Betrieb & Gewerkschaft
Hamburg: Kolbenschmidt-Werk setzt mehr als 180 Leute auf die Straße

von Chico Rodriguez

11/09

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Die Krise nimmt ihren Lauf. Nachdem der Autozulieferer MAHLE dieses Jahr schon sein Werk in Alzenau de facto eingestampft hat, sind jetzt auch die Kolleg/innen vom Konkurrenten Kolbenschmidt an der Reihe – das Werk in Hamburg soll komplett geschlossen werden.

Das war im Prinzip absehbar. Von ehemals über 1.000 Beschäftigten in Hamburg waren zuletzt nur noch ca. 180 KollegInnen übrig geblieben. Diese waren schon das gesamte Jahr in Kurzarbeit gewesen, und als die Geschäftsleitung Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat (GBR) in Neckarsulm einging, war für diese bereits klar, dass der Standort Hamburg geschlossen werden sollte. Was wirklich gleichermaßen überraschend wie lehrreich ist, ist die Art und Weise, wie das Werk in Hamburg jetzt quasi über Nacht dicht gemacht wurde!

Eigentlich hatten die KollegInnen in Hamburg einen sogenannten Standortsicherungsvertrag, der erst im Sommer 2008 ausgehandelt wurde: bis 2012 sollten 154 Arbeitsplätze gesichert sein. Doch wie so oft war dieses Dokument nicht das Papier wert, auf dem es geschrieben wurde. Die Geschäftsleitung wollte den Vertrag jetzt „verändern“, aushöhlen, und als der Betriebsrat in Hamburg ein Angebot ablehnte, das für die Kollege/innen nicht akzeptabel war, erklärte das Management die Verhandlungen kurzerhand für gescheitert und kündigte den Vertrag. Den Arbeitskampf der KollegInnen von MAHLE Alzenau, welche kurzzeitig das Werk besetzt hielten, vor Auge, schaffte Kolbenschmidt den Präzedenzfall und machte das Werk über Nacht dicht. Als die KollegInnen am Montagmorgen, den 2. November, an ihren Arbeitsplatz wollten, fanden sie einen Zaun mit Sicherheitspersonal vor, das ihnen den Eintritt verwehrte! Sofort wurde mit dem Abbau der Produktionsanlagen begonnen.

Der Fall in Hamburg zeigt vor allem eins: die Zeit der Sozialpartnerschaft ist endgültig vorbei. Was hier betrieben wird, ist massiver Klassenkampf von oben. Wie der Kongress der Gewerkschaftlinken vergangenes Wochenende in Stuttgart passender Weise festgestellt hat, ist der Weg, mit den Geschäftsleitungen einen „Ausgleich“ verhandeln zu wollen, eine Weg in die Sackgasse! Wir müssen uns dem Kampf stellen, und Werksbesetzungen und Arbeiterkontrolle wieder auf der Tagesordnung setzen!

Editorische Anmerkungen

Wir erhielten den Artikel über

ARBEITERMACHT-INFOMAIL
Nummer 454
12. November 2009


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