Noch 'ne Krise

von
Peter Djordjevic

11/09

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Nach 5 Jahren Hartz IV belief sich mein erspartes Geld auf 60 Euro. Ich hatte gespart, damit ich “Quer durch Deutschland für 29 Euro“ fahren konnte. Die halbe Strecke hätte es auch getan, da die zu besuchende Person, mein Sohn, in Berlin lebt. Da wollte ich eine kurze Zeit „mit leben“. Da es nicht für den Rest meines Lebens sein sollte, brauchte ich eine Rückfahrkarte. Also, nichts wie hin zur Deutschen Bahn mit einem 50 Euro-Schein und zwei 5er im Beutel.

Nach geraumer Zeit war ich an der Reihe mein Anliegen am Schalter vorzutragen. Das Einzige was mir zur Kenntnis gebracht wurde ist, dass ich keine Auskunft bekäme, da die Karten, die ich benötigte, am Automaten zu lösen seien. Dies war, wenn man es genau nimmt, immerhin nun doch eine Auskunft.

Als mir „nachgebrummelt“ wurde, dass für 29 Euro nicht auch noch Serviceleistung „drin“ sei, ging ich zurück und habe noch ein wenig polemisiert. Kurz vor Explosion meiner „roten Birne“ zog ich dann doch von dannen. Ein Kartenverkauf wäre schneller gegangen.

Am Automaten stand schon eine “kleine Schlange“ mit Brille um den Automaten, um dessen Geheimnisse zu entlocken. Ich stelle mich an, nicht blöd, stieg ich in die Debatte um die fachgerechte Behandlung der Maschine mit ein. Letztendlich war es gelungen alle Rituale, auf die die Maschine geeicht war, zu entschlüsseln. Jetzt sollte Geld in die Maschine gesteckt werden. Voll Übermut führte ich den 50 Euro-Schein hinein und.... er kam wieder raus – mit der Mitteilung, dass der „größte“ Schein einen 20 Euro-Schein nicht übersteigen darf. So viel an Übermut – so wenig an 20 Euro-Scheinen.

Kein Service, keine 20 Euro-Scheine, erneutes Anstellen. Die Serviceperson der Deutschen Bahn aus der Vorhalle hatte nur den Rat zum Blumenladen zu gehen, um dort den 50 Euro-Schein zu wechseln. Das klappte nicht. Also, aufs Rad geschwungen Richtung Sparkasse. Hier wurde ich nach meiner Kontonummer gefragt. Da ich kein Konto hatte, hatte ich auch keine Kontonummer. Daraufhin wurde mir gesagt, dass man mir mein Geld nicht eintauschen könne, da diese Serviceleistung zu teuer wäre. Der Service, mir das mitzuteilen, hatte den gleichen Aufwand wie mir zwei 20 Euro-Scheine und ein 10 Euro-Schein im Tausch gegen meinen 50 Euro-Schein zu geben. Zudem war es so im vorausgeeilten Service schon im „Formular“ angeschrieben, welches nun zu entsorgen galt.

Das ist eine kleine Finanzkrise, dennoch eine Krise, die einen, wenn man nichts hat, täglich erwischen kann. Soll ich mein Hartz IV jetzt vorsorglich in 20 Euro-Scheinen auszahlen lassen? Ob das geht.

Editorische Anmerkungen

Wir erhielten den Artikel vom Autor zur Veröffentlichung.