3]

Die (vorgespielte 'Dummheit mit Methode') "SZ": "Mit dem Enterhaken auf den Supertanker" und "Meist greifen sie nachts an und gelangen mit Hilfe von Tauen an Bord." [4]

Die gleiche "SZ" meldete am 9. Oktober 2008, also Wochen vor dem (inszenierten) 'Piratenüberfall': Die Nato schickt bis zu sieben Kriegsschiffe in den Kampf gegen Piraten vor der Küste Somalias. Dies beschlossen die Verteidigungsminister der 26 Nato-Staaten in Budapest. [5]

Nach einem offiziellen Bericht der US-Geheimdienste (siehe auch in der "FR" am 21./22.11.2008) bleibt Afrika von Kriegen und Instabilität am meisten bedroht. Was der Bericht nicht sagt: regionale, territoriale und staatliche 'Instabilität' verhindert die (nationale) Eigenständigkeit und Unabhängigkeit Afrikas. Dieser erwünschte und herbeigeführte Zustand verlängert die Abhängigkeit Afrikas und erleichtert die imperialistische Aufteilung und den Zugriff auf Rohstoffe (nicht nur Afrikas). Diese Tatsache dürften auch weiterhin 'unsere' (nicht nur) wirtschaftlichen und parlamentarischen 'Friedensfreunde' erfolgreich leugnen!

Zu den weltpolitisch dominierenden Konzern- und Profitinteressen (nicht nur) an Afrikas Rohstoffen: Die imperialistischen Interessen an den Bodenschätzen und Rohstoffen Afrikas: Erdöl ist das wichtigste Exportprodukt Afrikas (42 Prozent aller Exporte). Gold, Diamanten und Metallerze machen 14,5 Prozent des Exports aus. In Afrika findet man ca. 20 - 40 Prozent der weltweiten Uranvorkommen (auch für Atom- u. Kernkraftwerke), über 80 Prozent der Platinvorkommen (im Kapitalismus mehr Wert als Gold), etwa 40 Prozent der Vanadium-, über 80 Prozent der Manganvorkommen (u.a. für hochwertigen Edelstahl), ca. 50 Prozent der Kobalt-, über 80 Prozent der Chrom- und ca. 18 Prozent der bekannten Titan-Weltvorkommen. [6] Inzwischen gibt es eine erwünschte psychologisch und medial herbeimanipulierte Zustimmung, nicht nur in der deutschen Mehrheitsbevölkerung, für den militärischen "Schutz", durch die Nato-"Bundeswehr" und "Kriegsmarine", vor den afrikanischen Küsten und auf allen Weltmeeren. Dies, gleichermaßen für die schutzlosen Millionärsjachten und die schutzlosen 'Öl-Supertanker'; trotz bestehender Satelliten-Aufklärung und US-Kriegsmarine (vor Ort) - zugleich auch für die 'Sicherheit' von Öllieferungen an die USA.

Abschließende Anmerkung: Selbstverständlich gibt es auch eine parlamentarische Mehrheit im Deutschen Bundestag, für den militärischen ('humanistischen') Kampfeinsatz der "Bundesmarine", so wie es bereits auch 'für' den (deutschen) 'Schutz' anderer Weltregionen üblich ist.

Quellen:

[1] NZZ-Online am 17.11.2008, www.ftd.de
[2] FTD: Piraterie verteuert Fracht, 21.11.2008
[3] FTD: Golf von Aden: Piraten zwingen Reeder zu Umwegen, 20.11.2008
[4] SZ am 18.11.2008: Piraten vor Somalia, www.sueddeutsche.de
[5] Siehe in der "SZ": "Nato-Schiffe gehen auf Piratenjagd" am 9.10.2008.
[6] Bodenschätze und Rohstoffe - Afrika im allgemeinem Überblick:
http://www.geolinde.musin.de/afrika/html/afrrohstoffe.htm

Editorische Anmerkungen

Der Autor stellte uns seinen Artikel für diese Ausgabe zur Verfügung.