Hohmanns Anachronismus
Bemerkungen zu einem Antisemitismus-Skandal

von Gerhard Hanloser

12/03    trend onlinezeitung

Briefe oder Artikel info@trend.partisan.net ODER per Snail: trend c/o Anti-Quariat 610610 Postfach 10937 Berlin
Man kann es nicht bestreiten: Hohmann ist ein Patriot, ein Konservativer, ein Christ und jemand, der sich um das Wohl des deutschen Standorts Gedanken macht. Hohmann ist also ein Mann, der mit Fug und Recht von sich behaupten kann, in der CDU am richtigen Platz zu sein. Gestolpert ist Hohmann mit seiner Rede zum 3. Oktober über seinen Antisemitismus und seinen pathologischen Antikommunismus, über Ideologien, die in ihrer Plumpheit im Deutschland des Jahres 2003 Anachronismen darstellen. 

Nur wenige haben sich wirklich die Mühe gemacht, die Rede Hohmanns zu analysieren und die Frage aufzuwerfen, auf welchen verschlungenen Wegen der gefeuerte hessische CDU-Bundestagsabgeordnete zu seinen Ausführungen über das "jüdische Tätervolk" kommt. 
Hohmanns Thema ist das der "Gerechtigkeit für Deutschland" und seinen Einstieg findet Hohmann mit den Bild-Schlagzeilen der vergangenen Wochen: anti-muslimisch eingefärbte Rassismus, der beklagt, dass der "Kalif von Köln" nicht in die Türkei ausgewiesen wird, sondern "deutsche Sozialhilfe" bezieht, trifft sich mit dem Hass auf "Miami-Rolf", dem sozialhilfebeziehenden Deutschland-Flüchtenden und der Abneigung gegen den hessischen Sozialhilfeempfänger, dessen Arbeitslosigkeit ihm doch tatsächlich nicht den Spaß an der Lust nimmt und der Viagra "aus Staatsknete" finanziert bekommt. Früher, bekundet Hohmann hätte man sie alle "Schmarotzer" genannt. Nationalismus, Sozialrassismus und Lustfeindlichkeit - hier spricht ein deutscher Patriot. 

Allzulange will sich Hohmann jedoch mit diesen "vordergründigen Erscheinungen" nicht aufhalten. Hohmann will tiefer vordringen, die inkriminierten Fälle von Sozialegoismus der unteren Klassen werden von Hohmann konfrontiert mit einem verloren gegangenen "Wir-Denken", einer "Gemeinschaftsbezogenheit", die es in Zeiten "wirtschaftlicher Stagnation" zu stärken gilt. Hohmann weiss: der Staat muss sparen und er vertraut auf die Opferbereitschaft der großen "Mehrheit der Bevölkerung", sie - so Hohmann - "verschließt sich einem Sparkurs nicht. Allerdings wird eines verlangt: Gerecht muss es zugehen."
Ein linker und linksliberaler Reformist, der die Gerechtigkeitslücke geschlossen sehen wollte, würde an dieser Stelle für eine Besteuerung der Reichen plädieren oder ähnliches. Doch Hohmann will, wie jeder Reaktionär, das Feld des Sozialen - wie es die Reformisten tun - oder gar der Klassen - worauf Revolutionäre abstellen - verlassen. Der Spaltung der kapitalistischen Gesellschaft in unterschiedliche Klassen hält er die Spaltung in Deutsche und Andere entgegen. Viele Deutsche "haben das Gefühl, als normaler Deutscher schlechter behandelt zu werden als andere".

