Betrieb & Gewerkschaft

Alternative Hochschulgewerkschaft kurz vor Gründung
Konstituierender Kongress vom 18. bis 20. November in Frankfurt


Gewerkschaftsinitiative unter_bau [Pressemitteilung No. 3]

11/2016

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onlinezeitung

Nach zweijähriger Vorarbeit geht das wohl ambitionierteste Hochschulprojekt in Deutschland an den Start. Vom 18. bis 20. November kommen im Festsaal des Studierendhauses in Bockenheim Angehörige unterschiedlicher Status- und Beschäftigtengruppen der Goethe-Universität Frankfurt zusammen, um die alternative Hochschulgewerkschaft unter_bau zu gründen. Dies ist der letzte Schritt einer langen Reihe von Vorbereitungen, an deren Ende eine schlagkräftige Organisation stehen soll. Angefangen hatte alles mit einem Konzeptpapier, auf
dessen Grundlage sich verschiedene Hochschulaktive zu einer Initiative zusammengeschlossen haben. Vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen entwickelten sie ein umfassendes Strategiepapier für den Gewerkschaftsaufbau.  Dieser wurden in den vergangenen Monaten von rund 100 Hochschulangehörigen unterstützt.

„Mit der Gründung wollen wir eine Organisation etablieren, die es in dieser Form an den deutschen Universitäten noch nicht gegeben hat“, erklärt Anna Yeliz Schentke, Pressesprecherin der Initiative. „Wir werden versuchen, die Verhältnisse an der Universität Frankfurt gründlich und grundlegend aufzuwühlen, um damit eine Wende gegen die Neoliberalisierung der Hochschule einzuleiten“. Dafür will der unter_bau erklärtermaßen eine
umfassende Solidarität zwischen den Status- und Beschäftigtengruppen organisieren, um Verbesserungen bei den Arbeits-, Studien und Wissenschaftsbedingungen zu ermöglichen. Darüber hinaus verfolgt er ein hochschulpolitisches Programm, das auf eine grundsätzliche Umgestaltung der Uni hin zu einer sozial ausgerichteten Hochschule in rätedemokratischer Selbstverwaltung abzielt.

Der dreitägige Kongress wird am Freitag mit vorbereitenden Workshops, einem Austausch mit internationalen Gästen und schließlich einer Podiumsdiskussion mit anderen Organisationen beginnen. Am Samstag folgt die konstituierende Sitzung, in der die formale Grundlage der Gewerkschaft, die Satzung mit Anhängen, verabschiedet werden. Außerdem wird ein erster Entwurf des künftigen Grundsatzprogramms diskutiert. Seinen Abschluss findet der Kongress am Sonntag mit der Wahl des Sekretariats und der Einrichtung von Arbeitskreisen und Mandaten, bevor abschließend über den weiteren Organisationsaufbau beraten wird. Ein genaues Programm einschließlich der Inhalt und Gästen der Podiumsveranstaltung wird noch veröffentlicht. Außerdem wird die Presse zeitnah über Möglichkeiten der Berichterstattung informiert werden.

In den nächsten Wochen will die Initiative verstärkt Präsenz zeigen. „Unsere Mitglieder sind mit Informationsständen auf verschiedenen Campi ansprechbar und erhalten dabei viel Zuspruch“, sagt Manuel Müller, ebenfalls Pressesprecher. „Auch ein Schreiben, mit dem wir uns offiziell, wenn auch ironisch, auf die Kanzlerstelle an der Uni beworben haben, hat positive Resonanz erfahren.“ Das Dokument, mit dem auf Widersprüche in der Reformagenda des Präsidiums hingewiesen wird und das Aspekte des kommenden Grundsatzprogramms enthält, ist der Pressemitteilung angehängt. Ferner verweist die Initiative auf eine Veranstaltung am 27. Oktober, wo Vertreter_innen des unter_bau, der GEW Hessen, der Linkspartei Hessen und
der Hilfkraft-Initiative Frankfurt über Gewerkschaftsarbeit an der Universität diskutieren werden.

Frankfurt am Main, 24. Oktober 2016

Weitere Infos auf: www.unterbau.org  | Pressespiegel unter: www.unterbau.org/category/pressespiegel/

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Die Bewerbung als PdF-Datei lesen

Donnerstag, 27. Oktober 2016, um 20.00 Uhr
Casino 1.812 | Campus Westend | Frankfurt a.M.

Verwalter oder Spalter
Oder: Wie weit können Gewerkschaften an der Uni gehen?

Diskussionveranstaltung mit:

• Janine Wissler (MdL, Linkspartei Hessen)
• Tobias Cepok (GEW Hessen)
• Holger Marcks (unter_bau)
• N.A. (Hilfskraft-Initiative Frankfurt M.

Moderation: Kirsten Huckenbeck (Redaktion express)

Mit dem unter_bau gründet sich im November eine neue Gewerkschaft an der Frankfurter Universität. Sie hat nicht nur den Anspruch, für alle Angehörigen der Uni offen zu sein und basisdemokratisch zu funktionieren, sondern propagiert auch eine politische Transformation der Hochschule in eine rätedemokratische und sozial ausgerichtete Institution. Damit setzt sie sich von bestehenden Gewerkschaftsstrukturen ab. Während man die konkreten Problemlagen in den Arbeits-, Studien- und Wissenschaftsbedingungen relativ ähnlich sieht,
fallen die strategischen Ansätze und programmatischen Ziele zu ihrer Überwindung
unterschiedlich aus. Es stellt sich die Frage, was das für das Gewerkschaftsgefüge an der Universität und für die Handlungsmöglichkeiten ihrer Angehörigen bedeutet.

Bereichert eine solche alternative Organisation die gewerkschaftliche Arbeit an der Uni –oder führt sie zu einer weiteren Spaltung der ohnehin nur geringfügig organisierten Hochschulangehörigen? Müssen gewerkschaftliche Ansätze radikaler sein, wenn die Verhältnisse nicht nur mitverwaltet werden sollen – oder hängt man damit zu viele KollegInnen ab, denen das zu weit geht, und schwächt somit die Gewerkschaftsmacht? Und wo sind eigentlich die politischen Grenzen gewerkschaftlicher Forderungen angesichts der materiellen Abhängigkeit von wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen?