Eine der wertvollsten
Eigenschaften, die einen Revolutionär oder eine
revolutionäre Organisation ausmachen ist die
internationale Solidarität und das Einsetzen für die
Rechte der entrechteten Bevölkerungsschichten. Der
revolutionäre Internationalismus ist es, der Solidarität
mit all jenen Organisationen zeigt, die sich unabhängig
von der Form und Art des Kampfes gegen den Kapitalismus
auflehnen. In diesem Zusammenhang widmet sich dieser
Artikel den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens
(kurz FARC-EP), der größten aktiven Volksarmee weltweit
und in der Männer und Frauen organisiert sind, die ihr
Leben gewidmet haben für die gerechteste und ehren
werteste Sache, die Menschheit von kapitalistischer
Unterdrückung zu befreien.
Im Gegensatz zu den
Erfahrungen der Menschen in vielen ländlichen Regionen
Kolumbiens, erleben wir in Europa einen permanenten
Angriff auf diese Volksarmee. Die politischen und
sozialen Ziele werden in Frage gestellt, Sympathien für
die FARC-EP sollen unterdrückt und die Idee einer
Revolution stigmatisiert werden als Terror und Kampf
ohne Ideale. Das Schlimme daran ist, das selbst
vermeintliche revolutionäre und linke Organisationen die
Vorwürfe und Verurteilungen übernehmen ohne die realen
Zusammenhänge zu begreifen. Die FARC-EP sind eine
politisch-militärische Organisation, die sicherlich
keinen Heiligenschein besitzt. Viele Dinge sind
kritikwürdig und bedürfen einer Reflektion. Aber
reflektierte Kritik ist durchaus sinnvoll bei der
Weiterentwicklung einer Organisation, während
Vorverurteilung und Diffamierung diesem Prozess
entgegenstehen. Der bewaffnete Kampf braucht keine
bedingungslose, aber eine reflektierte und brauchbare
Solidarität.
Aus diesem Grund sehen wir uns veranlasst und auf die
Notwendigkeit einer revolutionären Organisation in
Kolumbien hinzuweisen, die verschiedene Formen und Arten
des revolutionären Kampfes nutzt. Es drängt sich
manchmal die Frage auf, auf welcher Seite Linke oder
linke Gruppen stehen, auf der Seite der übergroßen
marginalen Bevölkerungsschichten, die von Teilhabe und
Reichtum ausgeschlossen sind oder auf der Seite der vom
Reichtum profitierenden herrschenden Klasse, den
Kapitalisten.
Die wirtschaftlichen Bedingungen sind die Samen des
revolutionären Kampfes. In der heutigen kapitalistischen
Gesellschaft, werden Arbeitende und arme Menschen
ausgebeutet und unterdrückt von den Kapitalisten, die
die Produktionsmittel besitzen. Hier sehen wir schon
seit Zeitdekaden die unversöhnlichen Gegensätze der
Klassen, zum einen der Kampf für Gerechtigkeit und die
Interessen der Bevölkerungsmehrheiten gegen die
Interessen der bürgerlichen, kapitalistischen Klasse.
Hieraus entsteht der revolutionäre Kampf als höchste
Form des Kampfes, der sich vieler Methoden bedient, um
den Feind zu attackieren. Doch was sind diese Methoden
des Kampfes? In Kolumbien und im Rahmen des
revolutionären Kampfes der FARC-EP bezieht er sich auf
drei Faktoren, den ökonomischen, den ideologischen und
den politischen, der in den zurückliegenden Jahrzehnten
eine militärische Komponente bekommen hat.
Der ökonomische Kampf
Der ökonomische Kampf ist bekannt durch alle
unmittelbaren Aktionen und Maßnahmen, die zur Erhaltung
oder Verbesserung ihrer Lebensbedingungen führen. Er
steht meist am Anfang eines revolutionären Kampfes und
aus ihm entwickeln sich weitere Aktions- und
Kampfformen.
