Vor den
Opelstandorten Bochum, Eisenach, Kaiserslautern und
Rüsselsheim haben am 5. November Tausende gegen die
Entscheidung des GM-Managements protestiert, die Werke nicht
zu verkaufen. Neben führenden Gewerkschaftern nahmen auch
Landespolitiker an den Kundgebungen teil.
In
Rüsselsheim erklärte der hessische Ministerpräsident Roland
Koch, man kämpfe dafür, dass das Unternehmen Opel in
Deutschland und Europa eine Chance haben. In Kaiserslautern
und Bochum nahmen die dortigen Ministerpräsidenten an den
Kundgebungen teil. Der in letzten Monaten als Co-Manager
aufgetretene Opel-Betriebsratschef Klaus Franz erklärte, es
werde nur Verhandlungen mit GM geben, wenn das Unternehmen in
eine deutsche AG umgewandelt werde.
Obwohl an
allen Opel-Standorten protestiert wird, gibt es durchaus
Unterschiede in den Zwischentönen. In Bochum, wo auch in der
Vergangenheit in der Belegschaft der Verzicht für Magna höchst
umstritten war , waren die standortnationalistischen Töne für
eine Deutschland - AG wesentlich leiser als in Rüsselsheim, wo
die führenden IG-Metaller in den letzten Wochen bei ihren
Eintreten für Lohnverzicht und Entlassungen kaum noch von
Managern zu unterscheiden waren.
Mittlerweile
gibt es auch in Politik und Wirtschaft differenziertere
Stimmen zu der GM-Entscheidung. Während
Bundeswirtschaftsminister Brüderle weitere Staatshilfe
ablehnt, was seine Partei auch schon bei der
Magna-Entscheidung gefordert hatte, kann sich der
rheinlandpfälzische Ministerpräsident Kurt Beck unter
Bedingungen auch für GM Staatshilfen vorstellen. Auch in der
Wirtschaft wird daran erinnert, dass das Sanierungskonzept von
Magna unter Experten umstritten war und für die Beschäftigten
ebenfalls mit großen Belastungen verbunden gewesen wäre. Dazu
waren aber Gewerkschafter wie der Rüsselsheimer
IG-Metall-Fürst Klaus Franz ohne Widerstand bereit. Ihre ganze
Rhetorik bei den aktuellen Protesten zielt deshalb auch nicht
auf einen Kampf um die Interessen der Belegschaft unter
welchen Firmennamen auch immer, sondern um den Aufbau einer
Deutschland-AG Opel. Dafür sollen nach den Vorstellungen von
Franz und Co. die Beschäftigten Opfer bringen. Bei solchen
Argumenten braucht sich niemand zu wundern, wenn auch in
anderen europäischen Ländern Jubel oder Widerstand nur danach
verteilt sind, ob die GM-Entscheidung Arbeitsplätze erhält
oder nicht. Von einem gemeinsamen Kampf der Beschäftigten kann
dann nicht keine Rede sein. Dann müsste der Kampf einfach um
die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen gehen. Solange sich
die die Gewerkschafter die Köpfe zerbrechen, unter welchen
Kapitalisten die Lohnabhängigen sich besser ausbeuten lassen
können, ist auch nicht anderes zu erwarten. So macht die
GM-Entscheidung und die Reaktionen noch einmal die völlige
Niederlage einer emanzipatorischen Arbeiterbewegung deutlich.
Es ist zu hoffen, dass sich in den nächsten Tagen auch andere
Stimmen zu Wort melden. Gruppen wie Gewerkschafter ohne
Grenzen (GoG) in Bochum haben schließlich schon in der
Vergangenheit gegen den Standortnationalismus agiert. Die
jetzige Entwicklung zeigt, wie recht sie hatten.
Editorische
Anmerkungen
Wir
erhielten den Artikel vom Autor.
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