Durch einen biologischen
Zufall bin ich als Albaner geboren. Die albanische Sprache
ist meine Sprache, selbstverständlich bin ich durch
besondere Bindungen an meine albanische Umgebung gebunden,
sowie durch mittelbare und unmittelbare Erfahrung geprägt.
Den Nationalismus lehne ich
als Ideologie und Praxis ab. Dennoch will ich unterscheiden
zwischen dem Nationalismus einer unterdrückenden und
unterdrückten Nation. Die Albaner in Kosova waren
durch den serbischen Nationalismus, besser Chauvinismus real
einer furchtbaren Unterdrückung ausgesetzt. Heute versucht
dieser Chauvinismus Kosova ethnisch zu teilen. Dies
geschieht in Übereinstimmung mit den neuen Kolonialisten den
USA und der EU- Mission. Dagegen Widerstand zu leisten ist
völlig legitim. Der Widerstand ist der patriotische Akt
einer nach wie vor unterdrückten Nation. Besonders Teile der
deutschen Linken diffamieren diesen Widerstand als
nationalistisch. Ihren Lenin haben diese Leute schlecht
gelesen oder völlig aus den Gehirnwindungen verdrängt. Lenin
war in der Frage des nationalen Selbstbestimmungsrechtes
absoluter Demokrat. Nicht weil er die Trennung der Völker
befürwortete sondern weil er davon ausging dass eine Ehe nur
funktionieren kann wenn es auch das Recht auf Scheidung
gibt. Das Scheidungsrecht stellen diese deutsch geprägten
Linken in Frage. Ihr Horizont ist beschränkt deutsch
geprägt.
In der Tat, wer in
Deutschland das nationale Banner hisst ist absolut
reaktionär. Die Deutschen werden nicht national unterdrückt,
jede nationale Parole versucht Emigranten rassistisch zu
behandeln und Privilegien zu sichern.Anders dagegen stellt
sich die Lage in Kosova dar. Die Forderung nach
Selbstbestimmung ist ein defensiver Akt, nationale Parolen
in Kosova haben somit progressive Aspekte. Allerdings muss
der Patriotismus mit dem Internationalismus verbunden
werden.Die Erfahrung lehrt, dass je weiter Prishtina von
Belgrad entfernt ist, um so besser funktioniert das
Zusammenleben von Serben und Albanern. Nach der Einführung
der sehr begrenzten Autonomie Kosovas im Jahr 1974 stieg die
Zahl der Eheschließungen zwischen Serben und Albanern an.
Seit der Aufhebung der Autonomie im Jahr 1989 durch
Milosevic, gab es so gut wie keine Eheschließungen zwischen
Serben und Albanern mehr. Dieser Zustand kann nur überwunden
werden wenn den Albanern das Selbstbestimmungsrecht gewährt
wird.
Jede Unterdrückung des
Selbstbestimmungsrechtes fördert den reaktionären nationalen
Konflikt zwischen Serben Albanern und Roma. Klar ist, dass
die nationale Frage verschwinden muss und an ihre Stelle die
Klassenfrage gehört. Es gibt eine serbische Mafia und eine
albanische Mafia in Kosova. Beide arbeiten in Kosova eng
zusammen, um sich in eine klassische Bourgeoisie zu
verwandeln. Genauso müssen die armen serbischen Menschen und
die unterdrückten und armen Albaner zusammenarbeiten.Die
serbischen Arbeiter in Serbien müssen um ihre Armut und
Ausbeutung zu überwinden, das Selbstbestimmungsrecht Kosovas
unterstützen. Nur so ist der nationale Konflikt und damit
die Bindung an bürgerliche Kräfte zu überwinden. Die Einheit
der albanischen Nation ist ein uralter Wunsch. Diesen Wunsch
kann man nicht ignorieren.Allerdings ist die Herstellung der
Einheit der albanischen Nation eine Klassenfrage.
In Kosova und Albanien muss
der Kampf um die nationale Einheit mit der Lösung der
sozialen Frage in einem permanenten revolutionärem Prozess
kombiniert werden.
Editorische Hinweise
Der Text
wurde uns von Max Brym zur Verfügung gestellt.
Ismail C. Elbasan
ergänzte seinen Artikel mit folgenden Zeilen: "Vielen
Dank Herr Brym, dass Sie sich bemühen den Text von einem
fast achtzigjährigen Albaner aus Elbasan zu übersetzen.
Entschuldigung wenn ich relativ kurz schreibe. Das Alter
fordert seinen Tribut. Tung"
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