Gegen jeden Kapitalismus
Die neue Kampforganisation

von Siegfried Buttenmüller

11/2017

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Eine Frage von überragender Bedeutung ist in welcher Form der Kampf für die  Überwindung des kapitalistischen Wirtschaftssystems und seiner kapitalistischen Gesellschaft geführt werden kann.

Bis jetzt gibt es fast nur Organisationen und Parteien, die selbst nach  kapitalistischen und bürgerlichen Prinzipien und Normen aufgebaut sind. Solche Organisationen sind selbst Teil des Systems und können es natürlich nicht überwinden da sie sich damit selbst in Frage stellen und überflüssig machen würden. Die neuen Organisationsstrukturen müssen sich von bisher bestehenden Parteien und Organisationen grundlegend unterscheiden. Die  neuen Kampfmethoden müssen ein Teil der Gesellschaft der Zukunft sein und diese repräsentieren.

Die neue Organisation beruht nicht auf Macht und Autorität, sondern auf politischen Inhalten und organisatorischen Prinzipien. Es sind die Inhalte und Prinzipien der zukünftigen Gesellschaft.

Um den Unterschied der Organisationsformen zu verdeutlichen ist es  zweckmäßig die verschiedenen kapitalistischen und bürgerlichen Organisationen und Parteien zu analysieren. Der Kampf gegen diese veralteten Formen der Organisation in der Klassengesellschaft beinhaltet praktisch bereits die neue Kampforganisation und repräsentiert die  zukünftige Gesellschaft.

Die kapitalistische Gesellschaft ist eine Klassengesellschaft mit großen sozialen Unterschieden. Je mehr Geld Jemand hat desto größer ist der politische Einfluß den dieser Mensch auf die Gesellschaft nehmen kann. Wer wenig Geld hat „darf" seine Stimme an kapitalistische und bürgerliche Parteien abgeben die seine Interessen angeblich wahrnehmen. Wer viel Geld hat der kann als „Sponsor" Parteien und Politiker kaufen oder neue Parteien und Politiker unterstützten. Auch die großen Medien und Verlage sind letztlich unter Kontrolle des großen Geldes und tragen im kapitalistischen Rahmen zur „öffentlichen Meinung" bei, die im Rahmen der Interessen der Sponsoren und Besitzer sein muß. So sind sämtliche Felder der offiziellen  Politik darauf ausgerichtet, das Kapitalistische System zu erhalten und  damit die Privilegien der Bürokratie und des großen Geldes.

Darüber hinaus und viel wichtiger ist jedoch die Macht des großen Geldes in  der Wirtschaft die Basis des gesellschaftlichen und politischen Überbaues ist. So kann das große Kapital entscheiden Konzerne und Fabriken zu schließen und damit die ganze Gesellschaft samt aller Parteien zu erpressen. Oder es kann ganze Länder in die Knie zwingen, indem es Kapital abzieht. Das große Kapital hat also eine Vielzahl von Druckmöglichkeiten um  die Politik zu bestimmen und in kapitalistische Richtung zu lenken. Jedenfalls so lange das kapitalistische System nicht zusammenbricht. Außer diesen direkten Lenkungsmöglichkeiten des Kapitales gibt es aber noch die Bürokratie der kapitalistischen Parteien und Organisationen. Es sind
Politiker und Funktionäre die eine ganze Klasse für sich bilden und Eigeninteressen haben. Die jetzige Politik wird im wesentlichen vom großen Kapital und dessen Systeminteressen bestimmt sowie den Interessen der Schicht privilegierter Bürokraten der Parteien und ihrer Stiftungen. Diese Bürokratie stellt auch die Funktionäre im kapitalistischen Staat und all seinen Institutionen. Die Interessen der Masse der Menschen und der  gesamten Gesellschaft sind im Kapitalismus den Interessen dieser Herrschenden Klassen und Schichten untergeordnet.

Aus der Kritik an bestehenden Parteien und Organisationen im Kapitalismus ergeben sich auch Kampfmethoden und Prinzipien der neuen Gesellschaft. Diese ergeben sich aus den wesentlichen politischen Inhalten. Ein Eckpfeiler der antikapitalistischen Organisation ist es natürlich, die kapitalistische Wirtschaft mit Lohn, Preis und Profit durch die direkte Wirtschaft zu ersetzen, die an den Anforderungen der Verbraucher, also der  Masse der kleinen Leute, orientiert ist. Der Anfang vom Anfang eines solchen Wirtschaftssystems ist ein Bedingungsloses Einkommen für Alle Menschen das durch Begrenzung der Vermögen und Einkommen auch nach oben finanziert wird. Dies ist der Klassenkampf durch den mehr Gleichheit und mehr Demokratie erkämpft werden muss und dies ist die Vorraussetzung um das
kapitalistische System zu ersetzen und zu überwinden.