Beim "Tätervolk" sind wir aber immer noch nicht angelangt, hierfür braucht Hohmann noch ein paar Zwischenschritte. Nach einem kurzen Intermezzo über die zu hohen Zahlungen Deutschlands an die Europäische Union, stellt Hohmann die Frage, wie es mit der Entschädigung der "deutschen Zwangsarbeiter" aussehen würde, um beim Stichwort Zwangarbeiter alsbald darauf zu sprechen zu kommen, dass die Entschädigungszahlungen an die Opfer des NS der "gesunkenen Leistungsfähigkeit des deutschen Staates" anzupassen wären. Eine Schieflage ist konstatiert: "die Deutschen" müssen den Gürtel immer enger schnallen und deutsches Geld wandert auf ausländische Konten. Und nun ist Hohmann beim Thema: "Das liegt an der deutschen Geschichte." Diese deutsche Geschichte gilt es nach Hohmann umzuschreiben. "Unsere Erbsünde lähmt das Land", zitiert der CDUler Hans-Olaf Henkel, Vizepräsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie. Und so wandert Hohmann zielstrebig darauf zu, wo er auch einen Großteil seiner Rede verweilen wird: auf die Widerlegung, dass die Deutschen ein Tätervolk waren und die totalitarismustheoretisch unterfütterte Projektion, dass die Juden das wahre Tätervolk sind. Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie vergessen. Dass aussgerechnet der Antisemit und US-Kapitalist Henry Ford mit seinem 1920 geschriebenen Machwerk "The International Jew" als Zeuge bemüht wird, ist kein Zufall. Hohmanns Elite-Antisemitismus ist keine Rebellion gegen Kapitalismus, Börse, Moderne und Geld, wie es aus dem romantizistischen und sozialpopulistischen Antisemitismus bekannt ist, sondern Hohmanns Antisemitismus ist mit dem Antikommunismus und dem Anti-Egalitarismus verknüpft. Hohmann weiss schließlich auch folgendes zu berichten: "So stammt Karl Marx über beide Eltern von Rabbinern ab. Sein Porträt hing im Wohnzimmer einer jüdischen Frauenforscherin, die im übrigen bekennt: 'Ich bin damit groß geworden, dass ein jüdischer Mensch sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, progressiv und sozialistisch ist. Sozialismus war unsere Religion.'" 

Dem bekennenden Christen Hohmann ist dies natürlich ein Graus und seine Rede endet auch mit den Worten "Mit Gott in eine gute Zukunft für Europa! Mit Gott in eine gute Zukunft besonders für unser deutsches Vaterland!"

Das Thema "Gerechtigkeit für Deutschland" hat Hohmann erschöpfend zu Ende gebracht: er verschiebt den Gerechtigkeitsbegriff als soziale Kategorie und macht daraus einen nationalen. Er weiss sich konformistisch einig mit den führenden Kapitalisten der Jetzt-Zeit wie Olaf Henkel und den führenden Kapitalisten der vergangenen fordistischen Prosperitätsphase, mit dem "Autokönig Ford" wie Hohmann bewundernd sagt. Der Hass und das Ressentiment gegen Daniel Goldhagen, schließlich hatte er ein Volk williger Vollstrecker diagnostiziert, trifft sich mit der Politik des Schlußstrichs, den Hohmann am liebsten mit den Wiedergutmachungszahlungen gezogen sehen würde. Gerechtigkeit für Deutsche vor der Geschichte, sprich: Relativierung von Auschwitz und die Denunziation des Egalitären und der Revolution als jüdisch - Hohmann wollte zwei Fliegen mit einer Klatsche, der antisemitischen, schlagen.

Die CDU ist eine Volkspartei, als solche ist sie sowohl dem Standort als auch dem Volk Rechenschaft schuldig. Der Standort verlangt die Entlassung Hohmanns, das Volk, also all diejenigen die sich als Deutsche begreifen, will das nicht verstehen. Niemand aus der CDU will wirklich für die Entlassung Hohmanns aktiv eintreten: Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer Kauder brachte die Haltung der CDU präzise auf den Punkt: Die Dinge gehen jetzt ihren Gang, die Dinge müssen jetzt ihren Lauf nehmen. Derart schicksalsfügsam signalisiert man der CDU-Basis: wir sind machtlos, Opfer eines Prozesses, der sich hinter unserem Rücken vollzieht. Wer hier wieder Drahtzieher war und ist, muss nicht extra erwähnt werden, die Basis weiss es. Hatte nicht Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Gemeinde in Frankfurt Koch und die CDU mit den Worten ermahnt: Hohmann habe sich "das Recht verwirkt, die Interessen des deutschen Volkes im Bundestag zu vertreten." Für den deutschen Durchschnittsantisemiten ist dies wiederum ein Beweis für die unverschämte Macht der Juden in Deutschland. Für jemand, der die deutschen Durchschnittsantisemiten kennt, ist Salomon Korns Satz jedoch ein Beweis, wie wenig Korn "die Interessen des deutschen Volkes", der Deutschen, also diejenigen, die deutsch fühlen und denen Hohmann aus dem Herzen spricht, richtig einzuschätzen vermag.

