Kolumbien und der revolutionäre Kampf

von Revoluzzer

11-2012

trend
onlinezeitung

Eine der wertvollsten Eigenschaften, die einen Revolutionär oder eine revolutionäre Organisation ausmachen ist die internationale Solidarität und das Einsetzen für die Rechte der entrechteten Bevölkerungsschichten. Der revolutionäre Internationalismus ist es, der Solidarität mit all jenen Organisationen zeigt, die sich unabhängig von der Form und Art des Kampfes gegen den Kapitalismus auflehnen. In diesem Zusammenhang widmet sich dieser Artikel den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (kurz FARC-EP), der größten aktiven Volksarmee weltweit und in der Männer und Frauen organisiert sind, die ihr Leben gewidmet haben für die gerechteste und ehren werteste Sache, die Menschheit von kapitalistischer Unterdrückung zu befreien.

Im Gegensatz zu den Erfahrungen der Menschen in vielen ländlichen Regionen Kolumbiens, erleben wir in Europa einen permanenten Angriff auf diese Volksarmee. Die politischen und sozialen Ziele werden in Frage gestellt, Sympathien für die FARC-EP sollen unterdrückt und die Idee einer Revolution stigmatisiert werden als Terror und Kampf ohne Ideale. Das Schlimme daran ist, das selbst vermeintliche revolutionäre und linke Organisationen die Vorwürfe und Verurteilungen übernehmen ohne die realen Zusammenhänge zu begreifen. Die FARC-EP sind eine politisch-militärische Organisation, die sicherlich keinen Heiligenschein besitzt. Viele Dinge sind kritikwürdig und bedürfen einer Reflektion. Aber reflektierte Kritik ist durchaus sinnvoll bei der Weiterentwicklung einer Organisation, während Vorverurteilung und Diffamierung diesem Prozess entgegenstehen. Der bewaffnete Kampf braucht keine bedingungslose, aber eine reflektierte und brauchbare Solidarität.

Aus diesem Grund sehen wir uns veranlasst und auf die Notwendigkeit einer revolutionären Organisation in Kolumbien hinzuweisen, die verschiedene Formen und Arten des revolutionären Kampfes nutzt. Es drängt sich manchmal die Frage auf, auf welcher Seite Linke oder linke Gruppen stehen, auf der Seite der übergroßen marginalen Bevölkerungsschichten, die von Teilhabe und Reichtum ausgeschlossen sind oder auf der Seite der vom Reichtum profitierenden herrschenden Klasse, den Kapitalisten.

Die wirtschaftlichen Bedingungen sind die Samen des revolutionären Kampfes. In der heutigen kapitalistischen Gesellschaft, werden Arbeitende und arme Menschen ausgebeutet und unterdrückt von den Kapitalisten, die die Produktionsmittel besitzen. Hier sehen wir schon seit Zeitdekaden die unversöhnlichen Gegensätze der Klassen, zum einen der Kampf für Gerechtigkeit und die Interessen der Bevölkerungsmehrheiten gegen die Interessen der bürgerlichen, kapitalistischen Klasse. Hieraus entsteht der revolutionäre Kampf als höchste Form des Kampfes, der sich vieler Methoden bedient, um den Feind zu attackieren. Doch was sind diese Methoden des Kampfes? In Kolumbien und im Rahmen des revolutionären Kampfes der FARC-EP bezieht er sich auf drei Faktoren, den ökonomischen, den ideologischen und den politischen, der in den zurückliegenden Jahrzehnten eine militärische Komponente bekommen hat.


Der ökonomische Kampf

Der ökonomische Kampf ist bekannt durch alle unmittelbaren Aktionen und Maßnahmen, die zur Erhaltung oder Verbesserung ihrer Lebensbedingungen führen. Er steht meist am Anfang eines revolutionären Kampfes und aus ihm entwickeln sich weitere Aktions- und Kampfformen.
Dieser Kampf ist wichtig aus zwei Gründen, erstens, weil er die Situation der marginalisierten Bevölkerungsschichten innerhalb des Kapitalismus etwas verbessern kann. Die praktische Erfahrung zeigt es insbesondere in Europa, wo zum Beispiel die Arbeitnehmer nach langen Kämpfen die herrschende Klasse zwang, Zugeständnisse zu machen, um die Lebenssituation aufzuwerten. Doch sollten hier andere Ziele nicht aus den Augen verloren werden, denn zweitens, beginnt damit häufig eine Politisierung der unteren Bevölkerungsschichten, in der zukünftige Revolutionäre gebildet werden können. Die entrechteten Menschen beschäftigen sich innerhalb des Kampfes mit den Ursachen, Formen und Zielen der Unterdrückung und beginnen, das ungerechte System zu hinterfragen.

Es ist jedoch auch klar, dass durch den ökonomischen Kampf das System noch nicht beseitigt werden kann, denn Forderungen nach Lohnerhöhungen oder Verkürzung der Arbeitszeit schaffen wiederum ausbeuterische Verhältnisse. Teilweise werden die Forderungen der Arbeitnehmer in den neoliberalen Paketen kontrakariert. Der Kampf nach einer verbesserten Lebenssituation kann unter der Regie der Kapitalisten schnell zu einer prekären Lebenssituation führen. Deshalb darf sich eine revolutionäre Bewegung nicht nur auf den ökonomischen Kampf ausruhen, sondern muss ihn als eine Kampfform begreifen, in der das Bewusstsein der kämpfenden Menschen geschärft und sie ideologisch und politisch geschult werden. Schafft man es nicht, den ökonomischen Kampf für andere Faktoren des Kampfes zu kanalisieren, dann wird vergeblich für eine gerechte Welt gekämpft.


