Das Ende des dualen Währungssystems in Kuba

von
Maximilian Vorast

11-2013

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onlinezeitung

Schon seit Jahren bezweckt die kubanische Regierung, das System der zwei Währungen abzuschaffen. Im Oktober dieses Jahres wurde nun verkündet, dass es einen konkreten Zeitplan gebe, der nächstes Jahr mit der Unternehmensreform anfängt und danach auch private Konsumenten betrifft.

Die Entstehung des dualen Systems

Neben dem Peso Cubano (CUP), der ursprünglichen nationalen Währung Kubas, existiert noch der Peso Convertible (CUC). Während der CUP lediglich in CUC umgetauscht werden kann, ist der CUC innerhalb Kubas frei konvertibel. Dabei ist der CUC an den Wechselkurs des US Dollars gebunden, während eine Einheit des CUC für 25 CUP gekauft werden kann. Für einen CUC erhält man hingegen 24 CUP.
Als Notlösung für die ökonomischen Verwerfungen der Sonderperiode gedacht, ist das duale Währungssystem seit nunmehr 20 Jahren elementarer Bestandteil der kubanischen Wirtschaftsstruktur geworden. Wie ist es hierzu gekommen?

Zweifelsohne konnte man Kuba in den 1980er Jahren als “durchglobalisierte” Volkswirtschaft bezeichnen. Die Arbeitsteilung innerhalb des RGW sorgte für eine fortgeschrittene Spezialisierung in vielen Industriezweigen. Über 700 Produkte wurden aus den sozialistischen Staaten zu guten Konditionen geliefert, während die industrielle Basis selbst in die Zuliefererketten des RGW bewusst integriert wurde – eine ökonomische Entscheidung und die logische Konsequenz aus Kubas Beitritt zum RGW und der damit erfolgten Übernahme weiter Teile des sowjetischen Planungsmodells während der 70er Jahre.

Ein weiterer Bestandteil der wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen waren die immensen sowjetischen Subventionen der kubanischen Wirtschaft (Grafik 1). So wurde beispielsweise Rohöl in großen Mengen bereitgestellt, in Kuba weiterverarbeitet und reexportiert – 40% der Deviseneinnahmen stammten Ende der 80er Jahre aus diesen Geschäften. Auch bei Produkten der Zuckerindustrie konnte sich das Land stets auf feste Abnahmemengen und Preise über Weltmarktniveau verlassen.

Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Wegfall der Abnehmer eigener Produkte erwarteten die wenigsten Beobachter, dass das sozialistische Kuba die Milleniumfeier erleben würde. Die ökonomischen Auswirkungen sollten sie in ihrer Annahme bestärken: Zwischen 1989 und 1993 sind nicht weniger als 80% der Importkapazitäten schlicht ausgeblieben, fast 85% der Konsumgüter enthielten noch Anfang der 90er Importeile. In der Folge konnte nichts mehr exportiert werden, viele Industriebetriebe konnten nicht produzieren, Lebensmittel wurden knapp – die sogenannte Sonderperiode (span.: “Periodo Especial”), welche offiziell noch immer nicht für beendet erklärt wurde, ist heute die ökonomisch prägende Erfahrung vieler Kubaner. Die meisten industriellen Sektoren haben sich von diesem Schock nicht mehr erholt.

Die Knappheit an Konsumgütern des Grundbedarfes nahm während der Hochphase der Sonderperiode (1993 – 1999) stetig zu, die Preise blieben dennoch konstant. Diese Form der “sozialistischen Inflation” zeigte sich an auch durch den Liquiditätsüberhang der meisten Privathaushalte, die zwar keiner produktiven Arbeit nachgehen konnten, jedoch weiterhin Löhne und subventinierte Lebensmittel erhielten. Um die Löhne auszubezahlen wurde die Geldschöpfung immens ausgeweitet. So stieg die Geldmenge bis 1993 von vormals 4,2 Milliarden CUP auf 11 Milliarden CUP an. In weniger als 4 Jahren wertete der inoffizielle Wechselkurs des CUP von 1 Dollar : 5-7 CUP auf 1 Dollar : 100 CUP ab (teilweise wurde ein Dollar sogar für 130 CUP auf dem Schwarzmarkt gehandelt).