Eine solche Politik ist natürlich nicht im Interesse des großen Geldes und seiner Politiker, Parteien und Organisationen sowie all der „Experten" und „Institute" die vom Kapitalismus leben denn mit dem System werden alle Privilegien und damit die verschiedenen Klassen und Schichten der Gesellschaft abgeschafft.

Ein weiterer Eckpfeiler der antikapitalistischen Organisation ist die Absage an jeden Nationalismus und Separatismus. Es gilt das Prinzip das alle Menschen Gleiche Rechte haben und zwar International und ohne jede Ausnahme. Antikapitalisten fordern internationale Rechtsordnungen und Prinzipien die das gewährleisten. Auch dieser Forderung stellt sich die Bürokratie energisch entgegen da sie gerade vom Nationalismus und seinem Separatstaat lebt. Bürokraten wollen sogar nicht nur den Separatstaat nicht auflösen sondern am liebsten immer neue Staaten gründen da sie sich davon mehr Einkommen und Privilegien erhoffen. Wo der Staat durch allgemeine und internationale Rechtsordnungen, Gleichheit und Demokratie überflüssig ist braucht es natürlich auch keine Bürokraten die solche Separatgebilde verwalten. Wer meint das Serben und Albaner, Spanier und Katalanen, Türken  und Kurden, Israelis und Palästinenser usw. nicht zusammen in einem Staat leben können, entlarvt sich als Ethnonationlist und Bürokrat. Es kommt auf die individuellen Menschenrechte, soziale Gleichheit und Demokratie an und nicht auf künstlich definierte und erzwungene Nationalitäten. Eine Nationalität, Kultur oder Religion kann nur im Rahmen von allgemeinen und internationalen Normen frei gelebt werden.

Ein weiterer Eckpfeiler der antikapitalistischen Organisation ist der Kampf gegen jeden Krieg. Ursache der Kriege und Bürgerkriege ist das kapitalistische Wirtschaftssystem das versagt und die Politik der Kapitalisten sowie der Bürokraten. Kapitalisten und Bürokraten wollen die Krise ihres Systems mit Krieg und Imperialismus lösen und damit ihre Interessen auf Kosten anderer Imperien und der Masse der Menschen lösen. Es sind die Kriege der Kapitalisten und der Bürokraten.

Die antikapitalistische Organisation ergibt sich also aus den Inhalten und diese Inhalte verbieten allein schon kapitalistische, bürgerliche und bürokratische Organisationsmethoden mit ihren Privilegien und undemokratischen Strukturen.

Antikapitalisten treten offen für ihre Forderungen ein und verschmähen es,  „Übergangsweise" kapitalistische Forderungen zu vertreten. Antikapitalisten geht es nicht darum etwas für die Partei, Organisation und die Bürokratie zu gewinnen, sondern ganz im Gegenteil darum die ganze Gesellschaft der Menschheit zu verändern.

Die immer schneller fortschreitende Vernetzung der ganzen Gesellschaft  durch globale Diskussion, Produktion, Forschung, Planung usw. ist eine Grundlage und Machtbasis der antikapitalistischen und zukünftigen Gesellschaft.

Antikapitalisten wollen gewachsene Strukturen und Produktivkräfte nicht  zerstören und zerschlagen soweit sie erhaltenswert sind. Es geht um tiefgreifende Reformen die eine Weiterentwicklung der Gesellschaft ermöglichen und in einem dialektischen Prozeß eine Revolution sind. Antikapitalisten wollen nicht an Stelle der Menschen und über sie regieren.
Es geht nicht darum die „beste Partei" zu sein und die „besten Bürokraten"  des kapitalistischen Systems. Antikapitalisten wollen die Gesellschaft durch Basisdemokratie stärken und sie dadurch fit für die Zukunft machen. Antikapitalistische Programme und Prinzipien einigen das weltweite Proletariat während kapitalistisch Organisationen mit ihrer Politik fortwährend spalten und ausgrenzen. Es sind seine natürlichen Interessen und daher bedarf es keiner zentralistischen und damit bürokratischen Organisation, die Vernetzungen genügen. Antikapitalisten sind keine angebliche Avantgarde der Gesellschaft sondern Teil der Gesellschaft. Da der Kapitalismus an sich selbst scheitern muß wird die Zukunft antikapitalistisch sein, oder gar nicht.

Zusendung per Email am 5.11. 2017, Zweitveröffentlichung auf www.antikapitalist.eu

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