Der ideologische Kampf

Nachdem die Leute bemerken, was Ungleichheit und Ungerechtigkeit bedeutet, dass sie vom wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben ausgeschlossen sind, dass sie nicht am Wohlstand teilhaben können, dann entwickelt sich ein Gefühl bei den marginalen Schichten, zu den Armen und Ausgebeuteten zu gehören. Einher führt diese Irritation zum Versuch von Erklärungen für diese Situation und schließlich zu Protest. Sie bemerken, dass nur der Kampf gegen diese Verhätnisse etwas ändern kann, dieser Kampf müsse jedoch breit und geeint gegen die Kapitalisten geführt werden.

Das Verständnis einen Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse zu führen schließt den Kampf mit allen Unterdrückten ein, es ist ein solidarischer Kampf. Lenin fasst es kurz zusammen, denn um die Situation der Ausbeutung zu beenden gibt es nur eine Option, nämlich mit dem kapitalistischen System zu brechen.
Klar ist auch, dass solch ein Bewusstsein und dieser Kampf nicht vom Himmel fällt. Die revolutionären Organisationen sind in der Pflicht, dies zu fördern. Hier spielt besonders die Agitation und Propaganda eine große Rolle. Politisch aktive Kräfte müssen mit allen Mitteln die Unzufriedenen und Ausgebeuteten erreichen. Gerade jetzt, wenn sich ein Bewusstsein für die sozioökonomischen Verhältnisse entwickelt, ist der ideologische Kampf enorm wichtig. Erreicht werden die Menschen mittels Zeitungen, Schulungen, Flyer, Radiobeiträgen, Wandmalereien, Grafittis, Flugblätter, Plakate und andere Möglichkeiten. Im ideologischen Kampf ist es bedeutsam, so viele wie möglich für die Organisierung und für die nächst höhere Stufe zu mobilisieren, den politischen Kampf in Organisationen, die sich innerhalb des Landes als eine große Kraft darstellen. Eine Kraft, die politische Antworten parat hat, mit den Massen kämpft und sich im besten Fall zu einem revolutionären Kampf entwickelt.


Der politische Kampf

Der politische revolutionäre Kampf ist die höchste Form zur Umgestaltung der Gesellschaft und notwendig, um den Staat, der die Menschen ausbeutet, zu beseitigen. Es ist zudem auch ein schwieriger Moment, weil die herrschende Klasse alle im Staat zur Verfügung stehenden Mittel nutzt, um den politischen Kampf zu unterdrücken und zu bekämpfen. Der Staat ist sozusagen ein Instrument, welcher die Interessen einer sozialen Klasse bedient und die der anderen unterdrückt. Im Fall von Kolumbien versucht die kleine Oligarchie des Landes mittels der staatlichen Behörden und seiner repressiven Organe eine Mehrheit von der sozioökonomischen Teilhabe auszuschließen und Protestaktionen zu verhindern, bzw. den politische-revolutionären Kampf auszuschalten.

Innerhalb des politischen Kampfes gibt es zwei unterschiedliche Arten und Weisen. Zum einen der pazifistische Kampf und zum anderen der gewalttätige bzw. bewaffnete Kampf. Die Revolutionäre müssen sich an den sozialen und politischen Gegebenheiten orientieren, die in jedem Fall anders sein können. So sind Demonstrationen, politische Streiks, und Kampagnen für Wahlen, aber auch bewaffnete Aufstände und Kämpfe Mittel, um ein Ziel zu erreichen. In einem Land mit einer Regierung, die politische Organisationen nicht verbietet und in dem es möglich ist, einen legalen politischen Kampf zu führen, bietet sich der offene und friedliche Weg an, um die Bevölkerung und das politische Ziel zu erlangen.

In Kolumbien hingegen sieht die Sache anders aus. Oppositionelle Politik wird als terroristisch bezeichnet und politisch engagierte Menschen mit kritischen Meinungen umgebracht. In Kolumbien gibt es über 9500 politische Gefangene, die unter miserablen Bedingungen zu leiden haben. Für die Guerilla, die in den 80er Jahren den politisch-pazifistischen Weg mit der Partei „Unión Patriótica“ gehen wollte, gab es keine Sicherheitsgarantien. Mehr als 4000 Mitglieder und Sympathisanten wurden systematisch ermordet. Von 100 getöteten Gewerkschaftern in der Welt kommen rund 70 aus Kolumbien. Deshalb ist der bewaffnete Kampf eine logische Konsequenz der kolumbianischen Politik, die als eine der repressivsten auf der Welt gilt.

Die Regierung versucht den bewaffneten politischen Kampf der FARC-EP zu isolieren. In der Öffentlichkeit werden ihre Kämpfer als Drogenhändler und Terroristen diffamiert, die aktuellen Friedensgespräche zwischen Guerilla und Regierung haben daran nichts geändert. Mit Militäroffensiven wird versucht, ihre Basen zu zerstören, eine Waffenruhe wurde erst vor kurzem von der Regierung Santos abgelehnt. Doch auch wenn die Regierung versucht, der Guerilla den politischen und sozialen Charakter abzusprechen, die Ideen für ein gerechtes und neues Kolumbien leben weiter in großen Teilen der Bevölkerung, die sich tagtäglich die Misere eines neoliberalen Kolumbiens ansehen können.

Solidarität mit den Revolutionären, Kommunisten, Antifaschisten und Guerilla-Kämpfern!
Es lebe der politisch-revolutionäre Kampf in Kolumbien!
Es lebe die FARC-EP!

Editorische Hinweise

Wir spiegelten den Artikel von Indymedia, wo er am 12.11.2012  erschien.