In Folge dessen entwickelte sich auf dem Schwarzmarkt der Dollar zum wichtigsten Zahlungsmittel, da er weiterhin als stabiles Wertaufbewahrungsmittel fungieren konnte. Insgesamt waren so schätzungsweise über 500 Millionen Dollar außerhalb des regulären Geldsystems im Umlauf. Um diese Devisen volkwirtschaftlich sinnvoll nutzen zu können wurde 1993, nach anfänglichem Zögern, der Devisenbesitz legalisiert und Teile des Schwarzmarktes z.B. durch Bauernmärkte und einen kleinen Privatsektor institutionalisiert. Dadurch konnte der Tourismussektor als einer der Hauptdevisenbringer stark ausgebaut werden. Zudem wurde 1994 der Peso Convertible (CUC) geschaffen, der zunächst nur als “Touristenwährung” in sehr begrenzter Zirkulation verwendet wurde. Diese Maßnahmen konnten die Währungsverwerfungen stoppen, da alle devisenbezogenen Güter nun außerhalb des staatlichen Bepreisungssystem zu “tatsächlichen Werten” gehandelt werden mussten. Der CUP pendelte sich derweil auf seinem heutigen Wechselkurs ein. Als weitere wichtige Meilensteine können sowohl die Eröffnung eines flächendeckenden Wechselstubensystems (CADECA) 1995, als auch die Gründung der Zentralbank 1997 gesehen werden.
Auf volkswirtschaftlicher Ebene führte die Dollarisierung ungewollt zu einer Fragmentierung der Wirtschaft: Einige Betriebe können ihre Devisen eigenständig erwirtschaften, während andere weiterhin von Devisenzuteilungen abhängig sind. Um diese Struktur planerisch abbilden zu können und beide Zirkulationsspähren zu integrieren wurde der offizielle Wechselkurs der 80er Jahre von 1 Dollar zu 1 CUP für Transaktionen zwischen Staatsbetrieben und kubanischen Banken weitergeführt und existiert bis heute. Ein komplexes System aus verschiedenen Transaktionen und internen Verrechnungskursen ist seitdem entstanden.

Abschöpfung der Devisen oder Steigerung der Exporte?

Eine der weitreichendsten Folgen ist die Exportschwäche der kubanischen Betriebe: Macht ein Devisenbetrieb 1 Dollar Umsatz so erhält er bei kubanischen Banken 1 CUP dafür. Ein denkbar schlechter Kurs, der aus einem im Dollarsektor rentablen Betrieb einen unrentablen kreiert. Der Anreiz zur Ausweitung der Exporte ist dementsprechend gering. Technisch wurde das Abschöpfen der Devisen u.a. auch durch die bis heute existierenden staatlichen Vermittlungsbehörden für Arbeitskräfte umgesetzt. Verdient ein Arbeiter in einem dieser Betriebe 500 CUP im Monat so muss der Betrieb an jene Agenturen 500 Dollar überweisen, das gilt auch für die zahlreichen Joint-Venture Betriebe, die in den 1990er Jahren entstanden. Im Gegensatz hierzu ist der Anreiz Importe durch härtere Pläne einzusparen gering: Die Betriebe müssen lediglich 1 CUP aufwenden um Güter im Wert von 1 Dollar zu erwerben.

An dieser Grundproblematik änderte auch der 2004 initiierte Ausbau des CUC zur landesweit vorherrschenden Devisenwährung nichts. Der Schritt wurde mit dem steigenden Druck der USA auf internationale Banken welche im Zusammenhang mit Kuba standen begründet. Der CUC wurde dabei an den Kurs des Dollars gebunden (von 2005 bis 2011 wurde der CUC mit einem Kurs von 1,08 Dollar zu 1 CUC jedoch leicht aufgewertet). Zwar konnte die kubanische Regierung durch den CUC die Auf- und Abwertung einfacher steuern und erhielt einen zentralisierten Überblick und weitreichende Kontrolle über die laufenden Transaktionen, die nun im Umtausch Dollar zu CUC umgesetzt werden mussten. Jedoch änderte sie nichts am Grundsatz der 1:1 Verrechnung zwischen nunmehr dem CUC und dem CUP. Auch wenn der Besitz des US Dollars weiterhin erlaubt war, mussten alle Dollareinlagen auf kubanischen Banken in CUC gewechselt werden. Der Kauf des CUC beinhaltete eine Gebühr von 10%, was weitere Deviseneinahmen brachte.