Der "provinzielle Irrweg" und die FAZ

Am Interessantesten waren die Reaktionen der FAZ auf die Affäre Hohmann. Der unermüdliche Patrick Bahners, der Mann in der FAZ-Redaktion für Fragen der Vergangenheitsbewältigung, tut sich mit klaren Aussagen über Hohmann merklich schwer. Noch am 6. November beklagt er, dass die "Phantasmagorie des Tätervolkes" so dankbare Aufnahme in unserem Volk finden würde. Gegen den Streit unter Historikern, die die Deutschen mit Götz Alys Diagnose eines Volkswohlfahrsstaates als Profiteure des NS auf der einen Seite ausmacht und sie zuweilen als dem Charisma Hitlers erlegene auf der anderen Seite darstellt, will Bahmers endlich einmal festgehalten wissen, dass die Deutschen nicht unisono verliebte oder profitierende Täter waren - und er verweist auf die "gut belegte Resistenz des katholischen Milieus". Am 11.November beklagt die FAZ auf der ersten Seite den Prozess gegen Hohmann. Und sieht ein Lehrstück aufgeführt: aus einem "provinziellen Irrweg" wird ein gesamtgesellschaftliches Beispiel. Die Union zeigt sich, sollte sie Hohmann ausschließen, als erziehungsunfähig. Schließlich geht es laut FAZ ums Integrieren des irrlaufenden Wählers, wie es Stoibers Lehrmeister Strauss so vorzüglich vorgemacht hat. "Aber wie soll jemand an den Rändern überzeugt werden", endet der Kommentar, wenn man "statt Einsicht zu fördern und zu fordern, den Ausschluß anstrebt?" 
Ein Tag später lässt sich abermals Patrick Bahners aus über "Unterstellung guter und böser Absichten", über "antisemitisch interpretierte Worte", Es handelt sich also nicht um manifesten Antisemitismus, sondern um "Unterstellung" und Interpretation. Bahners findet selbst die Adjektive schief und unglücklich für Hohmanns Rede, wehrt sich aber gegen ein "Resozialisierungsregiment" wie gegen den Ausschluß, theatralisch "die Verstoßung" genannt. 

Drei Tage später - die Fraktion hat sich von Hohmann getrennt - tritt Bahners nach: gewonnen hat die political correctness, doch so langsam darf Hohmann auch keine Verteidigung mehr erwarten, von Integrieren ist keine Rede mehr, nun verdammt auch Bahners Hohmann. Die Argumentation lohnt es ausführlich zu zitieren: "Aus jeder Vokabel in Hohmanns Rede sprach Ressentiment. Wie redet dieser Patriot? In jeder Hinsicht unsouverän, geduckt und verdruckst. Eine Festrede zum Nationalfeiertag, die zur Hälfte aus fauligen Lesefrüchten über den jüdischen Bolschewismus besteht, kann man mit einem Wort kennzeichnen: geschmacklos." 

Der Ärger ist klar rauszuhören: warum können Patrioten nicht endlich mal souverän sein, fragt sich die FAZ. 

Bereits am 12. November hatte sich Berthold Kohler in einem Leitartikel beklagt: "Es mutet allerdings wie ein schlechter Witz an, daß die Union keinen klügeren Vordenker aufbieten konnte als den Irrläufer aus der osthessischen Provinz, um in der Diskussion über den "deutschen Weg" (Schröder) oder die Weiterentwicklung der Lehren, die das souveräne Deutschland aus Auschwitz zu ziehen habe (Fischer), nicht gänzlich in Vegessenheit zu geraten." Die Konservativen schäumen: in der Geschichtspolitik führt Rot-Grün und wenn einmal ein rechter Konservativer die Stimme erhebt, dann so angestrengt, hemdsärmlich, ressentimentgeladen und in deutlicher Nazi-Tradition. Es war eine schlechte Woche für den deutschen Konservativismus. 