Dieser Kampf ist wichtig aus zwei Gründen, erstens, weil
er die Situation der marginalisierten
Bevölkerungsschichten innerhalb des Kapitalismus etwas
verbessern kann. Die praktische Erfahrung zeigt es
insbesondere in Europa, wo zum Beispiel die Arbeitnehmer
nach langen Kämpfen die herrschende Klasse zwang,
Zugeständnisse zu machen, um die Lebenssituation
aufzuwerten. Doch sollten hier andere Ziele nicht aus
den Augen verloren werden, denn zweitens, beginnt damit
häufig eine Politisierung der unteren
Bevölkerungsschichten, in der zukünftige Revolutionäre
gebildet werden können. Die entrechteten Menschen
beschäftigen sich innerhalb des Kampfes mit den
Ursachen, Formen und Zielen der Unterdrückung und
beginnen, das ungerechte System zu hinterfragen.
Es ist jedoch auch klar, dass durch den ökonomischen
Kampf das System noch nicht beseitigt werden kann, denn
Forderungen nach Lohnerhöhungen oder Verkürzung der
Arbeitszeit schaffen wiederum ausbeuterische
Verhältnisse. Teilweise werden die Forderungen der
Arbeitnehmer in den neoliberalen Paketen kontrakariert.
Der Kampf nach einer verbesserten Lebenssituation kann
unter der Regie der Kapitalisten schnell zu einer
prekären Lebenssituation führen. Deshalb darf sich eine
revolutionäre Bewegung nicht nur auf den ökonomischen
Kampf ausruhen, sondern muss ihn als eine Kampfform
begreifen, in der das Bewusstsein der kämpfenden
Menschen geschärft und sie ideologisch und politisch
geschult werden. Schafft man es nicht, den ökonomischen
Kampf für andere Faktoren des Kampfes zu kanalisieren,
dann wird vergeblich für eine gerechte Welt gekämpft.
Der ideologische Kampf
Nachdem die Leute bemerken, was Ungleichheit und
Ungerechtigkeit bedeutet, dass sie vom wirtschaftlichen,
politischen und sozialen Leben ausgeschlossen sind, dass
sie nicht am Wohlstand teilhaben können, dann entwickelt
sich ein Gefühl bei den marginalen Schichten, zu den
Armen und Ausgebeuteten zu gehören. Einher führt diese
Irritation zum Versuch von Erklärungen für diese
Situation und schließlich zu Protest. Sie bemerken, dass
nur der Kampf gegen diese Verhätnisse etwas ändern kann,
dieser Kampf müsse jedoch breit und geeint gegen die
Kapitalisten geführt werden.
Das Verständnis einen Kampf gegen die bestehenden
Verhältnisse zu führen schließt den Kampf mit allen
Unterdrückten ein, es ist ein solidarischer Kampf. Lenin
fasst es kurz zusammen, denn um die Situation der
Ausbeutung zu beenden gibt es nur eine Option, nämlich
mit dem kapitalistischen System zu brechen.
Klar ist auch, dass solch ein Bewusstsein und dieser
Kampf nicht vom Himmel fällt. Die revolutionären
Organisationen sind in der Pflicht, dies zu fördern.
Hier spielt besonders die Agitation und Propaganda eine
große Rolle. Politisch aktive Kräfte müssen mit allen
Mitteln die Unzufriedenen und Ausgebeuteten erreichen.
Gerade jetzt, wenn sich ein Bewusstsein für die
sozioökonomischen Verhältnisse entwickelt, ist der
ideologische Kampf enorm wichtig. Erreicht werden die
Menschen mittels Zeitungen, Schulungen, Flyer,
Radiobeiträgen, Wandmalereien, Grafittis, Flugblätter,
Plakate und andere Möglichkeiten. Im ideologischen Kampf
ist es bedeutsam, so viele wie möglich für die
Organisierung und für die nächst höhere Stufe zu
mobilisieren, den politischen Kampf in Organisationen,
die sich innerhalb des Landes als eine große Kraft
darstellen. Eine Kraft, die politische Antworten parat
hat, mit den Massen kämpft und sich im besten Fall zu
einem revolutionären Kampf entwickelt.
