Am 3.
November sind Kommunalwahlen in Kosova. Mit der
Stadtratskandidatin Frau Ruzhdiye Murati von VV (
Bewegung für Selbstbestimmung) machte dazu Max Brym
ein Interview für Kosova- Aktuell in Prishtina . Frau
Murati ist ausgebildete Technologin. Frau Murati wurde
in Durres in Albanien geboren. Ihre Mutter nahm am
antifaschistischen
Befreiungskampf in Albanien teil. Der Vater von Frau
Murati war ein Albaner aus Dibar in Mazedonien.
Zwischen 1957 und 1963 durfte die Familie ein Dorf in
Albanien nicht verlassen. Im Jahr 1963 wurde die
Familie, Vater, Mutter und 5 Geschwister gegen ihren
Willen nach Mazedonien abgeschoben. Dort sperrte die
jugoslawische Polizei, die Familie drei Monate ins
Gefängnis. Während des verehrenden Erdbebens in der
mazedonischen Hauptstadt Skopje im Jahr 1963 wurde die
Familie aus der Haft entlassen. Frau Murati behielt in
Jugoslawien ihren albanischen Pass und studierte ab
den siebziger Jahren an der Universität in Prishtina.
Max Brym : Frau Murati warum
kandidieren Sie für VV zum Stadtrat in Prishtina ?
Ruzhdiye Murati: Nur VV hat ein Programm welches die Interessen
der großen Mehrheit der Bevölkerung widerspiegelt.
Max Brym: Ich habe gehört, dass die Wasserversorgung in
Prishtina ein Problem ist. Können Sie mir dazu etwas sagen.
Ruzhdiye Murati: Eigentlich hat jeder Bürger Prishtinas genug
Wasser zur Verfügung. Pro Kopf gibt es eine Wassermenge von 300
Litern pro Person am Tag. Aber bei vielen Bürgern kommt das
Wasser nicht an. In vielen Stadtteilen gibt es oft stundenlang
kein Wasser. Knapp 150 Liter Wasser versickern in der defekten
Kanalisation oder es wird Wasser gestohlen. Die Stadt Prishtina
investierte nichts in die Kanalisation was die ärmeren Viertel
der Stadt angeht. Dafür haben die Hotels und die
Renummerierbrunnen im Zentrum rund um die Uhr Wasser. Diesen
Zustand wollen wir radikal verändern. Wasser ist ein elementares
menschliches Bedürfnis.
Max Brym: Ein wichtiger Punkt ist auch die Verkehrsplanung in
Prishtina.
Ruzhdiye Murati: Ja der Verkehr in Prishtina ist katastrophal.
Nur noch die Linie 4 im Bußverkehr ist in öffentlicher Hand.
Alle anderen Busslinien sind privatisiert. Die Busse fahren
unregelmäßig ungeplant und nur zu rentablen Zeiten. Wir fordern
einen öffentlichen Nahverkehr mit mehr und besserer Anbindung
der einzelnen Stadtteile. Die Busse müssen pünktlich fahren und
die Preise sollten gesenkt werden. Für Rentner Invaliden Arme
und Schüler und Studenten fordern wir einen Nulltarif.
Bürgermeister Isa Mustafa lässt den öffentlichen Verkehr
verkommen. Der Grund ist wahrscheinlich dass seine Söhne und die
Söhne von Fatmir Sejdiu das größte Taxiunternehmen Kosovas die
Firma „ London Taxi“ unterhalten. Ansonsten bauen die
Stadtherren nur Parkplätze für ihre Luxuslimousinen.
Max Brym: Wie viele öffentliche Kindergärten gibt es in
Prishtina
Ruzhdiye Murati : ( lacht) Seit 1999 wurde kein einziger
öffentlicher Kindergarten errichtet. Insgesamt gibt es in
Prishtina mit real gerechnet 400000 Einwohnern nur 8 öffentliche
Kindergärten. Diese kosten aber auch Geld. Daneben schießen jede
Menge private Kindergärten aus dem Boden. Offiziell gibt es 40
private Kindergärten. Nach unseren Erkenntnissen aber 120.
Monatlich kostet ein Kindergartenplatz 120 Euro und mehr. Wir
treten für ein kostenloses öffentliches System von Kindergärten
ein welches den Bedarf deckt. Vorläufig wollen wir leerstehende
Schulgebäude und andere Einrichtungen in öffentliche
Kindergärten umwandeln.
Max Brym : Vielen Dank für das Gespräch Frau Murati und viel
Erfolg im Wahlkampf.

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