Die Weisheiten der Anti-Antisemiten

Sabine Christiansen hat sich nicht lumpen lassen, ausgerechnet zum Fall Hohmann ließ sie Norman Finkelstein zur Diskussion ins Studio einfliegen. Dieser nutzte sofort die Bühne, um seinem pathologischen Antizionismus freien Lauf zu lassen. In der Hohmann-Affäre ging es zwar nie um Israel, Hohmann verneigt sich ausdrücklich vor den "Führungspersönlichkeiten Adenauer und Ben Gurion", schließlich will Hohmann auch mit den "Wiedergutmachungszahlungen" den Schlußstrich gezogen sehen - für Finkelstein geht es aber immer um Israel und die Denunziation instrumentalisierender Antisemitismus-Vorwürfe. Doch vor lauter Suche nach und Empörung über die Instrumentalisierung mag Finkelstein Antisemitismus nicht mehr wahrnehmen. So ist es auch kein Wunder, dass der pathologische Antizionist einen reaktionären Antisemiten nicht als solchen erkennt und Finkelstein Hohmann vom Antisemitismus-Verdacht freispricht. 

Unter den Kommunisten waren tatsächlich viele Juden, sagt Finkelstein, Hohmann spreche nur die Wahrheit aus. Es war der ehemalige Linke und jetzige Innenminister Otto Schily, der hier seinen Auftritt als belesener Anti-Antisemit hatte. Es ist eine reine Projektion, so der innenminister, Kommunist und Jude zusammenzuziehen, eben eine Projektion des Antisemiten, die mit der Wirklichkeit nicht zu tun habe.

Natürlich hat Schily recht. Der Antisemit braucht keinen konkreten Juden zu kennen, um zu wissen, dass "der Jude" für die Schrecken der Gleichheit und Klassenlosigkeit, also des Kommunismus, wie für die Schrecken des Individualismus und Egoismus, also den Kapitalismus gleichermaßen steht. 

Doch auch Finkelstein hat recht, und Schily hat Recht, aber auch Unrecht zugleich: tatsächlich ist die Geschichte der Revolutionen verknüpft mit der Geschichte der Juden: ob unter den Bolschwiki oder den Anarchisten Russlands, ob in der frühen, zuweilen recht militanten amerikanischen Arbeiterbewegung oder in den proletarischen Vierteln sämtlicher Hauptmigrationsstädte: es waren oftmals Leute aus dem jüdischen Milieu, die zu den radikalsten und klassenkämpferischsten Zeitgenossen zählten. Diese in Vergessenheit geratene und von Hohmann wider Willen aufgefrischte Geschichte erinnert daran, dass historisch der Kampf gegen Antisemitismus und der Kampf gegen Herrschaft und Kapitalismus keineswegs getrennt waren. 

Daran werden die demokratischen Staatsantifaschisten nicht gerne erinnert: "den Juden" können sie nur als Demokraten ertragen, deshalb will Josef Joffe von der Zeit genauso wie Otto Schily nichts mehr von Trotzki hören. Auch die Sprecher und Vertreter der Juden in Deutschland wollen sich ganz demokratisch, aufklärerisch und zivilgesellschaftlich aufspreizen.

Man muss Henryk M.Broder vor diesem Hintergrund Respekt aussprechen, dass er im Spiegel der naiven Selbstbescheidung und Aufklärerei prominenter Juden in Deutschland eine Absage erteilt und sich über die Mischung aus ritualisierter Opferinszenierung und gutmeinender Pädagogik, in der sich Vertreter der Juden in Deutschland ergehen, lustig macht. Zum Woody Allenschen Baseball-Schläger oder zur Erkenntnis, dass nur eine fundamentale Veränderung des Bestehenden, also in einer Welt ohne Capital, Bild und Spiegel, der Antisemitismus verschwunden sein wird, wird er sich freilich nicht durchringen können. Aber nicht alles kann man von allen erwarten.

