trend spezial: Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym
Prishtina - Der schändliche Kniefall vor Erdogan

von Max Brym

11-2013

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Am 23. Oktober wurde der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan, feierlich am Flughafen in Prishtina empfangen. Dabei vollführten der kosovarische Primer Thaci und der albanische Regierungschef Edi Rama, wahre Kniefälle vor dem rechtsreaktionären islamistischen Premier. Edi Rama nannte ihn „ Bruder Erdogan“ Thaci war etwas bescheidener und nannte ihn nur„ Freund“.

Groß wurde am Flughafen nochmals, die Privatisierung des sehr rentablen Flughafens „ Adem Jashari“ abgefeiert. Der Eigentümer des Flughafens ist seit einigen Jahren, die türkische Gesellschaft LIMAK. Dieser Investor ist eng mit dem Clan von Recep Tayyip Erdogan verbunden. Für die Gesellschaft und für die Arbeiter war die Privatisierung des Flughafens keine Erfolgsstory. Der Gewerkschafter Alush Sejdiu nannte dazu vor einiger Zeit folgende Fakten: „ Es gibt in Kosova einen Durchschnittslohn von 372 € im Monat, sowie einen Mindestlohn von 170 € für Arbeiter über 35 Jahre. Die privaten Investoren kümmern sich meist einen Dreck, um solche Festlegungen. Für Sie existiert kein Gesetz, kein Arbeiterrecht und keine normale Bezahlung.“ Als Beispiel kann die Privatisierung des Flughafens in Prishtina herangezogen werden. Dort schloss die Gewerkschaft eine Vereinbarung mit dem türkischen Investor ab. Nach dieser Vereinbarung gab es eine Arbeitsplatzgarantie für die Beschäftigten und einen Lohn von 500 € pro Monat. Ein Jahr nach der Privatisierung wurden 34 renitente Arbeiter entlassen, darunter der Gewerkschaftsleiter am Flughafen Sylejman Zeneli. Andererseits stellte das Unternehmen 100 Arbeiter für einen Lohn von 250 € im Monat ein. Die Regierung Thaci feiert bis heute die Privatisierung des Flughafens als „ großen Erfolg“ . In der Tat, der private Profit feiert Erfolge auf Kosten der Arbeiter und der Gesellschaft. Letzteres war und ist für die Privatisierer Thaci und Rama, selbstverständlich kein Thema. Thaci vergass bei der Begrüßung von Erdogan sogar zu erwähnen, dass der Flughafen immer noch „Adem Jashari“, heißt. Jeder aufrechte Demokrat in der Türkei kämpft gegen Erdogan. Erdogan ist ein populistischer Reaktionär mit osmanischen Träumen.

Die Umstände des Besuches

In Kosova sind am 3. November Kommunalwahlen. Der Besuch von Erdogan soll den türkischen Investoren und Hashim Thaci nützen. Die kosovarische Journalistin Frau Xharra, nannte heute den Besuch in der Zeitung „Zeri“ auch „ eine innenpolitische Angelegenheit Kosovas “. In der Tat, Erdogan spielt sich als großer Freund der Albaner auf. In der Realität geht es ihm aber nur darum, noch mehr türkisches Kapital nach Kosova in rentable Geschäfte zu bringen. Im Flughafen steckt türkisches Kapital, in der sündteuren Autobahn und die Elektroverteilung KEDS wurde an die Firma Limak Celik aus der Türkei vergeben. Zusätzlich wurde kürzlich ein Freihandelsabkommen mit der Türkei unterzeichnet. Der freie Zugang zum kosovarischen Mark wird den Bauern in Kosova endgültig strangulieren, sowie die Inflation anheizen. Der „ Freund“ Erdogan will den Konkurrenzvorteil des türkischen Kapitals gegenüber anderen profitgierigen Konzernen in Kosova gewahrt wissen. Der „Bruder Erdogan“, will sich außerdem an der Islamisierung Kosovas probieren. Zudem arbeitet die Türkei daran, die albanische Geschichte und Identität zu zerstören. Nach der Aufforderung, die Geschichtsbücher Kosovas zu verändern wird für Sultan Murat eine Gedenkstätte, durch türkischer Einrichtungen in Obellic errichtet. Es soll den Albanern untersagt werden daran zu denken , dass ihr Nationalheld Skanderbeg einst gegen das osmanische Reich heroisch kämpfte. Im Jahr 1912 kämpften alle Völker des Balkans gegen das osmanische Imperium. Das Problem war nur, dass das damalige reaktionäre serbische Regime, diesen Kampf benützte, um eigene hegemoniale Expansionen durchzuführen. Erdogan hat auch kein Problem mit dem heutigen serbischen Staat. Türkische Investoren versuchen in Serbien massiv Fuß zu fassen. Alles ist dabei immer „ brüderlich“ und human, nie geht es um hegemoniale Absichten oder gar um Profit.