Der bestehende CUC Sektor hat weitreichende Auswirkungen auf das tägliche Leben der Kubaner. Fast alle Löhne werden in CUP ausbezahlt, wobei der Durchschnittslohn heute etwa 500 CUP (ca. 20 US Dollar) beträgt. Dieser geringe Lohn ist durch einen hohen Grad an subventionierten Gütern des Grundbedarfes ausreichend zum Überleben. Da jedoch beinahe alle hochwertigen Importkonsumgüter lediglich in CUC erhältlich sind, ist der Anreiz ein CUC Einkommen zu erwirtschaften immens. Dies führt zu einer Fehlallokation von Fachkräften: Ärzte arbeiten freiwillig als Hotel-Portier, da sie an einem Abend mehr Trinkgeld erhalten, als sie in einem Monat in ihrer Praxis verdienen könnten. Ebenso stehen pragmatische CUC Prämien in vielen Betriebe notgedrungen auf der Tagesordnung.

Das duale Währungssystem hat so die soziale Ungleichheit in nicht gekannten Ausmaßen verstärkt: 40% der Bevölkerung haben keinen Zugang zum CUC während viele Personen Auslandsüberweisungen erhalten und so ohne entsprechenden Arbeitseinsatz für kubanische Verhältnisse fürstlich leben – ein sowohl ökonomisch als auch politisch untragbarer Zustand der überdies hinaus ein Haupthemmnis der volkswirtschaftlichen Entwicklung des Landes darstellt und nun überwunden werden soll.

Die Reform als permanenter Tagesordnungpunkt

Das notwendige Übel zur Rettung der Revolution war niemals als permanente Lösung gedacht. Fidel Castro bekundete schon zu Beginn der Dollarisierung, dass dieser Schritt lediglich temporärer Natur sei. Die anhaltende Devisenknappheit machten jedoch weitere Schritte zur Vereinigung des Peso Convertibles (CUC) und des Peso Nacional (CUP) zur Unmöglichkeit. Die Probleme äußerten sich zuletzt von 2008 bis 2010 in Form einer Liquiditätskrise, die in der Bevölkerung auch “kleine Sonderperiode” genannt wurde. Nach den drastischen Schäden zweier Hurrikane und der beginnenden Weltwirtschaftskrise hatte der Staat nicht mehr genug konvertible Währung um seine laufenden Ausgaben zu decken, was die kubanische Regierung zum Einfrieren der Konten sämtlicher ausländischer Investoren veranlasste.

Seit diesem Zeitpunkt verfolgt die Regierung einen strikten Sparkurs, der die Währungsreserven schon 2010 wieder auf den Vorkrisenstand erhöhte. Nichts desto trotz wurden auf dem VI. Parteitag der PCC im Jahr 2011 die Überwindung des dualen Währungssystems beschlossen. So heißt es in Nummer 55 der „Leitlinien“:

„Se avanzará hacia la unificación monetaria, teniendo en cuenta la productividad del trabajo y la efectividad de los mecanismos distributivos y redistributivos. Por su complejidad, este proceso exigirá una rigurosa preparación y ejecución, tanto en el plano objetivo como subjetivo.“

Es wird bis zur Vereinigung der Währungen vorangeschritten, wobei die Arbeitsproduktivität und die Effizienz der Verteilungs- und Umverteilungsmechanismen in Rechnung gestellt werden müssen. Aufgrund seiner Komplexität benötigt dieser Prozess eine strikte Vorbereitung und Durchführung sowohl auf objektiver, als auch auf subjektiver Ebene.

Am derzeitigen Beginn der zweiten Phase der Umsetzung der “Leitlinien” lässt die kubanische Wirtschaft eine durchaus solide, wenn auch nicht überragende Performance erkennen: leichtes, aber stetiges Wachstum seit vier Jahren in Folge, Steigerung von Exporten und der Durchschnittsproduktivität. Dies ist Voraussetzung für einen graduellen Vereinheitlichungsprozess. Raúl hatte hierzu schon im Juli 2013 auf einer Sitzung des Parlamentes klargestellt, dass die Vereinigung beider Währungen nun auf der Tagesordnung stehe. In Folge dessen wurde im Oktober ein Ministerratsbeschluss zur Erarbeitung einer konkreten Roadmap getroffen. In der hierzu veröffentlichten Note heißt es, dass der Wert des CUP in seiner Funktion als Zahlungsmittel, buchhalterische Einheit und zur Messung der tatsächlichen ökonomischen Performance, in Verbindung mit anderen Maßnahmen zur Aktualisierung des ökonomischen Modells wiederhergestellt werden soll. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass die Währungsreform allein nicht in der Lage sen wird, die momentanen Probleme der kubanischen Wirtschaft zu lösen. Außerdem wurde den kubanischen Sparern die Sicherung ihrer Einlagen garantiert, seien sie in Form des CUC, CUP oder anderen Währungen. Konkrete Maßnahmen ließ die Note jedoch offen und verweist stattdessen auf die Veröffentlichung der Schritte gemäß ihrer Umsetzung. Allerdings wurde angekündigt, dass künftig auch mit CUP Produkte in Devisenläden erworben werden können (freilich zum offiziellen Wechselkurs 25:1).