Elite und Antisemitismus

Antisemitismus als "Sozialismus der dummen Kerle" hatte die letzten Jahre Konjunktur - wie bei den Kathedersozialisten von ATTAC, wo sich Finanzkapitalschelte mit befreiungsnationalistischem Anti-Israel-Ressentiments trifft. Viele hätten den Antisemitismus am liebsten als ein Produkt und Problem der Linken fixiert. Die Zeit hatte bereits vor dem letzten Irak-Krieg die Anti-Kriegsparole "Kein Blut für Öl" in einem Akt beispiellosen Syllogismus in die Nähe von Naziparolen gerückt. Die Nazi-Sprache von Hohmann will man in der Redaktion jedoch nicht als solche erkennen. Rund um die Hohmann-Affäre weiss Josef Joffe zu berichten, dass Hohmanns Motiv "nicht Judenhass, sondern Entschuldung" ist. Wie beruhigend. Hohmann ist für ihn bloß ein Fußnote, Antisemitismus ist nicht nur ein deutsches Problem, schreibt er, manifestiert er sich doch "bei jedem Anti-Globalisierungs-Aufmarsch, bei jeder Demo gegen die USA". 

Die Freunden von Liberalismus, Kapitalismus und Globalisierung wollen in der Antiglob-Bewegung, in dem muslimischen Antisemiten aus Kreuzberg oder aus den französischen Vorstädten den Feind der bürgerlichen Gesellschaft, von Aufklärung und Toleranz sehen, der er zweifellos ist. Der linke oder sozialpopulistische Antisemitismus von unten, den es gibt und den es zu bekämpfen gilt, wurde schon immer von denjenigen vertreten, die "von Herrschaft verstümmelt" sind, wie Adorno und Horkheimer sagten. Er wurde auch von denjenigen am schärfsten kritisiert, die sich selbst als "Übermensch" generieren wollten und jegliches Ressentiment als Regung der Zu-kurz-Gekommenen ablehnten. Hatte nicht Nietzsche geraunt: "Dann lasse ich eben alle Antisemiten erschießen"? Die Gewinner und Möchtegern-Gewinner der Weltordung werfen den schein-rebellischen Antisemiten das Verlierer-Sein vor. Nicht die falsche Ideologie, die Feigheit der konformistischen Rebellion, die Idiotie der Personalisierung und Verschwörungstheorien halten die Glücklichen den Unglücklichen vor, sondern ihre Verstümmelung, die noch auf die Existenz von Herrschaft aufmerksam macht. 

Für die "happy few" und die braven Demokraten ist der Extremismus der Extremen immer schlimmer als der Extremismus der Mitte. Letzerer ließe sich noch integrieren, von einem Globalisierungsgegner, zumal einem "weit links stehenden" (Richard Herzinger in der Zeit), und einem arabischen Jugendlichen aus der französischen Vorstadt lässt sich das nicht ohne weiteres behaupten. KSK-General Günzel und CDU-Mann Hohmann sind Männer des Staates, Populisten zwar und wegen ihrer Hemdsärmlichkeit und Offenheit dysfunktional. Man wirft ihnen vor, nicht Übermensch genug zu sein. Die FAZ ärgert sich über so hemdsärmliche Vertreter des Konservativismus, will sie aber dennoch nicht "ins soziale Nichts" stoßen und beschwört die Selbstreinigungskraft der deutschen Demokratie. Die ZEIT winkt mit dem Vergleich zum weltweiten Neo-Antisemitismus ab und weiß: "dies ist die liberalste Demokratie in Europa... und unsere Demagogen heissen Schill oder Lafontaine". Das ist der Anti-Antisemitismus der Liberalen: Was ist schon ein Hohmann, fragen sie, gegenüber den wirklichen Feinden unserer offenen Gesellschaft, einem linken Globalisierungsgegner oder einem Schmalspur-Keynesianer wie Lafontaine, der für gewerkschaftliches Bewußtsein wie Dekadenz gleichermaßen steht? 

Editorische Anmerkungen

Den Artikel schickte uns der Autor am 24.11.2003 mit der Bitte um Veröffentlichung.