Der politische Kampf
Der politische revolutionäre Kampf ist die höchste Form
zur Umgestaltung der Gesellschaft und notwendig, um den
Staat, der die Menschen ausbeutet, zu beseitigen. Es ist
zudem auch ein schwieriger Moment, weil die herrschende
Klasse alle im Staat zur Verfügung stehenden Mittel
nutzt, um den politischen Kampf zu unterdrücken und zu
bekämpfen. Der Staat ist sozusagen ein Instrument,
welcher die Interessen einer sozialen Klasse bedient und
die der anderen unterdrückt. Im Fall von Kolumbien
versucht die kleine Oligarchie des Landes mittels der
staatlichen Behörden und seiner repressiven Organe eine
Mehrheit von der sozioökonomischen Teilhabe
auszuschließen und Protestaktionen zu verhindern, bzw.
den politische-revolutionären Kampf auszuschalten.
Innerhalb des politischen Kampfes gibt es zwei
unterschiedliche Arten und Weisen. Zum einen der
pazifistische Kampf und zum anderen der gewalttätige
bzw. bewaffnete Kampf. Die Revolutionäre müssen sich an
den sozialen und politischen Gegebenheiten orientieren,
die in jedem Fall anders sein können. So sind
Demonstrationen, politische Streiks, und Kampagnen für
Wahlen, aber auch bewaffnete Aufstände und Kämpfe
Mittel, um ein Ziel zu erreichen. In einem Land mit
einer Regierung, die politische Organisationen nicht
verbietet und in dem es möglich ist, einen legalen
politischen Kampf zu führen, bietet sich der offene und
friedliche Weg an, um die Bevölkerung und das politische
Ziel zu erlangen.
In Kolumbien hingegen sieht die Sache anders aus.
Oppositionelle Politik wird als terroristisch bezeichnet
und politisch engagierte Menschen mit kritischen
Meinungen umgebracht. In Kolumbien gibt es über 9500
politische Gefangene, die unter miserablen Bedingungen
zu leiden haben. Für die Guerilla, die in den 80er
Jahren den politisch-pazifistischen Weg mit der Partei
„Unión Patriótica“ gehen wollte, gab es keine
Sicherheitsgarantien. Mehr als 4000 Mitglieder und
Sympathisanten wurden systematisch ermordet. Von 100
getöteten Gewerkschaftern in der Welt kommen rund 70 aus
Kolumbien. Deshalb ist der bewaffnete Kampf eine
logische Konsequenz der kolumbianischen Politik, die als
eine der repressivsten auf der Welt gilt.
Die Regierung versucht den bewaffneten politischen Kampf
der FARC-EP zu isolieren. In der Öffentlichkeit werden
ihre Kämpfer als Drogenhändler und Terroristen
diffamiert, die aktuellen Friedensgespräche zwischen
Guerilla und Regierung haben daran nichts geändert. Mit
Militäroffensiven wird versucht, ihre Basen zu
zerstören, eine Waffenruhe wurde erst vor kurzem von der
Regierung Santos abgelehnt. Doch auch wenn die Regierung
versucht, der Guerilla den politischen und sozialen
Charakter abzusprechen, die Ideen für ein gerechtes und
neues Kolumbien leben weiter in großen Teilen der
Bevölkerung, die sich tagtäglich die Misere eines
neoliberalen Kolumbiens ansehen können.
Solidarität mit den Revolutionären, Kommunisten,
Antifaschisten und Guerilla-Kämpfern!
Es lebe der politisch-revolutionäre Kampf in Kolumbien!
Es lebe die FARC-EP!
Editorische Hinweise
Wir spiegelten den Artikel von
Indymedia, wo er am 12.11.2012 erschien.
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