Die Konturen der Reform

Dennoch lassen sich bereits einige Aussagen zum ersten Schritt der Reform machen. So sollen zunächst alle ERP (Electronic Ressource Planning) Systeme angepasst werden und entsprechende Buchhaltungsrichtlinien erarbeitet werden. Zudem steht eine umfassende Schulung der involvierten Manager an. Die Modernisierung des Bankensektors wird derzeit gezielt vorangetrieben, die Öffnungszeiten von Banken sollen erweitert, ihre Angebotspalette ausgedehnt werden. Hierzu zählt vor allem der einfachere Zugang zu Krediten. Seit 2011 wurden Kleinkredite im Wert von 64 Mio. US$ an Privatpersonen und 25 Mio. US$ an den Agrarsektor ausgegeben. Auch die Anzahl der Bankautomaten im Land soll sich vergrößern. Derzeit gibt es 498 Geldautomaten in Kuba, davon 343 in Havanna. In diesem Jahr wurden nun 200 zusätzliche Geräte importiert.

Der Kern der Reform wird zunächst im Bereich der Abrechnungen zwischen Wirtschaftseinheiten, jedoch vorerst außerhalb der Spähre der Privathaushalte umgesetzt werden. Ebenso vom Tisch ist der diskutierte Ansatz einer sofortigen Umstellungen der Währungen. Stattdessen soll ein gradueller Prozess initiiert werden. Laut einigen von den Medien zitierten Experten soll sicher dieser über 18 Monaten hinziehen und eine Anpassung des 1:1 Verrechnungsprinzips beinhalten. Wie im ersten Teil diees Artikels erläutert, werden Transaktionen zwischen Staatsbetrieben und anderen staatlichen Akteuren mit einem Wechselkurs von 1 CUP zu 1 CUC verrechnet. Nun soll der CUP je nach Sektor einen neuen Verrechnungswechselkurs erhalten und dadurch in der Wirtschaft abgewertet werden. Der ehemalige kubanische Zentralbanker Pavel Vidal gibt drei Beispiele für die neuen Verrechnungskurse an:

  1. Kleinbauern, die ihre Produkte neuerdings direkt an Hotels verkaufen dürfen, erhalten nunmehr 10 CUP für 1 CUC statt 7 CUP für 1 CUC wie noch im letzten Jahr.
  2. Die Zuckerindustrie erhält für Exporterlöse fortan 12 CUP für 1 CUC wobei die Importkosten mit 7 CUP für 1 CUC verrechnet werden. Öl aus Venezuela soll nun im Kurs 4 CUP für 1 CUC bezahlt werden.
  3. Auch die neuen Transportkooperativen können nun Importgüter wie Benzin, Reifen und andere Ersatzteile für 10 CUP zu 1 CUC einkaufen.

Für Vidal steht diese Form der Vereinheitlichung der Währungen ganz im Sinne der taktischen Umsetzung aller Reformen: Zunächst wird in begrenzten Bereichen experimentiert um die Ergebnisse später zu evaluieren und schließlich in optimierter Form auf die gesamte Volkswirtschaft zu erweitern. So können beispielsweise die Neubewertung von Aktiva und Verbindlichkeiten in einer kontrollierten Umgebung “simuliert” und damit auf operativer Ebene neue Erkenntnisse erlangt werden.

