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Steck die Antifa in die Tasche!
Konsumorientierung & Heißleimbindung jetzt auch im Widerstand.
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Hoffentlich hält er, was er verspricht. Bereits das elfte Mal erscheint er nun und bisher war es ein eher ein kurzlebiges Vergnügen mit ihm. Denn spätestens seit 1997 fielen einem bereits im März die Seiten des Monats September entgegen. Die Antifaschistin, die sich den Demotermin für den internationalen Frauenkampftag eintragen wollte, lief leicht Gefahr, durch das schon im Frühjahr entstandene Durcheinander beim 1.9. - dem internationalen Antikriegstag - zu landen. Aber damit soll jetzt Schluss sein: "Mit neuer Bindung" kündigt die Werbung für den Antifaschistischen Taschenkalender 2001 an. "Persönlich nehmen wir alle Verantwortung auf uns und garantieren Abhilfe", verspricht das diesjährige Vorwort der Kalender-Redaktion.

Doch erst mal beginnt alles wie jedes Jahr. Texte zu Antifaschismus und Antirassimus sowie einige Kurzrezensionen füllen die ersten 65 Seiten. Erst dann kommt, was das wirkliche Antifa-Herz begehrt: 365 Tage des neuen Jahres auf rund 120 Seiten. Hier kann rumgemalt, jedes Wochenende fleißig eine Demo eingetragen und sogar etwas gelernt werden. So wurden im letzten Jahr die Tage der verschiedenen Berufsgruppen akribisch aufgelistet: "Tag der Chemiearbeiter", "Tag der Beschäftigten der Haus- und kommunalwirtschaftlichen Dienstleistungen" oder gar der "Tag der deutschen Volkspolizei" fanden sich als kleine Notiz an den entsprechenden Tagen.

Der Kalender - nach der Verlagswerbung gar ein "Symbol des antifaschistischen Widerstands" - gibt auch über neuere und neueste deutsche Geschichte Auskunft. Sogar das vergehende Jahr findet in seinen Tiefen - "11.6.2000: Alberto Adriano wird in Dessau von Nazis überfallen und so schwer verletzt, dass er stirbt" - und Höhen - "9.1.2000: Die Luxemburg/Liebknecht Demonstration in Berlin wird wegen einer Anschlagsdrohung verboten. 6.000 Menschen demonstrieren trotzdem" - Beachtung.

Dennoch fehlt was: die Foto-Love-Story vom letzten Jahr, in der die aufmerksamen LeserInnen das Zusammentreffen von Minna (16) und Clemens (15) auf einer Demo gegen die lokale Naziszene mitverfolgen konnten. Nun ja, nobody is perfect. Dafür schließt aber auch diesmal wieder ein überaus nützliches Who-is-who der wichtigsten linken Zentren, Gruppen, antifaschistischen Zeitungen und Archive an der Jahresübersicht an. Zu guter letzt folgt das unverzichtbare Adressbuch - im noch aktuellen Kalender mittlerweile nur noch eine Loseblattsammlung. Tja, da bewahrheitet sich, was für Kalender und Bewegung gleichermaßen gilt: "Happy ends sehen anders aus. Wir arbeiten dran" (Vorwort).

Kyo Gisors

Kalenderredaktion: antifa kalender 2001, UNRAST Verlag, Münster, 2000, 250 S., 12.- DM.