Betrieb & Gewerkschaft
Heino statt Gewerkschaften
Dienstleistungsgewerkschaft ver.di verstärkt Druck auf die Lidl-Geschäftsführung


von
Peter Nowak
12/06

trend
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Am vergangenen Samstag endete die Aktionswoche, mit der die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Druck auf die Geschäftsführung des Billig-Discounters Lidl ausüben wollte

Unter dem Motto "Respekt“ verteilten ver.di-Aktive Informationskärtchen an die rund 40.000 Lidl-Beschäftigten. „Ziel ist es, die Beschäftigten zu ermuntern, ihre Rechte und Respekt von ihrem Arbeitgeber einzufordern“, heißt dazu in der Presseerklärung von ver.di. Außerdem wurden Info-Stände vor Lidl-Filialen und in Fußgängerzonen organisiert, um Kunden auf die nach wie vor fehlenden Grundrechte von Discount-Beschäftigten aufmerksam zu machen.
Die Gewerkschaft hat bewusst, den Beginn des Weihnachtsgeschäftes für ihre Aktion ausgewählt. „In immer mehr Bundesländern fallen die Ladenschlußzeiten. Berlin und Sachsen haben hierbei schon den Anfang gemacht. „Gerade jetzt ist die Notwendigkeit von starken Betriebsräten wichtiger denn je“, meint der Lidl-Experte beim ver.di-Vorstand
Rainer Kau. Die Betriebsräte haben schließlich bei der Gestaltung der Arbeitszeiten ein Wörtchen mitzureden. Anders sieht es in den Lidl-Filialen aus, wo in der Regel Betriebsräte ein Fremdwort sind.

„Da könne es schon mal passieren, dass eine Verkäuferin um 6 Uhr morgens und dann noch mal um 20 Uhr abends zur Arbeit antreten muss“, so Kau. An ein geregeltes Familienleben sei dann nicht mehr zu denken.

“Nur eine wirksame Interessenvertretung kann diese Missstände, die einer modernen Dienstleistungsgesellschaft nicht würdig sind, abstellen. Deswegen fordern wir mit Nachdruck die Lidl-Unternehmensführung auf, den Beschäftigten den Zugang zu ihren grundgesetzlich gesicherten Mitbestimmungsrechten nicht länger zu blockieren“, meint Kau zum Ziel der Aktionswoche.

Die Lidl –Kette steht mittlerweile europaweit wegen ihrer Aversion gegen Betriebsräten und Gewerkschaften in der Kritik.

Kau sieht bei erste bescheidene Erfolge. Erst kürzlich sei in einer Lidl-Filiale in der Nähe des bayerischen Landshut ein Betriebsrat installiert worden.

Doch für die Lidl-Geschäftsführung sind sie weiter ein rotes Tuch, so Kau. „Wer das Wort Betriebsrat in den Mund nimmt, muss mit seiner Kündigung rechnen“. Dafür würden Millionen für eine Imagekampagne ausgegeben. Dabei scheinen die Kampagnenmacher recht kreativ zu sein. Einerseits finden sich in Lidl-Filialen mittlerweile einige fairgehandelte Produkte aus der 3. Welt und das Greenpeace-Magazin. Anderseits haben die Lidl-Filialen verbilligte Ticket für das Heino-Revival verkauft.

Bei ihm brauchen sie sicher keine Parteinahme für gewerkschaftliche Rechte und die freie Arbeit von Betriebsräten befürchten. Der Schlagersänger (Schwarzbraun ist die Haselnuss) ist eher für das Singen sämtlicher Strophen des Deutschlandliedes bekannt.

Editorische Anmerkungen

Der Artikel wurde uns vom Autor am 11.12.06 überlassen.