Die Ankündigung der Abwertung des CUP im Bereichen der internen Verrechnungskurse spiegelt sich auch in der Reform des Managements der Staatsbetriebe wieder. Diese sollen laut ab nächstem Jahr ein größeres Maß an Autonomie erhalten. So können sie gut die Hälfte ihres Gewinns eigenständig verwalten. Zudem erhalten sie die Möglichkeit in gewissen Toleranzgrenzen vom staatlichen Devisenplan abzuweichen. Eine Abwertung des CUP in Verbindung mit größerer Budgetautonomie bedeutet sowohl einen verstärkten Anreiz zur Steigerung der Exporte (sie erhalten mehr CUP für jeden verdienten CUC), als auch einen Anreiz zur Importsubstitution (Importe werden vergleichsweise teuer im Gegensatz zu inländischen Produkten). Gleichzeitig befindet sich die Umstrukturierung der Staatbetriebe in ihrer Endphase und es ist daher eine Entfaltung von Synergien zu erwarten. Laut dem kubanischen Ökonomen Juan Triana (Universität Havanna) sollen zusätzliche Fonds zur temporären Unterstützung von Betrieben, für die durch die Reform Verluste zu erwarten sind, eingerichtet werden.

Chancen und Risiken

Die positiven Effektive dieser Maßnahmen liegen auf der Hand: Die Betriebe sind in der Lage höhere CUP Gehälter zu zahlen, während gleichzeitig der Binnenmarkt gestärkt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Exportsektors gestärkt wird. Zudem ist eine realistischere Bepreisung der Produkte möglich, da der interne Verrechnungskurs näher am tatsächlichen Wechselkurs liegt (welcher vermutlich aufgrund einer Unterbewertung des CUP wohl zwischen 18 und 24 CUP je 1 CUC zu bemessen ist). Letztlich erlaubt die Existenz einer einzigen Währung auch eine effektivere monetäre Makrosteuerung der verschiedenen Eigentumsformen (beispielsweise ein einheitlicheres Steuersystem, weniger Bürokratie) – und der CUP würde potentiel konvertibel werden.

Nichts desto trotz bringt eine solche Reform auch Gefahren mit sich. So fragt der Ökonom und gute Kenner der kubanischen Wirtschaft, Carmolo Mesa Lago, nicht zu Unrecht mit welchen Ressourcen die kubanische Regierung einen Anstieg der Löhne ohne Kaufkraftverlust abzufedern gedenkt und eine Inflation verhindern will. Woher sollen die zusätzlichen CUP kommen, die in Zirkulation gebracht müssen, angesichts der Tatsache, dass sich die Regierung eine systematische Rückzahlung und Deckelung der Verbindlichkeiten zum Ziel gesetzt hat? Zudem ist es unausweichlich, die Subventionen für Konsumgüter des Grundbedarfes welche in CUP verkauft werden drastisch zu reduzieren, wenn der CUP seine Funktion als Zahlungsmittel zurückerlangen soll – die ohnehin angestrebte Abschaffung der Rationierungskarte “Libreta” muss somit ebenfalls fokussiert werden. Wie die kubanische Regierung diesen Schritt jedoch umsetzen will, ist fraglich. Raúl Castro erklärte hierzu, dass in Zukunft Menschen, nicht Produkte subventioniert werden würden. Die kubanische Subventionspolitik muss also künftig vollkommen neu gedacht werden, da sie nicht mehr alle Teile der Bevölkerung gleichermaßen erreichen wird. Es müssen neue Methoden und Indikatoren zur Bedarfsermittlung entwickelt werden, die langfristig in dem Aufbau eines Sozialversicherungssystems münden könnten.

Auch werden für die Dauer des Umstellungsprozesses wohl auch die ausländischen Investitionen rückläufig sein, wobei hier energisch versucht wird mit der neuen Sonderwirtschaftszone in Mariel durch steuerliche Vergünstigungen gegenzusteuern.

Insgesamt ist der Zeitpunkt der Reform im allgemeinen Zusammenhang der Aktualisierung des Wirtschaftsmodells gut gewählt. Dennoch bleibt es fraglich, in welchem Zeitrahmen und durch welche konkreten Schritte die Reform umgesetzt wird. Auch die Frage nach einer Aufwertung des Wechselkurses für die Privathaushalte und der zukünftigen Kaufkraft des CUP, bleibt offen. Spätestens in einem Jahr dürften sich einige Antworten finden lassen.

Editorische Hinweise

Wir übernahmen den Text von Indymedia, wo er am 8.11.2013 erschien. Die Erstveröffentlichung erfolgte bei http://cubaheute.wordpress.com/

Der Autor: Maximilian Vorast studiert Betriebswirtschaftslehre und macht zur Zeit  ein Praktikum in Großbritannien. Er bereiste Kuba zum ersten Mal im Jahr 2012 und verfasste mit anderen einen Reisebericht.